Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit dem
Nibelungenstoff. Das Motiv des Drachenkampfes soll hierbei im Mittelpunkt der
Betrachtung stehen. Ich möchte vor allem die unterschiedliche Behandlung
dieses Motivs in der Edda und in der Ausgabe des Nibelungenliedes gegenüberstellen. Wenn im Folgenden von der
Edda die Rede sein wird, so beziehe ich dies ausschließlich auf die Sigurd-
Lieder sowie auf das Lied von Fafnir aus der älteren Edda.
Im Nibelungenlied wird Siegfrieds Jugend nicht dargestellt, er tritt als
Erwachsener in die Handlung der Erzählung ein. Seine Jugenderlebnisse,
darunter auch der Drachenkampf, werden lediglich rückblickend erzählt. Die
Edda hingegen enthält drei Gesänge, die sich explizit mit der Ermordung des
Drachen Fafnirs beschäftigen. Dementsprechend wird die Betrachtung der
Edda etwas umfangreicher ausfallen, als die des Nibelungenliedes.
Neben der selbstständigen Textarbeit stützt sich diese Hausarbeit vor allem auf die sehr interessanten
Denkansätze Hermann Reichelts (siehe Literaturverzeichnis).
Inhalt
1. Einleitung
2. Die Symbolbedeutung des Drachen in verschiedenen Kulturkreisen
2.1 Der Drachenkampf als Initiationsritus
3. Die Darstellung des Drachenkampfes im Nibelungenlied
4. Die Darstellung des Drachenkampfes in der Edda
4.1 Das erste Lied von Sigurd dem Fafnirstöter oder Gripirs Weissagung (Das erste Sigurd-Lied)
4.2 Das andere Lied von Sigurd dem Fafnirstöter
(Das zweite Sigurd-Lied)
4.3 Das Lied von Fafnir
5. Schluss
Literaturverzeichnis
Primärliteratur
Sekundärliteratur
1. Einleitung
Aufbauend auf das Hauptseminar „Das Nibelungenlied“ aus dem Wintersemester 2006/07, beschäftigt sich diese Hausarbeit mit dem Nibelungenstoff. Das Motiv des Drachenkampfes soll hierbei im Mittelpunkt der Betrachtung stehen. Ich möchte vor allem die unterschiedliche Behandlung dieses Motivs in der Edda und in der Ausgabe des Nibelungenliedes, welche wir im Hauptseminar behandelten, gegenüberstellen. Wenn im Folgenden von der Edda die Rede sein wird, so beziehe ich dies ausschließlich auf die Sigurd-Lieder sowie auf das Lied von Fafnir aus der älteren Edda.
Im Nibelungenlied wird Siegfrieds Jugend nicht dargestellt, er tritt als Erwachsener in die Handlung der Erzählung ein. Seine Jugenderlebnisse, darunter auch der Drachenkampf, werden lediglich rückblickend erzählt. Die Edda hingegen enthält drei Gesänge, die sich explizit mit der Ermordung des Drachen Fafnirs beschäftigen. Dementsprechend wird die Betrachtung der Edda etwas umfangreicher ausfallen, als die des Nibelungenliedes.
Obwohl der Drachenkampf meines Erachtens nach ein sehr wichtiges und populäres Motiv des Nibelungenstoffs ist, und in der Malerei unzählige Male als Vorlage diente, war es relativ schwierig Sekundärliteratur zu finden, die sich näher mit diesem speziellen Aspekt beschäftigt. Neben der selbstständigen Textarbeit stützt sich diese Hausarbeit vor allem auf die sehr interessanten Denkansätze Hermann Reichelts (siehe Literaturverzeichnis).
2. Die Symbolbedeutung des Drachen in verschiedenen Kulturkreisen
Eine genaue Definition des Begriffes ´Drache` ist schwierig. Zieht man verschiedene Lexika zu Rate, so weisen zumindest alle Definitionsversuche gemeinsame Beschreibungsmerkmale auf. Zusammengefasst kann man festhalten, dass es sich bei einem Drachen um ein Ungeheuer mit echsenähnlicher Gestalt handelt, das über Flügel, mehrere Köpfe und die Fähigkeit Feuer zu speien verfügt. Außerdem ist dem Drachen in seiner Eigenschaft als Fabelwesen das Sprechen gegeben.
Das Motiv des Drachen ist in allen Kulturkreisen vertreten. Allerdings wird es je nach Kulturraum unterschiedlich gewertet. Im Christentum verkörpern Drachen den Teufel, das Heidentum, die Abgötterei, das Böse im Allgemeinen. In China hingegen steht der Drache für wohltätige Mächte wie Wasser oder Fruchtbarkeit. In germanischen Sagen hingegen tritt der Drache meist als Schätze bewachender Lindwurm auf.[1]
Der Held „braucht“ den Sieg über einen Drachen um selbst Ruhm zu erlangen.
Das Drachenmotiv ist häufig mit dem Motiv des Schatzerwerbs oder der Befreiung einer Jungfrau verbunden.[2]
In der christlichen Mythologie ist beispielsweise vom heiligen Georg die Rede. Er soll eine Stadt und eine Jungfrau (sie sollte dem Drachen geopfert werden um ihn zu besänftigen) gerettet haben, indem er einen Drachen tötete. Anschließend ließ sich die ganze Stadt christlich taufen.[3] In diesem Fall steht der Drache für das Heidentum oder den Teufel. Nachdem Georg den Sieg über das Heidentum erlangt hat, wird die Stadt aus Dankbarkeit christlich. Dem Drachenkampf liegen hierbei also höhere Ziele und nicht allein der Ruhmerwerb des Helden zugrunde.
Perseus, ein Held der griechischen Mythologie besiegte gleich zwei drachenähnliche Ungeheuer. Er schlug der Medusa den Kopf ab,[4] während sie schlief und er rettete die schöne Andromeda vor einem Seeungeheuer, dem sie geopfert werden sollte, indem er das Untier tötete.[5]
Dadurch, dass er den Kopf der Medusa behielt erlangte er nicht nur Ruhm, sondern zugleich eine tödliche Waffe. Der Anblick des Medusenhauptes verwandelt der sage nach jeden in Stein. So oft sich Perseus jemand in den Weg stellte (wie beispielsweise der König Atlas) streckte er ihm das Haupt der Gorgonin entgegen und aus seinem Widersacher wurde ein steinerner Berg.[6]
In der nordischen Mythologie sind neben der Erzählung von Sigurd (auf die ich einem der folgenden Kapitel genauer eingehen werde), noch andere Kämpfe mit Untieren geschildert. So wird beispielsweise von der Schlange Jörmungard erzählt. Ein Lindwurm riesigen Ausmaßes, der von Odin ins Meer geworfen wurde. Dort umklammert sie Midgard und bedroht die Seeleute auf allen Meeren. Ihr Schicksal ist jedoch vorbestimmt. Es ist vorgesehen, dass sie zu Ragnarök auf die Erde zurückkehrt und dort von Thor erschlagen wird.[7]
Obwohl mehrere Kämpfe mit Jörmungard stattfinden, wird sie nicht besiegt. Der Bestimmung nach soll auch der letzte Kampf mit Thor während Ragnarök nicht siegreich enden, denn Thor soll hierbei ebenfalls den Tod finden.
Obwohl Jörmungard sprechen kann und von echsenartiger Gestalt ist, liegt die Vermutung nahe, dass es sich hierbei nicht um einen archetypischen Drachenkampf handelt. Die Grenze zwischen Drachen und anderen Fabelwesen ist bisweilen schwer zu ziehen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dem Drachen in verschiedenen Kulturkreisen zwar verschiedene Bedeutungen zukommen, doch die Motive die einen Helden zum Drachenkampf bewegen, sind in den verschiedenen Mythologien ähnlich. Das Motiv des Drachen tritt immer wieder in Kombination, mit Reichtum, Schicksal, ´Zauberwaffen`, Jungfrauenrettung oder Ruhmerwerb auf. Einzig in der christlichen Mythologie dient der Tod des Drachen der Bekehrung anderer.
[...]
[1] Hans F. Müller: Das moderne Lexikon, Gütersloh 1981, S.11
[2] Hermann Reichert: Nibelungenlied und Nibelungensage, Wien 1985, S. 81
[3] Thomas Mollen: Heiliger Georg. http://kirchensite.de/index.php?myELEMENT=66111 (26. März 2007)
[4] Gustav Schwab: Die schönsten sagen des klassischen Altertums, Stuttgart 1999, S.53
[5] Ebd. S. 54 ff
[6] Ebd. S.53 ff
[7] Arthur Cotterell: Die Enzyklopädie der Mythologie. Reichelsheim 2002, S.202
- Arbeit zitieren
- Eva Weigand (Autor:in), 2007, Das Motiv des Drachenkampfes im Nibelungenlied und in der Edda, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148584
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