"El mejor momento de la Semana Santa de Sevilla es cuando, un año mas, puedo abrir los ojos el Domingo de Ramos y en esa mañana se me llena la retina de la luz del cielo de mi tierra hasta que al siguiente domingo cierro los ojos, me voy a dormir y pienso que ya queda menos para el próximo Domingo de Ramos."
Geschrieben von "Nazareno de Sevilla", 25. April 2008
Mit diesem Foreneintrag eines Festteilnehmers ließe sich die Bedeutung der spanischen Semana Santa aus Sicht der Akteure überschreiben. Für viele Spanier ist sie ein Höhepunkt des Festjahres, und nicht nur Touristen lassen sich von dem besonderen Zauber einfangen, auch Einheimische sind jedes Jahr aufs Neue von dem außerordentlich theatralischen
Brauch ergriffen.
Das Phänomen der Semana Santa ist schwer zu beschreiben, ohne die Prozessionen persönlich miterlebt zu haben. Zum einen besteht der wissenschaftliche Anspruch, ein Phänomen gleichsam "von außen" zu betrachten, zum anderen ist ein Verständnis des Festes kaum möglich ohne ein Eintauchen, ein Einlassen darauf. Die spanische Semana Santa ist ein Musterbeispiel für einen "fait social total", bei dem religiöse und profane Ebenen einander berühren, mehr noch, zusammenspielen. Vereinfacht könnte man sie als "religiöses Volksfest" beschreiben. Einzelne Elemente, beispielsweise die Musik, können nicht losgelöst von anderen betrachtet werden, wenn man das Fest verstehen möchte.
Im Folgenden soll der nicht ganz einfache Versuch unternommen werden, das Phänomen der Semana Santa im andalusischen Sevilla, einem der bedeutendsten Orte für das Fest, zu betrachten. Dies wird auf einer deskriptiven Ebene geschehen, wobei gleichzeitig versucht werden soll, die Bedeutung des Festes für die Teilnehmer herauszustellen. Ein gesondertes Kapitel gilt der im Falle der spanischen Karwoche außerordentlich wichtigen Musik. Da die Arbeit sich hauptsächlich auf Internetquellen stützt, wird in einem Abschnitt auf die Repräsentation des Festes im Internet eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung – die Semana Santa in Spanien
2. Biblische Hintergründe
3. Ablauf der Semana Santa in Sevilla
4. Akteure
4.1. Die Rolle der Bruderschaften
4.2. Nazarenos
4.3. Costaleros
4.4. Capataz
4.5. Bulla
5. Die pasos
6. Die Musik der Semana Santa
7. Repräsentation der Semana Santa im Internet – ein Ausblick
8. Literaturverzeichnis
1. Einleitung – die Semana Santa in Spanien
“El mejor momento de la Semana Santa de Sevilla
es cuando, un año mas, puedo abrir los ojos
el Domingo de Ramos y en esa mañana
se me llena la retina de la luz del cielo de mi tierra
hasta que al siguiente domingo cierro los ojos,
me voy a dormir y pienso que ya queda menos
para el próximo Domingo de Ramos.”
escrito por nazareno de Sevilla, abril 25, 2008[1]
Mit diesem Foreneintrag eines Festteilnehmers ließe sich die Bedeutung der spanischen Semana Santa aus Sicht der Akteure überschreiben. Für viele Spanier ist sie ein Höhepunkt des Festjahres, und nicht nur Touristen lassen sich von dem besonderen Zauber einfangen, auch Einheimische sind jedes Jahr aufs Neue von dem außerordentlich theatralischen Brauch ergriffen.
Das Phänomen der Semana Santa ist schwer zu beschreiben, ohne die Prozessionen persönlich miterlebt zu haben. Zum einen besteht der wissenschaftliche Anspruch, ein Phänomen gleichsam „von außen“ zu betrachten, zum anderen ist ein Verständnis des Festes kaum möglich ohne ein Eintauchen, ein Einlassen darauf[2]. Die spanische Semana Santa ist ein Musterbeispiel für einen fait social total, bei dem religiöse und profane Ebenen einander berühren, mehr noch, zusammenspielen[3]. Vereinfacht könnte man sie als „religiöses Volksfest“ beschreiben. Einzelne Elemente, beispielsweise die Musik, können nicht losgelöst von anderen betrachtet werden, wenn man das Fest verstehen möchte.
Im Folgenden soll der nicht ganz einfache Versuch unternommen werden, das Phänomen der Semana Santa im andalusischen Sevilla, einem der bedeutendsten Orte für das Fest, zu betrachten. Dies wird auf einer deskriptiven Ebene geschehen, wobei gleichzeitig versucht werden soll, die Bedeutung des Festes für die Teilnehmer herauszustellen. Ein gesondertes Kapitel gilt der im Falle der spanischen Karwoche außerordentlich wichtigen Musik. Da die Arbeit sich hauptsächlich auf Internetquellen stützt, wird in einem Abschnitt auf die Repräsentation des Festes im Internet eingegangen.
In Spanien wird die Woche von Palmsonntag bis zum Ostersonntag, die Karwoche (Spanisch: Semana Santa), groß gefeiert. Nicht nur für viele Katholiken ist die Semana Santa die wichtigste Woche im kirchlichen Jahr. Auch viele nicht-religiöse Spanier sind involviert und fast alle Menschen in der Stadt sind mit der Tradition aufgewachsen und nehmen aktiv oder passiv teil – sei es, dass sie Mitglied einer Bruderschaft sind, dass sie sich musikalisch einbringen, oder nur die Prozessionen vom Straßenrand aus verfolgen. Entgehen kann man dem Fest nicht, es sei denn, man fährt während der Semana Santa aufs Land oder an den Strand[4]. Jedes Jahr ist die Semana Santa außerdem für zahlreiche Touristen ein Anziehungspunkt.
Die Semana Santa wird durch Prozessionen begangen, in denen den Ereignissen der letzten Tage im Leben und Sterben von Jesus sowie seiner Auferstehung gedacht wird.
In den Prozessionszügen werden Altarbühnen – die so genannten pasos – durch die Straßen und Gassen der Stadt getragen, auf denen eine lebensgroße Christus- oder Marienfigur getragen wird oder einer der letzten Tage von Jesus durch Figurengruppen dargestellt wird. Costaleros, eigens dafür ausgebildete Träger, tragen die Bühnen durch die von Menschenmengen gesäumten Straßen und Gassen der Stadt.
Prozessionen während der Semana Santa werden überall in Spanien begangen. Es wäre falsch, von „der“ Semana Santa in Spanien zu sprechen[5]. Je nach Traditionen der entsprechenden Region oder nach Größe des Ortes, können die Feiern sehr unterschiedlich aussehen. In Kastilien, beispielsweise Zamora, Valladolid oder Toledo, sind die Prozessionszüge schlicht und nüchtern[6]. Prunkhafter Schmuck oder dramatische Musik werden viel weniger eingesetzt als in den pompösen Prozessionen Andalusiens, wie z. B. Sevilla, Málaga oder Granada. Vor allem in Sevilla dominieren Licht und Farben.
Nicht umsonst gilt die Semana Santa in Sevilla als die bekannteste und wichtigste Spaniens, und nicht zuletzt auch als eines der wichtigsten religiösen Ereignisse des Landes überhaupt[7].
Bevor auf die inhaltliche Gestaltung des Festes eingegangen wird, soll ein kurzer Überblick über die biblischen Hintergründe der Semana Santa gegeben werden.
2. Biblische Hintergründe
Die Karwoche, die Woche vor Ostern, wird durch den Palmsonntag eingeleitet und endet mit dem Karsamstag. Die Nacht auf den Ostersonntag stellt dabei bereits den Übergang zu Ostern statt. In Spanien wird die Karwoche einschließlich des Ostersonntags durch Prozessionen begangen, in denen den Ereignissen im Leben, Leiden, Sterben und der Auferstehung Jesu gedacht wird.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Pietro Lorenzetti: Einzug in Jerusalem
Fresco, um 1320
Basilica inferiore di San Francesco, Assisi.
http://www.wga.hu
Am Palmsonntag, dem letzten Sonntag der Fastenzeit, wird dem Einzug Jesu in Jerusalem gedacht[8]. In der Kunst wird er meist auf einem Esel dargestellt und als Friedenskönig mit Palmzweigen vom jubelnden Volk begrüßt. Am Heiligen Montag lehrte Jesus der Bibel nach im Tempel und stieg mit seinen Jüngern auf den Ölberg. Einige Pharisäer und Hohepriester forderten am Heiligen Dienstag seinen Tod. Am Mittwoch bot der Jünger Judas den Hohepriestern an, Jesus gegen Bezahlung zu verraten. Der Gründonnerstag als eigentlicher Beginn der Kartage und vor allem die Nacht auf Karfreitag erinnern an das Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern (das „Letzte Abendmahl“) und seine Verhaftung im Garten Getsemani[9]. Der Karfreitag ist in Erinnerung an die in der Bibel beschriebenen Geschehnisse ein Tag des Schmerzes und ein wichtiger Feiertag. In der evangelischen Kirche ist es sogar der höchste Feiertag des Kirchenjahres. Es wird an die Verurteilung Jesu sowie die Vollstreckung des Urteils erinnert[10]. An diesem Tag gedenkt man dem Kreuzweg und der Kreuzigung von Jesus Christus und seiner Grablegung. Die Eucharistie wird am Karfreitag nicht gefeiert.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Leonardo da Vinci: Das letzte Abendmahl
Secco, 1495-1497
Santa Maria delle Grazie, Milano.
http://www.wga.hu
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Dies gilt auch für den Karsamstag, den letzten Tag der Fastenzeit. In biblischer Hinsicht ist er der Tag der Grabwache. Liturgisch gesehen ist es ein Tag des Wartens und der Hoffnung auf die Auferstehung und die Osternacht somit hoch symbolischer Abschnitt der Karwoche. Der Ostersonntag ist als Tag der Auferstehung Jesu[11] für viele Christen ein Tag der Freude und des Jubels.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Matthias Grünewald: Die Auferstehung
Öl auf Holz, um 1515
Musée d'Unterlinden, Colmar.
http://www.wga.hu
Auf den Festkreis bezogen, wird die Semana Santa in zwei Teile gegliedert.
Palmsonntag bis einschließlich Heiliger Mittwoch bilden das Ende der Fastenzeit. Der Abend des Gründonnerstags leitet das Triduo Pascual (Österliches Triduum) ein, das bis Ostersonntag dauert. Das Österliche Triduum steht für Leiden, Tod und Auferstehung Jesu. Der wichtigste Abschnitt der Semana Santa mit den meistbesuchten Prozessionen ist die Madrugá, die Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag. In dieser Nacht wird von vielen Teilnehmern Festtagskleidung getragen. Die Glocken verstummen am Gründonnerstag und erklingen erst wieder beim Gloria in der Osternacht (Auferstehungsmesse) von Karsamstag auf Ostersonntag oder am frühen Ostersonntagmorgen. Während dieser Zeit wird mit den so genannten matracas (Ratschen) gelärmt und zum Gottesdienst gerufen[12].
Die folgende Tabelle stellt zusammenfassend noch einmal die biblischen Ereignisse dar:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3. Ablauf der Semana Santa in Sevilla
Die Prozessionen beginnen bereits am Palmsonntag. Es gibt rund 60 Bruderschaften in Sevilla, wobei jede eine Prozession abhält. Jede Bruderschaft hat einen eigenen Prozessionsweg, ein Teil davon wird als „itinerario oficial“ von allen Festzügen beschritten. Jede Prozession beginnt in der Kirche, in der die mitgetragene Marien- oder Jesusfigur aufbewahrt wird, und endet auch an diesem Punkt. Dabei entsteht die je individuelle Prozessionsroute, die über den Itinerario Oficial verläuft, und mehr als zehn Stunden dauern kann. Die folgende Abbildung zeigt diese offizielle Wegstrecke. Es wird schnell klar, dass die ganze Stadt in die Semana Santa involviert ist, wenn man bedenkt, dass in fast jedem Viertel Sevillas Prozessionen beginnen und enden.
[...]
[1] „Der beste Moment der Semana Santa in Sevilla ist der, wenn ich, aufs Neue, am Palmsonntag die Augen öffnen kann und mir sich an diesem Morgen die Augen mit dem Licht des Himmels meiner Heimat füllen, bis ich am darauffolgenden Sonntag die Augen schließe, schlafen gehe, und denke, dass schon ein bisschen weniger Zeit fehlt bis zum nächsten Palmsonntag.“ geschrieben von nazareno de Sevilla, 25. April 2008.
(http://www.pasionensevilla.tv/index.php/La-pregunta/la-semana-santa-de-2008.html, abgerufen am 27.04.2008)
[2] Opitz 2000, S. 201
[3] So auch in der anthropologischen Perspektive über die Semana Santa von Sánchez Garrido: “(...) ésta es, como expresión cultural, un hecho pluridimensional y complejo. La polisemia pasional se basa en elementos históricos, religiosos, cristianos, teatrales, lúdicos, mágicos, estéticos, emocionales, creativos, etc. Desde una perspectiva sociocultural habría que considerar a la semana santa como un ‘acto total’” (Sánchez Garrido 2005)
[4] Es gibt auch Spanier, die während der Semana Santa den Menschenmassen in der Stadt entfliehen wollen. So schreibt „titus“ am 5. April 2007 in seinen Blog: “ Semana de Pasión me toca un cojón “ (ungefähr: „Die Passionswoche interessiert mich nicht die Bohne“), http://titusmagnificus.wordpress.com/2007/04 (abgerufen am 12.02.2008). Auch folgender Blogeintrag hat ein ähnliche Sichtweise:
“Empezaré diciendo que odio a todo lo relacionado con la Semana Santa, incluidos capirotes, pasos, figuritas y la madre que los parió a todos.” (“Erst mal will ich sagen, dass ich alles hasse, was mit der Semana Santa zu tun hat, inklusive Spitzhüte, pasos, Figuren und die Mutter, die sie alle geboren hat”), http://lolarocknroll84.spaces.live.com/blog/cns!C657B156B42AAA54!1540.entry (abgerufen am 25.03.2008)
[5] Dies unterstreicht auch die leider etwas ältere Veröffentlichung von Briones Gómez 1983 sowie Opitz 2000, S. 193 f.
[6] http://www.escuelai.com/spanish_culture/fiestas_espanolas/semanasanta.html (abgerufen am 12.02.2008), Opitz 2000, S. 13, S. 201
[7] So auch dargestellt in allen verfügbaren Wikipedia-Artikeln zur Semana Santa in Sevilla .
[8] Vgl. Matthäus 21, 1-11; Markus 11, 1-11, Johannes 12, 12-15.
[9] Matthäus 26, 17-56.
[10] Matthäus 26, 57-68; Lukas 23, 1-12; Markus 15, 21-47.
[11] Lukas 24, 1-35.
[12] Siehe dazu Llop i Bayo. Es sind laut diesem Text mehrere Namen bekannt: Neben matracas auch carracas, carraclas, brajoles, batzoles, tenebres und einige mehr. In dem Aufsatz wird das Lärmen mit matracas als ausschließlich spanisches Phänomen beschrieben; dies ist jedoch bekanntermaßen falsch. Auch beispielsweise in Deutschland (Ratsche) oder Italien (raganella) kommt das Musikinstrument während der Karwoche zum Einsatz.
Videos zu den matracas finden sich bei YouTube: z.B. für Zaragoza: http://www.youtube.com/watch?v=2o5YRu3nTqc (abgerufen am 14.02.2008)
- Citar trabajo
- Annette Julia Motz (Autor), 2008, Die Semana Santa in Sevilla, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149990
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