„We can acknowledge that oppression will always be with us, and still strive for justice. We can admit the intractability of depravation, and still strive for dignity. Clear-eyed, we can understand that there will be war, and still strive for peace.“
Mit diesem Bekenntnis zu Gerechtigkeit und Frieden beendete Barack Obama seine Dankesrede anlässlich der Verleihung des Friedensnobelpreises im Dezember 2009 in Oslo. Die Eckpunkte der Osloer Rede von Obama finden sich vor allem in einem Werk wieder, dessen Autor keine Gelegenheit mehr hatte, den neuen US-Präsidenten zu erleben und zu kommentieren: Der Philosoph John Rawls ist 2002 verstorben – aber die zentralen Botschaften des dritten Teils seiner Gerechtigkeitstrilogie, „The Law of Peoples“, schimmerten in Obamas Rede deutlich durch. „Die politische Philosophie ist realistisch-utopisch, wenn sie die Grenzen dessen, was wir gewöhnlich für praktisch-politisch möglich halten, ausdehnt“ – es scheint gerade so, als ob Obama mit seiner Rede die von Rawls philosophisch „ausgedehnte Grenze“ politisch ausgefüllt hat. Diese Verknüpfung wurde bereits Mitte 2009 vom amerikanischen Historiker Jeremy Young hergestellt: „That has never been more true than today, when our President has, consciously or unconsciously, exalted Rawlsian ideas to the position of the greatest possible good.“ Die vorliegende Arbeit hat eben den dritten Teil von Rawls’ Hauptwerk zum Gegenstand: „Das Recht der Völker“ ist angesichts der heutigen Weltlage hochaktuell. Zum einen sollen Inhalt und Argumentationsgang des Rechts der Völker dargestellt werden – deswegen folgt dieser Einleitung (I) eine Analyse der Argumentation (II) im rezensierten Werk. Der Anspruch jeder Theorie ist die Validität – daher schließt sich eine Kontextualisierung des Werkes hinsichtlich der aktuellen wissenschaftlichen Debatte in den internationalen Beziehungen (III) an. In diesem Zusammenhang endet die Arbeit mit dem Versuch einer Diskussion zur Frage, ob Rawls’ Idee eines Rechts der Völker eine umfassende, aktuelle und vor allem anwendbare Konzeption bietet und welche theoretischen Leerstellen sich angesichts der aktuellen Weltpolitik ergeben.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Argumentationsverlauf in Rawls’ „Das Recht der Völker“
a. Grundannahmen
b. Der erste Teil der Idealtheorie
c. Der zweite Teil der Idealtheorie
d. Nichtideale Theorie
e. Ausblick und Grenzen der Konzeption
III. „Globalizing Rawls“: Das Recht der Völker als Beitrag in der Debatte in den internationalen Beziehungen
a. Realismus versus Idealismus und das Recht der Völker
b. Anwendungsprobleme, Leerstellen und offene Fragen beim Recht der Völker
c. Schlussfolgerungen
IV. Literaturverzeichnis
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