Wann hat der Pleier den Roman geschrieben und an welchem Fürstenhof oder vor welchen Adligen hat er ihn vorgetragen? Mit diesen Fragen hängen zwei miteinander verknüpfte Interpretationsansätze zusammen.
Hier die rezeptionsästhetische Untersuchung des Spannungsverhältnisses zwischen Erwartungshorizont des Publikums, Funktion des Erzählten und Intention des Erzählers (Interaktion von Autor und Zuhörer), dort die soziologisch-politische Fragestellung, ob der Autor auf zeitgeschichtliche Ereignisse Bezug nimmt, und sich in seinem Werk gesellschaftliche Verhältnisse widerspiegeln.
Mit vorliegender Arbeit versuche ich, zur Klärung dieser Fragen beizutragen. Da Pleiers Dichtung in der Forschung sehr umstritten ist und ob der bisher erfolglosen genauen Einordnung in Raum und Zeit die Wissenschaft sich auf viele Annahmen und Vermutungen stützen muß, ist es schwierig, endgültige Antworten zu geben.
Die für Artusromane ungewöhnliche Kriegserklärung im Garel dient als Ausgangspunkt meiner Überlegungen. Die literarische Fehdeansage (Verse 219 bis 476) wird mit Hilfe der in der mediävistischen Geschichtsforschung gesammelten Erkenntnisse über Fehden und Konfliktverhalten interpretiert. Als Beispiel für das 13. Jh. berichte ich in einem Exkurs von einer realen Auseinandersetzung zwischen Ottokar II., König von Böhmen, und Bela IV., König von Ungarn, um die Steiermark im Jahre 1260.
Auf eine direkte Gegenüberstellung der fiktionalen Fehde mit einer zeitgenössischen wird verzichtet, weil Quellen aus dem angenommenen Umfeld des Pleiers keine genügenden Vergleichsmomente liefern.
Am Schluss beschäftige ich mich mit den möglichen Funktionen der literarischen Fehde für die Realität. Dabei überschneiden sich in einigen Punkten die Ergebnisse der rezeptionsästhetischen Deutung mit denen der soziologisch-politischen.
Inhaltsverzeichnis
- Einstieg
- Forschungsstand
- Die Kriegserklärung im Garel und in der historischen Mediävistik
- Verse 219 bis 296: Ankunft des Boten und Empfang am Königshof
- Verse 297 bis 326: Aufkündigung des Friedens und Ankündigung des Krieges
- Verse 327 bis 476: Reaktion des Königs und Verhandlung mit dem Boten
- Exkurs: Ein Beispiel aus dem Jahr 1260: Ottokar II. gegen Bela IV. — die Schlacht an der March bei Kroissenbrunn
- Mögliche Funktionen der Kriegserklärung im Garel für die Realität
- Schluß
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Kriegserklärung im Artusroman "Gare/ von dem blühenden Tal" des 13. Jahrhunderts. Ziel ist es, die Funktionen der fiktionalen Fehdeansage im Kontext der historischen Realität des 13. Jahrhunderts zu untersuchen.
- Die Rolle der Kriegserklärung im Kontext des höfischen Verhaltens und der Ritterlichkeit
- Die Verbindung von literarischen Motiven mit historischen Konflikten und Fehden
- Die Funktion des Romans als Spiegelbild der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse im 13. Jahrhundert
- Die Bedeutung von Ehre, Recht und Gottesurteil in der Fehdeansage
- Die Darstellung von Machtstrukturen und Herrschaftsverhältnissen im Artusroman
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein, indem es die Eingangssituation des Romans "Gare/ von dem blühenden Tal" beschreibt und den Autor, den Pleier, in den Kontext der Artusliteratur des 13. Jahrhunderts einordnet.
Das zweite Kapitel beleuchtet den Forschungsstand zur Kriegserklärung im Garel, wobei die unterschiedlichen Interpretationen und Deutungen des Romans im Fokus stehen.
Das dritte Kapitel analysiert die Kriegserklärung im Garel im Detail, indem es die einzelnen Verse in drei Abschnitte unterteilt und die Textstellen mit Hilfe der mediävistischen Geschichtsforschung über Fehden und Konfliktverhalten interpretiert.
Das vierte Kapitel untersucht die möglichen Funktionen der literarischen Fehde im Garel für die Realität. Dabei werden die Erwartungen des Publikums, die Absichten des Autors und die realen gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse des 13. Jahrhunderts in den Blick genommen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Artusroman, die Kriegserklärung, Fehdeansage, höfisches Verhalten, Ritterlichkeit, Ehre, Recht, Gottesurteil, Blutrache, Machtstrukturen, Herrschaftsverhältnisse, politische und gesellschaftliche Verhältnisse des 13. Jahrhunderts.
- Quote paper
- Wolfram Baier (Author), 2000, Die Kriegserklärung in Pleiers "Garel von dem blühenden Tal", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1484
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