Meister Eckhart war ein Gelehrter des frühen Mittelalters, der gemeinhin als Mystiker und Scholastiker angesehen wird, dessen Einfluß sich jedoch nicht nur auf diese beiden Gebiete beschränkt. Als einer der ersten Geistesmenschen seiner Zeit war er bemüht seine Gedanken in einer Form wiederzugeben, die auch vom einfachen Volk verstanden werden konnte und gab dem Mittelhochdeutschen gegenüber dem Lateinischen den Vorzug. Doch nicht nur die Sprache in der er seine Schriften und Predigten verfasste schaffte ihm Bewunderer, sondern gerade deren Anwendung verhalf ihm zu dem Ruf eines geschulten Rhetorikers. Meister Eckhart führte „die deutsche Sprache zu einer spirituellen und rhetorischen Ausdruckskraft, wie sie sie zuvor nie erreicht hatte“. Diese Abhandlung untersucht, welcher rhetorischen Stilmittel sich Meister Eckhart in seinen Reden der Unterweisung bedient und welche Wirkung er mit diesen innerhalb dieses Traktates erzielt. Abschließend wird der Versuch unternommen zu erkunden, warum Meister Eckhart sich dieser doch sehr poetischen Sprache als Ausdruck seiner Gedanken bedient.
Die Analyse der Stilmittel wird sich nach der Einteilung Ivo Braaks Poetik in Stichworten richten, wobei der Fokus auf den Figuren liegen wird, da diese in weitaus größerer Zahl vorhanden sind, handelt es sich bei dem Traktat doch in erster Linie um eine argumentative Ausführung.
1. Inhaltsverzeichnis
2. Einleitung
3. Figuren
3.2 Satzfiguren
3.3 Gedankenfiguren
3.4 Klangfiguren
4. Tropen
4.1 Metapher
4.2 Metonymie
4.3 Bild
5. Fazit
6. Literaturverzeichni
2. Einleitung
Meister Eckhart war ein Gelehrter des fruhen Mittelalters, der gemeinhin als Mystiker und Scholastiker angesehen wird, dessen EinfluR sich jedoch nicht nur auf diese beiden Gebiete beschrankt. Als einer der ersten Geistesmenschen seiner Zeit war er bemuht seine Gedanken in einer Form wiederzugeben, die auch vom einfachen Volk verstanden werden konnte und gab dem Mittelhochdeutschen gegenuber dem Lateinischen den Vorzug.
Doch nicht nur die Sprache in der er seine Schriften und Predigten verfasste schaffte ihm Bewunderer, sondern gerade deren Anwendung verhalf ihm zu dem Ruf eines geschulten Rhetorikers. Meister Eckhart fuhrte „die deutsche Sprache zu einer spirituellen und rhetorischen Ausdruckskraft, wie sie sie zuvor nie erreicht hatte“.[1]
Diese Abhandlung untersucht, welcher rhetorischen Stilmittel sich Meister Eckhart in seinen Reden derUnterweisung bedient und welche Wirkung er mit diesen innerhalb dieses Traktates erzielt. AbschlieRend wird der Versuch unternommen zu erkunden, warum Meister Eckhart sich dieser doch sehr poetischen Sprache als Ausdruck seiner Gedanken bedient.
Die Analyse der Stilmittel wird sich nach der Einteilung Ivo Braaks Poetik in Stichworten richten, wobei der Fokus auf den Figuren liegen wird, da diese in weitaus groRerer Zahl vorhanden sind, handelt es sich bei dem Traktat doch in erster Linie um eine argumentative Ausfuhrung.
3. Figuren
3.2 Satzfiguren
Satzfiguren wie der Parallelismus finden sich bei Meister Eckhart in fast jedem Kapitel. Er dient ihm nicht nur zur sprachlichen Ausschmuckung seiner Rede sondern auch als Mittel um oftmals komplexe und gegen- satzliche Gedanken auf relativ einfache Art und Weise auszudrucken.
Ein mustergultiges Beispiel fur diese Art der Satzfigur findet sich im vierten Kapitel in dem Satz ,,[d]ie liute endorften niemer vil gedenken, waz sie t^ten; sie solten aber gedenken, waz sie w^ren“. Meister Eckharts eigentlicher Uberzeugung, namlich dass die Leute beachten sollten was sie sind, stellt er hier voran, dass die Leute nicht so viel darauf achten sollten, was sie tun. Dem parallelen Aufbau beider Teilsatze stehen also ihre gegensatzlichen Aussagen gegenuber, was sowohl eine gewisse syntaktische Harmonie als auch eine argumentative Spannung schafft. Die gleiche Art des Parallelismus findet sich noch einmal im ubernachsten Satz des Kapitels: ,,Niht engedenke man heilicheit ze setzenne uf ein tuon; man sol heilicheit setzen uf ein sTn“[2] fuhrt wieder zuerst die Antithese an, welche dann mit der eigentlichen These entkraftigt wird.
Sind dies noch recht einfache Parallelismen, so finden sich auch weitaus komplexere Arten dieser Satzfigur in den Reden der Unterweisung, wie an folgendem Beispiel im funften Kapitel ersichtlich wird. Nachdem Meister Eckhart uber den Grund und das Wesen des Menschen reflektiert hat, kommt er zur Notwendigkeit Gott anzuhaften und gibt abschlieRend noch eine Reihe von Beispielen, die aufzeigen sollen, wie sehr sich das Leben eines Menschen der Gott anhaftet zum Guten wenden kann. Er beginnt mit ,,daz du vor suochtest, daz suochet nu dich“, fahrt fort mit ,,daz du vor jagetest, daz jaget nu dich“ und schlieRt mit ,,daz du vor mohtest gevliehen, daz vliuhet nu dich“ (ME 344). Der parallele
Aufbau wird sofort ersichtlich und auch die Klimax, die in der Folge dieses Parallelismus entsteht, lasst sich unschwer erkennen: „suchen“ fuhrt zu „jagen“ und dieses fuhrt zu „fliehen“[3].
Was sich dem ersten Blick allerdings verbirgt ist der Chiasmus, der in jedem dieser drei Teilsatze enthalten ist. Das Subjekt des jeweiligen ersten Satzteils (,,du“) ist das Objekt des zweiten Satzteils („dich“), das Objekt des ersten Satzteils ist das Subjekt des Zweiten (jeweils ,,daz“). Es existiert also nicht nur eine Verbindung an der Textoberflache sondern durch die Funktion beider Worter als Subjekt ebenfalls eine Verbindung aufeinertieferliegenden Ebene.
Diese Co-Subjektivierung lasst sich in einem weiteren Beispiel deutlicher erschlieRen. In dem Kapitel uber den Nutzen des Lassens kommt Meister Eckhart zu der Folgerung, dass ,,diu werk enheiligent uns niht, sunder wir suln diu werk heiligen.“ Das Subjekt ,,werk“ entspricht in der zweiten Satzhalfte dem Objekt der ersten Satzhalfte, ,,uns“, und umgekehrt. Auf diese Weise werden beide Parteien unter dem Nenner des ,,heiligens“ zusammengebracht und fungieren dadurch als eine Art Einheit. Im darauffolgenden Satz wird dieser Chiasmus sogar noch weiter ausgebaut sowie durch Nennung von Beispielen prazisiert:
Swie heilic diu werk iemer sTn, so enheiligent sie uns zemale niht, als verre sie werk sint, mer: als verre als wir heilic sTn und wesen han, als verre heiligen wir alliu unsriu werk, ez sT ezzen, slafen, wachen oder swaz daz sT. (ME 342)
[...]
[1] Zirker, Hans. “Zwischen anthropomorphem Reden und Schweigen. Zur religiosen Sprachdidaktik Meister Eckharts”. Religionspadagogische Beitrage 16 (1985): 90.
[2] Eckhart, Meister. Traktat 2: Reden derUnterweisung. Bibliothek des Mittelalters 21.
Frankfurtam Main: Deutscher KlassikerVerlag, 1993. 342.
Im Folgenden als ME im Text zitiert.
[3] Wobei sich „fliehen“ eher antonym zu „jagen“ verhalt, also eine Abschwachung im Sinne einer Antiklimax ist. Eine genauere Auslegung wurdejedoch zu weitvom eigentlichen Gegenstand des Kapitels wegfuhren.
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