Ich möchte mit meiner Arbeit Südkoreas neues Kino - gerne auch als Neue Südkoreanische Welle bezeichnet – begutachten.
Die neue Schule Südkoreas hat international für Furore und Anerkennung gesorgt. Wenn auch das neue südkoreanische Kino vom deutschen Publikum immer mehr geschätzt wird, gilt es immer noch als eine Art Geheimtipp.
Dabei lohnt sich ein genaueres Betrachten durchaus, da ein Großteil des aktuellen südkoreanischen Kinos mit großartigen Filmen, gespickt mit dramaturgischen, wie auch technischen Innovationen und einer erstaunlichen neuen, einzigartigen Ästhetik aufwartet.
Parallel zu den hohen qualitativen Beiträgen südkoreanischer Filmschaffender, machte auch die südkoreanische Filmindustrie selbst gigantischen Fortschritt und mit der neuen Welle entwickelte sich in nur wenigen Jahren eine starke nationale Filmindustrie, die es in der kurzen Zeitspanne schaffte, einen überragenden Marktanteil zu ergattern.
Phänomene, Tendenzen, wie diese müssen filmwissenschaftlich untersucht werden und um der Frage nachzugehen, wie und warum sich dieses neue, starke südkoreanische Kino hat bilden können, habe ich diese Arbeit verfasst.
Zum Aufbau der Arbeit:
Was beim Betrachten des Inhaltsverzeichnisses auffällt, ist der große Anteil des allgemeinen historischen Überblicks der (süd)koreanischen Kino(vor)geschichte. Dies ist aus dem Grund entstanden, da ich dem Leser dieser Arbeit klar machen will, dass das (süd)koreanische Kino seit seiner frühesten Entstehungsgeschichte permanent unter Zensur bzw. Behördenzwang stand und somit der Film sich tatsächlich nie befreien konnte. Dafür verweise ich besonders oft auf die verschiedenen Gesetzesgegebenheiten, welche das Anfangs koreanische, später südkoreanische Kino verweisen. Außerdem spare ich mir mit einer komplett abgehandelten Filmgeschichte permanente historische Querverweise, warum sich Umstände in Richtungen entwickelt haben und hatten. Da die historische Vorgeschichte, dennoch nur ein Überblick sein soll, habe ich mir verkniffen Filmbeispiele, wie auch Regisseure aus den jeweiligen Perioden zu nennen, da diese für meinen Hauptschwerpunkt keine schwerwiegendere Bedeutung haben.
Bei der neuen südkoreanischen Welle angekommen, werde ich dann auf die verschiedenen Gründe eingehen, warum diese eben genau dort und unter jenen Umständen hat entstehen können. Im Resümee werde ich versuchen Edgar Morins Gedanken seines Essays "Kino und Flugzeug" mit meinen Grundvermutungen zu koppeln und zu begutachten.
Inhalt
1. Einleitung
2. Kino im Käfig. Oder: Kurzer Überblick über das koreanische Kino (mit Berücksichtigung des sozio-historischen Kontexts):
2.1 Kino als Waffe. Oder: Koreanisches Kino bis 1954
2.2 Kein Ein-Korea. Oder: Warum das Nordkoreanische Kino in dieser Arbeit ausgeblendet werden muss
2.3 Goldene Zeiten für einen Augenblick. Oder: Südkoreanisches Kino bis 1973
2.4 Südkoreas langer Weg zur Reformation. Oder: Südkoreanisches Kino bis 1987
2.5 Kursänderung. Oder: Südkoreanisches Kino bis 1998
3 Mögliche Gründe für die südkoreanische Welle. Oder: Südkoreanisches Kino 1997/98 bis heute
3.1 Das Wegfallen der Alten oder: Die Asienkrise und ihre Auswirkungen auf Südkoreas Filmlandschaft
3.2 Innovationen, die Filmproduktion und dessen Unterstützung betreffend
3.3 Veränderte Filmzensur. Oder: Machtverschiebung
3.4 Box Office-Hits als nationale Identifikationssehnsucht
3.5 Die kreative, neue Schule
4 Und die Moral von der Geschichte. Oder: Resümee, weiterführende Gedanken
5. Bibliografie
1. Einleitung
Ich möchte mit meiner Arbeit Südkoreas neues Kino - gerne auch als Neue Südkoreanische Welle bezeichnet – begutachten.
Die neue Schule Südkoreas hat international – bei Kritikern, wie auch bei Filmfestivals – für Staunen, Furore und Anerkennung gesorgt. Park Chan-wooks Oldboy, Kim Yeong-ho’s Peppermint Candy, Kim Ki-duks Frühling, Sommer, Herbst, Winter, Frühling sind hierfür exemplarisch zu nennen. Ein Beben ist durch die Welt des Kinos gegangen, doch obwohl „[n]ach und nach […] die Vielfalt des neuen koreanischen Kinos“[1] auch vom deutschen Publikum geschätzt wird, gilt das südkoreanische Kino immer noch als eine Art Geheimtipp. Mutige Verleiher, wie das deutsche Rapid Eyes Movies versuchen immer noch, dem Kinogänger neueres, südkoreanisches Kino nah zu bringen – mit eben mehr oder weniger erfolgreichem (Einspiel)Ergebnissen – .
Dabei lohnt sich ein genaueres Betrachten durchaus, da ein Großteil des aktuellen südkoreanischen Kinos mit großartigen Filmen, gespickt mit dramaturgischen, wie auch technischen Innovationen und einer erstaunlichen neuen, einzigartigen Ästhetik aufwartet.
Parallel zu den hohen qualitativen Beiträgen südkoreanischer Filmschaffender, machte auch die südkoreanische Filmindustrie selbst gigantischen Fortschritt und mit der neuen Welle entwickelte sich in nur wenigen Jahren eine starke nationale Filmindustrie, die es in der kurzen Zeitspanne schaffte, einen überragenden Marktanteil zu ergattern.
Phänomene, Tendenzen, wie diese müssen filmwissenschaftlich untersucht werden und um der Frage nachzugehen, wie und warum sich dieses neue, starke südkoreanische Kino hat bilden können, habe ich diese Arbeit verfasst. Eigentlich eine traurige Angelegenheit, dass sich ein angehender Student wie ich mit seinen höchstens fundamentalen Know-How und Verständnis an so etwas heranwagen muss, doch haben sich anscheinend nur wenige, bzw. gar keine Fachfrauen und –männer im deutschsprachigen Raum ausführlich mit dem südkoreanischen Kino auseinandergesetzt, weshalb meine Quellen (und damit auch meine Zitate) fast ausschließlich in englischer Sprache sind.
Zum Aufbau der Arbeit:
Was beim Betrachten des Inhaltsverzeichnisses auffällt, ist der große Anteil des allgemeinen historischen Überblicks der (süd)koreanischen Kino(vor)geschichte. Dies ist aus dem Grund entstanden, da ich dem Leser dieser Arbeit klar machen will, dass das (süd)koreanische Kino seit seiner frühesten Entstehungsgeschichte permanent unter Zensur bzw. Behördenzwang stand und somit der Film sich tatsächlich nie befreien konnte. Dafür verweise ich besonders oft auf die verschiedenen Gesetzesgegebenheiten, welche das Anfangs koreanische, später südkoreanische Kino verweisen. Außerdem spare ich mir mit einer komplett abgehandelten Filmgeschichte permanente historische Querverweise, warum sich Umstände in Richtungen entwickelt haben und hatten. Da die historische Vorgeschichte, dennoch nur ein Überblick sein soll, habe ich mir verkniffen Filmbeispiele, wie auch Regisseure aus den jeweiligen Perioden zu nennen, da diese für meinen Hauptschwerpunkt keine schwerwiegendere Bedeutung haben.
Bei der neuen südkoreanischen Welle angekommen, werde ich dann auf die verschiedenen Gründe eingehen, warum diese eben genau dort und unter jenen Umständen hat entstehen können. Im Resümee werde ich versuchen Edgar Morins Gedanken seines Essays Kino und Flugzeug mit meiner Grundvermutung, dass das bisher immer unterdrückt gewesene südkoreanische Kino, sich in einer derartigen Welle entladen musste, koppeln und begutachten.
Wie im Koreanischen üblich werden Personen im Lauftext zuerst mit ihren Nachnamen benannt.
2. Kino im Käfig. Oder: Kurzer Überblick über das koreanische Kino (mit Berücksichtigung des sozio-historischen Kontexts)
2.1. Kino als Waffe. Oder: Koreanisches Kino bis 1954
Es gibt unterschiedliche Meinungen darüber, wann der erste Film in Korea gezeigt wurde bzw. wann die ersten Filmaufnahmen dort entstanden.[2] Doch Tatsachen wie diese interessieren nur aus historischer Perspektive, wichtig ist vielmehr festzuhalten:
„It was through foreign companies, diplomatic Corps and missionaries that motion pictures came into Korea for the first time during the late Chosŏn Dynasty.[…] [[3] ] These agencies showed films to Koreans as a way of introducing Western cultures and civilization, and more importantly, as a sign of their prosperity."[4]
Schon während dieser Zeit war Korea nämlich ein Spielball der Mächte – in diesem Fall einer Chinas, Englands, Frankreichs, Japans, Russlands, als auch der USA – . Vor allem China und Japan waren – hauptsächlich aus militärisch-strategischen Gründen – sehr daran interessiert, ihren Einfluss in Korea zu stärken, was aufgrund des Ausgangs des Chinesisch-Japanischen (1894-1895) und Russisch-Japanischen Krieges (1904-1905) letztlich nur Nippon gelang. Mit dem Ende des (Einfluss-)Kampfes um Korea ward es nun Freiwild für japanische Großmachtträume: Nach Kriegsende wurde es 1905 japanisches Protektorat und 1910 vollständig annektiert.
Erste (vereinzelte) öffentliche Kinoscreenings hatten in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts schon stattgefunden und das erste Lichtspielhaus, das Tongdaemun Motion Picture Studio, hatten bereits in Korea eröffnet.
Wichtig ist aber hierbei, dass Korea eine Kolonie war: die Landwirtschaft wurde vorangetrieben, die japanische Kultur zum erstrebenwerten Ideal hochstilisiert, während das koreanische Volk als minderwertig herabgestuft wurde. Japan betrieb diese Degradierung und Demoralisierung auch gezielt über das neue Propagandamedium Film, so steht dabei außer Frage, dass sich das koreanische Kino unter diesen Bedingungen nur schwer zu einem eigenständigen Kino entwickeln konnte:[5]
„Since the introduction in 1903[[6] ], film in Korea has always been under governmental censorship.“[7]
Daraus leitet sich auch eine weitere Schwierigkeit ab, nämlich die, dass es schwierig festzustellen ist, wann genau der Beginn eines Koreanischen, also eigenständigen Kinos festzusetzen ist. „Factors to consider include, among others, when the film was produced and when it was premièred; whether it was shown to a special audience; who financed its making; and who directed it, a Korean or a Japanese.“[8]
Wann beginnt Kino, ein eigenes Kino zu sein? Eine Frage, die hier vielleicht zuerst deplatziert zu sein scheint, doch will man sich mit koreanischen Kino auseinandersetzen, muss man sich diese Frage früh – in sämtlichen Kontexten – stellen, denn je nach persönlicher Schwerpunktlegung verschiebt sich das komplette Fundament, auf dem eigenes Arbeiten aufbaut.
Um aber nicht von meinem Hauptziel, der Wegweisung zur neuen Koreanischen Welle abzukommen, werde ich diesen Diskurs deswegen komplett ausklammern und fasse nur Gröbstes Zeitgeschehen zusammen[9]:
Ob nun Koreaner selbst an Filmproduktionen beteiligt waren oder nicht, die Filme unterstanden stets dem wachsamen Auge des japanischen Zensur- und Verbotsapparates. Öffentlich zu zeigende Filme mussten daher entweder (offensichtlich) unpolitschen, bzw. unkritischen Stoff (v. a. alte Sagen, Märchen, Beziehungs- und Klassendramen, Komödien, romantische Novellen, etc.) oder Propaganda enthalten , bzw. eine Synthese aus beiden sein. Doch unterlag das koreanische Kino nicht nur einer inhaltlichen Zensur bzw. einem Richtungsdiktum, sondern wurde auch durch wirtschaftliche Maßnahmen seitens Dritter in Zaume gehalten:
„With the influx of foreign films through both Japanese and Western agencies under the protection of the Japanese colonial government, Koreans could not develop their own film industry, which required substantial financial backing and strong economic and social infrastructure. In the late nineteenth century, the film industries of the dominant Western powers made efforts to conduct their business enterprises in their colonies, which they viewed as potentially profitable markets. This situation applied to Korea as well. Film as a business enterprise attracted enormous interests for foreigners in Korea. They could thus secure official, political backing from the Japanese colonial government. It was, therefore, not surprising that it was extremely difficult for Koreans to develop their own native film industry under such political, economic and social constraints.“[10]
Dennoch – auch unter japanischer Fuchtel – bildeten sich auch in Korea künstlerische Bewegungen, die versuchten, eine andere Art von Kino zu realisieren. Vor allem die proletarische-sozialistischen Künstlerzirkel sind hier in die koreanische Filmgeschichte eingegangen.[11]
„Unfortunately[…], the ruling Japanese government began to impose more and more restrictions on the production and exhibition of films, including censorship. As the years passed, the number of ‘safe’ genres that were approved for screening gradually dwindled until Korean language films were completely banned by the Japanese government in 1942, and the local film industry became little more than an outlet for Japanese propaganda.”[12]
Unter diesen Umständen werden die letzten zehn Jahre (1935-1945) der japanischen Besatzung als die „‘dark‘ period“[13] des koreanischen Filmschaffens bezeichnet, welche erst mit der Niederlage Japans im Zweiten Weltkrieg endete.
Doch kaum waren die japanischen Truppen abgezogen, wurde Korea wieder zum Spielball der Mächtigen, diesmal im machtpolitischen Rangeln zwischen Russen und Amerikanern im frisch entfachten Kalten Krieg.[14] In der kurzen Zeitspanne (1945-1953) zwischen dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Beginn des Koreanischen Bruderkriegs konnte sich in dem politisch-uneinigen und von der japanischen Besatzung strangulierten Korea schwer eine innovative, eigenständige Filmkunst entfalten. Dies spiegelt nicht nur die geringe Anzahl an realisierten Spielfilmproduktionen während dieser Zeit wider,[15] sondern eher die Tatsache, dass diese zum großen Teil einfach Imitationen beliebter Hollywoodproduktionen waren.[16] Das koreanische Kino war also kurz vor und während des Bruderkrieges noch weit davon entfernt, ein nationales, selbständige(re)s Kino erschaffen zu können.
[...]
[1] Blank, Gunter (2002): Internetartikel.
[2] vgl. Lee, Hyangjin (2002): 62
[3] 1392-1910, sie endete also mit der Annektierung Koreas durch Japan [vgl. Brockhaus Enzyklopädie (2008): Korea. Geschichte.].
[4] Lee, Hyangjin (2002): 18
[5] Lee, Hyangjin (2002): 17
[6] Gemeint ist hier die erste in der Öffentlichkeit propagierte und stattfindende Filmvorführung und die Eröffnung des Tongdaemun Motion Picture Studios.
[7] Lee, Hyangjin (2002): 16
[8] Lee, Hyangjin (2002): 19
[9] Bei Interesse in Bezug auf den heißumkämpften Kampf des Beginnes eines koreanischen Films sei hier auf die innovativen Thesen Kim Chongwŏns und Cho Hŭimuns verwiesen.
[10] Lee, Hyangjin (2002): 18f
[11] Hierfür sei exemplarisch die KAPF (Korean Proletariat Artists‘ Federation) genannt, welche 1930 mit anderen die Produktion linksgerichteter, gesellschaftskritischer Werke begann [Vgl. James, David E. (Hrsg.) (2002): 268].
[12] Leong, Anthony C. Y (2002): 6
[13] Lee, Hyangjin (2002): 30
[14] „Nach dem militärischen Zusammenbruch Japans (Kapitulation am 15. 8./2. 9. 1945) wurde Korea […] nördlich des 38. Breitengrades […] durch die UdSSR, südlich davon durch die USA besetzt. Unter sowjetischem Schutz baute die kommunistische »Partei der Arbeit Koreas « […] in Nord-Korea eine kommunistische Gesellschaftsordnung auf […]. In Süd-Korea richteten die USA eine Militärregierung ein (1945–48). Nach dem Scheitern der amerikanisch-sowjetischen Verhandlungen über eine gesamtkoreanische provisorische Regierung (1946) beraumte die UNO 1947 geheime und freie Wahlen an, die unter ihrer Aufsicht 1948 (10. 5.) nur in Süd-Korea durchgeführt wurden. Dort konstituierte sich am 15. 8. 1948 die Republik Korea unter Präsident Rhee Syngman. Mithilfe einer Einheitsliste sicherten sich in Nord-Korea die Kommunisten bei den Wahlen zu einer Obersten Volksversammlung 1948 (25. 8.) die Macht und schufen am 9. 9. 1948 die Demokratische Volksrepublik Korea. Die Besatzungsmächte zogen sich 1948/49 aus Korea zurück. Nationale Motive (staatliche Einheit) führten zum Koreakrieg […].“ [Brockhaus Enzyklopädie (2008): Korea. Geschichte.]
[15] So gibt die von der Korean Film Archive (KOFA) erstellte Korean Movie Database (KMDB) gerade einmal 67 während dieser Zeit entstandene Spielfilmproduktionen an, wobei der Großteil (54) davon in den Jahren 1947-1949 entstanden war. Keine genauen Angaben gibt es leider darüber, wie viele davon tatsächlich und mit welchem Erfolg in den koreanischen Kinos liefen.
[16] „The Americanization of the viewer’s taste accounts for the major developments in the South Korean War and American military administration.” [Lee, Hyangjin (2002): 45]
- Citation du texte
- Fabian S. M. Huber (Auteur), 2008, Die neue südkoreanische Welle als Befreiungsschlag des Kinos, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149275
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