Die Arbeit behandelt den pannonisch-dalmatinischen Aufstand der Jahre 6-9 n. Chr. besonders im Hinblick auf seine Schwere und die vom ihm für die Existenz des Römischen Reiches ausgehende Gefahr. Sie vergleicht den Aufstand den 2. Punischen Krieg und dem Bundesgenossenkrieg und stellt die Reaktionen Augustus', des Senates und der Bevölkerung der Stadt Rom dar.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1 Der Verlauf des pannonisch-dalmatinischen Krieges
2 Rezeption des Aufstandes
2.1 Augustus
2.2 Senat und Volk
3 Der Aufstand im Vergleich
3.1 Faktoren der Bedrohung
3.2 Im Vergleich mit dem 2. Punischen Krieg
3.3 Im Vergleich mit dem Bundesgenossenkrieg
Schluss
Literatur- und Quellenverzeichnis
1 Einleitung
Sueton schreibt in der Vita des Kaisers Tiberius, der pannonisch-dalmatinische Krieg 6 - 9 n. Chr. sei „der schwerste aller auswärtigen Kriege seit den Punischen Kriegen“[1] gewesen. Diese, dabei besonders der 2. Punische Krieg 218 - 201 v. Chr., waren von existentieller Bedrohung für die Römische Republik. Die Motivation für diese Arbeit liegt also darin, festzustellen, ob eine solch umfangreiche Bedrohung durch den Aufstand der Jahre 6 - 9 n. Chr. auch gegeben war.
Bei der Bearbeitung dieser Frage liegen die Darstellungen Velleius Paterculus' und Cassius Dios sowie Suetons Vita Kaiser Tiberius' zugrunde. Trotz der teilweise gerechtfertigten Kritik an Velleius, die vor allem darauf fußt, dass der Autor im direkten Umfeld Augustus' diente[2] und daher tendenziell eher augustus- und tiberiusfreundlich schrieb, lässt sich aus dem Vergleich der Darstellungen Velleius' mit denen Cassius Dios eine Antwort auf die Frage finden. Zudem kann man bei Velleius Paterculus davon ausgehen, dass seine Darstellung durchaus der Realität entsprechen dürfte, zumindest was den Verlauf des Krieges angeht. Er war direkt am Krieg beteiligt und führte unter anderem Verstärkungen aus Rom zum Kriegsschauplatz jenseits der Adria. Cassius Dios umfangreichere Darstellung des Aufstandes entzieht sich ebenso nicht jedweder Kritik. Dios Darstellungen scheinen teilweise weniger präzise als die Paterculus'[3], was aber an der zeitlichen Distanz und den daraus resultierenden Quellenproblemen liegt. Aber dennoch lässt sich das Werk Cassius Dios gewinnbringend verwenden, zumal er wie erwähnt viel ausführlicher vorgeht als Velleius Paterculus.
Die Forschung bewertet den Aufstand als durchaus sehr bedrohlich. Stephen L. Dyson[4] äußert in einer Darstellung der Konflikte Roms mit Vercingetorix in Gallien, Arminius in Germanien und den beiden Bato sowie Pinnetes in Pannonien und Dalmatien keinerlei Zweifel an der Einschätzung Suetons. Erich Köstermann bezeichnet den Aufstand in einem einschlägigen Artikel als „gewaltig“[5]. Erich Gruen[6] macht deutlich, dass die römische Herrschaft in Illyrien massiv bedroht und die Grenze zu Italien unsicher wurde.
In der vorliegenden Arbeit wird zuerst der Verlauf des Krieges kurz beschrieben. Der nächste Abschnitt befasst sich dann mit der Rezeption des Aufstandes in der Stadt Rom, um so eine Aussage darüber treffen zu können, ob die Gefahr als solche dort auch wahrgenommen wurde. Darauf folgt der Vergleich des pannonisch-dalmatinischen Krieges mit dem Bundesgenossenkrieg und dem 2. Punischen Krieg. Zuletzt erfolgt dann die Bewertung der vom Aufstand für Roms Existenz ausgehenden Gefahr.
1 Der Verlauf des pannonisch-dalmatinischen Krieges
Im Jahr 6[8] brach im Feldlager in Dalmatien ein Aufstand gegen die römische Besatzung aus. Der Statthalter der Provinz, Valerius Messalinus, hatte den Bewohnern den Befehl gegeben, für den geplanten und kurz vor der Ausführung stehenden Feldzug des Tiberius gegen Marbod in Germanien Truppen aufzustellen. Valerius selbst hatte sich schon mit fast allen in Dalmatien stationierten Truppen nach Norden begeben, um sich Tiberius anzuschließen. Im Bewusstsein der Stärke der versammelten Dalmatier wiegelte ein Daesidiate namens Bato, der in der Folgezeit zur Führungsperson des ganzen dalmatinischen Aufstandes werden sollte, die versammelten Bewaffneten zum Kampf gegen die Römer auf. Die Unzufriedenheit der Provinzialen über die römische Besatzungspolitik - Cassius Dio erwähnt explizit die Steuerpolitik - erleichterte ihm dieses. Die wenigen verbliebenen Legionäre wurden rasch besiegt und der Aufstand griff schnell um sich[9].[7]
Im benachbarten Pannonien erhoben sich nun ebenfalls die einheimischen Volksstämme unter einem zweiten Bato[10], einem Breuker, sowie einem Pinnes. Sowohl Velleius als auch Cassius Dio zufolge gingen die Aufständischen planmäßig, entschlossen und schnell vor. Cassius Dio berichtet von der Belagerung Sirmiums durch die Pannonier unter Bato, dem Breuker, und Pinnes, während der daesidiatische Namensvetter des Breukers gegen Salonae vorgegangen sei[11]. Velleius Paterculus berichtet gar von noch weiter gefassten Zielen: die Aufständischen hätten einen drei Bestandteile umfassenden Plan gefasst: 1. ein Vorgehen gegen Italien selbst, 2. ein Einfall in Makedonien und 3. die Verteidigung der Heimat[12].
Der Daesidiate Bato erlitt bei der Belagerung Salonaes gegen die zurückkehrenden Truppen des Statthalters Valerius Messalla eine Niederlage und schloss sich daraufhin den pannonischen Aufständischen bei der Belagerung Sirmiums an[13]. Caecina Severus führte nun aus der Nachbarprovinz die mösischen Truppen sowie die Thraker unter deren König Rhoimetalkes gegen die Belagerer heran, sodass sich diese in die dalmatinischen Berge zurückziehen mussten. Auf Grund eines Einfalls von Dakern und Sarmaten in Mösien musste Caecina aber bald darauf wieder abziehen[14].
Zu etwa der gleichen Zeit kam Tiberius in die Provinz, um den Krieg gegen die Aufständischen zu leiten. In Siscia bezog er nun sein Winterquartier[15]. Im Jahr 7 stießen dann neu ausgehobene Truppen und solche aus überseeischen Provinzen zu Tiberius[16]. Tiberius löste diese große Heeresversammlung auf[17], zum einen wohl, wie Dio berichtet, um an vielen Stellen zuschlagen, zum anderen, um die Nachbarprovinzen vor Übergriffen schützen zu können. Für den Rest des Jahres 7 erwähnt Dio nur einige Streifzüge und einen scheinbar geringfügigen Sieg Germanicus'[18]. Die Strategie des Tiberius, seine Gegner hinzuhalten und von der Außenwelt abzuschotten, zeitigte im Frühjahr des darauf folgenden Jahres einen ersten großen Erfolg[19]. Die Pannonier baten um Frieden und legten am Fluss Bathinus ihre Waffen nieder[20]. Der Breuker Bato wurde hierfür von den Römern als Klientelfürst eingesetzt, aber bald darauf von seinem Namensvetter gefangen und hingerichtet. Darauf brach der Aufstand in Pannonien für kurze Zeit noch einmal aus, konnte aber bald wieder niedergeschlagen werden[21]. Der Krieg in Pannonien war nun also beendet.
In Dalmatien sollte der Aufstand auch bald niedergeschlagen sein. Obwohl es noch einige Zeit dauerte, ging Tiberius nun etwas offensiver vor als in Pannonien, auf das er sich in den Jahren 6 bis 8 der Krieg großteils beschränkt hatte. Ohne größere Schwierigkeiten konnte im ausgehenden Jahr 8 und zu Beginn des Jahres 9 der Aufstand auch in Dalmatien niedergeschlagen werden[22]. Trotz einer Meuterei in den römischen Streitkräften und verbissenem Widerstand der Aufständischen war der dalmatinische Krieg scheinbar weniger schwierig zu beenden als der pannonische. Schließlich ergab sich der Daesidiate Bato den Römern und bat um Waffenstillstand[23].
[...]
[1] Suet. Tib. 16.
[2] Hirschfeld, O.: Zur Geschichte des pannonisch-dalmatinischen Krieges, Hermes 25, 1890, S. 351.
[3] Ebd. sowie Köstermann, Erich: Der pannonisch-dalmatinische Krieg 6 – 9 n. Chr., Hermes 81, 1953, S. 345 f.
[4] Dyson, Stephen L.: Native Revolts in the Roman Empire, Historia Vol. 2, 1971, S. 239-274.
[5] Ebd. S. 346.
[6] Gruen, Erich S.: The Expansion of the Empire under Augustus, in: CAH Vol. X, 2. Aufl. Cambridge 1996, S. 147-197.
[7] Zum genauen Verlauf des Krieges siehe Mócsy, Andreas: Art. Pannonia in: RE Supplementbd. IX, 1962, 516-776; Gardthausen, V.: Augustus und seine Zeit, Teil 1 Bd. 3, Leipzig 1904. Genauere topografische Angaben sind zu entnehmen: Hirschfeld: Zur Geschichte des pannonisch-dalmatinischen Krieges, S. 351-362; Köstermann: Der pannonisch-dalmatinische Krieg; Rau, Reinhold: Zur Geschichte des pannonischdalmatinischen Krieges der Jahre 6 – 9 n. Chr., Klio 19, 1925, S. 313-346.
[8] Alle Jahresangaben sind im Folgenden, sofern nicht anders versehen, als nach Christus zu verstehen.
[9] Cass. Dio LV 29, 1-2.
[10] Zu den beiden Bato sowie die Vorgeschichte und Hintergründe siehe: Dyson: Native Revolts , S. 250-253.
[11] Cass. Dio LV 29, 3-4.
[12] Vell. Pat. II 110.
[13] Vell. Pat. II 112.
[14] Cass. Dio LV 30, 1-4.
[15] Cass. Dio LV 30, 4.
[16] Cass. Dio LV 31, 1 sowie Vell. Pat. II 111, 1.
[17] Vell. Pat. II 113, 2 sowie Cass. Dio LV 32, 4.
[18] Cass. Dio LV 30, 6 und 31, 4.
[19] Zur Strategie des Tiberius siehe besonders Köstermann: Der pannonisch-dalmatinische Krieg, S. 345-378.
[20] Cass. Dio LV 33, 2 sowie Vell. Pat. II 114, 4.
[21] Cass. Dio LV 34, 5-6.
[22] Vell. Pat. II, 115.
[23] Cass. Dio LVI 13, 1 sowie 16.
- Citar trabajo
- Liam Fitzgerald (Autor), 2010, Der pannonisch-dalmatinische Aufstand, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149191
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