Der Galaterbrief gehört zu den echten Paulusbriefen. Er beginnt als apologetischer Brief mit Blickpunkt auf die in Galatien lehrenden Gegner des Paulus. Gegen diese predigt er die Freiheit der Christen vom mosaischen Gesetz und der Beschneidung und endet mit paränetischen Ausführungen. Ein Motiv zieht sich dabei durch den ganzen Brief: der Geist, das πνευμα. Die Rede vom πνευμα verbindet deutlich die als echt anerkannten Paulusbriefe. Im Römerbrief, in beiden Korintherbriefen, im Galaterbrief: für all diese weist die Konkordanz zum Novum Testamentum Graece eine erheblich höhere Zahl von Belegen auf als in den Pastoralbriefen. Die Einbeziehung des πνευμα in seine Theologie war für Paulus also anscheinend ein zentraler Punkt. Paulus’ Sprechen vom πνευμα wurde bereits auf die verschiedensten Aspekte hin untersucht. Für diese Arbeit möchte ich den Blick auf die Bedeutung des πνευμα als Grundlage für die paulinische Ekklesiologie im Galaterbrief lenken.
Als Hauptthema des Briefes wird häufig die Kampfansage gegen das jüdische Gesetz genannt. Zu dieser These scheint der paränetische Schlusspassus allerdings nicht ganz zu passen und so müssen die Vertreter dieser Kernthematik Argumente suchen, die seine Zugehö-rigkeit doch plausibel machen. Andere Forscher versuchen, den Galaterbrief als Rede zu klassifizieren oder ihm das Grundthema der Identität und des Verhaltens der Heidenchristen zugrunde zu legen. Bisher ist keine dieser Thesen zur Kernthematik des Galaterbriefes den anderen so überlegen, dass sie ein weiteres Nachdenken in dieser Richtung ausschließen würde.
Bei der Beschäftigung mit dem Galaterbrief kam mir der Gedanke, dass ihm ein anderes Grundthema zugrunde liegen könnte: Der Zusammenhang von Geist und Gemeinde. Die christliche Gemeinde – ihr Entstehen, ihre Hoffnung, ihre Gefährdung, ihr Zusammenhalt – wird aus dem Geist heraus begründet und vorgestellt. Der rechte Weg der Gemeinde ist es, der von Paulus thematisiert wird – beginnend mit der Gabe des göttlichen Geistes. Durch diesen Geistempfang werden die Einzelnen Teil einer christlichen Gemeinschaft, deren Zusammenleben als zweiter Schritt von Paulus thematisiert wird. Schließlich nimmt Paulus die gemeinsame Hoffnung der Gemeinde auf das Heil Gottes in den Blick – alles unter der Voraussetzung des Geistempfangs und des Handelns im Geist.
Das vom Geist bestimmte Wesen der Gemeinde darzustellen, kann meiner Meinung nach als theologisches Grundthema des Galaterbriefs angesehen werden.
Inhaltsverzeichnis
Einfuhrung
1. Begriffsklarungen
1.1 Paulus’ Auffassung von „Gemeinde“
1.2 „nveoga“ bei Paulus und im Galaterbrief
2. Die Herkunft des Geistes (Gal 3,2-5; 4,6)
3. Glaube vs. Gesetz - Rechtfertigung aus dem Geist (Gal 1,6- 5,12)
4. Wirkungen des Geistes
4.1. Verhaltnis der Christen zu Gott und untereinander (Gal 3,14-4,7)
4.1.1 Gotteskindschaft (Gal 4,6)
4.1.2 Neue Gleichheit aller im Glauben (Gal 3,27-29)
4.1.3 Erbteil am zukunftigen Heil (Gal 3,29;4,7)
4.2 Der Geist als Voraussetzung eines neuen Zusammenlebens (Gal 5,136,10)
4.2.1 Gebot der Nachstenliebe
4.2.2 Tugend und Laster
4.2.3 Ethische Imperative (Gal 5,25-6,6)
4.2.4 Ausblick: Eschatologische VerheiBung (Gal 6,7-10)
5. Der Briefschluss - Gemeinde als Kaiv^ Kiiaiq (Gal 6,10-16)
Resumee
Literaturnachweis
- Citation du texte
- Theresia Schreiber (Auteur), 2008, Der Geist als Grundlage christlicher Gemeinschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/150361
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