Im Juli 2008 verkündete Lufthansa-Bereichsvorstand für Marketing und Vertrieb Thierry Antinori einen neuen Kurs in der Tarifpolitik der Lufthansa. Um massiv Kosten im Bereich Vertrieb einzusparen, aber gemäß des Code of Conduct der Europäischen Union, der zur gleichberechtigten Zusammenarbeit mit allen Global Distribution Systems aufruft, wurden alle Tarife erhöht und die „alten“ Tarife zu Vorzugspreisen, die allerdings nur mit einem Aufpreis von 4,90 € zuzüglich Mehrwertsteuer buchbar sind. Die weltweiten Global Distribution Systems (GDS), über die Tickets beispielsweise in Reisebüros vertrieben werden, sowie Verantwortliche in der Touristikbranche und Reisebürovertreter setzten dieser neuen Strategie Proteste entgegen und GDS-Anbieter Amadeus zog sogar in Hamburg vor Gericht.
Ziel dieser Arbeit soll es sein, zu erläutern, was genau die Vorzugspreise sind, wie die Tarif- und Vertriebspolitik der Lufthansa organisiert ist und welche Folgen die neuen Vorzugspreise für die einzelnen Marktteilnehmer in der Tourismusbranche haben.
1. Einleitung / Ziel der Arbeit
Im Juli 2008 verkündete Lufthansa-Bereichsvorstand für Marketing und Vertrieb Thierry Antinori einen neuen Kurs in der Tarifpolitik der Lufthansa. Um massiv Kosten im Bereich Vertrieb einzusparen, aber gemäß des Code of Conduct[1] der Europäischen Union, der zur gleichberechtigten Zusammenarbeit mit allen Global Distribution Systems aufruft, wurden alle Tarife erhöht und die „alten“ Tarife zu Vorzugspreisen, die allerdings nur mit einem Aufpreis von 4,90 € zuzüglich Mehrwertsteuer buchbar sind. Die weltweiten Global Distribution Systems (GDS), über die Tickets beispielsweise in Reisebüros vertrieben werden, sowie Verantwortliche in der Touristikbranche und Reisebürovertreter setzten dieser neuen Strategie Proteste entgegen und GDS-Anbieter Amadeus zog sogar in Hamburg vor Gericht.
Reisebüro-Expedienten wurden also nach Bekanntwerden der Lufthansa-Pläne gezwungen entweder die Gebühr von 4,90 € einzukalkulieren und so die Gebühr an die Endkunden weiterzugeben oder die Flugtickets auf dem Internet-Portal www.lufthansa-agent.com zu buchen.
Ziel dieser Arbeit soll es sein, zu erläutern, was genau die Vorzugspreise sind, wie die Tarif- und Vertriebspolitik der Lufthansa organisiert ist und welche Folgen die neuen Vorzugspreise für die einzelnen Marktteilnehmer in der Tourismusbranche haben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2. Tarifsystem der Lufthansa
Zum 1. Juli 2008 führte die größte deutsche Fluggesellschaft Lufthansa ein neues Tarifsystem ein – eine Preiserhöhung von 15 € für Oneway-Flüge und von 30 € auf Roundtrip-Flüge sind die Folge.
Die bis zum 30.06.2008 geltenden „alten“ Preise wurden zu sogenannten „Vorzugspreisen“, die weiterhin erhältlich sind. Um an diese Vorzugspreise zu gelangen, müssen Reisebüros einen speziellen Vertrag mit Lufthansa abschließen.
Das neue Modell ist sowohl für den stationären Vertrieb, also die Reisebüros, sowie über die Website www.lufthansa-agent.com[2], Call-Center und Schalter an Flughäfen erhältlich.[3]
„Das neue Programm wird eingeführt, um den Reisebüros die Lufthansa-Vorzugspreise auch in den Computerreservierungssystemen (CRS) verfügbar zu machen. Die Unterscheidung zwischen Online-Tarifen und stationären Tarifen entfällt künftig.“[4]
Die Reisebüros haben damit folgende Möglichkeiten, um auf das Lufthansa-Tarifangebot zuzugreifen:
Das Lufthansa-Vorzugspreisprogramm ist über CRS buchbar. Hier werden alle Preise inklusive der Vorzugspreise aufgeführt. Zu beachten ist hierbei, dass pro Coupon (pro Strecke) ein Entgelt von 4,90 € plus Mehrwertsteuer fällig wird.
Expedienten können über die Website www.lufthansa-agent.com ebenfalls alle Lufthansa-Tarife inklusive der Vorzugspreise buchen, hierbei fallen keine zusätzlichen Kosten an.
Wird der Standardzugriff über CRS gewählt, werden alle Tarife inklusive der Vorzugspreise ohne Entgelt angezeigt.[5]
(CF)
3. Zeitlicher Ablauf der Einführung des Vorzugspreisprogramms
17. Januar 2008: Ankündigung Lufthansa-Vorzugspreisprogramm
Die Deutsche Lufthansa AG kündigt ein neues Tarifsystem an. Sie möchten die eigene Tarifstruktur und die Vertriebswege neu ordnen. Betroffen sind dabei vor allem die Reisebüros und die Computerreservierungssysteme.[6]
29.Januar 2008: Verbände-Konferenz
Der DRV (Deutscher Reiseverband), der VDR (Verband deutscher Reisemanagement), der VIR (Verband Internet-Reiseverband), der SRV (Schweizerischer Reisebüroverband), der ÖRV (Österreichischer Reisebüroverband) und Abta (Austrian business travel association) sprechen sich eindeutig gegen das Modell aus und wollen ihn aus verschiedenen Gründen nicht akzeptieren. Der Begriff „Vorzugspreis“ ist ihrer Meinung nach irreführend für Kunden. Während dieser Konferenz bestimmen sie verschiedene Anforderungen, die ein solches Modell erfüllen sollte. Erstens muss die Chancengleichheit zwischen Eigen- und Fremdvertrieb gesichert sein. Eine zweite Anforderung ist, dass optimale Buchungs-, Abwicklungs- und Abrechnungsprozesse bestehen bleiben müssen und kein unnötiger Mehraufwand geschaffen werden darf. Drittens müssen die Kosten verursachergerecht zugeordnet werden und dürfen nicht an den Absatzmittlern hängen bleiben.[7]
3. März 2008: Konferenz der Verbände mit Lufthansa
Die Verbände sind trotz ihrer Ablehnung gesprächsbereit und wollen mit der Lufthansa etwas aushandeln, was einen größeren Nutzen für den Kunden bringt. Die Lufthansa hat Zusatzvereinbarungen an deutsche Reisebüros verschickt, die mit dem Vertrieb von Flugtickets zu den Vorzugspreisen zusammenhängen. Die Verbände fordern Reisebüros dazu auf, den Vertag mit der Lufthansa nicht zu unterschreiben, da sie zwei bedeutende Mängel an dem Programm sehen. Zum einen führt das Vorzugpreisprogramm zu Wettbewerbsverzerrungen, auf der einen Seite zwischen dem Direkt- und dem Fremdvertrieb und zum anderen zwischen den Airlines, die in den GDS aufgeführt werden. Zum anderen erhöht das neue Preisprogramm unnötig die Prozesskosten, nicht nur auf Seiten der Reisebüros, TMCs und Onlineportalen, sondern auch auf denen der Kunden.[8]
Zwischen Januar und März gibt es insgesamt vier Verbände-Erklärungen, in denen die Zweifel am Vorzugspreis-Programm und die aktuellen Ereignisse beschrieben werden
31. März 2008: Fristsetzung der Lufthansa und Swiss dem Programm durch Unterschrift beizutreten
Die Lufthansa fordert IATA-Agenturen auf, die Teilnahme am Vorzugspreis-Modell bis zum 31. März zu unterschreiben. Damit wollte die Lufthansa sicherstellen, dass die IATA-Reisebüros ab dem 1. Juli am Programm teilnehmen.[9]
16. April 2008: Konferenz der IATA-Agenturen
Mit einer großen Resonanz von 240 Teilnehmern fand am 16. April die Konferenz der IATA-Agenturen statt. Obwohl auch die Agenturen gegen das neue Programm sind, sahen sie sich, nach eigenen Aussagen, dazu gezwungen den Vertrag zu unterschreiben, um die wirtschaftlichen Nachteile für Reisebüros zu vermeiden.
(BK)
[...]
[1] Verhaltenskodex
[2] Website für Reisebüromitarbeiter der Lufthansa
[3] Vgl. http://50.lufthansa.com/de/html/presse/pressemeldungen/?c=nachrichten/app/show/de/2008/01/1513/HOM&s=0. Stand: 20.11.2009.
[4] URL: http://50.lufthansa.com/de/html/presse/pressemeldungen/?c=nachrichten/app/show/de/2008/01/1513/HOM&s=0. Stand: 20.11.2009.
[5] Vgl. http://50.lufthansa.com/de/html/presse/pressemeldungen/?c=nachrichten/app/show/de/2008/01/1513/HOM&s=0. Stand: 20.11.2009.
[6] Vgl. http://www.etp24.de/lexikon/artikelanzeige.php?artikel=:ac:Lufthansa~2dVorzugspreisprogramm&origin=:ac:Vorzugspreisprogramm. Stand: 13.12.2009.
[7] Vgl. http://www.vdr-service.de/portal/portal?cid=2380&nid=&lang=&am=Presse.Pressemitteilungen.archiv2008.Verb%E4nde%20lehnen%20%22Vorzugspreismodell%22%20ab (1.Verbändeerklärung). Stand: 13.12.2009.
[8] Vgl. http://www.vdr-service.de/portal/portal?cid=2446&nid=&lang=&am=Presse.Pressemitteilungen.Vorzugspreismodell%20meiden. Stand: 13.12.2009.
[9] Vgl. http://www.vdr-service.de/portal/portal?cid=2470&nid=&lang=&am=Presse.Pressemitteilungen.archiv2008.Unterzeichnungsfrist%20zum%20%22Vorzugspreisprogramm%22%20am%2031%7E%20M%E4rz%202008%20nicht%20wahrnehmen%21 (4.Verbändeerklärung). Stand: 13.12.2009.
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