Bereits seit einigen Jahrhunderten beschäftigen sich Philosophen mit dem Problem, das Immanuel Kant scheinbar so einfach in dem Satz: „Was soll ich tun?“ zusammenfasst. Doch muss nicht zuvor eine andere Frage gestellt werden, welche lautet: „Was kann ich tun“? Der englische Philosoph John Locke hat die Betonung nochmals anderweitig gelegt, nämlich auf das „Ich“. Das dieses Thema lange nicht so umfassend behandelt ist, wie es erscheint und somit immer noch von großer Aktualität ist, zeigt z. B. der Erfolg einer Nachmittagsserie in der ARD. Eine Frau kann sich nach einem Sturz an nichts erinnern. Ihr Retter macht sie glauben, sie wäre seine verstorbene Ehefrau, woraufhin sie unter anderem Namen unbewusst ihr früheres Umfeld davon überzeugt, trotz ihrem physischem Erscheinungsbild nicht die alte Barbara zu sein. Als ihr nach und nach einige ihrer früheren Taten – sie ist eine Mörderin – bewusst werden, stellt sich allen die Frage, ob sie dafür noch haften muss. Ist sie jetzt nicht ein neuer Mensch? Eine neue Person mit einer neuen Identität? So nimmt die Frage nach der Identität der Person also im gesellschaftlichen Leben und im Strafwesen einen ganz wichtigen Platz ein. J. Locke erkannte dies schon im 17. Jahrhundert und wurde auch gewahr, dass im umgangssprachlichen Miteinander oftmals sehr ungenau mit den diesbezüglichen Begriffen hantiert wird. Nachdem ich also zunächst - um den historisch-philosophischen Kontext nicht ganz außer Acht zu lassen - einiges zum Leben Lockes berichten werde, folgt die Analyse von wichtigen Begrifflichkeiten, wie „Mensch“, „Person“, „Substanz“, „Identität“, etc., die der englische Philosoph im 27. Kapitel des zweiten Buches seines „Essay Concerning Human Understanding“ gibt. Es folgt ein Blick auf seine Kritiker sowie eine Ausschau auf die Folgen, die Lockes Thesen für Gesellschaft und Strafwesen haben.
Neben Lockes Essay waren die Arbeiten von Udo Thiel, Walter Euchner, Martina Herrmann und Sandra Ausborn-Brinker sehr hilfreich zum Verständnis der Thematik. Gleichzeitig wurde klar, dass der Anspruch der Arbeit auf die Einführung und Vorstellung der Problemstellung beschränkt ist.
Inhaltsverzeichnis
- I. About John Locke
- II. Begriffe
- II.1. Ideen, Identität und Substanzen
- II.2. „Ein gemeinsames Leben...“
- II.3. „Mensch“, „Person“, „Substanz“
- III. Kontroversen
- III.1. Stillingfleet und Leibniz
- III.2. Sergeant, Butler, Reid
- III.3. Selbstzuschreibung – Fremdzuschreibung
- IV. Folgen im Bereich der praktischen Sozialethik
- IV.1. Unsere Gesellschaft - Moralische Anerkennung
- IV.2. Lohn und Strafe
- V. Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht John Lockes Konzepte von Mensch, Substanz, Person und Identität und deren Auswirkungen auf eine praktische Sozialethik. Sie analysiert Lockes Definitionen zentraler Begriffe und beleuchtet die Kontroversen, die seine Thesen auslösten. Der Fokus liegt auf der Relevanz von Lockes Philosophie für aktuelle Fragen der moralischen Anerkennung und des Strafwesens.
- Lockes Definitionen von „Mensch“, „Person“ und „Substanz“
- Die Bedeutung von Identität im Denken Lockes
- Kontroversen um Lockes Identitätstheorie
- Die Folgen von Lockes Thesen für die Sozialethik
- Die Relevanz von Lockes Philosophie für aktuelle gesellschaftliche Fragen
Zusammenfassung der Kapitel
I. About John Locke: Dieses Kapitel bietet einen kurzen biographischen Überblick über John Locke, seinen Werdegang, seine akademische Laufbahn und seine zeitgeschichtlichen Einflüsse. Es wird hervorgehoben, dass Locke in einer Zeit wissenschaftlicher Revolution lebte und mit führenden Naturwissenschaftlern in Kontakt stand. Sein empiristischer Ansatz und seine Beschäftigung mit gesellschaftlichen Themen werden als prägend für sein Werk dargestellt. Der Fokus liegt auf der Kontextualisierung Lockes innerhalb seiner Zeit und seinen vielfältigen Interessen, um seine philosophischen Positionen besser zu verstehen. Seine bedeutenden Werke, wie der "Essay Concerning Human Understanding" und "Two Treatises of Government", werden kurz erwähnt, um die Reichweite seines Denkens aufzuzeigen.
II. Begriffe: Das Kapitel analysiert Lockes Definitionen wichtiger Begriffe, die für das Verständnis seiner Identitätstheorie essentiell sind. Die Analyse beginnt mit Lockes Konzept der Identität, das sich auf die bloße Existenz in Raum und Zeit stützt. Es wird erklärt, wie Locke den Unterschied zwischen „Ideen“ und der Wirklichkeit sieht, und wie seine empirische Methode die Unterscheidung von Dingen ermöglicht. Die Unterscheidung der drei Substanztypen – Gott, vernunftbegabte Wesen und Körper – wird erläutert. Lockes Ansatz wird dabei als ein Versuch dargestellt, eine konsistente und umfassende Theorie der Identität zu formulieren, die sowohl für physische als auch für geistige Entitäten gilt. Die Kapitel-Zusammenfassung betont den methodischen Ansatz Lockes, seine Abkehr von traditionellen metaphysischen Definitionen und seine Suche nach einer empirisch fundierten Theorie.
III. Kontroversen: Dieses Kapitel widmet sich den Reaktionen und der Kritik, die Lockes Theorie der personalen Identität ausgelöst hat. Es werden verschiedene philosophische Gegenpositionen von namhaften Denkern wie Stillingfleet und Leibniz diskutiert, welche Lockes Ansatz in Frage stellten und alternative Perspektiven einbrachten. Die verschiedenen Kritikpunkte und deren Argumente werden prägnant zusammengefasst, um die Komplexität und die Debatten um das Thema der persönlichen Identität zu beleuchten. Die Zusammenfassung unterstreicht die nachhaltige Bedeutung dieser Auseinandersetzungen für die Weiterentwicklung der Philosophie des Geistes.
IV. Folgen im Bereich der praktischen Sozialethik: In diesem Kapitel werden die Implikationen von Lockes Philosophie für die praktische Sozialethik untersucht. Es wird erörtert, wie Lockes Theorie der personalen Identität Fragen der moralischen Verantwortung und des Strafrechts beeinflusst. Die Analyse fokussiert auf die Herausforderungen und die ethischen Dilemmata, die sich aus Lockes Ideen für die Gestaltung einer gerechten Gesellschaft ergeben. Die Zusammenfassung legt den Schwerpunkt auf die praktische Relevanz von Lockes Theorie und die Fragen der moralischen Anerkennung und der Verteilung von Schuld und Verantwortung, die sich daraus ergeben. Die Auswirkungen auf rechtliche und soziale Institutionen, wie z.B. das Strafrecht, werden thematisiert.
Schlüsselwörter
John Locke, Identität, Person, Substanz, Empirismus, persönliche Identität, Sozialethik, Moralische Verantwortung, Strafrecht, Kontroversen, Ideen, Individuation.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: John Locke - Identität, Person und Substanz
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert John Lockes Konzepte von Mensch, Substanz, Person und Identität und deren Auswirkungen auf eine praktische Sozialethik. Sie untersucht Lockes Definitionen zentraler Begriffe, beleuchtet die Kontroversen, die seine Thesen auslösten, und konzentriert sich auf die Relevanz seiner Philosophie für aktuelle Fragen der moralischen Anerkennung und des Strafwesens.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt Lockes Definitionen von „Mensch“, „Person“ und „Substanz“, die Bedeutung von Identität in Lockes Denken, Kontroversen um seine Identitätstheorie, die Folgen seiner Thesen für die Sozialethik und die Relevanz seiner Philosophie für aktuelle gesellschaftliche Fragen. Es werden biographische Aspekte Lockes, seine empiristische Methode und die Auseinandersetzung mit Kritikern wie Stillingfleet und Leibniz berücksichtigt.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in ihnen?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Kapitel I bietet einen biographischen Überblick über John Locke und seine Zeit. Kapitel II analysiert Lockes Definitionen zentraler Begriffe wie „Ideen“, „Identität“ und „Substanz“. Kapitel III beschäftigt sich mit den Kontroversen um Lockes Identitätstheorie und der Kritik namhafter Denker. Kapitel IV untersucht die Folgen von Lockes Philosophie für die praktische Sozialethik, insbesondere im Hinblick auf moralische Anerkennung und Strafrecht. Kapitel V bietet ein Fazit und Ausblick.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: John Locke, Identität, Person, Substanz, Empirismus, persönliche Identität, Sozialethik, Moralische Verantwortung, Strafrecht, Kontroversen, Ideen, Individuation.
Welche philosophischen Positionen werden diskutiert?
Die Arbeit diskutiert Lockes empiristischen Ansatz, seine Theorie der persönlichen Identität, und die Kritik daran durch Stillingfleet und Leibniz sowie andere. Sie beleuchtet die Unterscheidung zwischen „Mensch“, „Person“ und „Substanz“ und deren Bedeutung für die Sozialethik. Die Auswirkungen auf Fragen der moralischen Anerkennung und des Strafrechts werden analysiert.
Welche praktische Relevanz hat die Arbeit?
Die Arbeit zeigt die praktische Relevanz von Lockes Philosophie für aktuelle gesellschaftliche Fragen auf, insbesondere im Bereich der Sozialethik und des Strafrechts. Sie untersucht, wie Lockes Ideen Fragen der moralischen Verantwortung, der Schuldzuweisung und der Gestaltung einer gerechten Gesellschaft beeinflussen.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit richtet sich an Leser, die sich für die Philosophie John Lockes, insbesondere seine Theorie der persönlichen Identität und deren Auswirkungen auf die Sozialethik, interessieren. Sie ist für Studenten der Philosophie, Sozialwissenschaften und Rechtswissenschaften von besonderem Interesse.
- Quote paper
- Martin Gerasch (Author), 2009, John Locke´s Konzepte von Mensch, Substanz, Person und ihrer Identität, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149356