Durch medizinethischen Diskurs und aufklärungsphilosophische Gedanken hat sich das hierarchische paternalistische Arzt-Patienten Verhältnis früherer Zeiten gewandelt. Anstatt Entscheidungen über Maßnahmen, die das Wohl des Patienten betreffen, einzig der Urteilsgewalt des Arztes zu überlassen, wird nunmehr die Entscheidungsautonomie des Patienten betont. Der Arzt hat sich vor einer Behandlung den informed consent des Patienten einzuholen, d.h. seine freiwillige Zustimmung nach umgreifender Information über mögliche Folgen, Kosten, Chancen, Komplikationen und Alternativen der Behandlung. Der Arzt nimmt also im Idealfall die Rolle des beratenden Experten ein. Die Fürsorgepflicht des Arztes tritt nunmehr hinter dem Autonomie-Aspekt des Patienten zurück und ist somit nicht mehr oberstes Prinzip der Arztethik.
Inhaltsverzeichnis
- Leitlinien der Medizinethik in der Debatte quality-of-life vs. sanctity-of-life
- Das Prinzip der Selbstbestimmung
- Lebensqualität und Heiligkeit des Lebens
- Problemfälle: Lebensanfang und Lebensende
- Das Prinzip der Lebensqualität
- Kritik am Prinzip der Lebensqualität
- Das Prinzip der Heiligkeit des Lebens
- Kritik am Prinzip der Heiligkeit des Lebens
- Der Personenbegriff und die Menschenwürde
- Zusammenfassende Betrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay befasst sich mit dem Arzt-Paternalismus und dessen medizinethischen Leitlinien, insbesondere im Kontext der medizinischen Therapiebegrenzung. Er analysiert die verschiedenen Konzepte, die sich mit der Menschenwürde und dem Wert des Lebens auseinandersetzen, und diskutiert Problemfälle am Lebensanfang und Lebensende, wie z.B. die Verwerfung von Embryonen nach einer Präimplantationsdiagnostik und die Sterbehilfe.
- Die ethischen Dilemmata im Spannungsfeld zwischen Lebensqualität und Heiligkeit des Lebens
- Die Bedeutung des Prinzips der Selbstbestimmung und seine Grenzen
- Die unterschiedlichen Auffassungen von Lebensqualität und ihre ethischen Implikationen
- Die Frage nach der Menschenwürde und dem Recht auf Leben, insbesondere bei Embryonen und Personen mit eingeschränkter Entscheidungsfähigkeit
- Die rechtlichen und ethischen Herausforderungen der Präimplantationsdiagnostik und der Sterbehilfe
Zusammenfassung der Kapitel
Der Essay beginnt mit einer Darstellung der Wandlung des Arzt-Patienten-Verhältnisses im Kontext des medizinethischen Diskurses und der Aufklärungsphilosophie. Es wird die Bedeutung des Prinzips der Selbstbestimmung und des informed consent betont, gleichzeitig aber auch die Grenzen der Autonomie des Patienten in Fällen eingeschränkter Entscheidungsfähigkeit aufgezeigt.
Im weiteren Verlauf werden die beiden Grundkonzepte der Lebensqualität und der Heiligkeit des Lebens vorgestellt und anhand von Beispielen aus der Praxis diskutiert. Die Kritik an beiden Konzepten wird ebenfalls beleuchtet, wobei insbesondere die Frage nach der Menschenwürde und dem Recht auf Leben im Vordergrund steht.
Der Essay zeigt, dass die beiden Konzepte weder ausreichend noch vollständig sind, um die ethischen Herausforderungen im Bereich der medizinischen Therapiebegrenzung zu lösen. Er plädiert für einen Ansatz, der die Menschenwürde als zentralen Wert berücksichtigt und die beiden Konzepte in ihrer jeweiligen Bedeutung integriert.
Schlüsselwörter
Medizinethik, Arzt-Patienten-Verhältnis, Selbstbestimmung, Lebensqualität, Heiligkeit des Lebens, Menschenwürde, Präimplantationsdiagnostik, Sterbehilfe, informed consent, Therapiebegrenzung, ethische Dilemmata, Personenbegriff, Speziesismus.
- Quote paper
- Marieke Jochimsen (Author), 2008, Leitlinien der Medizinethik in der Debatte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/152153