Ausgehend von einem modernen Krankheitsverständnis und den Grundlagen wertschätzender Kommunikation und ihrer Dynamik in der Pflege werden am Beispiel unterschiedlicher Pflegesettings Unterstützungsmodelle inklusive psychoedukativer Formen diskutiert.
Gliederung
1. Einleitung
1.1. Verortung
1.2. Fragestellung
1.3. Gesetzlicher Rahmen
2. Wertschätzende Kommunikation: Grundlagen
2.1. Überblick
2.2. Bestandteile der Kommunikation
2.3. Wahrnehmung
2.4. Reaktanz / Motivation
2.5. Kulturelle Besonderheiten
2.6. Jenseits der Sprache
3. Besonderheiten der Kommunikation in der Pflege
3.1. Beispiele
3.2. Krankheitsverständnis – Heilungsverständnis
3.3. Unterschiedliche Pflegesettings
Setting Psychiatrie
Setting Kinderintensivstation
4. Effekte der Wertschätzung der Kommunikation in der Pflege
4.1. Effekte guter Kommunikation in der Pflege
4.2. Pflegeplan
5. Unterstützung der Pflege in Kommunikation
5.1. Allgemeine Unterstützungsmodelle
5.2. Psychoedukation
Grundlagen
Vorteile der Psychoedukation
5.3. Situationsgerechte Kommunikation – zwei Beispiele
Unterstützung bei der Begrüßung / Neuaufnahme eines Patienten
Kommunikation bei eingeschränkter Äußerungsfähigkeit
6. Schlussbetrachtungen
6.1. Zusammenfassung
6.2. Bewertung
7. Quellen
7.1. Bücher und Zeitschriften
7.2. Internet
1. Einleitung
„Pflegebedürftigkeit kann jederzeit jeden treffen.“ (Ulla Schmidt, Gesundheitsministerin, in bmg, 2006: 3)
1.1. Verortung
In der Pflege wird auf hohem Niveau und oft mit knapper Personaldecke Erstaunliches geleistet – an Menschen, die sich oft nicht einmal bedanken können. Eine Arbeit über die Wertschätzung der Kommunikation in der Pflege – heißt das nicht, noch mehr von Menschen zu verlangen, die sowieso schon alles geben? Mitnichten. Ich werde im Lauf der Arbeit immer wieder darauf zurückkommen.
Kommunikation, Gespräch, Dialog. Wozu das alles? Reden wir nicht sowieso schon viel zu viel? Machen wir nicht schon viel zu viele Worte? Reden wir nicht seit Jahren um den heißen brei herum? Wozu das ganze Gerede?
Die Begegnung von Menschen im Gespräch bedeutet einen „wertvollen und durch nichts zu ersetzbaren persönlichen Lernprozess“ um mich eines Ausdrucks von Schwarzer zu bedienen (Schwarzer, 2008: 7). Die Wertschätzung von Kommunikation mündet in ein wichtiges Ziel: In wertschätzender Kommunikation. Ziele werden dabei wesentlich button down vermittelt – die Führungskräfte geben Leitbilder, innerhalb derer sich die Ressourcen ihrer Mitarbeiter verwirklichen können.
Gesellschaftlich lässt sich die Bedeutung der Pflege präzise verorten: Die Zahl der Einpersonenhaushalte und Kleinfamilien nimmt zu – professionelle pflegerische Leistungen werden dadurch immer wichtiger[1]. In Deutschland erhalten nach Zahlen von 2006 1,3 Millionen Bundesbürger Leistungen der Pflegeversicherung zu Hause, 629.000 erhalten stationäre Pflegeleistungen[2].
1.2. Fragestellung
Es geht im Folgenden darum, die Bedeutung der Wertschätzung der Kommunikation darzustellen.
Dabei stellen sich folgende Fragen:
- Welche Grundlagen sind für die Kommunikation in der Pflege sinnvoll einsetzbar?
- Welche Besonderheiten sind bei der Kommunikation in der Pflege zu beachten?
- Wertschätzende Kommunikation
- Wie wirken sich unterschiedliche Patientengruppen auf die Kommunika-tion in der Pflege aus?
- Gibt es kulturelle Besonderheiten?
- Wie kann man Pflegekräfte ggf. unterstützen, etwa mithilfe der Psycho-edukation? Wie wirkt sie sich praktisch auf ihr alltägliches Handeln aus?
Es schien mir dabei unerheblich, mich auf eine spezielle Branche innerhalb der Pflege zu fixieren, im Gegensatz habe ich versucht, beispielhaft Kommunikation in zwei Feldern zu berücksichtigen:
- Pflege auf einer geschlossenen Station der Psychiatrie inkl. der Bedeutung der Psychoedukation,
- Pflege auf einer Kinderintensivstation.
1.3. Gesetzlicher Rahmen
Die gesetzliche Grundlage der Pflege ist die Pflegeversicherung, die seit ihrer Einführung 1995 etliche Veränderungen erfuhr – wie sich unsere Gesellschaft und die Vorstellungen von Krankheit und Altern seither verändert hat[3].
Die Pflegeversicherung gilt als fünfte Säule der Sozialversicherung – nach Krankenversicherung, Berufsunfallversicherung, Rentenversicherung und Arbeitslosenversicherung. Doch sie dient weit mehr als einer rein funktionalen Absicherung von Menschen und Familien in Krisensituationen und in Situationen der Hilfsbedürftigkeit oder Handlungsunfähigkeit, sie ist gleichzeitig ein Werk, dass Leitbilder vermittelt und ethische Positionierungen bildet. Die Frage ist, wie wir als Menschen in unmenschlich anmutenden Situationen weiterhin menschlich zueinander sein können, und eine Antwort darauf ist: Das Gespräch: „Kommunikative Bedürfnisse sind bei der Leistungserbringung zu berücksichtigen [].“ (Klie, 2005: 87) Der ethische Impetus wird immer wieder evident. So im § 11 SGB: „Inhalt und Organisation der Leistungen haben eine humane und aktivierende Pflege unter Achtung der Menschenwürde zu gewährleisten.“ (in Klie, 2005: 158)
Damit wird ein Qualitätsanspruch gesetzt, der sich über die Maximen der Wirtschaftlichkeit und Beitragsstabilität erhebt[4].
Dieser wird von einem Leitbild unterstützt, indem Prävention vor Intervention, Rehabilitation von Stabilisierung einer Chronifizierung, Eigenverantwortung vor Bevormundung gesetzt wird – evident wird dies etwa in den §§ 5 und 6 SGB[5].
Der Gesetzgeber gibt klar einen Vorrang häuslicher Pflege vor stationärer – gleich ob für alt oder jung. So haben etwa Eltern laut dem Gesetz zur Sicherung der Betreuung und Pflege schwerstkranker Kinder (die ihre schwerstkranken, sterbenden Kinder betreuen, Anspruch auf Krankengeld[6]. In der Bevorzugung häuslicher Pflege vor stationärer sind nicht nur die Familien stärker gefragt, wo sie noch existieren, auch ambulante Pflegedienste sind stärker als je gefragt[7]. In der Vernetzung unterschiedlicher Personen und Institutionen ist wieder Kommunikation besonders gefragt, um Reibungsverluste zu vermeiden. Doch zuerst ein paar Grundlagen:
2. Wertschätzende Kommunikation: Grundlagen
„Der Prozess der Kommunikation ist fehleranfällig.“ (Hausmann, 2005: 167)
2.1. Überblick
„Man kann nicht nicht kommunizieren.“ (Danzer, Klamke, 2007: 7[8] )
Dieser Gedanke hat schon etwas Attraktives: Einmal nicht kommunizieren zu müssen. Einmal nicht zu kommunizieren, sondern sich ganz auf Sachaufgaben zu konzentrieren. Sich dem Schreiben dieser Arbeit zu widmen – aber halt – auch hiermit kommuniziere ich.
Die Kommunikation in ihren pflegerelevanten Teilen wird wesentlich von der Psychologie befruchtet. Psychologie ist als Wissenschaft für alle Berufe nutzbar, in denen Menschen mit Menschen Kontakt haben (übrigens auch, wo einzelne Menschen nur mit Maschinen und Gegenständen Kontakt haben, aber das ist eine Frage, auf die ich später noch zurückkommen werde). Sie bildet damit die Grundlage für angemessenes, situationsgerechtes Handeln auch in psychologisch schwierigen Situationen, unter großer Belastung, in existentiell sehr bedeutsamen Situationen[9]
Doch Kommunikation besteht nicht nur aus dem Austausch von Wörtern, Kommunikation ist weitaus umfassender, und sie bezieht etliche nicht sprachliche Prozesse mit ein:
[...]
[1] Vgl. Bmg, 2006:
[2] Bmg, 2006:
[3] Vgl. Klie, 2005:
[4] Vgl. Klie, 2005:
[5] Vgl. Klie, 2005:146ff
[6] Vgl. Bundesregierung, 2002: o.P.
[7] Vgl. Bmg, 2006:
[8] Eigentlich von Paul Watzlawick, in der zitierten Quelle aber nicht ausgewiesen, bekannt als das Metakommunikationsaxiom, vgl. wikipedia, 2008: o.P.
[9] Vgl. Hausmann, 2005:
- Quote paper
- Dr. Phil. Kathrin Kiss-Elder (Author), 2008, Die Wertschätzung der Kommunikation in der Pflege, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/150498
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