Das Andalusische, welches als Dialekt des Kastilischen bezeichnet werden kann, wird in Andalusien, einer Region mit einer Fläche von über 87.200 km², von mehr als sechs Millionen Menschen gesprochen. Eine besondere Eigenschaft des Andalusischen ist seine außerordentliche linguistische Heterogenität. Um diesen Aspekt bereits in der Bezeichnung zu erfassen, wurde im Spanischen der Ausdruck hablas andaluzas gefunden. Die Heterogenität der hablas andaluzas läßt sich dadurch erklären, dass sie diachronisch gesehen durch das Spanisch beeinflusst wurden, welches von den reconquistadores und repobladores, die zwischen dem XIII. und frühen XVI. Jahrhundert in den Süden kamen, gesprochen wurde. Da diese unterschiedlicher Herkunft waren, zu verschiedenen Zeiten nach Andalusien kamen und es desweiteren interne Bewegungen innerhalb Andalusiens gab, unterlagen die hablas andaluzas unterschiedlichen sprachlichen Einflüssen. So ist das Andalusische im Westen vor allem in Bezug auf die Lexik durch leonesische Einflüsse geprägt, während Ostandalusien vom Aragonesischen beeinflusst wurde. Besonders auf phonetischer und phonologischer Ebene, nämlich der Aussprache, weißt das Andalusische klare Unterschiede zum Kastilischen auf. Diese und eine Auswahl weiterer Besonderheiten der hablas andaluzas im Hinblick auf Morphosyntaktik sowie Lexik und Semantik, werden in dieser Arbeit vorgestellt um einen Überblick über die Eigenschaften des Andalusischen zu geben.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Phonetische Erscheinungen
2.1. Vokale
2.2. Konsonanten
2.2.1. Aspiration des h im Wortanlaut
2.2.2 seseo und ceceo und Unterscheidung der Laute s und z
2.2.3. yeísmo und lleísmo
2.2.4. Implosive Konsonanten im Wortinlaut.
2.2.5. Aspiration des implosiven –s
2.2.6. Implosives –r und –l.
2.3. Merkmale der Intonation im Andalusischen.
3. Morphosyntaktik
4. Lexik / Semantik
5. Schluss
6. Bibliographie
1. Einleitung
Das Andalusische, welches als Dialekt des Kastilischen bezeichnet werden kann, wird in Andalusien, einer Region mit einer Fläche von über 87.200 km², von mehr als sechs Millionen Menschen gesprochen. Eine besondere Eigenschaft des Andalusischen ist seine außerordentliche linguistische Heterogenität. Um diesen Aspekt bereits in der Bezeichnung zu erfassen, wurde im Spanischen der Ausdruck hablas andaluzas gefunden. Die Heterogenität der hablas andaluzas läßt sich dadurch erklären, dass sie diachronisch gesehen durch das Spanisch beeinflusst wurden, welches von den reconquistadores und repobladores, die zwischen dem XIII. und frühen XVI. Jahrhundert in den Süden kamen, gesprochen wurde.[1] Da diese unterschiedlicher Herkunft waren, zu verschiedenen Zeiten nach Andalusien kamen und es desweiteren interne Bewegungen innerhalb Andalusiens gab, unterlagen die hablas andaluzas unterschiedlichen sprachlichen Einflüssen2. So ist das Andalusische im Westen vor allem in Bezug auf die Lexik durch leonesische Einflüsse geprägt, während Ostandalusien vom Aragonesischen beeinflusst wurde. Besonders auf phonetischer und phonologischer Ebene, nämlich der Aussprache, weißt das Andalusische klare Unterschiede zum Kastilischen auf.3 Diese und eine Auswahl weiterer Besonderheiten der hablas andaluzas im Hinblick auf Morphosyntaktik sowie Lexik und Semantik, werden in dieser Arbeit vorgestellt um einen Überblick über die Eigenschaften des Andalusischen zu geben.
2. Phonetische Erscheinungen
Aussprachevarianten sind die stärksten Charakteristika des Regionalspanischen und implizieren morphologische Unterschiede.
Die unregelmäßigen phonetischen Veränderungen, die sowohl Konsonanten als auch Vokale betreffen, sind: 1. Prothese: die Hinzufügung eines oder mehrerer Laute am Wortanfang, z.B.: aluego für ‚luego’ oder asandía für ‚sandía’; 2. Epenthese: die Einfügung von einem oder zwei Lauten im Wortinnern, z.B.: albierto für ‚abierto’ oder muncho für ‚mucho’. 3. Aphärese: der Wegfall eines oder mehrere Laute am Wortanfang, z.B.: mapola für ‚amapola’ oder sotea für ‚azotea’, 4. Assimilation: ein Laut wird verändert um ihn dem folgenden anzugleichen, z.B.: armendras für ‚almendras’, 5. Dissimilation: einer zweier gleicher Laute wird verändert z.B.: celebro für ‚cerebro’ und 6. Metathese: Wechsel oder Austausch zweier Laute, z.B.: naide für ‚nadie’ oder estógamo für ‚estómago’.4
2.1. Vokale
Im Allgemeinen läßt sich sagen, dass Vokale im Andalusischen immer etwas länger sind als die entsprechenden Vokale im Kastilischen. Die Besonderheit der hablas andaluzas in Bezug auf Vokale aber ist, dass neben den Vokalen a, e, i, o, u auch deren Varianten ą , ę , į , o, ų existieren, die es im Kastilischen nicht gibt.5 Hinsichtlich des Öffnungsgrades der Vokale läßt sich Andalusien in zwei Gebiete unterteilen: in Ostandalusien werden Singular bzw. Plural durch den Öffnungsgrad des Vokales markiert, d.h. im Plural ist der Vokal stärker geöffnet. Dieser stärkere Öffnungsgrad der Vokale ist eine natürliche Folge der Aspiration des auslautenden –s. Im Gegensatz zum Osten, ging im Westen Andalusiens der größere Öffnungsgrad nach dem Verschwinden der Aspiration des auslautenden –s verloren, so dass in diesem Gebiet Singular und Plural klanglich nicht unterschieden werden können. Jedoch läßt sich in meisten Fällen im Diskurs, unabhängig vom Öffnungsgrad des Vokals, erkennen, ob es sich um Singular oder Plural handelt, da hier in ausreichendem Maße weitere Unterscheidungs- merkmale existieren. Die mögliche Zweideutigkeit kann auch durch eine Art phonetisch-syntaktische Liaison gelöst werden, wie z.B. in: las-ala(s), mis-hijo(s), oder wenn es sich um ceceantische Sprecher handelt: la θ -ala(s), mi θ-hijo(s).6 Abgesehen von der Beeinflussung des Öffnungsgrades der Vokale, haben die Aspiration und der darauffolgende Wegfall des –s im Osten Andalusiens eine Reihe interessanter Folgen: im Falle der Endung –as erfolgt eine Palatisierung des a zu einem äußerst offen gesprochenem e, das in einigen Fällen zu einem klaren e wurde. Das Phänomen des klaren Vokals e tritt besonders ausgeprägt in einem dreieckförmigen Gebiet in Zentrum Andalusiens auf, dessen Eckpunkte Puente Geníl in Córdoba, Casariche in Sevilla und Alameda in Málaga bilden – dieses Gebiet wird seit Dámaso Alfonso als „La Andalucía de la E“ bezeichnet. Hier betrifft die Palatisierung des Vokals a nicht nur die Endung -as, sondern ebenfalls die Endungen –al und –ar wie z.B. in azúque für ‚azúcar’ oder Cristobe für ‚Cristóbal’.7
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1 Narbona Jimenez, Antonio, Morillo-Verlarde Perez, Ramón: Las Hablas Andaluzas, Córdoba 1987, 7
2 Álvarez Curiel, Franzisco: Vocabulario Popular Andaluz, Málaga 1991, 50
3 Álvarez Curiel, Franzisco: Vocabulario Popular Andaluz, Málaga 1991, 14
4 Álvarez Curiel, Franzisco: Vocabulario Popular Andaluz, Málaga 1991, 23
5 Mondéjar, José: El Verbo Andaluz Formas y Estucturas, Málaga 1959, 60
6 Narbona Jimenez, Antonio, Morillo-Verlarde Perez, Ramón: Las Hablas Andaluzas, Córdoba 1987, 88/89
7 Narbona Jimenez, Antonio, Morillo-Verlarde Perez, Ramón: Las Hablas Andaluzas, Córdoba 1987, 47/48
- Citation du texte
- Kathrin Herz (Auteur), 2003, Das Andalusische - Ein heterogener Dialekt des Kastilischen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15038
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