Ausgehend von einem modernen Verständnis der Säuglingszeit als interaktionsfähiger Lebensphase werden Ergebnisse zur Selbstregulation des Säuglings referiert und Wirkungen mütterlicher Nähe erläutert. Abschließend werden die Ergebnisse kritisch reflektiert.
Einleitung
Es ist – historisch gesehen – ein vergleichsweise neuer Blickwinkel, dass Säuglinge und übrigens auch Mütter als fühlende Wesen, um deren Entwicklung es sich zu kümmern gilt, wahrgenommen werden. Der Säugling als fühlendes Wesen – dieses Menschenbild hat dazu geführt, dass abseits vom bloßen physischen Überleben eines Säuglings, dessen Gesamtsituation in Blick geriet. Abseits des Allgemeinplatzes, dass Eltern bzw. Mütter – das Schwergewicht wird in allen mir bekannten Untersuchungen auf Mütter gelegt - „irgendwie“ für Kinder wichtig sind – und zwar abgesehen von ihrer Funktion als Ernährerin und Pflegerin – stellen sich folgende Fragen: Warum sind Mütter für die Kinder wichtig? Wie kann man Mütter ggf. dazu motivieren, stärker bzw. in einer anderen Qualität anwesend zu sein, da die dynamische Interaktion zwischen Mutter und Kind so gravierende, langfristige Auswirkungen auf die soziale und kognitive Entwicklung des Kindes zu haben scheint[1] ? Dazu stellt sich die Frage, wie Mütter auch unter erschwerten Umständen – einer erzwungenen Trennung durch Krankheit oder Berufstätigkeit oder auch vorhersehbaren Schmerzen wie Impfungen – ggf. zu „qualitativ hochwertiger Nähe“ mit ihren Kindern ermutigt werden können[2]. Exemplarisch werde ich hier die Untersuchung von Eidelman et al referieren.
In der Erforschung der Bedeutung mütterlicher Nähe für das Kind gerät immer wieder die Situation von besonders gefährdeten Säuglingen in Blick: Frühgeborenen auf einer neonatologischen Intensivstation. Zunehmend erhalten in diesem Setting, „weichere“ Faktoren stärkere Aufmerksamkeit, nicht zuletzt, weil es seit längerem Mutmaßungen dazu gibt, dass solche „weichen“ Faktoren physiologische Parameter, den körperliches Status des Kindes und seine neurophysiologische Entwicklung beeinflussen. Die Trennung von der Mutter im Rahmen einer neonatologischen Intensivstation ist nicht nur mit dem damit verbundenen Bedrohungspotenzial kritisch – schließlich werden dort instabile Kinder mit oft kritischen Prognosen behandelt – die Notwendigkeit einer zumindest zeitweisen Trennung von Mutter und Kind ist an sich schon ein kritisches Ereignis mit einem erheblichen Stresspotenzial für die von der Geburt oft geschwächte Mutter und das durch seine Symptomatik geschwächten Kind[3]. Es stellt für das Kind gleichzeitig eine erhebliche Deprivationssituation UND eine Situation der Reizüberflutung dar[4].
Schließlich zeigen auch Tierversuche, dass die erste Lebensperiode eine wichtige, empfindliche Zeit für die Qualität der mütterlichen Bindung zum Kind ist[5], die so wichtig ist, dass sie hormonell verstärkt wird - eine mediierende Rolle scheint dabei das Hormon Oxytoxin zu bilden[6].
Grundhypothese
Einer der Grundhypothesen der frühen Eltern-Kind-Beziehung ist die, dass mütterliche Nähe die Lebensqualität und damit im Gefolge auch die Selbstregulation des Säuglings positiv beeinflusst.
Die Lebensqualität des Säuglings hat viele Facetten, als zentralste „weiche“ Facette gilt mütterliche Nähe. Faktoren mütterlicher Nähe, ihrer physischen Gegenwart, sind etwa[7] :
- Berührung: Muskeltonus, Bewegungsgeschwindigkeit, physiologische Rythmen,
- Haptik: Hauttextur, Feuchtigkeit, Körpertemperatur,
- Gerüche,
- Geschmack der Muttermilch, auch anderer Bereiche wie der Geschmack von Schweiß an der äußeren Haut der Brust, ihrer Lippen, ihrer Tränen,
- Akustik; Geräusche und Geräuschmuster der Mutter, Satzmelodie, nichtsprachliche lautliche Äußerungen wie „Ah!“ oder „Oh!“,
- affektive Stile der Mutter,
- soziale Stile der Mutter.
Hypothesen
Folgende zentrale Hypothesen werden zur Bedeutung der Mutter-Kind-Interaktion für selbstregulatorische Prozesse im frühen Kindesalter gestellt:
Guter Kontakt zur Mutter stabilisiert Kinder hinsichtlich
- ihres Reizmanagements bzw. ihrer Fähigkeit, Reizüberflutung zu reduzieren, etwa indem sie weg vom Reiz hin zur Mutter blicken[8],
- ihrer Schmerzempfindlichkeit: Mütterlicher Kontakt hat eine Schmerzmittelwirkung,
- ihres Schlafverhaltens: besseren und zirkadian besser rhythmisierten Schlafverhal-ten,
- ihrer Aufmerksamkeitsstruktur: Kinder mit gutem mütterlichen Bonding zeigen stabilere Aufmerksamkeit.
Die Untersuchung von Eidelman et. al.
[...]
[1] Vgl. Laudan et al., 2004:
[2] Vgl. Laudan et al., 2004: 480ff
[3] Vgl. Eidelman et. Al, 1992,
[4] Vgl. Eidelman et. Al, 1992,
[5] Vgl. Eidelman et. Al, 1992,
[6] Vgl. Feldman in Krankenkasseninfo, 2007: o.P.
[7] Vgl. Eidelman et. Al, 1992,
[8] Vgl. Crockenberg, 2004: 2,
- Citar trabajo
- Dr. Phil. Kathrin Kiss-Elder (Autor), 2010, Eltern-Kind-Beziehung und Selbstregulation, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/150497
-
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X.