Clavigo - "Versuch, Erprobung, Experiment"*
Regine Otto fasst mit diesen drei Worten die Einstellung eines der Kritikerlager zusammen, die Clavigo hervorgebracht hat. Die Einen halten es für ein weiteres Glanzstück des Meisters Goethe, die Anderen verurteilen Clavigo als „Quark“ und ein geringerer Teil, wie Frau Otto, geben dem kleinen Trauerspiel doch zumindest eine Existenzberechtigung. Clavigo hat schon die Zeitgenossen Goethes in heftige Diskussionen verwickelt, war jedoch gleichzeitig auch das meist gespielte Theaterstück Goethes, da es sich in seiner Aufbaustruktur auf Einheit von Ort und Zeit beruft.
Doch warum schafft es ein so kleines Drama so viele verschiedene Meinungen hervor zu bringen? Liegt es an dem einfachen Aufbau des Stückes? Traut man einem Stück mit einer Entstehungszeit von kaum einer Woche weniger zu? Fehlt dem Drama der wahre Bösewicht? Oder ist alles, was von Goethe konzipiert wurde, wie Frau Otto es anmerkt, bei einem Versuch geblieben?
Aufgabe dieser Arbeit wird es nicht sein, alle Fragen zu beantworten, sondern das Stück, insbesondere die „Stück im Stück“-Szenen und die zahlreichen Antagonismen zu analysieren und vielleicht während dieser Analyse die eine oder andere Antwort zu finden. Nach einer kurzen Zusammenfassung des Drameninhalts soll eine ausführliche Analyse der Paarbeziehungen im Stück erfolgen. Ist Clavigo wirklich der Gegenspieler Beaumarchais’? Ist Beaumarchais nicht viel eher der Gegenpart zu Carlos, da sie Beide als die Handelnden des Stücks angesehen werden können? Oder ist Carlos, wie von manchen Kritikern behauptet, nur Sprachrohr von Clavigo? Wieso kann man weder Clavigo noch Carlos als wirkliche Bösewichte ansehen und was für eine Freundschaft verbindet die Zwei? Am Ende dieses Abschnitts möchte ich noch auf die zwei unterschiedlichen Frauenrollen zu sprechen kommen, besonders auf die Ähnlichkeit zwischen Clavigos und Maries Verhalten.
Im Anschluss werde ich die zwei Theaterszenen im Stück betrachten, da dies von Goethe ein beliebtes Motiv zu sein scheint, wie auch anhand von Stella im Seminar bewiesen wurde.
Den Abschluss soll eine Zusammenfassung der Ergebnisse bilden, die auf die, in dieser Einleitung formulierten, Fragen womöglich Antworten finden kann und einen Eindruck von der wahren Theatertauglichkeit vermitteln soll.
* Otto, Regine: Clavigo. In: Goethe-Jahrbuch, Bd.90. 1973, S.27
Inhaltsverzeichnis
1. Clavigo - „Versuch, Erprobung, Experiment“
2. Clavigo - Ein Trauerspiel
3. Ein ück der Gegensätze
3.1. Clavigo - Beaumarchais
3.2. Beaumarchais - Carlos
3.3. Carlos und Clavigo - „Die unechten Bösewichte“
3.4. Die Frauen
4. Ein ück im ück
4.1. Zweiter Akt - Die Geschichte des rächenden Bruders
4.2. Vierter Akt - „Noch hoff ich!“
5. Clavigo - „Ein Drama fürs Aufführen“
6. Literaturverzeichnis
6.1. Primärliteratur
6.2. kundärliteratur
1. Clavigo - „Versuch, Erprobung, Experiment“
Regine Otto fasst mit diesen drei Worten die Einstellung eines der Kritikerlager zusammen, die Clavigo hervorgebracht hat. Die Einen halten es für ein weiteres Glanzstück des Meisters Goethe, die Anderen verurteilen Clavigo als „Quark“ und ein geringerer Teil, wie Frau Otto, geben dem kleinen Trauerspiel doch zumindest eine Existenzberechtigung. Clavigo hat schon die Zeitgenossen Goethes in heftige Diskussionen verwickelt, war jedoch gleichzeitig auch das meist gespielte Theaterstück Goethes, da es sich in seiner Aufbaustruktur auf Einheit von Ort und Zeit beruft.[1]
Doch warum schafft es ein so kleines Drama so viele verschiedene Meinungen hervor zu bringen? Liegt es an dem einfachen Aufbau des Stückes? Traut man einem Stück mit einer Entstehungszeit von kaum einer Woche weniger zu? Fehlt dem Drama der wahre Bösewicht? Oder ist alles, was von Goethe konzipiert wurde, wie Frau Otto es anmerkt, bei einem Versuch geblieben?
Aufgabe dieser Arbeit wird es nicht sein, alle Fragen zu beantworten, sondern das Stück, insbesondere die „Stück im Stück“-Szenen und die zahlreichen Antagonismen zu analysieren und vielleicht während dieser Analyse die eine oder andere Antwort zu finden. Nach einer kurzen Zusammenfassung des Drameninhalts soll eine ausführliche Analyse der Paarbeziehungen im Stück erfolgen. Ist Clavigo wirklich der Gegenspieler Beaumarchais’? Ist Beaumarchais nicht viel eher der Gegenpart zu Carlos, da sie Beide als die Handelnden des Stücks angesehen werden können? Oder ist Carlos, wie von manchen Kritikern behauptet, nur Sprachrohr von Clavigo? Wieso kann man weder Clavigo noch Carlos als wirkliche Bösewichte ansehen und was für eine Freundschaft verbindet die Zwei? Am Ende dieses Abschnitts möchte ich noch auf die zwei unterschiedlichen Frauenrollen zu sprechen kommen, besonders auf die Ähnlichkeit zwischen Clavigos und Maries Verhalten.
Im Anschluss werde ich die zwei Theaterszenen im Stück betrachten, da dies von Goethe ein beliebtes Motiv zu sein scheint, wie auch anhand von Stella im Seminar bewiesen wurde.
Den Abschluss soll eine Zusammenfassung der Ergebnisse bilden, die auf die, in dieser Einleitung formulierten, Fragen womöglich Antworten finden kann und einen Eindruck von der wahren Theatertauglichkeit vermitteln soll.
2. Clavigo - Ein Trauerspiel
Clavigo hat es mit Hilfe seiner Schreibfertigkeiten, seines Ratgebers Carlos und der Unterstützung von Marie Beaumarchais und ihrer Schwester Sophie Guilbert zum Archivarius des Königs geschafft. Der jüngeren Schwester Marie, mit der ihn eine sechsjährige, zarte Liebe verbunden hat, machte er einen Heiratsantrag, den er aber aufgrund seiner Berater schließlich rückgängig gemacht hat, obwohl er endlich einen gewissen Stand erreicht hatte.
Am Beginn des Stückes wird jedoch klar, dass Clavigo noch immer Schuldgefühle gegenüber Marie hat, doch Carlos redet ihm schnell aus, sich weiter Sorgen über das Mädchen zu machen und dass es auch töricht gewesen wäre, die Französin zu heiraten. Inzwischen muss Sophie ihre jüngere Schwester trösten, die über den Verlust von Clavigo noch nicht hin weg ist. Die Beiden erwarten die Ankunft ihres Bruders, den sie von dem Verhalten Clavigos unterrichtet haben. Dieser kommt stürmisch an und ist, ohne Einzelheiten zu kennen, sofort bereit Rache zu nehmen für seine Schwester, wenn sie denn unschuldig ist. Schon jetzt zeigt sich, dass Marie körperlich sehr geschwächt ist und die Ankunft ihres Bruders nicht verkraftet. Ihr früher Tod lässt sich bereits erahnen.
Beaumarchais macht sich sogleich auf, um Clavigo zu stellen. Aber anstatt ihn direkt anzuklagen, spielt er mit ihm. Er gibt vor, ein Gesandter zu sein, der ihm die Geschichte von der betrogenen Französin erzählt, während Clavigo immer blasser wird. Schließlich will er von ihm eine Erklärung, dass Marie gänzlich unschuldig ist und er der Betrüger, die Clavigo ihm jedoch nicht geben möchte. Erst bei Androhung eines Duells lenkt Clavigo ein. Er ist bereit, die Erklärung zu geben, wenn Beaumarchais ihm die Möglichkeit gibt, Maries Liebe zurück zu gewinnen und solange mit dem Druck der Erklärung wartet. Beaumarchais, zuerst sehr leidenschaftlich und nicht kompromissbereit, gibt schließlich nach und will Clavigo die Zeit einräumen, bei Sophie vorzusprechen. Im Beisein der Bediensteten muss Clavigo niederschreiben, was Beaumarchais ihm diktiert. Er ist jedoch fest entschlossen, wieder ein ehrlicher Mann zu werden, in dem er Marie doch noch heiratet. Als Beaumarchais fort ist, kommt Carlos, der zwar bereits das Vorgehen von Maries Bruder erahnt hat, für Clavigos plötzliches Reueverhalten aber kein Verständnis zeigt. Clavigo lässt ihm jedoch keine Zeit, ihn zu beeinflussen. Er will Marie heiraten und notfalls auf den Ruhm verzichten, wobei er davon überzeugt ist, dass sich Beides gut vereinbaren ließe. So macht er sich auf zum Haus Guilbert.
Kurz nach seinem Vorsprechen bei Sophie berichtet diese Marie von seinen guten Absichten und versucht sie, obwohl sie ihr zuvor noch zugesprochen hat, ihn schnell zu vergessen und laufen zu lassen, von ihm zu überzeugen, da er doch noch immer der Clavigo sei, den sie einmal in ihrem Hause hatten, der sechs Jahre mit Marie zusammen war. Die jüngere Schwester aber ist noch zögerlich, mag noch nicht so recht daran glauben, dass ihr Clavigo tatsächlich zu ihr zurückkehrt. Buenco, der der Szene beiwohnt, ist ebenfalls nicht überzeugt von Clavigos Absichten, zumal sie so plötzlich kommen und doch erst nach dem Auftauchen des rachedurstigen Bruders. Er glaubt nicht an die wahre Liebe von Clavigo zu Marie. Guilbert, Sophies Mann, setzt Marie noch zusätzlich unter Druck, denn es ist bekannt, dass Beaumarchais Clavigo ein Schuldbekenntnis abgerungen hat, mit dem er ihn demütigen will, wenn Clavigo die Liebe Maries nicht zurück gewinnt. Er befürchtet, dass Clavigo den Bruder ermorden wird, wenn Marie nicht zustimmt. Clavigo erscheint, völlig gefangen in einem Gefühlsüberschwang, und bittet sofort um Maries Hand. Er fühlt wieder lebhaft die Liebe zu ihr, die er vorher als Mitleid abgetan hatte. Marie ist so überwältigt von seinem Auftauchen, dass sie fast in Ohnmacht fällt. Doch sie gibt ihr Einverständnis und verzeiht ihm. Als Beaumarchais erscheint und davon erfährt, zerreißt er das Blatt, nur um es kurz darauf doch zu bereuen. Zunächst scheint sich alles zum Guten zu wenden. Aber Carlos ist erschüttert von Clavigos Plan und versucht ihn sogleich wieder vom Gegenteil zu überzeugen. Ihm ist klar, dass seine Liebe zu Marie nicht mit dem Ruhm zu vereinbaren ist. Clavigo, wiederum von Carlos beeinflusst, stimmt schließlich zu. Seine Liebe ist wieder nichts als Mitleid. Er bittet Carlos, ihm zu helfen. Dieser inszeniert sofort die Verunglimpfung Beaumarchais’. Kurz darauf erfahren auch Beaumarchais und seine Schwestern von den Nachreden, Buenco und Guilbert wollen den Bruder sogleich weg bringen. Doch Marie ist so geschockt von dem neuen Betrug, dass sie zusammenbricht und stirbt. Nun kennt Beaumarchais’ Rachedurst keine Grenzen mehr. Er will Clavigo umbringen.
Als Marie zu Grabe getragen werden soll, erscheint Clavigo. Er ist entsetzt über das, was er ihr angetan hat. Ob seine Liebesbekundungen wirklich als echt angesehen werden können, ist fraglich. Über Maries Leiche kommt es zum Kampf zwischen Beaumarchais und Clavigo, der tödlich getroffen auf Marie stirbt, nachdem er sich den Segen von Maries Familie erfleht und Carlos angeklagt hat. Dieser soll wenigstens den Bruder retten. Am Ende vergibt selbst Beaumarchais dem vermeintlichen Betrüger und flieht.
[...]
[1] Otto, Regine: Clavigo. In: Goethe-Jahrbuch, Bd.90. 1973, S.27
-
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X.