In den 1960er Jahren veröffentlichte Wolfgang Klafki, der als Nestor der deutschen Pädagogik gilt, seine Bildungstheoretische Didaktik. Auch bekannt als die kategoriale Didaktik. Klafki arbeitete an vielen Studien zur Geschichte und Systematik der Bildungstheorie, zur Didaktik und zu den Methodologie-Problemen der Erziehungswissenschaft.
Er entwickelte seine kategoriale Didaktik aufgrund neuer empirischer Forschungsergebnisse und heftiger Kritik weiter und gelang schlussendlich zu seiner kritisch-konstruktiven Didaktik. Diese Entwicklung soll in dieser Hausarbeit rekonstruiert
werden.
Wie der Titel Klafkis Didaktik schon verrät, beruft sie sich hauptsächlich auf Bildungsinhalte und deren Struktur. In der Forschung hat sich bereits eine Tradition der Diskussion über die Struktur der Bildungsinhalte und dem Zusammenhang von Lehren
und Lernen entwickelt. Im Zuge dieser Diskussion formulierte Klafki vier Dimensionen, durch die das didaktische Feld bestimmt sei. Klafki benennt sie wie folgt:
Geschichtlichkeit, individuelles Selbstverständnis, allgemeine Sinngebung und Struktur der Inhalte. Diese Dimensionen münden schließlich in den fünf Leitfragen der didaktischen Analyse. Diese soll im Folgenden näher beschrieben und anhand eines
Beispiels konkretisiert werden. Hilbert Meyer, der sich mit Klafkis Theorie auseinandersetzte und dessen Arbeit Grundlage dieser Hausarbeit sein soll, rechtfertigt den Fokus auf den Bildungsbegriff damit, dass Erziehung und Bildung nicht nur unter
Effektivitätsgesichtspunkten betrachtet werden dürfen. Daher sei es von Nöten, dass der Didaktik ein definierter Bildungsbegriff zugrunde liegt. Dementsprechend wird zunächst die Rekonstruktion des Bildungsbegriffs im Mittelpunkt stehen, um dann auf die
didaktische Analyse übergehen zu können.
Klafki beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Bildungsinhalte. Während der bildungstheoretischen Diskussionen kam man zur grundlegenden Einsicht, dass der Mensch in einem bestimmten Verhältnis zur kulturellen Welt und damit zu den Bildungsinhalten steht, welche er versucht sinnverstehend auszulegen. Somit spielen bei dem Bildungsbegriff zwei Momente eine zentrale Rolle: der materiale und der formale Aspekt. Beide werden in dieser Hausarbeit näher betrachtet.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Bildungstheoretische Didaktik
2.1. Rekonstruktion des Bildungsbegriffs
2.2. Didaktische Analyse
2.2.1. Beispiel zur didaktischen Analyse „Mulltrennung“
2.3. Formale und materiale Bildungstheorie
2.4. Kategoriale Bildung
2.5. Kritisch-konstruktive Didaktik
3. Resumee
4. Anhang
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In den 1960er Jahren veroffentlichte Wolfgang Klafki, der als Nestor der deutschen Padagogik gilt, seine Bildungstheoretische Didaktik. Auch bekannt als die kategoriale Didaktik. Klafki arbeitete an vielen Studien zur Geschichte und Systematik der Bildungs- theorie, zur Didaktik und zu den Methodologie-Problemen der Erziehungswissenschaft.1 Er entwickelte seine kategoriale Didaktik aufgrund neuer empirischer Forschungsergebnisse und heftiger Kritik weiter und gelang schlussendlich zu seiner kritisch-konstruktiven Didaktik. Diese Entwicklung soll in dieser Hausarbeit rekonstruiert werden.
Wie der Titel Klafkis Didaktik schon verrat, beruft sie sich hauptsachlich auf Bildungsinhalte und deren Struktur. In der Forschung hat sich bereits eine Tradition der Diskussion uber die Struktur der Bildungsinhalte und dem Zusammenhang von Lehren und Lernen entwickelt. Im Zuge dieser Diskussion formulierte Klafki vier Dimensionen, durch die das didaktische Feld bestimmt sei. Klafki benennt sie wie folgt: Geschichtlichkeit, individuelles Selbstverstandnis, allgemeine Sinngebung und Struktur der Inhalte.2 Diese Dimensionen munden schlieBlich in den funf Leitfragen der didaktischen Analyse. Diese soll im Folgenden naher beschrieben und anhand eines Beispiels konkretisiert werden. Hilbert Meyer, der sich mit Klafkis Theorie auseinandersetzte und dessen Arbeit Grundlage dieser Hausarbeit sein soll, rechtfertigt den Fokus auf den Bildungsbegriff damit, dass Erziehung und Bildung nicht nur unter Effektivitatsgesichtspunkten betrachtet werden durfen. Daher sei es von Noten, dass der Didaktik ein definierter Bildungsbegriff zugrunde liegt.3 Dementsprechend wird zunachst die Rekonstruktion des Bildungsbegriffs im Mittelpunkt stehen, um dann auf die didaktische Analyse ubergehen zu konnen.
Klafki beschrankt sich jedoch nicht nur auf die Bildungsinhalte. Wahrend der bildungstheoretischen Diskussionen kam man zur grundlegenden Einsicht, dass der Mensch in einem bestimmten Verhaltnis zur kulturellen Welt und damit zu den Bildungsinhalten steht, welche er versucht sinnverstehend auszulegen. Somit spielen bei dem Bildungsbegriff zwei Momente eine zentrale Rolle: der materiale und der formale Aspekt.4 Beide werden in dieser Hausarbeit naher betrachtet.
Die kategoriale Didaktik entwickelt sich schlieBlich zur kritisch-konstruktiven Didaktik, in der insbesondere die Schlusselprobleme und der Problemunterricht in den Fokus der Diskussionen rucken. Klafki fasst seine neuen Erkenntnisse zu einem Perspektivschema zur Unterrichtsplanung zusammen.
Ziel dieser Hausarbeit ist es, einen zusammenfassenden Uberblick uber Klafkis umfangreiche Didaktik und ihrer Entwicklung zu geben.
2. Die Bildungstheoretische Didaktik
„Bildungstheoretische Didaktik“ ist eigentlich die Sammelbezeichnung fur mehrere allgemein didaktische Modelle, die durch zwei gemeinsame Grundannahmen miteinander verknupft sind. Zum einen stehen sie in der Tradition der Philosophie der Aufklarung und haben somit Bildung, Aufklarung und Mundigkeit als ihre ubergeordneten Bezugsnormen. Zum anderen zahlen sie sich zu den Geisteswissenschaftlichen Padagogiken, wonach sie sich am Verstehen und der Rekonstruktion von Sinn und Bedeutung orientieren. Das Gebiet der bildungstheoretische Didaktik splittet sich in mehrere Teilstromungen auf. Dazu zahlen unter anderen folgende Didaktiken: Die kritisch-kommunikative Didaktik (Rainer Winkler, 1988). Sie versteht die Didaktik als eine Theorie des schulischen Lehrens und Lernens als kommunikativen Prozess. Ziel ist es, die „vorhandenen Wirklichkeiten kritisch zu reflektieren und sie in anspruchsvollen Moglichkeiten zu transformieren“5. Auch die konstruktive Didaktik von Gotthilf Gerhard Hiller von 1973 ist Teil der bildungstheoretischen Didaktik: „Hiller geht davon aus, dass der ,Unterricht als Institution’[...] kritisch in die Welt einfuhren soll und groBtmogliche Offenheit gegenuber der Zukunft vermitteln muss“6. Die Lehrkunstdidaktik (Hans-Christoph Berg & Theodor Schulze, 1997) hingegen, stellt das „ErschlieBen" und „Entdecken" eines Themas durch die Schulerinnen und Schuler in den Mittelpunkt des Unterrichts.7 Und schlieBlich stellt die Bildungsgangdidaktik (Meinert Meyer u.a.1998/2001) den/die Schuler/in8 und seine/ihre Selbstorganisation des Lernens in das Zentrum des Bildungsprozesses.9 „Bildung [wird] als biographischen Prozess des Lernenden“10 angesehen.
Das didaktische Modell kategoriale Didaktik von Wolfgang Klafki erhalt in der Praxis und Forschung am meisten Aufmerksamkeit. Er definiert die Didaktik als „die
Theorie der Bildungsinhalte, ihrer Struktur, ihrer Auswahl und Rechtfertigung“ 11. Die Betonung liegt also auf den Ziel- und Inhaltsfragen. Methoden werden in Klafkis Theorie hingegen als nachgeordnet betrachtet. Seine Kategoriale Didaktik soll in einem der folgenden Teilkapitel naher beschrieben werden.
2.1. Rekonstruktion des Bildungsbegriffes
Klafki versuchte den Bildungsbegriff anhand von klassischen bildungstheoretischen Ideen zu rekonstruieren. Bei seiner Analyse stieB er auf vier Merkmale, die die klassischen Bildungstheorien miteinander verband und, die als richtungsweisende Aspekte fur das heutige Verstandnis von Allgemeinbildung dienen soll. Als erstes nennt Klafki das Merkmal der Selbstbestimmung. Bildung soll zur vernunftigen Selbstbestimmung befahigen. Die Befahigung wird im Rahmen der historisch- gesellschaftlich-kulturellen Gegebenheiten angeeignet; welcher das zweite Merkmal ausmacht. An dritter Stelle steht das Merkmal, dass Bildung nur durch die lernende Person selbst erworben werden kann. Man kann also nicht gebildet werden, sondern muss sich selbst bilden. AbschlieBend definiert Klafki das Merkmal, dass Bildungsprozesse in der Gemeinschaft und Zusammenarbeit von Lehrenden und Lernenden stattfindet. Erst mit Hilfe anderer kann man sich hinreichend bilden.12
Doch was versteht Klafki genau unter Allgemeinbildung? Allgemeinbildung ist Bildung fur alle. Jeder Mensch ist gleichberechtigt und hat ein Recht auf Bildung. Ungeachtet der sozialen Klasse oder ethnischen Zugehorigkeit. Die Bildungsinhalte, die fur die Allgemeinbildung eine Rolle spielen sollen eine vielseitige Bildung ausmachen. D.h. dass eine ausgewogene Bildung angeboten werden muss. Sowohl die der Gemutskrafte und des Korpers als auch der sozialen und kulturellen Interessen. Hilbert Meyer spricht in diesem Zusammenhang von einer „proportionierlichen Bildung“. Zudem soll es keine bevorzugten Unterrichtsfacher oder -inhalte geben, die als allgemein bildend gelten. Jedoch konnen Einsichten und Kompetenzen nur in ganz konkreten Fachern und Bewahrungssituationen erworben werden. Allgemeinbildung bezeichnet somit die Fahigkeit eines Menschen, selbstbestimmend, kritisch, sachkompetent und solidarisch zu denken und zu handeln.13
[...]
1 Vgl. Meyer, Hilbert: Die Bildungstheoretische Didaktik. In: Kiper, Hanna, Hilbert Meyer & Wilhelm Topsch: Einfuhrung in die Schulpadagogik. 2. Auflage der Neuausg. [3. Auflage 2006]. Berlin, 2004. S. 65.
2 Vgl. Korn, Friedrich W.: Grundwissen Didaktik. 5. uberarb. Aufl. Munchen/Basel, 2008. S. 45.
3 Vgl. ebd. S. 64.
4 Vgl. ebd. S.75.
5 http://www.arbowis.ch/material/lp/Didaktik/kritisch_kommunikativ.pdf (02.12.09).
6 http://www.uni-koeln.de/hf/konstrukt/reich_works/buecher/allg_didaktik/reich_teil_II.pdf (02.12.09).
7 http://www.bzl-online.ch/archivdownload/artikel/BZL_2003_1_93-107.pdf (02.12.09).
8 Die maskuline Form steht im Folgenden fur beide Geschlechter.
9 http://www.stud.fernuni-hagen.de/q1471341/ruf/fb-ksw/didaktikha2001.htm (02.12.09).
10 http://humbert.in.hagen.de/iffase/Artikel/bildungsgangdidaktik-2009-06-01.html (02.12.09).
11 http://www.tep-online.info/didak/klafkibd/klafkibd.htm (02.12.09).
12 Vgl. Meyer 2004. S. 66.
13 Vgl. ebd. S. 67.
- Citar trabajo
- Alexandra Krüger (Autor), 2010, Von der kategorialen zur kritisch-konstruktiven Didaktik von Wolfgang Klafki, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148628
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