Wir interessieren uns dafür, ob deshalb diese Eigenschaften ,,leidenschaftlich, sensibel, offen"
mit dem Typus einer humanistisch-idealistischen Persönlichkeit entsprechen könnte. Wenn ja,
dann neigen wir zu der Annahme, dass diese humanistisch-idealisitischen Menschen, die als
,,kreativ" hingestellt werden, auch mimisch-gestisch kreativer als andere Menschen sind.
Das soll in vorliegender Arbeit unsere Forschungsfrage werden.
Inhalt
1. Mimik und Gestik als Dimensionen zur Messung der Kreativität von Persönlichkeitstypen sozialer Ausrichtung
1.1. „Kreativität“ als Idee für das Positive, das mit Mimik und Gestik ausgedrückt werden will
1.2. „Schönheit“ als Idee für das Positive, das mit Mimik und Gestik ausgedrückt werden will
1.3. Mimik und Gestik in der klinischen Psychotherapieforschung von Beginn der 90er bis heute
2. Messung von sozialen „Typen“ mittels PKS (Persönlichkeitsskalen)
2.1. Die verschiedenen sozialen Ausrichtungen von testbaren Persönlichkeitskonstellationen (/-typen)
2.2. Antwort-Tendenzen der verschiedenen Persönlichkeits-Typen anhand der PKS
(Persönlichkeitsskalen)
3. Fragestellung, wie sehr die soziale Ausrichtung eines 40-60 jährigen Menschen mit der Mimik und Gestik dieses Menschen übereinstimmt
3.1. Bereitstellung von Beobachtung und Befragung
3.2. Angestrebte Untersuchung
4. Vorauswahl der Untersuchungsinstrumente
4.1. Planung der Untersuchung und Screening
4.2. Mimisch-gestischer Beobachtungsfragebogen
5. Die Ergebnisse des Screenings und Ausblick auf die Untersuchung
5.1. Die Ergebnisse im MGB
5.2. Die Ergebnisse in den PKS
5.3. Die Gesamt-Screening Ergebnisse
6. Literaturverzeichnis
7. Abbildungsverzeichnis
1. Mimik und Gestik als Dimensionen zur Messung der Kreativität von Menschen mit unterschiedlich sozialer Persönlichkeitsausrichtung
Mimik und Gestik sind Darstellungsformen, denen kreative Prozesse des sich darstellenden Indiviuums zugrunde liegen. Unter „kreativer Prozess“ ist deshalb hier der Vorgang der Darstellung der eigenen Persönlichkeit auf ganz eigene Weise zu verstehen.
1.1. „Kreativität“ als Idee für das Positive, das mit Mimik und Gestik ausgedrückt werden will
Csikszentmihalyi (1996) schreibt über „kreative“ Menschen:
They [creative people] show tendencies of thought and action that in most people are segregated. They contain contradictory extremes; instead of being an “individual,” each of them is a “multitude.
(1996)
Jochen Mai (2008) faßt die Charakterisierung Csikszentmihalyis wie folgt zusammen:
In 8 von 10 Charakteristika zeichnet sich der kreative Mensch als von einem Pol zum anderen reichend ab. In den Charakteristika 9 und 10 heißt es:
„9. Kreative Menschen… sind oft leidenschaftlich bei der Sache. Sie bewerten ihr Tun aber auch objektiv. Ohne Leidenschaft, verlieren wir irgendwann die Lust an der Sache und geben auf. Erst recht, wenn sich der Erfolg nicht sofort einstellt. Deshalb brauchen Innovatoren Leidenschaft. Blinde Leidenschaft kann allerdings ruinös oder gar zerstörerisch wirken. Deshalb brauchen sie ab und an auch einen selbstkritischen Blick.
10. Kreative Menschen… sind offen und sensibel. Das lässt sie aber auch darunter leiden. Denken Sie an großartige Schriftsteller: Die meisten leiden regelrecht körperlich, wenn sie schlechte Texte lesen. Gleichzeitig nehmen sie jede Nuance, jede feine Botschaft – auch die zwischen den Zeilen – in sich auf. Kreative sind aufgeschlossen und neugierig, sie hungern nach neuen Erfahrungen und Impulsen. Das bedeutet aber auch, dass Sie dabei manchmal mehr Dinge erleben, als ihnen lieb ist.“
Mai (2008)
Wir interessieren uns dafür, ob deshalb diese Eigenschaften „leidenschaftlich, sensibel, offen“ mit dem Typus einer humanistisch-idealistischen Persönlichkeit entsprechen könnte. Wenn ja, dann neigen wir zu der Annahme, dass diese humanistisch-idealisitischen Menschen, die als „kreativ“ hingestellt werden, auch mimisch-gestisch kreativer als andere Menschen sind.
Das soll in vorliegender Arbeit unsere Forschungsfrage werden.
Nach Klaus Marwitz (Online-Artikel: Kreative Kommunikation. Wie man in der Lernenden Organisation miteinander umgeht) gibt es auf der interpersonalen, bewußt erreichbaren, Ebene der Kommunikation (im Gegenstück die unbewußt erreichbare Kommunikation) die verbale und nonverbale Kommunikation. In seinem Artikel schreibt er nachdem er sich auf Watzlawik (Anleitung zum Unglücklichsein) bezogen hat, über diese Ebene der Kommunikation:
„Die nonverbale Kommunikation hat zwei Aufgaben: sie unterstreicht das Sprechen mimisch (Gesicht) und gestisch (»Hände und Füße«) im Normalfall eines Gesprächs. Im Konfliktfall pointiert und verstärkt die nonverbale Kommunikation das Gesagte mit dem Ziel, dem Gesprächsgegener zu meiner Meinung zu verhelfen. Sie wird abgestuft eingesetzt und beginnt mit Nuancierungen der Stimme (hoch, tief, schnell, langsam, Pausen), geht über Gesichtsbewegungen (Mund, Wangen, Augen) und Kopfbewegungen über zur Gestik (zunächst Finger, Hände, dann Arme) bis hin zur Ganzkörperbewegung, und ist durchaus als archaische Vorstufe eines körperlichen Angriffs zu bewerten.
Dies ist ein ganz natürliches Repertoire, das je nach Temperament und Nationalität stark variiert. Es gibt weitere Varianten, die als »Körpersprache« durch die unterhaltende Managementliteratur geistern. Es handelt sich um eine »vereinbarte Sprache«, das bedeutet, daß nur derjenige die Körperbewegungen und -stellungen »richtig« deuten kann, der genau diese Erklärungen kennt, ein unerschöpfliches Thema für die aufklärende Illustriertenlandschaft. Eigentlich handelt es sich um eine Bühnensprache, die auch weiterwegsitzenden Zuschauern den Sinn des Gesagten nonverbal mimisch-gestisch das vor Augen führen sollte, was vielleicht das Ohr nicht erreichen kann. Diese Sprache ist von Pantomimen, wie Samy Molcho zur Kunstform erhoben worden. Sie hat aber im Alltag keine Bedeutung, auch wenn das immer wieder behauptet wird; wenn Nichtkünstler sie verwenden, wirkt es aufgesetzt und führt meistens dazu, daß die Kommunikationspartner sich veralbert fühlen.
Die nonverbale Kommunikation hat nicht nur dann ihren Sinn, wenn die Partner »anwesend« sind. Sie wirkt auch, wenn die Partner nicht gleichzeitig anwesend sind. Man spricht dann von der sogenannten emotionalen Kopplung.
Dies ist die Form der Kommunikation auf der dritten Ebene. Jeder weiß, daß es diese Kopplung gibt – man denke nur an das Charisma einer »guten« Lehrerin oder eines »guten« Lehrers; das Zugehörigkeitsgefühl hielt auch in den Ferien an. Von einer solchen Person nahm man Strafen oder Strenge anders an als von den andern; die Worte Gerechtigkeit, Engagement, Vertrauen spielen dabei eine Rolle — dennoch konnte erst in jüngster Zeit nachgewiesen werden, wie wichtig sie ist. Für die menschlichste Form der Kommunikation, die kreative Kommunikation ist sie die wichtigste.“
(Marwitz, K.: Kreative Kommunikation)
Der Mensch kann sich also mit kreativer Kommunikation vorteilhaft darstellen.
Wenn ein Mensch sich darstellen möchte, so möchte er in 90 % aller Fälle, dass man ihn hernach positiver bewertet als zuvor. Diese positive Bewertung ist somit Motivator für die kreative Darstellung.
Unbedingte Voraussetzung, dass sich ein Mensch positiv präsentieren und darstellen kann, ist das Vorhandensein einer Idee, was „positiv“ ist. Da Mimik und Gestik sichtbare Darstellungsformen sind, nicht hörbare wie die Sprache oder die gesungene Melodie, liegt der Idee des Positiven eine Idee von Schönheit zugrunde.
1.2. „Schönheit“ als Idee für das Positive, das mit Mimik und Gestik ausgedrückt werden will
Es wird von "Schönheit“ nach ihrer primären Wortbedeutung ausgegangen, also als etwas „sichtbar Schönes“. Was ist nun Schönheit?
Schönheit ist eine Eigenschaft wie Weisheit, Intelligenz, Herzlichkeit, Kompetenz, die immer das Maß der mit ihr gemeinten Güte in positivem Zusammenhang darstellt.
Kreativität, Raffinesse, oder Emotionalität sind Eigenschaften, deren Güte man ebenfalls messen kann, die aber wertneutral sind.
Beides sind Eigenschaftsarten, die zu messen hinreicht sich ein bedeutsames Urteil über einen Menschen zu machen, die aber dazu nicht unbedingt notwendig sind. Man könnte sich ebenso mittels Messung von Größe, Gewicht, oder Dehnbarkeit der Muskeln ein bedeutsames Urteil über einen Menschen bilden.
Eigenschaften der 1. Art sind weiter unteteilbar in solche, die eine erstrebenswerte, erlernbare Eigenschaft darstellen, und solche, die eine nicht sehr veränderliche, organisch bedingte Eigenschaft darstellen.
Intelligenz, Herzlichkeit, Kompetenz sind erlernbar. Ob Weisheit im Laufe des Lebens erlernbar ist – darüber streiten sich die Geister. Schönheit hingegen ist nicht erlernbar.
Was erlernbar ist, muß nicht gleichzeitig erfahrbar, also in seinem Erweiterungszyklus erinnerbar sein. Intelligenz und Kompetenz zum Beispiel, man kann dies beides quasi automatisch erlernen, so nebenbei, ohne später von einer Erfahrung der Intelligenz oder Erfahrung der Kompetenz sprechen zu wollen. Es würde hochtrabend klingen. Hingegen Herzlichkeit und Weisheit können sicher nur dann erweitert werden, wenn man sie erfährt. Man hat eine Finalität in seiner Einstellung, man möchte sie erweitern und kann dies nur, wenn man diesen Erweiterungsprozeß auch selbst erfährt, also ihn ganz bewußt miterlebt.
Schon Pawlov hat Tieren Dinge gelehrt, die sie nicht aufgrund einer auf ein Ziel gerichteten Einstellung gelernt hatten, sondern nur durch den Drang oder Instinkt einen basalen Trieb zu befriedigen. Das nannte man klassische Konditionierung. (Fußnote zu automatisch erlernen)
Eigenschaften der 2. Art hingegen sind weiter unterteilbar in solche, die mittels bewußtem Bemühen differetiell betrachtet werden können und deren Vielgliedrigkeit und Unterteilungsfähigkeit in immer differentiertere Varianten erlernt werden können, zum Beispiel Kreativität und Raffinesse, und andere, deren Auftretensvariabilität organisch bedingt eine bestimmte Grenze nicht überschreiten kann, zum Beispiel Emotionalität.
Da Schönheit eine nicht erlernbare Eigenschaft ist (ausgenommen man erlernt den Umgang mit der eigenen Schönheit aufgrund von plastisch-chirurgischen Eingriffen nach einem Ideal von „Schönheit“, sodaß man in weiterer Folge die Darstellung von Schönem in Rückkopplung mit den Reaktionen der Umwelt erlernen kann), ist die Frage nach dem Sinn der Schönheit für den Prozess der Lebensbewältigung und der Darstellung der eigenen Persönlichkeit im Zusammenhang mit der Verwirklichung von Berufs- und Lebenszielen von grundlegender Bedeutung. Kann eine genetisch angelegte Eigenschaft den Fortgang des Lebens einer Person in die gewünschte Richtung beeinflussen? Sieht man von der Möglichkeit der Regulierung des Schönheitsideals deshalb einmal ab, dann bleibt noch die Regulierbarkeit des Umgangs mit dem Schönheitsideal. Auf diesem zweiten Weg ist eine vorteilhafte Darstellung seiner/ihrer Persönlichkeit für Berufs- und Lebensweg durchaus machbar.
Bedeutende Personen des 20. Jahrhunderts fingen schon früh an, sich Gedanken über Schönheit, in diesem Sinne, zu machen. Paul Klee ist ein interessantes Beispiel.
„Aus Klees Erinnerungen haben wir gehört, wie sehr er schon als Kind die Mädchen um ihrer Schönheit willen beneidete...“
(Eckstädt, 1984)
Er selbst schrieb in eines seiner Tagbücher eine Erinnerung an sich mit drei oder vier Jahren, die er mit neunzehn Jahren verfaßte (Eckstädt, 1984):
„Meine ersten sehr verfrühten Eindrücke der Schönheit kleiner Mädchen [...] mit Spitzen zu tragen (drei bis vier Jahre)“
(Klee, 1898; nach Eckstädt, 1984)
Hier gibt er handschriftlich in seinem Tagebuch in Klammern geschrieben zu Papier, dass er drei bis vier Jahre alt war, als er die „Schönheit kleiner Mädchen“ entdeckte.
Weiters wissen wir aus demselben Tagebuch, dass sein ästhetisches Gefühl schon sehr früh entwickelt war, wobei wir beim Lesen dieser Zeilen wissen müssen, dass die Kleidegewohnheit seiner Zeit für Kinder eine andere als heute war. Er schrieb hier wieder in einer Klammer, wie alt er damals nach seiner Erinnerung gewesen sein mußte:
„Ein ästhetisches Gefühl war schon ganz früh entwickelt, man zog mir, als ich noch Röcke trug, zu lange Unterhosen an, so dass ich selber den grauen Flanell mit dem roten Wellenbesatz sehen konnte. Als jemand anklingelte, versteckte ich mich, um zu vermeiden, dass Besuch mich in diesem Zustand sehen konnte (zwei bis drei Jahre).“
(Klee, 1898; nach Eckstädt, 1984)
Diese Zeilen Klees sind sehr interessant. Im Gegensatz zum oberen Zitat, wo er über die Schönheit anderer Personen als seiner Person schrieb, schrieb er im unteren Zitat über seine eigene Schönheit, im Sinne der vorteilhafte Darstellung seiner Persönlichkeit. Wir wissen zwar von Bandura, dass das Empfinden von Kindern über Nachmachen von den Großen gelernt worden sein mag, aber dieser Umstand schmälert nichts an der Tatsache, dass ein kleines Kind schon auf ein vorteilhaftes, d.h. schönes Auftreten, bedacht sein kann. Dieses ästhetische Empfinden hatte der kleine Paul Klee, will man seinen Erinnerungen Glauben schenken, bereits bevor er flüssig sprechen konnte. Denn das Sprachalter lag früher bis heute um die 3 Jahre und höher.
Die Darstellung gemäß einem im Darsteller vorhandenen Schönheitsideal kann in Form eines automatisierten Vorgangs, als auch in Form von momentanem Gestalten passieren. Automatisierte Vorgänge sind Gestikulieren, Kopf-Nicken während des Gesprächs, Verwenden bestimmter Phrasen, etc..., momentanes Gestalten sind das Herausputzen der Kleider, das Schminken, das Richten der Krawatte, oder das bewußte zu einer Situation passende Lächeln. Automatisierte Vorgänge und momentane Gestaltungsweisen sind von der Bildungspsychologie des Professorenpaares Herr und Frau Dreher an der Universität Wien von 2002 bis 2005 als faire und unfaire Formen der Gesprächsführung ausführlich gelehrt worden.
Jahre zuvor waren viele neue Zweige der Mitarbeiterführung in Betrieben angeregt worden, die Corporate Identity zu fördern, das Werben von Mitgliedern zu beschleunigen, Vertragsabschlüsse zu effektivieren, etc. Man sprach in diesem Zusammenhang auch von Neurolinguistischer Programmierung. Spätestens seit 2009 kann das Nützen solcher Vorgänge nicht mehr als eine durch ein Markenzeichen geschützte Technik erlernt werden, sondern das Wissen darüber hat sich bereits aufgrund des großen Medieninteresses (Sendungen auf Ö1- Radio, Artikeln in „Der Standard“ -Tageszeitung, etc.) in der Bevölkerung verankert, sodaß sich ein allgemeiner Konsens über die Vorsicht, damit umzugehen, herausgebildet hat.
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