Neurowissenschaftliche Erkenntnisse spielen eine immer größere Rolle in unserem Leben. In vielen Bereichen werden neue Forschungsergebnisse bekannt gegeben. Zum Beispiel traf eine lange Zeit die Erkenntnis, dass die Gehirne von Männern und Frauen unterschiedlich strukturiert sind, auf großes öffentliches Interesse, denn damit konnten auch unterschiedliche Verhaltensweisen und Weltanschauungen der verschiedenen Geschlechter gedeutet werden. In Zeitschriften, Fernsehsendungen, Büchern und sogar Kinofilmen wird häufig auf Studien verwiesen, die neue Forschungsergebnisse der Neurowissenschaften und besonders der Hirnforschung darstellen. Diese Darstellungen neurowissenschaftlicher Erkenntnisse hat – was häufig nicht in der Öffentlichkeit sichtbar wird – auch große Einflüsse auf andere Wissenschaften.
Diese Arbeit soll zeigen, inwiefern pädagogische Themen, wie das menschliche Lernen, von den Neurowissenschaften und im Konkreten von der Plastizitätsforschung beeinflusst werden. Das neurologische Wissen wird auch vielfach in Erziehungsratgebern aufgegriffen und in pädagogische Handlungsfelder eingebaut. Dabei wird dieses Wissen vereinfacht dargestellt und häufig von „Nicht-Experten“ gedeutet. Auch bei Bildungsfragen berufen sich – besonders die Medien – häufig nur noch auf Neurowissenschaftler und nicht auf Pädagogen, die ja die eigentlichen „Experten“ dieses Gebietes sind.
Gerade in Bezug auf das menschliche Lernen finden die Ratschläge der Hirnforscher für die pädagogische Praxis hohen Anklang.
Dabei wird immer wieder auf die Erkenntnisse neurowissenschaftlicher Untersuchungen verwiesen und daraus Schlüsse auf pädagogische Handlungsfelder gezogen. Begriffe wie „Neurodidaktik“ sollen zeigen, welche Bedeutung neurowissenschaftliche Erkenntnisse für die Schulpraxis haben.
Aus Untersuchungen zur Plastizität des Gehirns werden viele Annahmen über das menschliche Lernen gefolgert, sowie auch Ratschläge für die pädagogische Praxis entwickelt. Dabei werden traditionelle Themen der Pädagogik wie das Phänomen der „sensiblen Phasen“ mit neurowissenschaftlichem Wissen belegt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundlagen
- Neurowissenschaften / (Ge-)hirnforschung
- Beobachtungstechnologien
- Zur Interdisziplinarität von Neurowissenschaften und Pädagogik
- Medienpräsenz der Neurowissenschaften und ihre Forderungen an die Pädagogik
- Kritische Betrachtung des neurowissenschaftlichen Wissens
- Lernen
- Der neurowissenschaftliche Lernbegriff
- Ein pädagogischer Grundbegriff
- Hirngerechtes Lernen und Lehren
- Plastizität als Ausgangspunkt pädagogischer Überlegungen
- Erläuterungen zur neuronalen Plastizität
- Bildungstheorien
- Sensible Phasen des Lernens (Dichgans)
- Exkurs: neurowissenschaftliche Untersuchungen sensibler Phasen anhand des visuellen Kortex
- Lebenslanges Lernen
- Pädagogische Betrachtung der neurowissenschaftlichen Erkenntnisse
- Direkte Aufnahme neurowissenschaftlicher Wissensbestände in die Erziehungswissenschaft
- Kritische Begrenzung neurowissenschaftlicher Erkenntnisse für die Pädagogik
- Kritische Übersetzungen neurowissenschaftlicher Erkenntnisse
- Konsequenzen für die pädagogische Praxis
- Plastizität und Lernen
- Das Plastizitäts-Modell in pädagogischen Handlungsfelder
- Frühförderung
- Erwachsenenbildung
- Üben, Wiederholen und Ganzheitliches Lernen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Einfluss neurowissenschaftlicher Erkenntnisse, insbesondere der Plastizitätsforschung, auf pädagogische Themen, wie das menschliche Lernen. Ziel ist es, die Rezeption neurowissenschaftlichen Wissens in der Erziehungswissenschaft zu untersuchen und kritisch zu betrachten, wobei die Bedeutung der Plastizität für das Lernen im Vordergrund steht.
- Die Rolle der Plastizität des Gehirns für das Lernen
- Die Rezeption neurowissenschaftlicher Erkenntnisse in der Erziehungswissenschaft
- Die Bedeutung von Umwelteinflüssen auf die Gehirnentwicklung
- Die Interdisziplinarität von Neurowissenschaften und Pädagogik
- Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes neurowissenschaftlicher Erkenntnisse in der pädagogischen Praxis
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und beleuchtet die wachsende Bedeutung neurowissenschaftlicher Erkenntnisse in verschiedenen Bereichen, insbesondere in Bezug auf das menschliche Lernen. Sie stellt den Fokus der Arbeit auf die Plastizitätsforschung und deren Einfluss auf die Pädagogik dar.
Das Kapitel „Grundlagen“ behandelt die relevanten Bereiche der Neurowissenschaften und der (Ge-)hirnforschung sowie die verwendeten Beobachtungstechnologien.
Das Kapitel „Zur Interdisziplinarität von Neurowissenschaften und Pädagogik“ analysiert die Medienpräsenz der Neurowissenschaften und ihre Forderungen an die Pädagogik. Es setzt sich kritisch mit dem neurowissenschaftlichen Wissen auseinander und beleuchtet die verschiedenen Perspektiven von Neurowissenschaftlern und Erziehungswissenschaftlern.
Das Kapitel „Lernen“ definiert den neurowissenschaftlichen Lernbegriff und setzt ihn in Beziehung zu einem pädagogischen Grundbegriff. Es diskutiert die Bedeutung von „hirngerechtem Lernen und Lehren“ im Kontext neurowissenschaftlicher Erkenntnisse.
Das Kapitel „Plastizität als Ausgangspunkt pädagogischer Überlegungen“ erläutert die neuronale Plastizität und ihre Bedeutung für die Bildungstheorien. Es beleuchtet sensible Phasen des Lernens und führt einen Exkurs zu neurowissenschaftlichen Untersuchungen sensibler Phasen anhand des visuellen Kortex durch. Das Kapitel schließt mit einer Betrachtung des lebenslangen Lernens im Kontext der Plastizität.
Das Kapitel „Pädagogische Betrachtung der neurowissenschaftlichen Erkenntnisse“ untersucht die direkte Aufnahme neurowissenschaftlicher Wissensbestände in die Erziehungswissenschaft und setzt sich kritisch mit der Begrenzung neurowissenschaftlicher Erkenntnisse für die Pädagogik auseinander. Es betrachtet kritische Übersetzungen neurowissenschaftlicher Erkenntnisse für die pädagogische Praxis.
Das Kapitel „Konsequenzen für die pädagogische Praxis“ erörtert die Bedeutung der Plastizität für das Lernen und stellt das Plastizitäts-Modell in verschiedenen pädagogischen Handlungsfeldern vor, wie Frühförderung, Erwachsenenbildung und Üben, Wiederholen und Ganzheitliches Lernen.
Schlüsselwörter
Neuronale Plastizität, Gehirnentwicklung, Lernen, Gedächtnis, Umwelteinflüsse, Sensible Phasen, Neurowissenschaften, Pädagogik, Erziehungswissenschaft, Interdisziplinarität, Bildungstheorien, Hirngerechtes Lernen, Lebenslanges Lernen, Frühförderung, Erwachsenenbildung.
- Citation du texte
- Cornelia Tietzsch (Auteur), 2008, Die Plastizität des Gehirns und ihre Bedeutung für menschliches Lernen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/150767
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