Die europäischen Strommärkte wurden im letzten Jahrzehnt liberalisiert. Die größte Schwierigkeit der Liberalisierung besteht darin, dass der Strommarkt aufgrund der Netzwerkeffekte für die Bildung der natürlichen Monopole prädestiniert ist. Verschiedene theoretische und praktische Ansätze versuchen, eine effiziente ausführbare Lösung zu erreichen. Einer dieser Ansätze ist das Merchant Transmission Investment Model. Innerhalb der gestellten Annahmen ist eine vollsändige Marktliberalisierung möglich. Die Annahmen erweisen sich jedoch als nicht realistisch. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Analyse, wie sich einige Verletzungen der Modellannahmen auf die Anwendbarkeit des Modells in der Praxis auswirken und zeigt am Beispiel des Merchant Transmission Investment Model, dass eine vollständige Liberalisierung eines landesweiten oder gar grenzenübergreifenden, europäischen, Strommarktes nicht möglich ist.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Symbolverzeichnis
1 Einleitung
2 Merchant Transmission Investment Model
2.1 Begriffsdefinition
2.2 Modellannahmen
2.3 Das Modell bei erfüllten Annahmen
3 Auswirkung der Abweichung von den Modellannahmen
3.1 Verletzung der Annahme des vollkommenen Marktes
3.2 Konzentration bei Investitionen in Übertragungsnetze
3.3 Weitere Verzerrungen
4 Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Merchant Transmission Investment
2 Zuwachs der gesamtwirtschaftlichen Wohlfahrt vs. Wert der RBE eines Einzelinvestors
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Symbolverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Die Liberalisierung der Strommärkte hat das Ziel, Monopole auf dem Strommarkt zu beseitigen, um dadurch die gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt zu steigern. Während der Liberalisierungsprozess in den Bereichen der Stromerzeugung und -verteilung keine wirtschaftstheoretischen Hürden zu nehmen hat, führt die „unsichtbare Hand“ im Übertragungsbereich[1] aufgrund der Netzwerkeffekte[2] zur Marktmonopolisierung oder zur Konzentration aufgrund begrenzter Zugänglichkeit der zu versorgenden Gebiete. Diese und andere Marktverzerrungen führen dazu, dass die Anreize für Investitionen in Übertragungsnetze meist zu schwach ausfallen. Mittel - bis langfristig resultieren daraus Engpässe im Übertragungsbereich, hohe Stromübertragungsgebühren und, letzten Endes, geringere gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt.
Eine effiziente Lösung der Probleme mit den Investitionen in das Übertragungsnetz wird durch ein Trade - off erschwert: Einerseits ist es aus Kostengründen vorteilhaft, nur ein Übertragungsnetz zu betreiben. Andererseits sollten die aus der Monopolisierung des Marktes resultierenden Wohlfahrtsverluste vermieden und Probleme mit der Stimulierung der Investitionen in das Übertragungsnetz gelöst werden. Die ökonomische Forschung bietet mehrere Modelle zur Lösung dieser Probleme an. Joskow und Schmalensee (1983) diskutieren ein Modell mit voneinander unabhängigen, regulierten lokalen Stromleitungen und Systemoperatoren (SO), ein sogenanntes Tranco - Modell. Die SO sorgen für den Ausbau, die Eigentumsrechte und den Betrieb des Übertragungsnetzes. Spätere Ansätze von Vogelsand (2001) verbinden ein Modell der regulierten lokalen Übertragungsmonopolen mit einem Anreizmechanismus für Investoren. Die Übertragungsgebühren geben Anreize für Investitionen in das Übertagungsnetz. Als eine Alternative oder auch Komplement für das Transco - Modell wird das Merchant Transmission Investment (MTI) Modell diskutiert. Hier werden die Investitionen durch die Preisdifferenzen an verschiedenen Netzknoten initiiert, wobei der Netzzugang offen ist. Das Modell ist darauf ausgerichtet, das wohlfahrtsoptimale Investitionsvolumen ohne Eingriffe des Regulators in den Investitionsprozess, in die Netzverwaltung oder in den Netzbetrieb zu erreichen und findet breite Anwendung in der Praxis[3]. Dabei wird es an die gesetzlichen Rahmenbedingungen der jeweiligen Einsatzregion angepasst. In dieser Arbeit werden solche Anpassungen nicht diskutiert, vielmehr geht es um die Grenzen und Barrieren der Liberalisierung des Strommarktes und den Netzausbau, die am Beispiel des MTI - Modells geschildert werden sollen. Dafür wird zuerst das MTI - Modell mit seinen Annahmen und Abläufen im zweiten Kapitel näher beschrieben. Die Realität weicht aber generell vom Laborzustand einer theoretischen Umgebung ab. Im dritten Kapitel werden die Grenzen des theoretischen Modells bei seiner praktischen Anwendung ausgelotet, indem die in der Praxis üblichen Abweichungen von Modellannahmen und ihre Auswirkungen auf die Investitionsanreize angesprochen werden. Schließlich werden im vierten Kapitel die Ergebnisse zusammengefasst.
2 Merchant Transmission Investment Model
2.1 Begriffsdefinition
Die Bezeichnung „Merchant Transmission Investment“[4] wird davon abgeleitet, dass Investitionen in das Übertragungsnetz kein Exklusivrecht eines Systemoperators, sondern für jeden Marktteilnehmer durchführbar sind. Die Beweggründe für eine Investition in das Übertragungsnetz resultieren aus dem Streben eines Investors, durch sein Engagement Gewinne einzufahren, nicht aus einer behördlichen Anweisung. MTI setzt unregulierte Leitungen und freien Netzzugang voraus[5]. Der Übertragungspreis orientiert sich an Preisdifferenzen der jeweiligen Netzknoten und kommt durch einen Marktmechanismus zustande. Insbesondere wird der Übertragungspreis nicht (im Gegensatz zum Trans- co - Modell) durch den Einfluss eines Regulators verfälscht. Investitionsentscheidungen werden auf der Basis von Investitionssignalen getroffen, welche von unverzerrten Marktpreisen abgeleitet werden. Damit das Modell widerspruchsfrei funktioniert, müssen bestimmte Umweltverhältnisse gelten. Diese werden in der Theorie durch Annahmen, in der Praxis durch gesetzliche Bestimmungen hergestellt.
[...]
[1] Übertragungsbereich bzw. Übertragungsnetz wird als Leitung, die Stromerzeuger und Stromgroßhändler verbindet verstanden. Dies sollte nicht mit dem zwischen Händler und Endverbraucher bestehenden Verteilungsnetz verwechselt werden.
[2] Als Netzwerkeffekt wird hier der Umstand bezeichnet, dass der Betrieb von mehreren parallelen Netzen aufgrund der mehrfach anfallenden Kosten ineffizient ist. Je größer das Netz, desto geringer die Durchschnittskosten.
[3] Durch die Richtlinie 96/92/EG, Art 17, 18 wird das Modell zur Anwendung auf den Strommärkten der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union empfohlen. Es wird z. B. in Deutschland verstärkt eingesetzt. Außerhalb der EU findet die praktische Anwendung unter anderem in den USA und in Australien statt.
[4] Oder auch Market - Based Transmission Investment.
[5] Siehe auch Kapitel 2.2
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