In der vorliegenden Hausarbeit soll genauer auf das Proömium des dritten Buches der „Georgica“ von Publius Vergilus Maro eingegangen werden. Der Untersuchungsschwerpunkt wird hier auf den Versen 8 - 48 liegen. Die „Georgica“ wurden um 29 vor Christus als Lehrgedicht über den Landbau geschrieben. Vergil selbst präsentiert sich innerhalb des Werkes als Mitglied des Kreises um Maecenas, wie im Verlauf der Analyse dargelegt werden wird. Die Freundschaft zu diesem mag Vergils Selbstbewusstsein dahingehend gestärkt haben, sowohl eigene Anerkennung zu erlangen, als auch Anerkennung für einen Herrscher -in diesem Fall Octavian- durch ein literarisches Werk einzufordern. Das dieser Ausarbeitung zugrunde liegende dritte Buch bespricht die Viehzucht. Dennoch bildet das Proömium einen Exkurs von der Thematik. Beinahe drängt sich der Eindruck auf, dass Vergil die rechte Lust am Schreiben verliert und vielmehr seiner Bewunderung für Octavian Ausdruck verleihen möchte, welche sich im ersonnenen Bau eines Tempels am Mincius zeigt. Diese Verehrung schließt sich unmittelbar an das Ende des zweiten Buches an. Dort wird das Landleben gepriesen, welches jedoch auch unter dem dunklen Schatten eines herannahenden Krieges steht. Daraus ergibt sich die keinesfalls zufällige Position des Proömiums. Die dunkle Seite der Geschichte, die am Ende des zweiten Buches aufgegriffen wurde, wird nun anfangs des dritten Buches durch die Lichtgestalt des Caesar erhellt. Dessen Verehrung kann mit der Epikurpreisung des Lukrez verglichen werden, die im dritten Buch von „De rerum natura“ zu finden ist.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Textstelle - Buch 3, 8 – 48 und metrische Analyse (Daktylischer Hexameter)
3. Übersetzung
4. Textkritik
5. Gliederung der Textstelle
6. Analyse der Textstelle – Buch III, Verse 8 – 48
7. Zusammenfassung
8. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In der vorliegenden Hausarbeit soll genauer auf das Proömium des dritten Buches der „Georgica“ von Publius Vergilus Maro eingegangen werden. Der Untersuchungsschwer-punkt wird hier auf den Versen 8 - 48 liegen.
Die „Georgica“ wurden um 29 vor Christus als Lehrgedicht über den Landbau geschrieben. Vergil selbst präsentiert sich innerhalb des Werkes als Mitglied des Kreises um Maecenas[1], wie im Verlauf der Analyse dargelegt werden wird. Die Freundschaft zu diesem mag Vergils Selbstbewusstsein dahingehend gestärkt haben, sowohl eigene Anerkennung zu erlangen, als auch Anerkennung für einen Herrscher -in diesem Fall Octavian- durch ein literarisches Werk einzufordern.[2]
Das dieser Ausarbeitung zugrunde liegende dritte Buch bespricht die Viehzucht. Dennoch bildet das Proömium einen Exkurs von der Thematik. Beinahe drängt sich der Eindruck auf, dass Vergil die rechte Lust am Schreiben verliert und vielmehr seiner Bewunderung für Octavian Ausdruck verleihen möchte, welche sich im ersonnenen Bau eines Tempels am Mincius zeigt. Diese Verehrung schließt sich unmittelbar an das Ende des zweiten Buches an. Dort wird das Landleben gepriesen, welches jedoch auch unter dem dunklen Schatten eines herannahenden Krieges steht. Daraus ergibt sich die keinesfalls zufällige Position des Proömiums. Die dunkle Seite der Geschichte, die am Ende des zweiten Buches aufgegriffen wurde, wird nun anfangs des dritten Buches durch die Lichtgestalt des Caesar erhellt.[3] Dessen Verehrung kann mit der Epikurpreisung des Lukrez verglichen werden, die im dritten Buch von „De rerum natura“ zu finden ist.[4]
E tenebris tantis tam clarum extollere lumen
qui primus potuisti inlustrans commoda vitae
[…]
tu, pater, es rerum inventor, tu patria nobis
suppeditas praecepta, […]
( DRN, 3. 1-2 ; 9-10)
( Aus so großen Dunkel so strahlendes Licht zu erheben,
der du es als erster gekonnt hast, indem du die Güter des Lebens erleuchtet hast [...] du, Vater, bist der Erfinder der Dinge, du der uns Vaterlandslehren verschafft hast [...])
Dennoch soll die vorliegende Arbeit das Verhältnis zu Lukrez nicht weiter beleuchten, würde es doch an diesem Punkt zu weit führen.
Folgendermaßen werde ich in dieser Hausarbeit vorgehen. Auf die metrische Analyse einiger Verse folgt die Übersetzung des Textstückes auf der Grundlage der Mynors – Edition der „Georgica“ von 1969, die in Oxford erschienen ist. Diese wird durch die Untersuchung eines textkritischen Problems ergänzt.
Den Hauptteil der Hausarbeit leitet die Gliederung sowie die Einordnung der Verse 3.8 – 48 ein. Daran schließt sich die detaillierte Analyse dieser Textstelle hinsichtlich inhaltlicher und stilistischer Aspekte an. Die Verehrung des Octavian durch Vergil soll am Beispiel des fiktiven Tempelbaus herausgearbeitet werden.
2. Textstelle - Buch 3, 8 – 48 und metrische Analyse (Daktylischer Hexameter)
[…] temptanda uia est, qua me quoque possim
tollere humo uictorque uirum uolitare per ora.
primus ego in patriam mecum, modo uita supersit,10
Aonio rediens deducam uertice Musas;
primus Idumaeas referam tibi, Mantua, palmas,
et uiridi in campo templum de marmore ponam
propter aquam, tardis ingens ubi flexibus errat
Mincius et tenera praetexit harundine ripas. 15
in medio mihi Caesar erit templumque tenebit:
illi uictor ego et Tyrio conspectus in ostro
centum quadriiugos agitabo ad flumina currus.
cuncta mihi Alpheum linquens lucosque Molorchi
cursibus et crudo decernet Graecia caestu. 20
ipse caput tonsae foliis ornatus oliuae
dona feram. iam nunc sollemnis ducere pompas
ad delubra iuuat caesosque uidere iuuencos,
uel scaena ut uersis discedat frontibus utque
purpurea intexti tollant aulaea Britanni. 25
in foribus pugnam ex auro solidoque elephanto
Gangaridum faciam uictorisque arma Quirini,
atque hic undantem bello magnumque fluentem
Nilum ac nauali surgentis aere columnas.
addam urbes Asiae domitas pulsumque Niphaten 30
fidentemque fuga Parthum uersisque sagittis;
et duo rapta manu diuerso ex hoste tropaea
bisque triumphatas utroque ab litore gentis.
stabunt et Parii lapides, spirantia signa,
Assaraci proles demissaeque ab Ioue gentis 35
nomina, Trosque parens et Troiae Cynthius auctor.
Inuidia infelix Furias amnemque seuerum
Cocyti metuet tortosque Ixionis anguis
immanemque rotam et non exsuperabile saxum.
interea Dryadum siluas saltusque sequamur 40
intactos, tua, Maecenas, haud mollia iussa:
te sine nil altum mens incohat. en age segnis
rumpe moras; uocat ingenti clamore Cithaeron
Taygetique canes domitrixque Epidaurus equorum,
et uox adsensu nemorum ingeminata remugit. 45
mox tamen ardentis accingar dicere pugnas
Caesaris et nomen fama tot ferre per annos,
Tithoni prima quot abest ab origine Caesar.
Die Abkürzungen bedeuten Penthemimeres (P), Hephthemimeres (H), sowie Bukolische Diärese (B).
3. Übersetzung
Ein Weg muss gefunden werden, auf dem ich mich auch vom Boden erheben kann und als Sieger durch die Münder der Menschen umher fliegen kann.
Ich will als erster, wenn nur Lebenszeit übrig bleibt, die Musen, die vom aonischen Gipfel zurückkehren, mit mir in mein Heimatland herabführen; Ich will als erster dir, Mantua, Idumäische Palmen darbringen und auf einer grünen Ebene einen Tempel aus Marmor erbauen, nahe am Wasser, wo der gewaltige Mincius in langsamen Windungen
unstetig ist und seine Ufer mit sanftem Schilf bedeckt. Caesar wird in der Mitte sein und mir den Tempel behaupten.[5] Für jenen werde ich als Sieger und deutlich sichtbar mit tyrischem Purpur hundert vierspännige Streitwagen am Fluß entlangtreiben. Ganz Griechenland, indem es für mich den Alpheus und den Hain des Molorchus verlässt,
soll in Läufen und mit blutigem Eisenriemen wettkämpfen. Ich selbst werde, das Haupt mit Blättern geschnittener Ölzweige geschmückt, Geschenke darreichen. Schon jetzt freut es mich festliche Umzüge zu den Heiligtümern zu führen und geopferte Stiere zu sehen oder wie sich die Bühne mit gedrehten Seiten auseinander geht und wie eingewebte Britannier die purpurnen Vorhänge heben. An den Türflügeln werde ich aus Gold und gediegenen Elfenbein den Kampf am Ganges und die Waffenmacht des Siegers Quirinus abbilden und dort auch den Nil, der wegen des Krieges wogt und kräftig strömt und Säulen, die aus dem Erz von Schiffen aufsteigen.
Ich werde auch Asiens Stadtgöttinnen hinzufügen und den geschlagenen Niphates und den auf Flucht und drehende Pfeile vertrauenden Parther und zweifache Trophäen geraubt aus feindlicher Hand in der Ferne und Völker über die zweimal an beiden Küsten triumphiert worden ist.
Und es werden Marmorsäulen aus Paros dastehen, atmende Bilder,
die Nachkommen des Assaracus und die Namen, des von Jupiter abgestammten Geschlechts und der Ahnherr Tros und Cynthius, der Begründer Troias. Der unglückliche Neid wird die Furien fürchten und den strengen Fluss Cocytus und die gewundenen Schlangen des Ixion und das schreckliche Rad sowie den nicht bezwingbaren Fels.
Lasst uns inzwischen in die Wälder der Dryaden und die unberührten Täler folgen, wie dein nicht gerade leichter Befehl lautet. Mein Geist beginnt nichts Hohes ohne dich. Also nun zerstöre das träge Zögern. Mit kräftigem Geschrei rufen der Cythaeron und die taygetischen Hunde und Epidaurus, die Bändigerin der Pferde und der Ruf hallt von der Zustimmung der Haine doppelt wider. Bald nämlich werde ich mich gürten brennende Kämpfe zu erzählen und den Namen Caesars durch so viele Jahre hindurch als Überlieferung zu tragen, wie Caesar vom ersten Ursprung des Tithonus entfernt ist.
4. Textkritik
Ein interessantes textkritisches Problem stellt in der Ausgabe von Mynors die Form decernet in Vers 20 dar.
Diese Form wird in der Handschrift F²w ebenso verwendet. Die Abkürzung bezieht sich auf den corrector secundus des Codex Vaticanus Vat. Lat. 3225. Das w weist außerdem darauf hin, dass es sich um einen Hyparchetypen handelt. Eine weitere Lesart ist decernit welche in der Handschrift F, dem Codex Vaticanus Vat. Lat. 3225, aus dem 4. Jahrhundert, M, dem Codex Florentinus Laurentianus, aus dem 5. Jahrhundert, P, dem Codex Vaticanus Palatinus, aus dem 4. oder 5. Jahrhundert sowie R, dem Codex Vaticanus Vat. Lat. 3867, aus dem 5. Jahrhundert zu finden ist. Eine dritte Möglichkeit bildet die Handschrift M². Hierbei handelt es sich um die Lesart des corrector secundus des Codex Florentinus Laurentianus. Der unbekannte altertümliche Korrektor hat die Form decertet verwendet. Auch wenn die häufigere Lesart an dieser Stelle decernit lautet, habe ich mich dennoch für eine Übersetzung von decernet entschieden. Gemessen am Inhalt scheint mir dies in sofern sinnvoll, als dass eine Unterbedeutung von decernere “ feindlich, durch Kampf entscheiden( mit Waffen)“[6] lautet. Da Vergil im Vorfeld bereits Ausdrücke aus der Kriegssprache, wie deducam und palmas verwendet hat, ist es nur konsequent selbige Bedeutungsnuance im Fortlauf des Textes beizubehalten. Da in diesem Kontext der Übertrag der griechischen Spiele nach Rom gemeint ist, ist ebenso nicht nur von einer wettkampfbedingten Feindlichkeit auszugehen, die decertet verdeutlichen würde.[7] Weiterhin wäre die Form grammatikalisch nicht zu rechtfertigen. Der Konjunktiv Präsens passt nicht zu den im Textabschnitt gebrauchten Verbformen im Futur. Möglicherweise handelt es sich dabei um einen Abschreibfehler.
Der Konflikt zwischen den Völkern sowie die Auflehnung der Griechen, die auch im übertragenen Sinne niedergeschlagen werden, bildet eine gute Grundlage für die Kriegsmetaphorik. Die von der Wortbedeutung her meines Erachtens korrekte Form decernit ist jedoch grammatikalisch nicht zu rechtfertigen. Da im Text auffällig viele Futur I- Formen auftreten, die die hypothetische Vorstellung des Tempelbaus sowie römischer Spiele repräsentieren, wäre es unlogisch an dieser Stelle eine Präsensform einzusetzen, die schließlich ein definitives Stattfinden von Spielen repräsentieren würde. Folglich halte ich decernet für die nachvollziehbarste Lesart.
5. Gliederung der Textstelle
Der von mir genauer untersuchte Textabschnitt findet sich im Proömium des dritten Buches der Georgica. Jedoch wird hier nicht das gesamte Proöm untersucht. Die Anfangsverse sollen an dieser Stelle kurz erläutert werden um diese einzuordnen.
Te quoque, magna Pales, et te memorande canemus
pastor ab Amphryso, uos, siluae amnesque Lycaei.
cetera, quae uacuas tenuissent carmine mentes,
omnia iam uulgata: quis aut Eurysthea durum
aut inlaudati nescit Busiridis aras? 5
cui non dictus Hylas puer et Latonia Delos
Hippodameque umeroque Pelops insignis eburno,
acer equis? ( 3.1-7)
(Auch dich, große Pales, wollen wir preisen und dich erwähnenswerter
Hirte vom Amphrysus und euch Lycaeische Wälder und Ströme.
Die übrigen Dinge, welche den unbeschäftigten Geist mit einem Lied festhalten
könnten,
[...]
[1] Vgl. von Albrecht, Michael. Geschichte der römischen Literatur. Band I. München: 1994. S. 532.
[2] Vgl. Buchheit, Vinzenz. Der Anspruch des Dichters in Vergils Georgika. Darmstadt: 1972. S. 17.
[3] Vgl. Gale, Monica. Virgil on the Nature of Things. The Georgics, Lucretius and the Didactic Tradition. New York: 2000. S. 20.
[4] Vgl. Gale ebd.
[5] tenere, teneo ,tenui – Nebenbegriff der Festigkeit im militärischen Sinne: „einen Ort verteidigen, behaupten“ (Vgl. Georges,Karl Ernst. Ausführliches Lateinisch-Deutsches Handwörterbuch. Band I. Hannover: 1976 S. 3060)
[6] Vgl. Georges, S. 1910
[7] Die Grundbedeutung von decertare (o, avi, atum) lautet „sich bis zur Entscheidung messen“ im Sinne von „auf Leben und Tod kämpfen oder streiten.“ (Vgl. Georges, 1912)
- Citar trabajo
- Carolin Hartmann (Autor), 2010, Heldenverehrung in den "Georgika" von Publius Vergilius Maro am Beispiel des Proömiums des dritten Buches (Verse 8-48), Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148945
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