Unterrichtsentwurf für die Unterrichtspraktische Prüfung in der Sekundarstufe I (Klasse 6) im Fach Deutsch für den Erwerb des 2. Staatsexamens für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen.
Der Entwurf beinhaltet die folgenden Punkte: Thema der Unterrichtsreihe, Sachanalyse und Einordnung der Stunde in die Unterrichtsreihe, Thema der Unterrichtsstunde, Ziele der Unterrichtsstunde, Kompetenzbezüge der Lernziele, Bedinungsanalyse, Hausaufgaben, geplanter Unterrichtsverlauf, Didaktisch-methodische Begründungen, geplante Tafelbilder und Materialien sowie Quellenangaben.
Im der Unterrichtsstunde zugrundeliegenden zehnten Kapitel des von Scott O'Dell verfassten Jugendbuchs "Insel der blauen Delphine" (1960) wird die Protagonistin des Romans mit der Entscheidung konfrontiert, weiterhin allein auf der Insel zu verbleiben, auf der sie nun nach der Abreise ihres Volkes und dem Tod ihres jüngeren Bruders allen drohenden Gefahren allein gegenübersteht, oder aber in einem baufälligen Kanu die gefährliche Seereise ins Ungewisse auf sich zu nehmen. Die vorliegende Unterrichtsstunde befasst sich nun mit der konkreten Behandlung dieses Zwiespalts, indem der Fokus der Lernenden auf die Nacht vor der Entscheidung sowie die Träume und damit den emotionalen Zustand der Protagonistin gelenkt wird. Dieser Zustand soll den Schülerinnen und Schülern (nachstehend „SuS“) mit Hilfe eines produktiven Verfahrens der Texterschließung verdeutlicht werden, indem sie sich in die Gefühlswelt des Indianermädchens hineinversetzen und diese beim Verfassen einer Traumbeschreibung nach in der Vorstunde erarbeiteten Kriterien berücksichtigen.
1. Thema der Unterrichtsreihe
„Meine Heimat war hier, auf der Insel der blauen Delphine.“[1] – eine moderne Robinsonade. Die kreative Erschließung eines renommierten Jugendbuchs mit Hilfe handlungs- und produktionsorientierter Verfahren.
2. Sachanalyse und Einordnung der Stunde in die Unterrichtsreihe
Der amerikanische Schriftsteller Scott O’Dell erhielt 1972 für sein Gesamtwerk den „Hans-Christian-Andersen-Preis“ – die höchste Ehrung im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur. Vor allem sein Jugendbuch „Insel der blauen Delphine“ (1960) hat maßgeblich dazu beigetragen. In den USA wurde es mit zahlreichen Preisen gewürdigt und 1963 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Seither zählt es weltweit zu den neueren „Jugendbuchklassikern“.[2]
Wie sich dem Nachwort des Verfassers entnehmen lässt, beruht das Romangeschehen auf einem historischen Ereignis und spielt auf einer Insel im Pazifischen Ozean vor der südkalifornischen Küste. Das von O’Dell als „Insel der blauen Delphine“ bezeichnete Atoll wurde erst im Jahre 1602 von den Weißen entdeckt, die es mit der Namensgebung „San Nicolas“ dem Schutzpatron der Seeleute und Händler weihten. Trotz der verhältnismäßig späten Entdeckung war es jedoch schon lange Zeit vorher bewohnt. Im 19. Jahrhundert lebte tatsächlich ein Indianermädchen, ähnlich wie Robinson Crusoe, für einen Zeitraum von insgesamt achtzehn Jahren allein auf dieser Insel, bis es von einem Schiff aufgenommen und in die Missionsstation Santa Barbara gebracht wurde. Im Jugendbuch „Insel der blauen Delphine“ lässt der Autor den Leser an der Vorgeschichte und den achtzehn einsamen und doch so ereignisvollen Jahren des Mädchens in der Form der Ich-Erzählung teilhaben.[3]
Neben den beschriebenen dekorativen Auszeichnungen bietet das Werk zahlreiche weitere Aspekte, die es für die unterrichtliche Arbeit im Fach Deutsch des 6. Jahrgangs qualifizieren: Titel und Titelbild wirken auf jugendliche Leser/innen motivierend und wecken Assoziationen. Der Umfang von etwa 190 Seiten entspricht dem Lesevermögen 12- bis 15-Jähriger und die Sprache ist durch kürzere Satzkonstruktionen sowie parataktische Fügungen dem Lesealter angemessen. Die Handlung und Motive entsprechen den Leseerwartungen, wobei es Scott O’Dell gelingt, durch die Ich-Erzählweise sowohl Spannung als auch Anteilnahme beim Leser zu evozieren. Das abenteuerliche Geschehen und der Existenzkampf der Protagonistin erfolgen größtenteils geschlechtsunabhängig, wodurch die Identifikationsmöglichkeit für die Schülerinnen und Schüler in demselben Maße gegeben ist. Getreu der „Robinsonade“ unterhält und belehrt das Buch gleichermaßen. Die Schülerinnen und Schüler erkennen so die Gefährdung der menschlichen Existenz in dieser vor- und außerzivilisatorischen Extremsituation und können bis ins Detail gedanklich und emotional nachvollziehen, wie es dem Mädchen gelingt, nach und nach seine Existenz durch neue Fertigkeiten und durch Aneignung der Naturgesetze und der vorgefundenen Materialien zu sichern. Erwähnenswert erscheint zudem das Potenzial des Jugendromans, die Schülerinnen und Schüler durch die magische Funktion der Namensgebung und durch die Verständigungsversuche der Protagonistin mit Tieren sowie anderssprachlichen Menschen zur Reflexion über Sprache anzuleiten.[4]
Im der Unterrichtsstunde zugrundeliegenden zehnten Kapitel wird die Protagonistin des Romans mit der Entscheidung konfrontiert, weiterhin allein auf der Insel zu verbleiben, auf der sie nun nach der Abreise ihres Volkes und dem Tod ihres jüngeren Bruders allen drohenden Gefahren allein gegenübersteht, oder aber in einem baufälligen Kanu die gefährliche Seereise ins Ungewisse auf sich zu nehmen. Die vorliegende Unterrichtsstunde befasst sich nun mit der konkreten Behandlung dieses Zwiespalts, indem der Fokus der Lernenden auf die Nacht vor der Entscheidung sowie die Träume und damit den emotionalen Zustand der Protagonistin gelenkt wird. Dieser Zustand soll den Schülerinnen und Schülern (nachstehend „SuS“) mit Hilfe eines produktiven Verfahrens der Texterschließung verdeutlicht werden, indem sie sich in die Gefühlswelt des Indianermädchens hineinversetzen und diese beim Verfassen einer Traumbeschreibung nach in der Vorstunde erarbeiteten Kriterien berücksichtigen.
Die der Unterrichtsreihe zugrundeliegenden Lerninhalte gliedern sich in folgende Einzelstunden:
1. Stunde: Eine Insel, die aussieht wie ein Delphin – wo gibt’s denn sowas? – Eine erste Annäherung an das Jugendbuch über den Vergleich zweier verschiedener Buchcover-Varianten und die Erstellung einer Mind-Map zum Thema „Indianer“ sowie die gemeinsame Anfertigung eines „Zeilometers“ als Arbeitsgrundlage.
2. Stunde: „Ich komme im Frieden und will mit euch verhandeln.“[5] – Eine Ordnung des Streitgesprächs zwischen Indianerhäuptling und Russenkapitän um Recht und Eigentum. Ausarbeitung eines kriteriengeleiteten Rollenspiels und Präsentation mit anschließender Feedbackrunde vor der Klasse.
3. Stunde: Passiert… notiert: Die Inselreporter decken auf! – Anfertigung von Interviews mit wesentlichen Figuren und inhaltsbezogenen Themenschwerpunkten (Insel und Bewohner, Alёuter, Streitthema „Fischfang“ usw.) mit anschließender Präsentation vor der Klasse.
4. Stunde: Die bunte Tierwelt auf der Insel: von Seeottern, Pelikanen und Wildhunden – Mit Hilfe der für die Robinsonade typischen Textinformationen und des Internets verfassen die SuS am Computer Steckbriefe zu ausgewählten Tierarten und stellen diese im persönlichen Design der Klasse vor.
5. Stunde: Wir lassen Bilder sprechen, aber immer schön der Reihe nach! – Die SuS stellen aus einer durchmischten Bilderfolge einen geordneten Zusammenhang her und formulieren zu den dargestellten Abläufen eine inhaltlich schlüssige Bildergeschichte.
6. Stunde: Alles klar?! Wir testen unser bisheriges Textverständnis – Mit Hilfe eines Fragebogens vollziehen die SuS zentrale Aussagen und Handlungen nach, testen ihr bisheriges Wissen und formulieren für die bisher bearbeiteten Kapitel aussagekräftige Überschriften.
7. Stunde: Träume sind Schäume, aber auch sie folgen gewissen Regeln – Anhand eines „Negativbeispiels“ üben sich die SuS in Textverständnis und -beurteilung einer Traumbeschreibung. Sie entdecken Unregelmäßigkeiten, Schwachstellen sowie konkrete Fehler und entwickeln daraus die allgemeinen Kriterien zur Anfertigung einer Traumbeschreibung in der Folgestunde.
8. Stunde: Die Traumfänger aus der X.X – Die kreative Umsetzung einer kontextualen Traumbeschreibung unter Berücksichtigung bekannter Schreibkriterien. Mit Hilfe einer signifikanten Textpassage wird unter Einsatz kooperativer Lernformen die Gefühlswelt der Protagonistin über eine kriteriengeleitete Traumbeschreibung erschlossen.
9. Stunde: Innendesigner gesucht: Karana bezieht ihr neues Zuhause – Der Jugendroman liefert detaillierte Beschreibungen zur neuen Unterkunft des Indianermädchens. Über die bildnerische Gestaltung wird zum einen die intensive Auseinandersetzung mit dem Text erreicht, zum anderen den SuS eine weitere kreative Ausdrucksmöglichkeit in Form einer grafischen Darstellung eröffnet.
10. Stunde: Fragen beantworten und Fragen klären / Kandidat und Quizmaster – In Anlehnung an die 6. Stunde beantworten die SuS Fragen zu den hinteren Kapiteln des Jugendromans und überlegen sich als Fortführung eigene Fragen unterschiedlichen Schwierigkeitsgrads zur Beantwortung durch den Sitznachbarn in einem Mini-Quiz.
11. Stunde: Engelchen und Teufelchen: Die Diskussion um den Hundeanführer! – Das Treffen der richtigen Entscheidung fällt nicht immer leicht. Am Beispiel des schwer verletzten Hundeanführers verfassen die SuS einen inneren Dialog, der als Ziel die Beleuchtung beider Argumentationsseiten – sowohl Leben als auch Tod – zum Inhalt hat.
12. Stunde: Zweimal bereisen die Alёuter die Insel; zweimal bringen sie ein Mädchen mit. – Ein kreativer Schreibauftrag mit dem Ziel, die Leerstellen des Jugendromans durch die SuS füllen zu lassen. Dabei können beide Mädchen als potenziell identisch angesehen werden; sie mag Seemannstochter oder Gefangene sein. Aus dem Buch selbst geht hervor, dass sie Nahrung beschaffen und kochen muss.
13. Stunde: Die Zeitung berichtet über Karanas Rettung – Die freie Übersetzung eines englischsprachigen Zeitungsartikels ins Deutsche, wobei die Plausibilität und das Übersetzungsgeschick in dieser fachübergreifenden Stunde von zentraler Bedeutung sind. Als Englisch-Schwerpunktklasse verfügen die SuS der X.X in Bezug auf die Arbeit mit englischen Erzähltexten bereits über gute Vorkenntnisse.
14. Stunde: Nun sind wir Insel-Experten und ziehen Bilanz! – Das Verfassen einer individuellen Buchbewertung bzw. Buchempfehlung als resümierender Abschluss der persönlichen Inselmappen auf der Basis der unterrichtlichen Arbeitsergebnisse und des Lesetagebuchs.
[...]
[1] O’Dell 1977, S. 74 f.
[2] Vgl. Franz 1991, S. 64.
[3] Vgl. ebd., S. 64 f.
[4] Vgl. Franz 1991, S. 67-69.
[5] O’Dell 1977, S. 9.
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