Das kalendarische Alter ab 60 Jahren gilt in vielerlei Hinsicht als Übergangsschwelle in einen neuen Lebensabschnitt (vgl. CLEMENS, 2001, S. 489). Neben resultierenden sozialen und psychischen Veränderungen ergeben sich im Zuge primärer Alterungsprozesse mannigfaltige Involutionen im Hinblick auf nervale und motorische Prozesse. Die Tatsache, dass die demographischen Berechnungen bezogen auf die Industrieländer einen überproportionierten Anstieg älterer Menschen zu verzeichnen haben (vgl. TEWS, 2002, S. 29), bringt den Gesundheitssektor, aufgrund hoher Morbiditätsraten der Senioren, in eine schwierige Situation. [....]
Ein Primärproblem stellt indes die ansteigende Sturzinzidenz der betreffenden Altersgruppe dar, welche nicht selten durch mangelnde Gleichgewichtskompetenz begründet werden kann. Sowohl die Erhaltung bzw. Wiederherstellung des statischen als auch dynamischen Gleichgewichts bei alltäglichen Handlungen ist für viele Senioren keine Selbstverständlichkeit (vgl. SCHALLER, 2001, S. 49).
Aufgrund der Multifaktorialität des Gleichgewichtsindikatums muss eine diesbezüglich geeignete Maßnahme einerseits konditionelle und andererseits koordinative Ressourcen kumulativ entwickeln können, um vorhandene Sturzinzidenzen wirkungsvoll senken zu können (vgl. BECKER, 2004, S. 193). Jener Forderung gerecht werden tänzerische Bewegungsvollzüge, die sensorisch und motorisch höchste Anforderungen an den Übenden stellen (vgl. BROWN et al., 2005). Tanz als komplexe sensomotorische Aktivität erfreut sich zudem einer großen Beliebtheit bei älteren Menschen, so dass er verhältnismäßig unkompliziert der Zielgruppe nahe gebracht werden kann.
Trotz der hohen Heterogenität bei der Studiengestaltung konnten sämtliche Veröffentlichungen einen positiven Effekt des Tanzes auf die Gleichgewichtsfähigkeit der betreffenden Altersgruppe feststellen. Dabei entwickelten sich statische und dynamische Parameter ähnlich gut. Eine generelle Verallgemeinerung der Ergebnisse kann aber nur mit entsprechenden Einschränkungen vorgenommen werden. Zum Ersten wurde in keiner der Studien eine direkte Sturzreduktion gemessen. Zweitens entstehen durch die inkonsistenten Vorgehensweisen Fragen hinsichtlich optimaler Dosis-Wirkungs-Beziehung. Weiterhin sorgt die uneinheitliche Messmethodik für eine mangelnde Vergleichbarkeit der Publikationsresultate. Eine praktische Relevanz, die sich auch auf pathologische Zustände bezieht (vgl. HACKNEY et al., 2007), ist trotz allem zu konkludieren.
Inhaltsverzeichnis
- Kurzzusammenfassung
- Einleitung
- Alter, Altern und Senioren
- Biologie des Alterns
- Motorische Folgen des Alterungsprozesses
- Kompensation motorischer Alterserscheinungen durch körperliche Aktivität
- Die Gleichgewichtsfähigkeit
- Analysatoren zur Steuerung und Regelung des Gleichgewichts
- Der Vestibularanalysator
- Der taktile Analysator
- Der optische Analysator
- Der kinästhetische Analysator
- Altersbedingte Reduktion der Analysatorenleistungen
- Erhöhte Sturzinzidenz als Folge altersspezifischer Degenerationen
- Gleichgewichtserhalt und Sturzprävention durch körperliche Aktivität
- Analysatoren zur Steuerung und Regelung des Gleichgewichts
- Musikbegleiteter Tanz als Gleichgewichtstraining
- Analysatoreneinsatz während musikbegleiteter Tänze
- Tanz als relevante Möglichkeit zur Gleichgewichtsverbesserung bei Senioren
- Die Dokumentenanalyse
- Der systematische Review
- Forschungsziel und Hypothesenbildung
- Durchführung des Reviews
- Kriterien für die Studienauswahl
- Literaturrecherche und Suchstrategie
- Rechercheergebnisse
- Methodische Qualitätsbeurteilung
- Ergebnisse
- Forschungsgegenstände eingeschlossener Studien
- Charakteristik der Studienteilnehmer
- Instrumente der Gleichgewichtsmessung
- Art und Dosierung der Tanzintervention
- Studienergebnisse
- Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Bachelorarbeit untersucht den Einfluss von Tanz auf die Stabilisierung des statischen und dynamischen Gleichgewichts bei Senioren. Ziel ist es, durch einen systematischen Review herauszufinden, ob Tanz die Gleichgewichtsfähigkeit positiv beeinflusst und somit zur Sturzprävention beitragen kann.
- Der Einfluss des Alterns auf das Gleichgewicht
- Die Rolle der sensorischen Systeme beim Gleichgewicht
- Tanz als Intervention zur Verbesserung des Gleichgewichts bei Senioren
- Auswertung und Diskussion der Ergebnisse eines systematischen Reviews zu diesem Thema
- Bewertung der methodischen Qualität der untersuchten Studien
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt den Kontext des Problems: steigende Sturzinzidenz bei Senioren aufgrund von Gleichgewichtsproblemen. Sie benennt die Bedeutung von Gleichgewichtstraining und stellt den Tanz als mögliche Intervention vor. Die Arbeit wird als systematischer Review positioniert, der den Einfluss von Tanz auf die Gleichgewichtsfähigkeit untersucht.
Alter, Altern und Senioren: Dieses Kapitel beleuchtet die biologischen und motorischen Folgen des Alterungsprozesses im Bezug auf das Gleichgewicht. Es werden altersbedingte Veränderungen in den sensorischen Systemen und deren Einfluss auf die Sturzanfälligkeit erläutert. Der Fokus liegt auf den physiologischen Veränderungen und der damit verbundenen Notwendigkeit gezielter Trainingsmaßnahmen.
Die Gleichgewichtsfähigkeit: Hier werden die verschiedenen Analysatoren (vestibulär, taktil, optisch, kinästhetisch) und deren Interaktion bei der Aufrechterhaltung des Gleichgewichts detailliert erklärt. Es wird der altersbedingte Abbau der Leistungsfähigkeit dieser Systeme und die daraus resultierende erhöhte Sturzgefahr beschrieben. Der Abschnitt betont die Komplexität des Gleichgewichtssystems und die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Trainingsansatzes.
Musikbegleiteter Tanz als Gleichgewichtstraining: Dieses Kapitel argumentiert, warum Tanz eine besonders effektive Intervention zur Verbesserung des Gleichgewichts bei Senioren sein kann. Es wird die komplexe Interaktion der verschiedenen sensorischen und motorischen Systeme beim Tanzen hervorgehoben und die Vorteile im Vergleich zu anderen Trainingsformen erörtert. Die hohe Akzeptanz des Tanzes bei älteren Menschen wird ebenfalls betont.
Die Dokumentenanalyse: Dieses Kapitel beschreibt den methodischen Ablauf des systematischen Reviews. Die Suchstrategie, die Auswahlkriterien für die Studien und die methodische Qualitätsbeurteilung werden detailliert dargestellt. Die heterogenen Ergebnisse der verschiedenen Studien im Hinblick auf Tanzstil, Messmethoden und Interventionsdauer werden erläutert, und die Schwierigkeiten der Ergebnisinterpretation aufgrund dieser Heterogenität werden beleuchtet. Trotz methodischer Unterschiede zeigen alle Studien einen positiven Effekt des Tanzes auf das Gleichgewicht.
Schlüsselwörter
Gleichgewicht, Senioren, Sturzprävention, Tanz, systematischer Review, sensorische Systeme, motorische Fähigkeiten, Alterungsprozess, körperliche Aktivität, Intervention.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Bachelorarbeit: Der Einfluss von Tanz auf die Gleichgewichtsfähigkeit bei Senioren
Was ist das Thema der Bachelorarbeit?
Die Bachelorarbeit untersucht den Einfluss von Tanz auf die Stabilisierung des statischen und dynamischen Gleichgewichts bei Senioren. Das Hauptziel ist es, durch einen systematischen Review herauszufinden, ob Tanz die Gleichgewichtsfähigkeit positiv beeinflusst und somit zur Sturzprävention beitragen kann.
Welche Aspekte des Alterns werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit beleuchtet die biologischen und motorischen Folgen des Alterungsprozesses, insbesondere die altersbedingten Veränderungen in den sensorischen Systemen (vestibulär, taktil, optisch, kinästhetisch) und deren Einfluss auf die Sturzanfälligkeit. Es wird der Abbau der Leistungsfähigkeit dieser Systeme und die daraus resultierende erhöhte Sturzgefahr beschrieben.
Welche Rolle spielen die sensorischen Systeme beim Gleichgewicht?
Die Arbeit erklärt detailliert die verschiedenen Analysatoren (vestibulär, taktil, optisch, kinästhetisch) und deren Interaktion bei der Aufrechterhaltung des Gleichgewichts. Der altersbedingte Abbau der Leistungsfähigkeit dieser Systeme und die damit verbundene erhöhte Sturzgefahr werden ausführlich dargestellt.
Warum wird Tanz als Intervention ausgewählt?
Die Arbeit argumentiert, warum Tanz eine besonders effektive Intervention zur Verbesserung des Gleichgewichts bei Senioren sein kann. Es wird die komplexe Interaktion der verschiedenen sensorischen und motorischen Systeme beim Tanzen hervorgehoben und die Vorteile im Vergleich zu anderen Trainingsformen erörtert. Die hohe Akzeptanz des Tanzes bei älteren Menschen wird ebenfalls betont.
Welche Methode wurde zur Untersuchung verwendet?
Die Arbeit verwendet einen systematischen Review. Der methodische Ablauf, die Suchstrategie, die Auswahlkriterien für die Studien und die methodische Qualitätsbeurteilung werden detailliert dargestellt. Die Ergebnisse der verschiedenen Studien werden im Hinblick auf Tanzstil, Messmethoden und Interventionsdauer analysiert.
Welche Ergebnisse wurden erzielt?
Trotz methodischer Unterschiede in den untersuchten Studien zeigen die Ergebnisse einen positiven Effekt des Tanzes auf das Gleichgewicht bei Senioren. Die Heterogenität der Studien hinsichtlich Tanzstil, Messmethoden und Interventionsdauer wird jedoch ebenfalls beleuchtet und die Schwierigkeiten der Ergebnisinterpretation aufgrund dieser Heterogenität werden diskutiert.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Gleichgewicht, Senioren, Sturzprävention, Tanz, systematischer Review, sensorische Systeme, motorische Fähigkeiten, Alterungsprozess, körperliche Aktivität, Intervention.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst Kapitel zu: Kurzzusammenfassung, Einleitung, Alter, Altern und Senioren, Die Gleichgewichtsfähigkeit, Musikbegleiteter Tanz als Gleichgewichtstraining und Die Dokumentenanalyse (systematischer Review).
Was ist das Fazit der Arbeit?
Die Arbeit kommt zu dem Schluss, dass Tanz ein positives Potential zur Verbesserung der Gleichgewichtsfähigkeit und zur Sturzprävention bei Senioren besitzt. Die Ergebnisse des systematischen Reviews unterstreichen diesen positiven Einfluss, obwohl methodische Heterogenität in den untersuchten Studien besteht.
- Quote paper
- André Matthias Müller (Author), 2009, Effekte des Tanzes zur Stabilisierung des statischen und dynamischen Gleichgewichts bei Senioren, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/152201