Diese Arbeit entstand mit dem Ziel die Besonderheiten, aber auch Gemeinsamkeiten Russlands, Deutschlands und der Ukraine am Beispiel der Märchen darzulegen, ebenfalls um die jeweiligen historischen und gesellschaftlichen Hintergründe der einzelnen Kulturen nachzuvollziehen.
In der Arbeit wurden verschiedene Aspekte deutscher, ukrainischer und russischer Märchen analysiert und miteinander verglichen, sodass folgende Kernthesen zu vermerken sind:
1. Die zurzeit als Bücher veröffentlichten Volksmärchen aller Kulturen wurden meist von bestimmten Personen gesammelt. Jedoch unterscheidet sich die Herangehensweise und Niederschrift der jeweiligen Märchensammler grundsätzlich voneinander.
2. Die Märchen aller verglichener Kulturen sind mit dem Ziel der Belehrung, aber auch der Unterhaltung des Hörers verfasst. Auch vom Aufbau stimmen sie grundlegend überein.
3. Lange Zeit ängstigten sich die Menschen vor dem bedrohlich wirkenden Wald. Um sich unerklärbare Situationen im Wald begreifbar machen zu können, erfanden sie eine Vielzahl an auch in Märchen zu findenden fantastischen Charakteren, die für diese Gegebenheiten zu Rechenschaft gezogen wurden.
4. Die tierischen Waldbewohner waren für die Bevölkerung aller hier untersuchten Kulturen von großer Bedeutung, auch die Haustiere waren aus dem damaligen Leben nicht wegzudenken. Diese Charaktere können als Protagonisten, aber auch als Nebenfiguren in den Märchen aufgezeigt werden. Dennoch differiert die Tierwahl je nach geographischen und gesellschaftlichen Umständen.
5. Die mannigfaltigen menschlichen Charaktere in den Erzählungen spiegeln unterschiedliche soziale Aspekte der jeweiligen Gesellschaft wider.
6. Das stark weibliche Frauenbild in den deutschen Märchen unterscheidet sich grundsätzlich von dem Ukrainischen. Durch die differenzierenden gesellschaftlichen Prinzipien und Strukturen wird die Frau in der Ukraine vielmehr selbstständig dargestellt.
7. Obwohl Gut und Böse auf der gesamten Welt einheitlich definiert wird, sind die Darstellungen beider Seiten je nach Kultur unterschiedlich. Die Religion oder der Aberglaube, die zur Zeit der Märchenentstehung eine wichtige Rolle im Leben der Menschen spielten, tragen wesentlich dazu bei.
8. Obwohl die Ukraine und Russland geschichtlich und politisch eng verbunden waren, lassen sich dennoch eine Vielzahl kultureller Unterschiede in den Märchen wiederfinden.
Inhalt
1. Kernthesen...2
2. Vorwort...3
3. Herkunft der literarischen Gattung „Märchen“...3
4. Volksmärchen...4
5. Funktion...6
6. Märchensammler in verschiedenen Ländern Europas...6
6.1 deutsche Märchen-Sammler...6
6.2 russische Märchen-Sammler...8
6.3 ukrainische Märchen-Sammler...10
7. Protagonisten und Nebenfiguren in Märchen...12
7.1 fantastische Charaktere des Waldes...12
7.2 Tiere als Charaktere...16
7.3 Frauenbild und Adelsgeschlecht in Märchen...19
7.4 Hexen/Teufel...21
8. Fazit...27
10. Literaturverzeichnis...29
1. Kernthesen
In der vorliegenden Arbeit wurden verschiedene Aspekte deutscher, ukrainischer und russischer Märchen analysiert und miteinander verglichen, sodass folgende Kernthesen zu vermerken sind:
1. Die zurzeit als Bücher veröffentlichten Volksmärchen aller Kulturen wurden meist von bestimmten Personen gesammelt. Jedoch unterscheidet sich die Herangehensweise und Niederschrift der jeweiligen Märchensammler grundsätzlich voneinander.
2. Die Märchen aller verglichener Kulturen sind mit dem Ziel der Belehrung, aber auch der Unterhaltung des Hörers verfasst. Auch vom Aufbau stimmen sie grundlegend überein.
3. Lange Zeit ängstigten sich die Menschen vor dem bedrohlich wirkenden Wald. Um sich unerklärbare Situationen im Wald begreifbar machen zu können, erfanden sie eine Vielzahl an auch in Märchen zu findenden fantastischen Charakteren, die für diese Gegebenheiten zu Rechenschaft gezogen wurden.
4. Die tierischen Waldbewohner waren für die Bevölkerung aller hier untersuchten Kulturen von großer Bedeutung, auch die Haustiere waren aus dem damaligen Leben nicht wegzudenken. Diese Charaktere können als Protagonisten, aber auch als Nebenfiguren in den Märchen aufgezeigt werden. Dennoch differiert die Tierwahl je nach geographischen und gesellschaftlichen Umständen.
5. Die mannigfaltigen menschlichen Charaktere in den Erzählungen spiegeln unterschiedliche soziale Aspekte der jeweiligen Gesellschaft wider.
6. Das stark weibliche Frauenbild in den deutschen Märchen unterscheidet sich grundsätzlich von dem Ukrainischen. Durch die differenzierenden gesellschaftlichen Prinzipien und Strukturen wird die Frau in der Ukraine vielmehr selbstständig dargestellt.
7. Obwohl Gut und Böse auf der gesamten Welt einheitlich definiert wird, sind die Darstellungen beider Seiten je nach Kultur unterschiedlich. Die Religion oder der Aberglaube, die zur Zeit der Märchenentstehung eine wichtige Rolle im Leben der Menschen spielten, tragen wesentlich dazu bei.
8. Obwohl die Ukraine und Russland geschichtlich und politisch eng verbunden waren, lassen sich dennoch eine Vielzahl kultureller Unterschiede in den Märchen wiederfinden.
2. Vorwort
Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine, ein Thema, welches sich nahezu jeden Tag in den Nachrichten wiederfinden lässt. Wie hängen die beiden Länder zusammen und weshalb glauben die russischen Staatsmächte die Ukraine gehöre zu Russland? Was macht die jeweiligen Länder genau aus?
Diese Arbeit entstand mit dem Ziel die Besonderheiten, aber auch Gemeinsamkeiten Russlands, Deutschlands und der Ukraine am Beispiel der Märchen darzulegen, ebenfalls um die jeweiligen historischen und gesellschaftlichen Hintergründe der einzelnen Kulturen nachzuvollziehen.
3. Herkunft der literarischen Gattung „Märchen“
Die Gebrüder Grimm erläutern das Wort „Märchen“ in ihrem Wörterbuch selbst mit: „Das Wort schlieszt sich zunächst, wie seine in der Schriftsprache ältere schwesterform Märlein an mär in der Bedeutung an als im Gegensatz zur wahren Geschichte stehend: Mährchen, in allgemeinster Bedeutung, eine Kunde, Nachricht, die der genauen Beglaubigung entbehrt, ein bloszes weiter getragenes Gerücht.“[1] Märchen sind somit Erzählungen, welche oftmals zur Weitergabe von verschiedenen Informationen genutzt wurden. [2] Auch lässt sich der deutsche Begriff „Märchen“ vom mittelhochdeutschen Wort „mære“ ableiten. Dieses bedeutet so viel wie „Kunde“, „Bericht“ oder „Nachricht“.
Allgemein hat diese literarische Gattung seit Jahrzehnten eine hohe Relevanz bei den Menschen. Vor allem in der Kindheit kommen viele mit Märchen als Methode der Erziehung in Berührung. Die Existenz solcher Erzählungen lässt sich bis weit in die Vergangenheit der Menschheit zurückverfolgen. So kann der erste märchenähnliche Text in das Jahr 12 vor Christus verortet werden. Der sogenannte sumerische Gilgamesch-epos aus Mesopotamien wird von Wissenschaftlern als nachweisbarer Ursprung der Märchengattung angesehen. [3] Dieses Epos handelt von einem sagenhaften König, welcher zu zwei Dritteln Gott und ein Drittel Mensch war. Jener wurde in einen Kampf gezwungen, befreundete sich jedoch mit seinem Gegner. Darin spiegelt sich die Idee der „wundersamen und unvorhersehbaren Begebenheiten“ wider, welche auch in vielerlei Märchen in Erscheinung tritt.
In Europa begann der Aufstieg der Märchenkultur in Italien. Im 16. und 17. Jahrhundert verschriftlichten die Italiener Giovanni Straparola und Giovanni Batista Basile die sogenannten Feenmärchen, die besonders beim französischen Adel einen großen Anklang fanden. Antoine von Galland´s Übersetzung der „Geschichten aus 1001 Nacht“, ursprünglich vom Franzosen Charles Perrault im Jahr 1697 zu Papier gebracht, markierte den Beginn der Bekanntheit von Märchen in Deutschland. Bekannte Klassiker wie „Der gestiefelte Kater“, oder „Dornrösschen“, lassen sich aus dieser Sammlung entnehmen. [4]
Zwischen 1812-1815 erschien eine zusammengefasste Märchensammlung von den Gebrüdern Grimm, genannt „Kinder- und Hausmärchen“ bei dem Verlag G. Reimer in Berlin (Bild 1). Dabei handelte es sich um eine Sammlung verschiedenster Volksmärchen, welche die Gebrüder nach bestimmten Quellen niederschrieben. Damit starteten sie ein allgemeines wissenschaftliches Interesse an der literarischen Gattung und erreichten Bekanntheit bis zur Gegenwart.
Anm. der Red.: Diese Abb. musste aus urheberrechtlichen Gründen entfernt werden.
Bild 1 [5]
4. Volksmärchen
Ursprünglich basieren die heute bekannten Märchen auf den sogenannten Volksmärchen. Dies waren mündlich weitergegebene Erzählungen meist mit einer inkorporierten Lehre oder Moral, die gerade zur Zeit des Mittelalters insbesondere bei den Bauern hohen Anklang fanden. Da die Mehrheit nicht lesen konnte, ermöglichte die mündliche Weitertragung von Volksmärchen nicht nur eine Art der Unterhaltung, sondern auch eine gewisse Belehrung für das einfache Volk.
Dadurch, dass Volksmärchen über Generationen mündlich und häufig mit inhaltlicher Variabilität weitergegeben wurden, weisen sie keine eindeutigen Entstehungsquellen auf, auch die ursprünglichen Verfasser und deren Original-versionen lassen sich daher kaum verzeichnen. Es erweckt vielmehr den Anschein, dass Volksmärchen aus einem größeren „Fundus“, verschiedenster Tiere, Personen und Dinge zustande kamen. Dabei handelte es sich um Charaktere, die in den jeweiligen Kulturkreisen bekannt waren, und die der Erzähler in seiner Geschichte nach Belieben kombinierte. [6]
Als spezifische Eigenschaften der Volksmärchen lassen sich zunächst die Existenz verschiedener Fantasiewesen, sowie tierische oder menschliche Charaktere, untergeordnet zu Helfer und Gegenspieler oder Held nennen. [7] Im Unterschied zu der zeitlich früher datierten Gattung der Sagen ist hierbei weder Ort noch Zeit des Geschehens explizit genannt. Zum einfachen Verständnis sind „gute“ und „böse“ Charaktere meist auch durch die äußerliche Erscheinung definiert, unterstützt durch eine vereinfachte Sprache. Außerdem leitet ein außenstehender Erzähler den Leser durch die Erzählung. Oftmals hat ein Held eine Aufgabe, häufig eingebunden in eine sich wiederholende Struktur, die durch Nebencharaktere weiter angeregt wird und den Hörer durch die Geschichte führt. [8]
Die einzelnen Erzählungen wurden später in den schriftlichen Sammlungen von verschiedenen Sammlern aufgenommen. Dadurch entstanden vielfältige Variationen und Abänderungen, sodass also kein eindeutiges „Original“ der Erzählungen verschriftlicht zu existieren vermag. Folglich erscheint der Begriff „Volksmärchen“ im Bezug zu Sammlern paradox. Schließlich eliminiert die festgeschriebene, statische Form des aufgeschriebenen Märchens, durch beispielweise die Gebrüder Grimm, vollständig die individuelle Variabilität des Volksmärchens. Jedoch ermöglicht gerade diese Form erst die Analyse oder die Vergleiche der Geschichten. Der Unterschied des Volksmärchens zum Kunstmärchen ist also nur vage anzudeuten. Zwar werden Volksmärchen formal ohne einen ursprünglichen Autor definiert, jedoch war ein Sammler notwendig, um die Geschichten niederzuschreiben. So kann es sich bei den verschriftlichten Sammlungen aber kaum um hundertprozentig authentische Volksmärchen handeln. Schließlich bestand für Sammler die Möglichkeit, die Quellen nach verschiedensten Faktoren auszuwählen, und auf bestimmte Aspekte anzupassen, wodurch Versionen eines Märchens ausgeschlossen wurden und auch die generelle Lehre verändert werden konnte.
Schlussfolgernd müssen gesammelte und als Buch herausgegebene Volksmärchen häufig faktisch als persönliche Fassung der Geschichten gewertet werden.
5. Funktion
Über die Zeit veränderte sich die Intention der Märchenerzählungen nicht. Bis heute werden diese fantasievollen Wundergeschichten hauptsächlich als Belehrungs- oder Erziehungsmittel genutzt. Gleichzeitig bieten sie eine Möglichkeit der Unterhaltung sowohl für Kinder als auch für Erwachsene. Jedoch war die Zielgruppe der Märchen früher vorrangig eine andere. Die ursprünglichen Volksmärchen waren keinesfalls für Kinder bestimmt, sondern waren anfänglich als Lektionen für erwachsene Menschen vorgesehen. Persönliches Wissen und Rat wurde durch erzählte Geschichten weitergegeben, um sich gegenseitig in schwierigen Situationen weiterhelfen zu können. Da schließlich kaum schriftliche Medien existierten, fungierte dies als grundlegende Übertragung von Lebensweisheiten über Generationen hinweg. Außerdem beinhalteten die weitergegebenen Erzählungen häufig „nicht jugendfreundliche“ Passagen, sowie Ausdrücke, welche für Kinder heutzutage als nicht angemessen gewertet werden können. [9]
6. Märchensammler in verschiedenen Ländern Europas
6.1 deutsche Märchen-Sammler
Wird nach einem deutschen Sammler von Volksmärchen gesucht, erscheinen sofort die Namen der Gebrüder Grimm. Die Brüder Wilhelm und Jacob Grimm sind durch ihre Sammlung verschiedener mündlich erzählter Geschichten weltberühmt geworden. Geboren in Hanau, studierten sie Rechtswissenschaft in Kassel. Zu ihren Lebzeiten arbeiteten sie als Bibliothekare und Professoren, und sind ebenfalls für ihre politischen Proteste bekannt. Ab 1806 widmeten sie sich dem Sammeln von primär deutschen Märchen und Erzählungen und veröffentlichten schließlich 1812 ihre Sammlung erstmals als Buch, welches bis heute viele Menschen auf der ganzen Welt kennen. Neben ihrem Hauptwerk begannen sie das „Deutsche Wörterbuch“, welches jedoch erst nach ihrem Tod, im Jahre 1961 veröffentlicht wurde. [10]
Insbesondere ist zu nennen, dass die sogenannte „literarische Kanonisierung“ in der Sammlung der Gebrüdern Grimm aufzufinden ist. Der Begriff wurde seit etwa dem Jahr 1800 in der Literaturwissenschaft eingeführt, und beschreibt eine damals oft genutzte Technik: Unterschiedliche literarische Werke wurden von Sammlern basierend auf bestimmten sozialen Verhaltensregeln, Moralvorstellungen, ästhetischen Normen und Wissen umgeschrieben und angepasst. Dadurch konnten die idealisierten schriftlichen Texte an eine bestimmte Trägergruppe, beispielsweise eine gesamte sprachliche oder nationale Kultur oder eine spezifische Gruppierung angepasst werden. [11]
Erstaunlich ist dennoch, dass es sich bei der Erstausgabe der „Kinder- und Hausmärchen“ um jedoch nahezu unbearbeitete Originalerzählungen handelt. Diese veröffentlichten die Gebrüder, nachdem sie bei der Mitarbeit an der Volksliedersammlung „Des Knaben Wunderhorn“, erste Erfahrung des Sammelns alter literarischer Werke sammeln konnten. Daraufhin gab ihnen der Schriftsteller Clemens Brentano die Möglichkeiten eigenständig eine Märchensammlung zusammenzu-stellen. Jedoch wollte Brentano bei der Publikation dieser Sammlung bestimmte Märchen nach eigenen Grundlagen umdichten, welches die Gebrüder Grimm ausdrücklich verneinten. So schrieben sie später über ihre Arbeit: „Wir haben uns bemüht, diese Märchen so rein als möglich wahr aufzufassen […] Kein Umstand ist hinzugedichtet oder verschönert und abgeändert worden“. [12] Schließlich legten die Gebrüder die Zusammenarbeit mit Brentano bei und veröffentlichten zwischen 1812-1814 ihre eigene Märchensammlung. Diese wurde jedoch durch minimale Nachfrage ab 1819 wieder abgesetzt. Öffentlich wurde das Werk als „zu wissenschaftlich“ und nicht kinderfreundlich kritisiert. Folglich begannen die Brüder ihr Hauptwerk durch Bearbeitung über mehrere Fassungen an die Ansprüche der Leser anzupassen. So inkludierten sie letztlich Zeichnungen ihres Bruders Ludwig Emil Grimm, und Wilhelm Grimm versuchte die Texte auszugestalten. Zum Beispiel ersetzte er den klassischen Märchenanfang „Es war einmal...“, in vielen Erzählungen durch „In den alten Zeiten, als das Wünschen noch geholfen hat“, einen weitaus poetischeren Anfang.
Durch die Erforschung des Grimm-Nachlasses und die damit verbundene wissenschaftliche Aufarbeitung der Märchensammlung stellte der deutsche Germanist Heinz Rölleke fest, dass Wilhelm Grimm die Erzählungen ab der zweiten Ausgabe (1815) nach einem gewissen Stil bearbeitete. [13] So schmückte er die Märchen mit eigenen Erfahrungen weiter aus, es ging ihm dabei weniger um Genauigkeit in seiner Wiedergabe. So erinnern beispielsweise die Beschreibungen der Handlungsorte in Märchen häufig an Orte in Hessen, dem Geburtsort der Brüder. Vermutlich führte gerade diese Tatsache unbewusst dazu, dass sich mit der Zeit eine rege Suche der Märchen-Liebhaber nach den Schauplätzen der Geschichten in deutschen Wäldern entwickelte. Weiter lässt sich schließen, dass auch die heutzutage bei Kindern sehr beliebte, sogenannten „Märchenwälder“, darauf zurückgeführt werden können. Dabei werden bekannte Märchenszenen meist mithilfe von Holzfiguren im Wald inszeniert. Gerade durch die Naturbeschreibungen in den Erzählungen, geben diese „Märchenwälder“ die Möglichkeit, den Kindern die Welt der fantasievollen Erzählungen aber auch der Natur näherzubringen.
Die Idee, dass die Geschichten von den Gebrüdern Grimm aus dem einfachen Volke ganz Deutschlands aufgesammelt wurden, lässt sich kurzweilig widerlegen. Die Brüder bereisten niemals das ganze Land, sondern suchten sich die Quellen für ihre Texte aus der näheren Umgebung. Speziell waren in ihrer Auswahl gebildete Frauen vertreten. Es ist belegt, dass vor allem die Apothekertöchter Gretchen und Dortchen Wild, die Tochter des in dem Heimatort der Brüder ansässigen Pfarrers, Friederike Mannel und die Schwestern Hassenpflug aus Hessen die meisten Ansätze für die Schriften lieferten. [14]
In dem Kontext stellt sich nun die Frage, in welcher Hinsicht die Sammlung der Gebrüder als Repräsentant der damaligen Volkskultur gesehen werden kann. Die Basis bilden zwar die landesweit erzählten Geschichten, jedoch wurden diese zu einem solch starken Grad abgeändert, dass der Ursprung kaum Beachtung erhält. Wird die doch sehr starke Text-Bearbeitung sowie die selektive Auserwählung der Quellen in Betracht gezogen, erscheint das Hauptwerk der Gebrüder Grimm weitaus mehr als eine Eigenkomposition und ist zugleich kaum mit den Literaturwerken anderer Märchen-Sammlern zu vergleichen. Allerdings ist zu erwähnen, dass gerade diese „literarische Kanonisierung“ der Gebrüder-Texte schließlich zum Aufkommen der Märchenforschung als Wissenschaft führte.
6.2 russische Märchen-Sammler
Als bekanntester russischer Volksmärchen-Sammler erscheint in der Literatur Александр Николаевич Афанасьев (deut. Alexander Nikolajewitsch Afanasjew) (1826-1871). Dieser wurde in Bogutschar geboren und besuchte die juristische Fakultät der Universität Moskau. Daraufhin arbeitete er längere Zeit im Moskauer Hauptarchiv, wobei er auch zensiertes Material an das russische Volk vermittelte. 1862 gelang er jedoch in Verdacht, der sozialrevolutionären Bewegung „Narodniki“ anzugehören, und verlor seinen Posten im Archiv. Die darauffolgenden Jahre verbrachte er in Armut und verfasste einige weitere umfangreiche Schriften.
In diesen Zeitraum lässt sich auch seine Herausgabe der „Русские народные сказки“ (deut. russische Volksmärchen) datieren. [15] Mit etwa 200 bis 600 Märchen in seiner Sammlung, je nach Zählweise, übertrifft diese alle europäischen Märchensammlungen. Die großen Unterschiede in der Anzahl der Erzählungen existieren, da verschiedene Fassung derselben Geschichte einzeln gewertet werden, oder als Variation einer Grundlage gesehen werden können. Für seine Arbeit nahm Afanasjew das Material überwiegend aus dem Archiv der russischen geographischen Gesellschaft, sowie aus den Märchensammlungen anderer Herausgeber, aber auch aus persönlichen Erzählungen verschiedenster Menschen. [16]
Beim Analysieren der literarischen Texte von Afanasjew fällt besonders auf, dass die sogenannte „Kanonisierung“, wie bei den Gebrüdern Grimm erkennbar, kaum vorhanden ist. Der Autor veränderte die Texte nur dann, wenn diese ihm „zu literarisch“ erschienen, um den Charakter der Märchen als erzählte Geschichten zu behalten. Auch das Einfügen von Schimpfwörtern, Reimen oder Redewendungen ermöglicht ein lebendiges Erzählen der Märchen.
Durch die nicht vorhandene Kanonisierung und weitestgehend offene Übersetzung der Märchen-Sammlung von Afanasjew in andere Sprachen, erscheint eine zusammenhängende Märchenlandschaft, die nicht fest an bestimmte Erzählungen gebunden ist. So fragt man beispielsweise einen Deutschen nach einem russischen Märchen, wird oft „Baba Jaga“ (rus. Баба Яга) als Antwort gegeben. Allerdings bezeichnet „Baba Jaga“ nicht eine Erzählung, sondern vielmehr einen Charakter, der aber wohl in vielen verschiedenen Märchen als Antagonist eine Rolle spielt (Bild 2). Durch diese wiederholte Nachbildung eines Charakters in einer Vielzahl an Märchen, verbindet der Leser die verschiedenen Geschichten intuitiv miteinander. Dadurch fokussiert sich der Rezipient vielmehr auf die Charaktere, während die einzelnen Märchen in den Hintergrund treten.
Abbildung in der Leseprobe nicht enthalten.
Bild 2 [17]
Ein offensichtlicher Unterschied zwischen den Märchen-Sammlungen von Afanasjew und den Gebrüdern Grimm lässt sich bereits in den Titeln beider Werke aufdecken. So ist auf vielen Fassungen der „Kinder- und Hausmärchen“ der Name der Gebrüder ebenfalls ausdrücklich abgebildet, in neueren Publikationen erscheint häufig gar der Titel „Grimm´s Märchen“. Dies verdeutlicht speziell die Autoren der Erzählungen und erscheint besitzergreifend, während Afanasjew sich mit dem Titel für sein Buch „Russische Volksmärchen“, als Sammler darstellt und keinerlei Eigentum aufzeigt, sei Name ist meist nicht einmal auf dem Titelblatt vermerkt. Auch bemühte sich Afanasjew wenn möglich Quellen und Entstehungsorte der Erzählungen zu vermerken, welches zu der oben genannten Ansicht beisteuert.
Bemerkenswert erscheint außerdem die Tatsache, dass der Name des Märchen-Sammlers unter russischen Staatsbürgern nahezu unbekannt ist und kaum eine Stellung in der Gesellschaft innehat, was sich als Ergebnis einer persönlichen Umfrage zu der vorliegenden Arbeit darstellen lässt. Obwohl der Name in einigen Märchenbüchern wiederzufinden ist, wird diesem keine Achtung geschenkt. Da eben diese Präsenz des Autors, im Gegensatz zu den Gebrüdern Grimm, in der Situation nicht vorhanden ist, fokussiert sich der Leser auf die Geschichten, der Autor wird dabei außenvor gelassen.
6.3 ukrainische Märchen-Sammler
Wird nun nach einem bekannten Sammler ukrainischer Märchen gesucht, ist keine eindeutige Antwort feststellbar. Ein Erklärungsansatz kann auf dem historischen Hintergrund der Existenz der Kiewer Rus (ca.800-1169) und dem darauffolgenden Moskauer Reich gebildet werden. Bei dem Großreich, auch Kiewer Reich genannt, handelte es sich um einen Vorläufer der heutigen Staaten Russland, Ukraine und Belarus. Ab 882 nach Christus wurde Kiew somit zur Hauptstadt einer gewaltigen Staatsmacht, die zu ihrer Blütezeit im 10. Jahrhundert viele ostslawische Gebiete beinhaltete. [18]
Bei dieser geopolitischen Verbindung handelte es sich jedoch nicht um einen einheitlichen Staat, sondern um mehrere, teils selbständige Fürstentümer. Das Großreich zerfiel schließlich in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts, größtenteils einem nicht funktionstüchtigen Erbfolgeprinzip zuschulden. In der russischen Historie lässt sich ein automatischer Übergang von der Kiewer Rus zum Moskauer Reich nachverfolgen. Der russische Adel sah sich als einzig legitimen Nachfolger mit der Aufgabe die ostslawischen Länder zu vereinen. So wurde auch ab 1299 die Hauptstadt des Großreiches infolge einer wiederholten Verwüstung Kiews nach Russland verlegt und viele ukrainische Krieger zogen nach Moskau, um den hiesigen Fürsten zu dienen. Die mündlich weitergegebenen Märchen, entstanden auf ukrainischem Land, wurden dadurch in das heutige Russland weiterverbreitet, wo diese ab dem 18. Jahrhundert niedergeschrieben wurden.
Auch das Bestehen der Sowjetunion (1922-1991) und die in dieser Zeit aufgezwungene Angleichung der ukrainischen nationalen Kultur an die Russische trug dazu bei, dass Russland und die Ukraine über weite Teile der Geschichte und somit über den kulturellen und literarischen Nachlass miteinander verbunden waren. Es wird in der russischen Historie vermerkt, dass das ukrainische, russische, aber auch belarussische Volk sich aus einem gemeinsamen „altrussischen Volk“ entwickelt haben soll. In der Moskauer Chronik wird nach dem Zerfall der Kiewer Rus geschrieben: „ разодраласьвсяземляРусская“ [19] (deut. zerrissen ist das gesamte russische Land). Folglich wird die Einstellung vertreten, dass alle drei Völker des Reiches unter dem Russischen vereint werden können, somit auch jegliches kulturelle Eigentum der Ukraine oder Weißrussland als Russisch angesehen werden soll.
Nun stellt sich die Frage, ob Märchen, entstanden in solchen historischen Reichen oder Bündnissen, überhaupt als kulturelles Eigentum eines der heute eigenständigen Staaten angesehen werden können. Schließlich sind diese Schriften zwar möglicherweise auf dem Terrain des einen oder anderen heutigen Landes entstanden, was ebenfalls in vielen Teilen nicht völlig belegt ist, haben aber sonst keinerlei Zugehörigkeit zur heutigen Gesellschaft eines bestimmten Staates. Weiterhin wäre es widersprüchlich etwas als kulturelles Erbe des eigenen Landes zu sehen, aber weiterhin nicht anzuzweifeln, dass diese während der Nichtexistenz eben derselben Obrigkeit entstanden sind. Folgerichtig wären diese literarischen Werke höchstens den damaligen Staatsmächten zuzuschreiben, jedoch in keiner Weise einem der beiden heute bestehenden Länder (Ukraine und Russland).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ukrainische Volksmärchen zwar existieren, jedoch können sie weder geographisch der heutigen Ukraine zugeordnet noch speziell einem Autor oder Sammler zugeschrieben werden. Oftmals erscheint bei den heute als ukrainisch geltenden Märchen als Autor Anonymität, mehrere Geschichten lassen sich auch in der Sammlung der Gebrüder Grimm wiederfinden. Die Märchen des Landes sind bei vielen ukrainischen Bürgern vielmehr als Volksmärchen, mündlich in der Kindheit erzählt, bekannt.
7. Protagonisten und Nebenfiguren in Märchen
7.1 fantastische Charaktere des Waldes
Der Wald ist in den Märchen jeder der drei verglichenen Kulturen häufig der Ort des Geschehens. So muss der Held in vielen grimmschen Märchen zu einem Zeitpunkt den Wald durchqueren, sei es das Geschwisterpaar in „Hänsel und Gretel“, die die Hexe im Wald besiegen oder „Die Bremer Stadtmusikanten“, welche diesen auf ihrem Weg nach Bremen passieren.
Die Relevanz des Waldes in den Märchen lässt sich hypothetisch erläutern: Der Wald belegte auch in der Vergangenheit große Teile des heutigen Deutschlands und Europas. Im Frühmittelalter wurde er als Hain der Gottheiten angesehen, welche friedlich gegenüber den Menschen agierten. Erst nach der Christianisierung von Westeuropa entwickelte sich im Mittelalter der Gedanke des Waldes als grausamer Ort, welchen es zu meiden gehörte. [20] Dies spiegelt sich in Märchen wider: Der Wald erscheint oftmals als gefährlicher Ort und isoliert den Helden von der Außenwelt. Außerdem spielen nicht selten Kreaturen des Waldes eine Rolle, welchen unteranderem menschenfeindliche bis gar teuflische Eigenschaften zugeschrieben werden. Folglich lehnt der Schreiner aus dem Märchen „Der Soldat und der Schreiner“, den Gang in den Wald ab, als er sagt: „Ich geh‘ nicht hinein, darin springen Hexen und Gespenster herum“ . [21] Die große Bedeutung erlangte der Wald endgültig in der Romantik, während welcher auch die meisten Volksmärchen niedergeschrieben wurden. Ab dem 19. Jahrhundert wurde der Wald zu einem Symbol für die Sehnsucht in Musik, Kunst und Literatur. Der sogenannte „Deutsche Wald“ wurde insbesondere in Bezug auf die Schlacht im Teutoburger Wald in der Romantik zu einem nationalen Kulturgut. Viele Künstler nahmen sich diese Ansichten zum Vorbild, auch die Gebrüder Grimm zeigten auf, dass sie den Wald bei ihren Sammlungen als nahen Ort zum ursprünglichen Volksglauben ansahen. [22]
Folglich lassen sich in den deutschen Märchenwäldern auch eine breite Ansammlung verschiedenster fantastischer Charaktere finden, welche den Wald ihre Heimat nennen: So scheinen Zwerge in deutschen Märchen häufig einen Auftritt zu haben, beispielweise in „Schneewittchen“, „Rumpelstilzchen“ oder „Rübezahl“. Zwerge ähneln vom physikalischen Aufbau dem Menschen, werden dem entgegen jedoch als kleinwüchsig dargestellt (Bild 3).
Abbildung in der Leseprobe nicht enthalten.
Bild 3 [23]
Der Ursprung dieser Wesen ist auf die nordische Mythologie zurückführen. [24] Demnach hausten Zwerge angeblich als Völker in den Bergen und hatten oftmals die Aufgabe einen Schatz zu hüten, wofür sie übermenschliche Kraft und Macht besaßen. Diese Idee lässt sich auch in der „Nibelungensage“ wiederfinden, in welcher der Zwergenkönig Alberich als Beschützer des Nibelungenhorts fungiert. Besonders sei hervorzuheben, dass Zwerge meist als Nebencharaktere auftreten, dabei aber sowohl mit dem Helden als auch gegen diesen agieren können.
Auch Elfen und Feen können in diesem Zusammenhang gesehen werden, da sie sich von den Zwergen letztlich nur durch die Fähigkeit zu fliegen unterscheiden. Diesbezüglich ist zu vermerken, dass selbst die Gebrüder Grimm nicht immer zwischen den Charaktergruppen differenzierten. So heißt es beispielsweise im Märchen „Die Geschenke des kleinen Volkes“: „…Der Mond war schon aufgestiegen, als sie zu einem Hügel gelangten, auf dem sie eine Menge kleiner Männer und Frauen erblickten, …“. [25] Dabei werden weder Zwerge noch Elfen explizit beschrieben, beides erscheint jedoch bei der Aussage möglich. Schon im Jahre 1826 hatten die Gebrüder Grimm irische Elfenmärchen ins Deutsche übersetzt, auch die Feenmärchen des Franzosen Charles Perrault waren ihnen bekannt. [26] Infolgedessen waren sie mit dem kulturellen Hintergrund dieser beider Länder vertraut und arbeiteten die Elfen- und Feencharaktere möglicherweise deshalb kaum in deutsche Erzählungen ein, sondern ersetzten die Charaktere. Als Beispiel seien dabei die verschiedenen Versionen von „Aschenputtel“ aufzuzeigen. Die Version von Perrault, unterscheidet sich in einem entscheidenden Faktor von der Erzählung aus der Sammlung der Gebrüder Grimm. So erscheint bei Perrault eine gute Fee, welche Aschenputtel auf den Ball verhilft, bei Grimm nimmt diesen Platz ein Haselnussbäumchen, welches von dem Mädchen auf das Grab ihrer Mutter gepflanzt wird, ein. Auch lassen sich in der Sammlung der deutschen Brüder vermehrt menschliche Persönlichkeiten finden, welche einige Eigenschaften der Feen oder Elfen verkörpern. Als Beispiel sei hierbei Frau Holle zu nennen. Folglich ist also die Hypothese aufstellbar, dass es sich um ein Angleichen der Erzählungen und Charakteren aus nicht deutschen Kulturen an die deutsche Gesellschaft handelt. Während Feen dem Volk kaum bekannt waren, ließ sich die Position dieser Charaktere in alltäglicheren und bekannteren Aspekten, wie einem Bäumchen oder einer älteren Dame verständlicher erläutern.
In russischen oder ukrainischen Märchen lassen sich solche Charaktere, wie Zwerge oder Feen, grundsätzlich nicht finden. Da die Ukraine nur im Westen größere Wälder aufweisen kann, spielt der Wald in diesem Land eine weniger relevante Rolle. Wohl aber hat der Wald in russischen Märchen einen wichtigen Platz inne. Alten Volkssagen zufolge stand der Wald als Grenze zwischen der Welt des Sterblichen und der Unterwelt und sollte folglich gemieden werden. [27] Unter anderem durch diese Einstellung entstand, analog zu der deutschen Kultur, eine Vielzahl an fantastischen Waldcharakteren in den russischen Märchen.
Speziell sticht in der Literatur dieses Landes aber ein Wald-Charakter hervor. Der sogenannte Леший (deut. der, der im Wald lebt) stammt wie die meisten anderen Märchenwesen von einer slawischen Gottheit ab. [28] Der Charakter tritt in den verschiedensten Erscheinungen auf, wie beispielweise als schlecht bekleideter älterer Mann, oder aber nackt, bedeckt mit Fell und Hörnern, sowie als jedes mögliche Lebewesen, als Pflanze oder gar als ein unsichtbarer Geist (Bild 4).
Abbildung in der Leseprobe nicht enthalten.
Bild 4 [29]
„Леший“ hat in den Märchen verschiedene Position inne. Er fungiert als Geist und Hüter des Waldes, welches seine höchste Aufgabe ist. Auch erscheint er manchmal als Helfer des Helden (Bsp. „Леший и кикимора“ (deut. „Leschiy und Kikimora“)), oder aber er steht gegen das Menschliche und hat seinen Spaß mit Ihnen. Prinzipiell ist dieser Charakter also friedlich gesinnt. Interessant ist ebenfalls, dass dem Charakter oft verfluchte Mädchen als Lehrlinge zugeschrieben werden. Diese wurden durch sogenannte „нечистые силы“ (deut. „unsaubere Kräfte“) in den Wald verbannt. Der „Леший“ lehrt sie nun der Weissagung und ein Rückgewinnen der Mädchen kann nur durch Gebete und ein Ausgleichen der Sünden erfolgen.
7.2 Tiere als Charaktere
Tiere sind oft sowohl in deutschen als auch in osteuropäischen Märchen als Charaktere zu finden. Meist haben diese eine Helferposition inne, selten die des Gegenspielers oder Helden. Interessant ist, dass die Tiere oftmals menschenähnliche Eigenschaften besitzen, dabei also dem Menschen gleichgestellt und nicht zu einem reinen Nutztier degradiert werden. Beispielweise erscheint in vielen russischen Märchen ein schwarzer Kater an der Seite der Baba Jaga, genauso wie in dem Märchen „Die Gänsemagd“, von den Gebrüdern Grimm, das Pferd Falada als treuer Begleiter der Königstochter fungiert. Die innige Beziehung zwischen den jeweiligen Charakteren zeugt von der gleichen Stellung beider Spezies.
Darüber hinaus existieren Märchen aller Kulturen, in welchen Tiere die Position des Helfers innehaben. So unterstützen sie Menschen oftmals mit hilfreichen Informationen und erscheinen in besonderen Situationen, wie der Rabe in dem ukrainischen Märchen „Про бедного человека и Вороньего царя“ (deut. „Über einen armen Mann und den Rabenkönig“). Nur durch dessen Rat erlangt der Bauernjunge die Kaffeemühle, welche zum Wohlstand seiner Familie führt. [30]
Häufig stellen Tiere in Erzählungen auch verzauberte Menschen dar, die von ihrem jeweiligen Partner „befreit“ werden müssen, um ihre menschliche Gestalt zurückerlangen zu können (siehe „Der Froschkönig“, Bild 5). Oftmals erreicht der Partner diese Erlösung durch einen Prozess der Reifung, und durchläuft eine sogenannte „Suchwanderung“. Es lässt sich daher die Hypothese aufstellen, dass die Tiere das „Abstoßende“ oder „Unbekannte“ des gegensätzlichen Geschlechts darstellen sollen, vor welchen der Partner zunächst zurückweicht (siehe „Der Froschkönig“). Folglich ist es notwendig dieses Meinungsbild zu überwinden, um das Wahre des Menschen zu sehen und die inneren Werte des Gegenübers in Betracht zu nehmen. Dies erscheint somit als Lehre für den Leser.
Abbildung in der Leseprobe nicht enthalten.
Bild 5 [31]
Darüber hinaus können tierische Charaktere als Repräsentanten der menschlichen Seele gesehen werden. So steht die Kröte durch die Verbindung zur Erde für die Fruchtbarkeit, als Accessoire der Hexe aber auch für das Zerstörerische. Ein Rabe steht für Unheil, ein Taube dementgegen für den Frieden. [32]
Nun erscheinen aber besondere Tiere in den Märchen verschiedener Kulturen außergewöhnlich häufig. So spielt der Fuchs in der russischen Märchenwelt eine ausgeprägte Rolle. Die Füchsin steht dabei primär für Schlauheit und Gerissenheit. Schlussendlich ist es das einzige Tier, welches den Колобок (deut. „Kolobok“) überlisten kann oder es schafft dem Hasen in dem Märchen „Заюшкина избушка“ (deut. „Das Haus des Hasen“) sein Haus zu entwenden. Das Tier hat häufig den Beinamen „Лыса Патрикеевна“ (deut. „Füchsin Patrikejewna“), nach dem Nowgoroder Fürsten Patrykei (um 1385). Dieser war bekannt dafür, Geschäftspartner zu seinem Vorteil zu manipulieren. Als Herrscher über einen großen Teil des Landes war er in Aufstachelungen, sowie andere hinterhältige Taten verwickelt, mit welchen er Menschen gegeneinander und zu seinem Vorteil ausspielte. [33] Interessant ist außerdem die Tatsache, dass der Fuchs in jeglichen Geschichten ausnahmslos als weiblicher Charakter präsentiert wird. Möglicherweise bezieht sich dies auf das bis heute populäre Klischee des hinterlistigen weiblichen Verhaltens.
In den ukrainischen Erzählungen lässt sich eine ähnliche Auswahl der Tiercharaktere vorfinden wie in den Russischen, unteranderem der Wolf oder der Fuchs, da die Kulturen der beiden Länder schließlich in vielerlei Hinsicht verbunden sind. Jedoch spielen weiter auch Tiere der Landwirtschaft und Haustiere, wie Katzen oder Hunde in mehreren ukrainischen Märchen eine besondere Rolle, so beispielsweise der Hund in: „Жил был пес“ (deut. „Es lebte einmal ein Hund“) (Bild 6).
Abbildung in der Leseprobe nicht enthalten.
Bild 6 [34]
Auch in deutschen Märchen lässt sich eine stark ausgebreitete Sammlung von Nutztieren als Nebencharaktere finden (Bsp. „Die Gänsemagd“). Dies lässt sich möglicherweise historisch und geographisch erläutern. So waren die Ukraine und Deutschland durch ihre geographische Lage meist milderem Klima ausgesetzt, währenddessen Russland oftmals mit extremeren Temperaturen zu kämpfen hatte. Es ist außerdem historisch belegbar, dass in der Ukraine und Deutschland auch weit vor Christus die ersten Dörfer existierten, so stammen die ersten Belege einer Ansiedlung in Mainz bereits aus dem 38. Jahrhundert vor Christus. [35] Im Gegensatz dazu bildeten sich durch die relativ geringe und großflächig verbreitete Bevölkerung auf dem großen Gebiet Russlands zunächst keine größeren Dörfer.
Folglich nutzten Deutschland und die Ukraine die Landwirtschaft exzessiv, Nutztiere waren demnach allzeit präsent und der Bevölkerung bekannt. Das Einsetzen alltäglicher Tiere des Feldes als Nebenfiguren in Märchen ermöglichten dem Leser also ein unmittelbares Verstehen der Erzählung. In der ukrainischen Landwirtschaft spielten indes der Hund oder die Katze noch einmal eine besondere Rolle. So wurde der Hund zum Schutz vor Feinden eingesetzt, oder aber zum Hüten anderer Tiere, auch Katzen lebten in den meisten Haushalten, um das geerntete Getreide vor Mäusen zu schützen. Deren Irrelevanz in deutschen Märchen lässt sich durch die schnelle Bildung von größeren Städten auf deutschem Land erklären, wodurch der Schutz durch Hunde überflüssig wurde. Da die Landwirtschaft in Russland für das Volk in demselben Zeitraum weniger Bedeutsamkeit innehatte, sind in den Märchen des Landes eher Tiere des Waldes, wie der Bär oder Fuchs, anzutreffen.
7.3 Frauenbild und Adelsgeschlecht in Märchen
Beim Vergleich von Märchen unterschiedlicher Länder sticht besonders heraus, dass das weibliche Geschlecht sehr verschieden dargestellt wird. In Deutschland spielten vor allem Adelscharaktere wie Prinzessinnen und Prinzen eine große Rolle (Bsp. „Dornröschen“). Deren Persönlichkeiten sind einer streng strukturierten Rolle zugeordnet. So handelte es sich bei den weiblichen Charakteren oftmals um hilflose und fragile Geschöpfe, welche auf die Rettung ihrer Prinzen angewiesen sind. Jene sind dafür in voller Inbrunst ihrer Männlichkeit, als furchtlos und kämpferisch dargestellt (Bild 7).
Abbildung in der Leseprobe nicht enthalten.
Bild 7 [36]
Demgegenüber wird in der ukrainischen Kultur ein großer Wert darauf gelegt, die Frau als tatkräftig und stark in den Volksmärchen darzustellen. Diese Einstellung erscheint auch in der Gesellschaft jeher präsent zu sein. So hatte das ehemalige Mutterrecht in der Ukraine einen großen Einfluss auf die Emanzipation des weiblichen Geschlechts. Diese Tradition, welche bis zum Beginn der Kosakenzeit (ca. 17 Jahrhundert) anhielt, ermöglichte die Weitergabe von Erbe nur über weibliche Nachkommen der Familie, das männliche Geschlecht konnte keinen Anspruch darauf erheben. Die Frau wurde somit als reifer und erwachsener angesehen, auch Mädchen wurden vor allem durch den Fleiß ausgezeichnet, während die Schönheit irrelevant erschien. Dadurch ermöglichte sich folglich nicht die Einstellung westlicher Märchen, dass ein Mädchen nur durch ihre Schönheit ein gesichertes Leben hätte und Charakteren wir Prinzessinnen konnten sich nicht etablieren. Dies lässt sich auch in dem Märchen „Молчун-зелье“ (deut. „Schweigewasser“) aufzeigen. In der Geschichte wird eine ältere Frau als weise und intellektuell dargestellt, während ihr Mann eher Auseinandersetzung anfechten möchte. [37]
Oftmals wird die Klugheit der Frau in den slawischen Märchen aber auch auf ihre eine mögliche Verbindung mit dunklen Geistern zurückgeführt. In vielen russischen, aber auch einigen ukrainischen Märchen lassen sich sogenannte „ведьма“ (deut. Hexen) finden. Dabei handelt es sich um alltägliche Hausfrauen, die meist mit einer außergewöhnlichen Schönheit beschrieben werden. Besonders ist jedoch ihre Freundschaft mit dem Teufel, die in magischen Fähigkeiten der Frau resultiert (Bild 8). Während der Teufel durch die Beziehung Einfluss und Helfer in der Oberwelt erhält, ermöglicht er den weiblichen Wesen ihren Willen mithilfe von Magie durchzusetzen.
Anm. der Red.: Diese Abb. wurde aus urheberrechtlichen Gründen entfernt.
Bild 8 [38]
Somit kann festgestellt werden, dass Adelscharaktere prinzipiell nur in der deutschen Märchenliteratur aufzufinden sind. Diese Auffassung kann durch Vermutungen erläutert werden: Das ursprüngliche deutschsprachige Gebiet war über einen langen Zeitraum ein Flickenteppich an eigenständigen Fürstentümern, es gab somit eine Vielzahl an Adelsfamilien, welche als Herrscher über das einfache Volk fungierten, wodurch es an die Übermachtstellung der Fürsten gewöhnt war. Sogar bei der Vereinigung unter einem gemeinsamen Deutschen Bund (1848) blieben diese Familien bestehen, der Adel spielte also auch weiterhin eine große Rolle im Leben des einfachen Volkes, sogar bis in die heutige Zeit hinein lässt sich das Bestehen mehrere dieser Familien nachverfolgen.
Die Ukraine und Russland werden bei dieser Erläuterung zusammengefasst, da beide Länder, wie zuvor beschrieben, zur Zeit der Entstehung der meisten Volksmärchen unter einer Regierung standen. Ursprünglich gab es in der Kiewer Rus mehrere kleine Völker mit eigenen Fürsten, die sich auf keinen einzelnen Herrscher einigen konnten. Historisch ist bestätigt, dass sie durch ihre Streitigkeiten letztlich bereits im Jahre 862 Rjurik, einen Mann aus Skandinavien, zu ihrem Herrscher beriefen, welcher diese Position dann über lange Zeit an seine Nachkommen weitergab. [39] Die Monarchie lässt sich bis zu Nikolaus dem Zweiten (gestorben 1918) weiterverfolgen, weshalb schlussfolgernd zu vermuten ist, dass im russischen Reich der Herrscher oder Zar für die Bevölkerung nahezu der einzig relevante Zweig in diesem Gesellschaftskreis war. Nicht umsonst wird er auf Russisch „Батюшка“ (deut. „Väterchen“) genannt. Es kam zwar eine gewisse Menge an Adelsfamilien auf, da die Fürsten auch unter der Monarchie als Unterstützer des Herrschers beständig blieben, diese spielten jedoch nur eine geringfügige Rolle für die einfache Bevölkerung. Die slawischen Bürger lebten größtenteils in abgelegenen Dörfern, sodass sie selten mit dem Adel in Berührung kamen, da diese im Gegensatz dazu ihren Sitz in den größeren Städten selten verließen. Daraus lässt vermuten, dass die Adelsfamilien im damaligen Reich für das einfache Volk nicht die präsente Rolle, wie in Deutschland, spielten und sie deshalb auch in Märchen kaum vermerkt werden.
7.4 Hexen/Teufel
In der slawischen Mythologie lässt sich eine große Auswahl an Charakteren finden, welche als Repräsentanten der Unterwelt oder modifizierte Erscheinungen des Teufels gesehen werden können. Zu diesen zählen unteranderem die weltweit bekannte Hexe „Баба-Яга“ (deut. „Baba Jaga“), „Кощей бессмертный“ (deut. „Koschtschei der Todeslose“), sowie „Змей-Горыныч“ (deut. „Feuer-Drache“).
Die Hexe Baba Jaga zählt zu den geläufigsten Charakteren der russischen Mythologie. Dabei steht der Begriff „Baba“ prinzipiell in allen slawischen Sprachen für eine hässliche, alte, dürre Frau. Sie lebt im Wald und kann sich nur in bestimmten Grenzen fortbewegen, unteranderem mithilfe eines Mörsers. Besonders ist außerdem, dass sie von vielen Historikern als blind dargestellt wird, obwohl dies in keinem Märchen explizit vermerkt ist. Auch der russische Folklorist Wladimir Propp, welcher zu den wichtigsten Philologen des 20. Jahrhunderts zählt, vertritt diese Ansicht und erläutert die Blindheit der Hexe folgend:“ По отношению к яге это могло бы привести к переносу отношения мира живых в мир мертвых: живые не видят мертвых точно так же, как мертвые не видят живых.“ [40] (deut. Man kann die Blindheit der Hexe auf den Bezug zwischen der Welt der Lebenden und der Toten übertragen: so können die Lebenden die Toten und die Toten die Lebenden nicht sehen). Auch wenn diese Hypothese nicht vollständig auf die Märchen zutrifft, kann die Blindheit der Hexe dennoch als Zeichen gewertet werden, dass sie tatsächlich ein Teil der Unterwelt ist. Baba Jaga ist vergleichbar mit einer westeuropäischen Märchen-Hexe, ihre Taten ähneln dabei vor allem der Hexe aus „Hänsel und Gretel“. Auch sie lockt Kinder in ihr Haus und präferiert eine kannibalistische Ernährung. [41] Interessant scheint außerdem, dass die Hexe aus „Hänsel und Gretel“ ebenfalls als nahezu blind dargestellt wird.
Allgemein bekannt ist das Haus der Baba Jaga auf Hühnerbeinen, in welchem sie mit ihren tierischen Helfern, speziell einem schwarzen Kater, wohnt, und ihre Umgebung mit den Überresten ihrer menschlichen Mahlzeiten bestückt, ist. Die Beschreibung ihres Hauses auf Hühnerbeinen (Bild 2) ähnelt einem Sarg (rus. гроб), aufbewahrt nach einer altslawischen Tradition. Demnach wurde der Sarg des Verstorbenen auf Baumstümpfen oder Ähnlichem für zwei Tage im Haus aufbewahrt, die Beerdigung erfolgt auf den dritten Tag. [42] Diese Übereinstimmung mit dem Heim der Baba Jaga ermöglicht die Schlussfolgerung, dass die Hexe eine Grenze zwischen zwei Welten verkörpert. Das Haus steht am Rande des Waldes, also zwischen der zivilisierten Welt, und dem Übergang zur Unterwelt. Da sich die Hütte nun drehen kann, entweder zum Menschen, der als Analogie für das generelle Leben gesehen werden kann, oder zum Wald, welcher als Repräsentant des Todes anzunehmen ist, hat die Hexe einen Ausgang zu beiden Welten und kann somit in Beiden agieren. Außerdem hilft dieser Charakter häufig den Märchen-Helden in eine verborgene oder schwer zugängliche Welt zu gelangen (Bsp. „Баба Яга и Кощей Бессмертный“ (deut. „Baba Jaga und Koschtschei der Todeslose“)), wofür diese erst von der Baba Jaga gewaschen und gefüttert werden. Dieser Prozess entspricht aber auch den typischen Begräbnis-Vorbereitung in der russischen Kultur. Nicht nur wird der Verstorbene vor der Todeswache gewaschen, neben das Grab wird dazu eine Mahlzeit gestellt, meist bestehend aus etwas Wodka und einer festen Nahrung, um sich würdig zu verabschieden. In dieser Hinsicht bereitet die Hexe den Helden möglicherweise auf das Leben in der Unterwelt vor.
Historisch geht diese Märchen-Figur auf eine slawische Gottheit (rus. Мокошь) zurück, die die Verbindung zwischen Leben und Tod, sowie dem Irdischen und der Unterwelt verkörperte. Als dreifaltige Göttin, trat sie zudem als Jungfrau, Mutter oder altes Weib auf. [43] Zwar erscheint die Hexe in russischen Märchen oft als Gegenspieler des Helden, in einigen Geschichten hilft sie dem Menschen jedoch seine Mission zu erfüllen, aber auch nur, wenn sie dabei einem Wesen schaden kann. Als Beispiel kann hierbei das Märchen „Царевна-Лягушка“ (deut. „die Froschprinzessin“) genannt werden, in welchem die Baba Jaga den Zarensohn mit Ratschlägen versorgt, damit er seine Braut von den Fängen des Koschtschei retten kann, um dadurch Koschtschei zu schaden. Diese variablen Eigenschaften eines einzelnen Charakters können eben durch die verschiedenen Präsenzen der ursprünglichen Gottheit gerechtfertigt werden. Weiterhin wurde die Hexe früher als Analogie zur Natur gesehen werden. Die gelegentlichen Wutausbrüche der Baba Jaga sollten dabei auf die damalige Unvorhersehbarkeit der Natur hinweisen. [44]
Weiter ist auch der Charakter „Кощей Бессмертный“ (deut. „Koschtschei der Todeslose“) in der slawischen Mythologie, sowie in den Märchen, eine sehr präsente Figur (Bsp. „Иван Быкович“ (deut. Iwan Bikowitsch)). Prinzipiell kann er als Pendant des deutschen Teufels gesehen werden. Er herrscht über die Unterwelt und unterstützt teilweise die Baba Jaga, welche in der Überwelt handelt. Der Name des Teufels führt dabei auf das äußerliche Erscheinen des Charakters zurück. Schließlich lässt sich der Begriff „Koschtschei“ von dem russischen Wort „кость“ (deut. Knochen) ableiten. Koschtschei erscheint folglich als hässlicher, knochiger alter Mann, und ist vom Wesen her böse, daher spielt die Kreatur in vielen Märchen die Rolle des Antagonisten (Bild 10). Der Bezug zu Knochen baut dabei somit weiter auf der Verbindung des Charakters zu Unterwelt auf.
Anm. der Red.: Diese Abb. wurde aus urheberrechtlichen Gründen entfernt.
Bild 10 [45]
Der russische Märchensammler Afanasjew leitet den Namen dieser Figur ebenfalls von dem russischen Wort „Колдовство“ (deut. Hexerei) ab, und schreibt dem Geschöpf damit magische Fähigkeiten zu, weshalb Koschtschei auch als Zauberer bekannt ist. [46] Diese Verbindung ist jedoch nicht belegbar, da das Wesen in keiner Erzählung von diesen möglichen Fähigkeiten Gebrauch macht, seine Unsterblichkeit ist dabei eher auf seinen Zusammenhang mit der Unterwelt und damit verbundene dämonische Eigenschaften zurückzuführen. Viele Literaturforscher ziehen die Wortherkunft des Namens „Koschtschei“ auch aus dem türkisch-iranischen Bereich, da beispielsweise das kasachische Wort für Diener (kas. Қызметші) gewisse Ähnlichkeiten mit dem Namen Koschtschei aufweist. [47] Dies wäre auf seine Position als Diener der Unterwelt beziehbar. Jedoch ist auch dieser Bezug mit keiner Erzählung belegbar, die Namensherkunft bleibt folglich ungeklärt.
Den Beinamen „der Todeslose“ erhielt der Charakter, da seine Seele nicht in seinem Körper zu finden ist und er somit nur sehr schwer umzubringen ist. Seine Seele ist grundsätzlich in einer Nadel versteckt, welche in einem Ei liegt, das eine Ente trägt, die wiederum in einem Hasen ist, welcher schließlich in einer eisernen Kiste sitzt, die unter einer Eiche auf einer entfernten Insel vergraben ist. Koschtschei selbst bewacht diesen Baum, weshalb es nahezu unmöglich ist an die Nadel zu kommen. Sollte aber nun eine Person an das Ei kommen, sinken die magischen Fähigkeiten des teuflischen Charakters, wird die Nadel zerbrochen - stirbt er. Die Nadel kann dadurch stellvertretend für den menschlichen Tod gesehen werden, sodass das komplexe System, mit welchem Koschtschei seinen Tod verhindert, den Willen der Menschen, den Tod umzugehen, verdeutlichen kann. Endgültig wird Koschtschei nur in wenigen Märchen besiegt, beispielsweise gelingt es in der „Froschprinzessin“ Iwan Zarewitsch und seinen Helfern.
Viele russische Literaturwissenschaftler haben versucht die Ursprünge hinter diesem Charakter zu finden. Dabei vermerken sie die Möglichkeit, dass der Charakter von einer slawischen Wintergottheit abstammen könnte: „[…]естьверсия,что Кощейпроизошёлот зимнего божества Карачуна,неразрывно связанного со смертью и холодом.“ [48] (deut. Es gibt die Version, dass Koschtschei von der Wintergottheit Karatschun abstammt, untrennbar verbunden mit Tod und Kälte.). Durch diese Eigenschaft des Charakters konnten plötzliche Tode im Winter, vor allem von jungen Menschen, erklärt werden. Daraus folgend entstand auch die Idee von Koschtschei´s Interesse an jungen Mädchen, welche er angeblich verschleppte und sich ihrer Seele bemächtigte (Bild 11).
Anm. der Red.: Diese Abb. wurde aus urheberrechtlichen Gründen entfernt.
Bild 11 [49]
Indes vertreten Propp, sowie Afanasjew selbst, die Idee, dass Koschtschei eine variable Darstellung einer weiteren slawischen Märchen-Figur, dem bekannten Feuer-Drachen der Berge (rus. Змей-Горыныч) darstellen soll (Bild 12). Dieser Drache spielt, speziell in der ukrainischen Mythologie, eine große Rolle und hat ähnliche Eigenschaften wie Koschtschei (Bsp. „Бой на Калиновом мосту“(deut. „Schlacht auf der Schneeballbeeren Brücke“)).So verdeutlicht Afanasjew selbst, dass beide Charaktere auf gleiche Weise einen teuflischen Dämon darstellen sollen. [50] Die äußerliche Erscheinung des Drachen ist an sich nur kaum beschrieben. Er besitzt drei Köpfe, welche unabhängig voneinander kämpfen und Feuer spucken können. Sollte ein Kopf durch jegliche Gründe entfernt werden, können die anderen Beiden weiterfungieren, während der dritte Kopf in kürzester Zeit wieder nachwächst.
Anm. der Red.: Diese Abb. wurde aus urheberrechtlichen Gründen entfernt.
Bild 12 [51]
Der Drache, ähnlich wie Koschtschei, zeigt ebenfalls ein großes Interesse an jungen Mädchen. Diese werden ihm entweder aus den Dörfern, um den Drachen zu besänftigen, in einem bestimmten Zeitraum regelmäßig zur Verfügung gestellt, oder aber er dringt eigenständig in der Erscheinung eines unreinen Geistes in die Mädchen ein, und foltert sie von innen. Aus Egoismus verbrennt er außerdem alles um sich herum. Der Feuer-Drache dient ebenfalls als Hüter der Berge, oder einer Brücke in einigen Erzählungen. [52] Ein möglicher geschichtlicher Zusammenhang zu diesem Charakter ist ebenfalls zu erwähnen. Während des Mongolensturms von 1237 bis 1240 nach Christus, nahmen die mongolisch-tatarischen Streitkräfte unter der Führung eines Enkels des Dschingis Khan große Teile der Kiewer Rus ein. Brutal überrannten sie die Dörfer, verbrannten die bewirtschafteten Felder, entführten Frauen und Kinder, folterten Männer und zerstörten die Umgebung. [53] Dadurch warfen sie die Bevölkerung der Kiewer Rus in ihrer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung stark zurück und machten sie über einen langen Zeitraum abhängig vom dem Reich der Mongolen, der sogenannten „Goldenen Horde“. Diese Taten überschneiden sich in vielerlei Ansicht mit den charakteristischen Eigenschaften des Feuerdrachen. Schlussfolgernd wäre es möglich, dass der Charakter des Drachen in den Märchen als Belehrung für folgende Generationen fungieren soll, um auf eine erdenkbare Wiederholung eines solch grausamen Ereignisses vorzubereiten. Darüber hinaus wäre es genauso nachvollziehbar, dass durch den Drachen mit seinen negativen Charaktereigenschaften eine generelle Abstoßung gegen die Mongolen generiert werden soll.
Nun lassen sich in der ukrainischen und russischen Literatur gehäuft zuvor beschriebene fantastische Antagonisten finden, jedoch sind solche Wesen in deutschen Erzählungen kaum aufzuzeigen. Währenddessen erscheinen in deutschen Märchen häufig Tiere oder Hexen, beziehungsweise Stiefmütter, oder adlige Antagonisten, wobei der fantastische Aspekt nahezu ausbleibt. Auch die generelle Vorstellung des Teufels in der deutschen Literatur zu der Slawischen unterscheidet sich grundsätzlich: in der deutschen Kultur ist es das Ziel des Charakters, für einen Austausch von Geld, Gut oder Ähnlichem, die Seele eines lebendigen Menschen, meist die des Gegners zu erhalten. [54] Es fällt auf, dass das böse Wesen in deutschen Märchen kaum direkt auftaucht, seine Eigenschaften sind meist in anderen Charakteren versteckt. Als Beispiel kann hierbei das „Rumpelstilzchen“ genannt werden. Sein Ziel ist es, sich dem Kind der Königin zu bemächtigen, eine Tat, welche mit der zuvor genannten Beschreibung des Teufels korrespondiert.
Diese spärliche Vielfältigkeit der fantastischen, oder mit der Unterwelt verbundenen Märchencharaktere in deutschen Erzählungen im Gegensatz zu Ukrainischen und Russischen, lässt sich vermutlich geschichtlich mit der Verbreitung der christlichen Religion in diesen Ländern belegen. Die Christianisierung im heutigen Deutschland erfolgte bereits ab dem 4. Jahrhundert. Folglich stellten sich die Menschen den Tod und das Leben nach dem Tod bereits zur Entstehung der Märchen nach dem christlichen Glauben vor. So ist der Teufel in der älteren deutschen Literatur meist als Gegenspieler Gottes bekannt und dadurch eng mit der Religion verflochten. Dies könnte auch ein Grund für die nicht vorhandene Erwähnung dieses Charakters in Märchen sein. Deshalb lassen sich dessen markante Eigenschaften auch eher in anderen Geschöpfen der Märchenwelt finden, um die Lehre des bösen Charakters aufrechterhalten zu können, diesen aber nicht primär zu benennen.
Dagegen existierte in der damaligen Kiewer Rus über einen langen Zeitraum der Polytheismus. Selbst nach dem das Großreich, mit der Taufe des damaligen Herrscher Wladimir des Ersten, im Jahre 988 das Christentum als Religion annahm, spielten die vielfachen alten Gottheiten im Leben des einfachen Volkes weiterhin eine große Rolle. Durch den Aberglauben, und insbesondere der Angst vor der Unterwelt, wurde dem Tod und damit verbundenen Traditionen eine wichtige Position zugeschrieben, wodurch sich auch das breite Spektrum an teuflischen und mit der Unterwelt verbundenen Charakteren in Märchen erklären lässt.
Beim slawischen Volk stand der Teufel aus den Märchen also in keinerlei Verbindung zur Religion. Dessen Repräsentanten in den Erzählungen wurden vielmehr genutzt, um sich das Böse und rätselhafte, unheimliche Phänomene verständlich zu machen. Obwohl viele Naturerscheinungen später wissenschaftlich erklärt werden konnten, hielten die Völker weiter an dem Glauben fest, die Religion spielte eine weniger wichtige Rolle als in Westeuropa. Bis zum heutigen Tagen stellt in Russland und auch der Ukraine der Aberglaube also einen Teil der ursprünglichen slawischen Kultur dar, von welchem sich die Menschen nicht abwenden können. Gedanken und Ansichten, wie aus den Märchen sind somit noch immer aktuell. [55]
8. Fazit
Volksmärchen entstanden in jeder der drei analysierten Kulturen mit dem Ziel das jeweilige Volk zu belehren. Durch die mündliche Übertragung der Erzählungen konnten die Geschichten immer an die aktuelle Situation des Volkes angepasst werden. So entstand beispielsweise der zuvor beschriebene Bergdrache gerade infolge des verheerenden Mongolensturms auf die slawischen Länder.
Nach eigener Meinung erlosch diese Variabilität jedoch mit der Niederschrift der Volksmärchen, da keine individuellen Umschreibungen oder Anpassungen der Erzählung nun möglich sind. In den Sammlungen wurde nur eine individuelle Idee oder Moral vermerkt, während mögliche Modifikationen der Geschichte in selbiger Gesellschaft außenvor genommen wurden. Jedoch inkorporiert das Wort „Volksmärchen“ schließlich das Wort „Volk“. Somit müssten die sogenannten Erzählungen ein korrektes Replika der gesamten, gerade präsenten Gesellschaft darstellen. Da dies zweifellos zu verneinen ist, erscheint es widersprüchlich diese gesammelten Märchen jeglichen Landes als Volksmärchen definieren zu können, da es sich vielmehr um ein individuelles literarisches Werk aus dem 19. Jahrhundert handelt.
Einige Moralen der Märchen sind auch heute noch als aktuell anzusehen, weshalb diese Literatur gerade als Erziehungsmittel für Kinder verwendet wird. Auch wenn die Lehren der Erzählung zeitgenössisch erscheinen, ist der eigentliche Aufbau der Erzählungen doch verjährt und nicht mehr auf die heutige Allgemeinheit anzuwenden. So sind gerade in verschiedenen Charakteren oder Handlungsorten die jeweiligen Prinzipien oder Interessenschwerpunkte damaliger Gesellschaften aufzudecken. Um aus diesen Erzählungen auch Rückschlüsse auf die heutigen Völker und ihre Besonderheiten schließen zu können, müssten infolgedessen die umrahmenden Aspekte zu der Lehre im Märchen aktualisiert werden .
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[51] (Добрыня Никитич и Змей Горыныч, kein Datum)
[52] (Пропп В. , 1986)
[53] (Thomas, 2023)
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[55] (Киришук)
- Quote paper
- Anonymous,, 2023, Parallelen und Divergenzen deutscher, russischer und ukrainischer Volksmärchen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1491447
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