So vielfältig die Erfahrungen sind, mit denen unser Körper jeden Tag aufs Neue konfrontiert wird, so sind es auch die feministischen Theorien, die sich mit den Aspekten des Körpers auseinandersetzen. Der Körper kann zu einem Schlachtfeld werden, auf dem Natur und Kultur aufeinander treffen. Wer „Körper“ sagt, spricht auch immer von Fleisch und Blut, und deutet auf unser Innigstes und Persönlichstes hin. Was in dieser Bedeutungsvielfalt unser Körper eigentlich ist und wie er zum Körper wurde, kann allerdings nur aus einer genealogischen Perspektive sichtbar gemacht werden.
In dieser Arbeit möchte ich zeigen, wie moderne japanische Schriftstellerinnen das Motiv des Körpers in ihren Werken nutzen, um die diskursiven Herrschaftsstrukturen ihres Heimatlandes zu kritisieren.
Dabei soll zunächst im ersten Teil dieser Arbeit auf genau diese Herrschaftsstrukturen Japans eingegangen werden, unter denen bis heute die Frauen im Allgemeinen und die Schriftstellerinnen im Besonderen zu leiden haben. Wie es die japanischen Autorinnen jedoch schaffen, Kritik am patriarchal-kapitalistischen System zu äußern, und in welcher Art und Weise sich dieser Widerstand auf die dekonstruktivistisch-theoretischen Überlegungen Judith Butlers stützen kann, versuche ich am Beispiel der Autorin Kôno Taeko und ihrem Werk „Knabenjagd“ zu analysieren. Auch bei Kôno ist der Körper ein zentrales Motiv, welches in ihren Darstellungen von Sexualität und Gewalt einen schockierenden Ausdruck findet und konventionelle Rollenvorstellungen vollkommen auf den Kopf stellt.
Neben Judith Butler möchte ich mich vor allem auf die Ausführungen der Japanologin Irmela Hijiya-Kirschnereit stützen, die sich seit den siebziger Jahren mit zeitgenössischer japanischer Literatur, vor allem weiblicher Literatur, auseinandersetzt und beispielsweise auch dafür verantwortlich ist, dass man die Werke großer japanischer Schriftstellerinnen in einer deutschen Übersetzung lesen kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- „Frauenliteratur“ in Japan
- Einführende Betrachtungen zur Stellung der japanischen Frau und ihrem Selbstverständnis
- Ursprünge und Entwicklung des Genres „Frauenliteratur“ in Japan
- Das Zentralmotiv des Körpers in Kôno Taekos Werk „Knabenjagd“
- Der Körperdiskurs bei zeitgenössischen japanischen Schriftstellerinnen
- Körper, gender und Identität bei Judith Butler
- Anwendung des Körperdiskurses in der modernen „Frauenliteratur“ Japans und Schlussfolgerungen für den politischen Wert der Diskurse
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, wie moderne japanische Schriftstellerinnen das Motiv des Körpers in ihren Werken nutzen, um die diskursiven Herrschaftsstrukturen ihres Heimatlandes zu kritisieren. Sie analysiert die spezifischen Herausforderungen, denen Frauen in der japanischen Gesellschaft gegenüberstehen, und beleuchtet, wie Schriftstellerinnen diese durch ihre Werke in Frage stellen. Der Fokus liegt dabei auf der Dekonstruktion von Geschlechterrollen und der Kritik am patriarchal-kapitalistischen System Japans.
- Die Stellung der Frau in der modernen japanischen Gesellschaft und die Herausforderungen, denen sie begegnet.
- Das Konzept des Körpers und seine Bedeutung in der "Frauenliteratur" Japans.
- Die Kritik an patriarchalischen Strukturen und Geschlechterrollen in den Werken japanischer Schriftstellerinnen.
- Die Verwendung des Körpers als Symbol für Unterdrückung und Widerstand.
- Die Relevanz der theoretischen Überlegungen Judith Butlers für das Verständnis der "Frauenliteratur" Japans.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und beleuchtet die Bedeutung des Körpers als zentrales Motiv in der modernen japanischen Literatur. Sie führt in die Thematik der diskursiven Herrschaftsstrukturen in Japan ein und erläutert die spezifischen Herausforderungen, denen Frauen in der japanischen Gesellschaft gegenüberstehen. Die Arbeit fokussiert dabei auf die Dekonstruktion von Geschlechterrollen und die Kritik am patriarchal-kapitalistischen System Japans.
Das zweite Kapitel widmet sich einer Analyse der japanischen "Frauenliteratur" im Kontext der modernen japanischen Gesellschaft. Es beleuchtet die spezifischen Herausforderungen, denen Frauen in Japan begegnen, und untersucht die Wurzeln der "Frauenliteratur" als eigenständiges Genre. Das Kapitel verweist auf die stereotypen Assoziationen, die mit diesem Begriff verbunden sind, und zeigt, wie die "Frauenliteratur" als ein Mittel der Kritik und des Widerstands gegen die vorherrschenden Geschlechterrollen dienen kann.
Das dritte Kapitel analysiert das Werk "Knabenjagd" der japanischen Autorin Kôno Taeko. Es beleuchtet das zentrale Motiv des Körpers in Kônos Werk und zeigt, wie sie die Themen Sexualität und Gewalt einsetzt, um konventionelle Rollenvorstellungen zu hinterfragen und subversive Perspektiven auf das Leben in Japan zu eröffnen.
Das vierte Kapitel setzt sich mit dem Körperdiskurs bei zeitgenössischen japanischen Schriftstellerinnen auseinander. Es untersucht die Theorie Judith Butlers und ihre Relevanz für das Verständnis des Körpers als Ort der Konstruktion von Geschlecht und Identität. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Anwendung des Körperdiskurses in der "Frauenliteratur" Japans und der Analyse seines politischen Werts.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe, die in dieser Arbeit behandelt werden, sind: "Frauenliteratur", Körper, Geschlechterrollen, Patriarchat, Kapitalismus, Kritik, Dekonstruktion, Judith Butler, Kôno Taeko, "Knabenjagd", Japan, Kultur, Identität, Sexualität, Gewalt.
- Citar trabajo
- Julia Leser (Autor), 2008, Das Konzept des Körpers bei modernen japanischen Schriftstellerinnen am Beispiel von Kôno Taekos „Knabenjagd“, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/151533