Von Mitte 2007 bis Frühjahr 2009 wurde das globale Wirtschaftsleben von einer der schwersten Finanz- und Wirtschaftskrise seit dem 2. Weltkrieg dominiert. Nachdem Regierungen auf der ganzen Welt Maßnahmen zur Stützung der internationalen Finanzmärkte auf den Weg gebracht und darüber hinaus nationale Konjunkturprogramme aufgelegt hatten, wurde parallel nach den Ursachen dieser Krise gesucht. In diesem Zusammenhang wurde unter anderem immer wieder auf die bestehenden Vergütungssysteme für Vorstände verwiesen, welche mit als Auslöser für die aktuelle Wirtschaftskrise benannt wurden. Als Reaktion auf diese Ursache in Verbindung mit einer Neugestaltung von Incentivierungssystemen in Deutschland wurde unter der damaligen Bundesregierung mit einem entsprechenden Gesetzesentwurf geantwortet. Das Ergebnis dieses politischen Prozesses war das am 5. August 2009 in Kraft getretene Gesetz zur Angemessenheit der Vorstandsvergütung (VorstAG). Intention dieser legislativen Maßnahme war es, künftige Krisen diesen Ausmaßes sowie anreizbedingte Fehlentwicklungen der Vergangenheit zu vermeiden. Die Neuausrichtung der Vergütungssysteme auf Vorstandsebene wurde hierbei als ein wichtiger Baustein zur Erreichung dieses Ziels angesehen.
Ziel der Arbeit vor dem aktuell beschrieben Hintergrund ist es daher, zum einen die sich ergebenden Veränderungen aus dem Gesetz systematisch heraus zuarbeiten, so wie eine erste kritische Würdigung hierzu abzugeben. Zum anderen besteht die wesentliche Arbeit darin, eine betriebswirtschaftliche Interpretation dieser Gesetzesnovelle vorzunehmen. Dies soll wiederum dazu dienen, Entscheidungsträgern bzw. Repräsentanten in Aufsichtsgremien konkrete Empfehlungen und Werkzeuge für die Implementierung eines zukünftigen Vergütungssystems an die Hand zu geben. Daher ist die Sensibilisierung für diese Thematik ein weiteres zentrales Anliegen, da sich daraus bereits heute ein notwendiger Handlungsbedarfs ableiten lässt. Der Abschluss der Arbeit soll dann die Intention verfolgen, zur kritisch distanzierten Reflektion von Incentivierungssystemen und den gesammelten Erkenntnissen einzuladen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Aktualität der Themenstellung
- 1.2 Zielsetzung der Arbeit
- 1.3 Aufbau und Herangehensweise
- 2 Gesetz zur Angemessenheit der Vorstandsvergütung
- 2.1 Theoretische Grundlagen
- 2.1.1 Prinzipal-Agenten-Theorie
- 2.1.2 Definitionsansatz Vergütung und Anreizsysteme
- 2.2 Diskussion von Aspekten des VorstAG
- 2.2.1 Nachhaltige Unternehmensentwicklung
- 2.2.2 Mehrjährigkeit als Bemessungsgrundlage für variable Vergütungen
- 2.2.3 Begrenzungsmöglichkeit für variable Vergütung (Cap)
- 2.2.4 Angemessenheit der Vergütung
- 2.2.4.1 Leistung als Angemessenheitskriterium
- 2.2.5 Üblichkeit der Vergütung und Differenzierung
- 2.2.5.1 Horizontale Üblichkeit
- 2.2.5.2 Vertikale Üblichkeit
- 2.2.6 Selbstbehalt bei D&O Versicherungen
- 3 Betriebswirtschaftliche Analyse der Neuausrichtung der Vorstandsvergütung
- 3.1 Betrachtung von ausgewählten Aspekten des VorstAG
- 3.2 Mehrjährigkeit und Nachhaltigkeit als Schlüsselelemente
- 3.2.1 Bonus-Malus-System
- 3.2.2 Kennzahlen aus dem Rechnungswesen
- 3.3 Ausgestaltung von Aktienoptionsplänen
- 3.4 Üblichkeitsansätze
- 3.4.1 Betrachtung der vertikalen Üblichkeit der Vergütung
- 3.4.2 Betrachtung der horizontalen Üblichkeit der Vergütung
- 4 Abschlussbetrachtungen und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Neugestaltung der Vorstandsvergütung aus betriebswirtschaftlicher Sicht. Ziel ist es, die zentralen Aspekte des Gesetzes zur Angemessenheit der Vorstandsvergütung (VorstAG) zu analysieren und deren Auswirkungen auf die Gestaltung von Vergütungssystemen zu untersuchen. Dabei stehen insbesondere die Prinzipal-Agenten-Theorie und die Herausforderungen der nachhaltigen Unternehmensentwicklung im Vordergrund.
- Analyse des VorstAG und seiner Auswirkungen auf die Vorstandsvergütung
- Bedeutung der Prinzipal-Agenten-Theorie für die Gestaltung von Vergütungssystemen
- Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in die Vorstandsvergütung
- Bewertung verschiedener Ansätze zur Gestaltung von Anreizsystemen
- Untersuchung der Üblichkeit von Vorstandsvergütungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Aktualität der Themenstellung und die Zielsetzung der Arbeit erläutert. Im zweiten Kapitel wird das Gesetz zur Angemessenheit der Vorstandsvergütung (VorstAG) vorgestellt. Hierbei werden die theoretischen Grundlagen der Prinzipal-Agenten-Theorie und des Definitionsansatzes von Vergütung und Anreizsystemen erläutert. Zudem werden wichtige Aspekte des VorstAG, wie die nachhaltige Unternehmensentwicklung, die Mehrjährigkeit von variablen Vergütungen und die Angemessenheitskriterien, diskutiert.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der betriebswirtschaftlichen Analyse der Neuausrichtung der Vorstandsvergütung. Hier werden ausgewählte Aspekte des VorstAG, wie die Mehrjährigkeit und Nachhaltigkeit als Schlüsselelemente, genauer betrachtet. Außerdem werden verschiedene Gestaltungsansätze für Aktienoptionspläne und Üblichkeitsansätze zur Bewertung von Vorstandsvergütungen untersucht.
Schlüsselwörter
Vorstandsvergütung, Gesetz zur Angemessenheit der Vorstandsvergütung (VorstAG), Prinzipal-Agenten-Theorie, Nachhaltigkeit, Anreizsysteme, Aktienoptionen, Üblichkeit, betriebswirtschaftliche Analyse.
- Quote paper
- André Weise (Author), 2010, Die Neuausrichtung der Vorstandsvergütung aus betriebswirtschaftlicher Sicht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/150091