Anna Nitschmann, geboren am 24. November 1715 und führende Gemeinleiterin der heute noch bekannten und weltweit existierenden Herrnhuter Gemeinschaft, ist heute kaum noch bekannt. Und doch wären die Anfänge der pietistischen Bewegung der dritten Generation unter Zinzendorf kaum ohne sie denkbar.
In der vorliegenden Arbeit soll Anna Nitschmanns religiöser Werdegang innerhalb der Herrnhuter Gemeine näher beleuchtet und dabei aufgezeigt werden, welche vielschichtigen und wichtigen Aufgaben sie dabei übernahm.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Anna Nitschmanns religiöser Werdegang
2.1 Frühe Aufnahme seelsorgerlicher und administrativer Aufgaben
2.2 Missionarische Tätigkeiten ab 1736
2.3 Ernennung zur Gemein-Mutter
3. Fazit
4. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Anna Nitschmann, geboren am 24. November 1715 und führende Gemeinleiterin der heute noch bekannten und weltweit existierenden Herrnhuter Gemeinschaft, ist heute kaum noch bekannt. Und doch wären die Anfänge der pietistischen Bewegung der dritten Generation unter Zinzendorf kaum ohne sie denkbar.
In der vorliegenden Arbeit soll Anna Nitschmanns religiöser Werdegang innerhalb der Herrnhuter Gemeine näher beleuchtet und dabei aufgezeigt werden, welche vielschichtigen und wichtigen Aufgaben sie dabei übernahm.
2. Anna Nitschmanns religiöser Werdegang
2.1 Frühe Aufnahme seelsorgerlicher und administrativer Aufgaben
Nitschman ist vor allem geprägt durch Zinzendorfs Theologie der christozentrischen Frömmigkeit, die sich gegen den moralisch-vernünftigen Geist der Zeit stellte. So beschrieb sie in ihrer Autobiographie eindrücklich, wie sehr ihr Leben von der Liebe zu Christus gezeichnet ist.
„Wie brannte mein Herz in Liebe zu Ihm! Wie begierig war ich, Ihm wieder Seelen zu werben! Die Schulden der Liebe, die machten mir Schmerzen, die Dienstbegierde machte mich krank“[1]
Diese Liebe zu Christus war gar so groß, dass Anna sich, ähnlich wie andere Pietistinnen, als Magd und Braut Christi sieht. So betonte sie immer wieder, dass Christus ihr Seelen- oder auch Blutbräutigam sei.[2] Wie in dem oben zitierten Satz bereits anklingt, stellte Nitschmann ihr komplettes Leben aufgrund ihrer Liebe zu Christus voll und ganz in seinen Dienst. Lucinda Martin beschreibt jedoch, dass dies keine Ausnahme in Herrnhut war, da „die diakonische Arbeit, d.h. die Arbeit der Gemeine im Dienst Christi, wichtiger als familiäre Bindungen“ war.[3]
Unter anderem aus diesem Grund gründete sie nur wenige Wochen nach ihrer überraschenden Wahl zur Ältestin, am 04.05.1730 den Jungfernbund. Daraus entwickelte sich drei Jahre später die erste Wohngemeinschaft lediger Frauen, das so genannte ´Ledige Schwestern Chor`.[4]
Damit war sie zusammen mit Graf Zinzendorf Gründerin einer neuen erfolgreichen Lebensordnung, die darauf beruhte, dass die Gemeinschaft in klosterähnlichen Gruppen, den Chören eingeteilt wurde. Damit konnte die Herrnhuter Frauenarbeit selbstständig und aktiv agieren und wurde von Zinzendorf und innerhalb der Gemeine als eigenständige und gleichberechtigte Gruppe anerkannt. Hahn betont entsprechend, dass die starke Dynamik der Brüdergemeine in der ganzen Welt zu einem großen Teil auf diesem einzigartigen System beruhte.[5] Denn in den verschiedenen Gruppen konnten sich die Gemeine-Mitglieder gegenseitig zum geistigen Wachstum anregen. Außerdem wurde diese besondere Lebensordnung vom Ziel diakonischen und missionarischen Einsatzes her bestimmt,[6] sodass auch in Annas Jungfernbund eine intensive Frömmigkeit und Seelsorge betrieben wurde. Als Leiterin übernahm Anna eine Fülle an seelsorgerlichen Aufgaben, die über Gesprächen, Ansprachen bis hin zum Schreiben von aufbauenden Briefe, Liedern und Gedichte reichte.[7]
Wenn vorher davon gesprochen wurde, dass die diakonische Arbeit oftmals über familiären Angelegenheiten stand, so ging Nitschmann einen Schritt weiter als viele ihrer pietistischen Brüder und Schwester. Denn um auch weiterhin frei und ungebunden als Braut Christi ihrem Heiland dienen und sich voll auf ihre religiöse Arbeit konzentrieren zu können, schlug sie später zwei Heiratsanträge aus, auch wenn es sich hierbei um von der Gemeine gewollte Streiterehen handelte.[8] Auch wenn sie sich unwohl fühlte, die Wünsche der Gemeine ausschlagen zu müssen, zeigte sich hier, wie groß ihr Verlangen war, sich voll auf ihre theologisch motivierte Arbeit zu konzentrieren.[9]
Schon sehr früh hatte Anna als Älteste und Leiterin des Schwesternhauses wichtige Aufgaben übernommen. So war sie nicht nur für die seelsorgerlichen und geistlichen Belange der Frauen zuständig, sondern musste auch finanzielle und administrative Tätigkeiten übernehmen. Die hier angeeigneten Fähigkeiten sollten sie schon damals darauf vorbereiten, später auch die Leitung aller weiblichen Chöre der sich weltweit ausbreitendenden Brüdergemeinen zu übernehmen. Doch die verantwortungsvolle Arbeit, die sie bereits im Alter von erst 18 Jahren durchführte, sollte nicht spurlos an ihr vorbeigehen. Zusammen mit den vielen Selbstzweifeln und ihrem ausgeprägtes Bewusstsein der eigenen Sündhaftigkeit führte dies einige Jahre später zu einer geistlichen Wachstumskrise, die sie sehr plastisch in ihrer Autobiografie schildert: „Alles was ich sah und hörte, schien mir nichts zu sein. […] Ich habe oft gemeint, Er habe mich gar vergessen.“[10], mit diesen Worten beschreibt sie die schweren Jahre des Selbstzweifels. Ihr überaus großer pietistischer Eifer und die Liebe zu Christus halfen ihr jedoch durch diese „geistlichen Tölpeljahre“[11], wie sie diese schwere Zeit für sich verstand, und trugen wesentlich mit zu ihrem weiteren erfolgreichen Werdegang als religiöse Führerin bei.
[...]
[1] Jung (Hg.), „Mein Herz brannte richtig in der Liebe Jesu“, Aachen 1999, 154.
[2] Vgl. A.a.O., 155.
[3] Martin, Anna Nitschmann, Stuttgart 2007, 400.
[4] Vgl. Jung (Hg.), „Mein Herz brannte richtig in der Liebe Jesu“, Aachen 1999, 155-157.
[5] Vgl. Hahn/Reichel, Zinzendorf, Hamburg 1977, 250.
[6] Vgl. a.a.O., 250f.
[7] Vgl. Zimmerling, Anna Nitschmann, Göttingen 2005, 109.
[8] Vgl. Jung (Hg.), „Mein Herz brannte richtig in der Liebe Jesu“, Aachen 1999, 159.
[9] Vgl. Martin, Anna Nitschmann, Stuttgart 2007, 399.
[10] Vgl. Jung (Hg.), „Mein Herz brannte richtig in der Liebe Jesu“, Aachen 1999, 159.
[11] Ebd.
- Citar trabajo
- Christine Brengelmann (Autor), 2009, Anna Nitschmann (1715-1760), Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149768
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