Theseus ist wohl der bekannteste Held des antiken Griechenlands nach Herakles. Wie dieser
vollbrachte er gewaltige Taten, tötete menschliche Bösewichte und Ungeheuer und
kämpfte gegen barbarische Feinde der Griechen wie Amazonen und Kentauren; seine berühmteste
Heldentat ist wohl die Tötung des Minotauros im kretischen Labyrinth. Aber im
Gegensatz zu Herakles bewährt sich Theseus noch auf einem anderen Gebiet – dem der
Politik. Obwohl Theseus durchaus eine panhellenische Reputation mitbringt, ist das Zentrum
seines Wirkens stets eine Stadt, nämlich Athen. Hier wird er der Nachfolger seines
Vaters Aigeus, indem er sich gegen seine Thronrivalen durchsetzt. Als nunmehriger König
entfalten sich seine politischen Aktivitäten: Er wird zum eigentlichen Gründervater Athens,
indem er die Zusammensiedlung der attischen Gemeinwesen zu einem zentral von
der Polis verwalteten Staat, den so genannten Synoikismos, herbeiführt. Ihm werden die
Einrichtung verschiedener wichtiger Staats-Feste wie die Panathenäen oder die Synoikien
ebenso zugeschrieben wie die Herstellung der frühesten attischen Geldstücke. Und schließlich
wird er sogar als Urheber der Einrichtung gefeiert, mit der Athen im 5. Jh. v. Chr. zur
glanzvollen Vormacht Griechenlands aufsteigt: Der Demokratie. Konsequenterweise hängt
auch seine Verehrung mit dieser zusammen: ihre Hochzeit ist die Periode zwischen 510
und 410 v. Chr.. Seit jeher wurde er als ein wichtiger athenischer Held betrachtet, doch am
Ende des 6. Jh. steigt er zu einem höheren Rang auf – er wird der Nationalheld der Athener,
die sich fortan in seinem Bild repräsentiert sehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Genese des Theseus-Mythos
- Theseus im Machtkampf Ende des 6. Jh.
- Heros der aufsteigenden Demokratie
- Identifikationsfigur für die Athener
- Der ,,andere Herakles''
- Perserkriege und Ausblick ins 5. Jh.
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Aufstieg des Theseus zum Nationalhelden der Athener im Übergang vom 6. zum 5. Jahrhundert v. Chr. Dabei soll geklärt werden, inwieweit politische Ereignisse dieser Zeit die Popularität des Theseus-Mythos beeinflusst haben.
- Die Entwicklung des Theseus-Mythos im Kontext politischer Ereignisse
- Die Rolle des Theseus im Machtkampf zwischen Tyrannen und ihren Gegnern
- Der Theseus als Identifikationsfigur für die Athener in der aufsteigenden Demokratie
- Der Vergleich des Theseus mit Herakles
- Die Bedeutung des Theseus in der Kunst und Kultur Athens im 5. Jahrhundert v. Chr.
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel beleuchtet die Genese des Theseus-Mythos und untersucht die Ursprünge und Bedingungen, die Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. bezüglich des Theseus vorlagen. Es werden verschiedene Einflüsse aus anderen Mythen und lokale Sonderformen der Mythologie betrachtet.
- Im zweiten Kapitel wird die mögliche Rolle des Theseus im Machtkampf zwischen den in Athen herrschenden Tyrannen und deren Gegnern analysiert. Dabei wird untersucht, ob der Theseus-Mythos in dieser Zeit bereits als politisches Instrument genutzt wurde.
- Das dritte Kapitel behandelt den Theseus als den Heros der Demokratie, die sich nach der Vertreibung der Tyrannen in Athen etablierte. Es werden sowohl der Aspekt des Theseus als Identifikationsfigur für die Athener als auch der Vergleich mit Herakles, einem anderen großen Helden, untersucht.
Schlüsselwörter
Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Theseus-Mythos, der antiken griechischen Mythologie, der Geschichte Athens, der Demokratie, dem Synoikismos, dem Machtkampf, der Identifikationsfigur, dem Vergleich mit Herakles, der Kunst und Kultur Athens im 5. Jahrhundert v. Chr.
- Arbeit zitieren
- Michael Fürstenberg (Autor:in), 2003, Theseus als Nationalheld der Athener, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15019