Das Thema Rechtsextremismus löst eine Vielzahl von
unterschiedlichen Gefühlen bei dem jeweiligen Rezipienten aus. Eines
davon ist sicherlich die Ohnmacht dem wachsenden Ausmaß des
Rechtsextremismus in der Alltagswelt gegenüber. Immer wieder lassen
Zeitungsmeldungen, wie die folgende, den Leser aufhorchen:
„Mehr rechte Straftaten
Die Zahl rechtsextremer und antisemitischer Straftaten hat im zweiten
Quartal deutlich zugenommen. [...]“1
Wobei der alltagsweltliche Kontakt des `Normalbürgers´ zu `den
Rechtesextremen´ zumeist über die Berichterstattung der Medien
geschieht, schon da jugendliche Rechtsextreme in den letzten Jahren
immer wieder für Schlagzeilen sorgten. So spielt für mich und meine
Arbeit das Ausmaß des Rechtsextremismus eine entscheidende Rolle bei
der Bearbeitung, da es die Aktualität und den Bezug zur Gesellschaft
widerspiegelt. Um das Ausmaß des Rechtsextremismus zu beschreiben,
möchte ich mich an dieser Stelle zunächst an die
Verfassungsschutzberichte der letzten Jahre halten:
Gerade im vergangenen Jahr hat das Thema Rechtsextremismus
erheblich an Umfang und Prägnanz in den Verfassungsschutzberichten
gewonnen. Im Verfassungsschutzbericht des Jahres 2001 beginnt das
Kapitel zur Entwicklung des Rechtsextremismus mit folgenden Worten:
„Die Zahl rechtsextremistischer Gewalttaten ist im monatlichen Vergleich
2001 rückläufig. Trotz Rückgangs des gesamten rechtsextremistischen
Personenpotentials war ein Anstieg im gewaltbereiten und neonazistischen Spektrum zu verzeichnen [...].“2 Dieses ist ein Trend, der sich beständig
seit den 90er Jahren fortsetzt (s.u.). Das neonazistische Personenpotential
steigt 2001 erstmals seit 1996 wieder an. Insgesamt zeigte die Neonazi-
Szene 2001 stärkere Präsenz durch den „Kampf um die Straße“. „Kampf
um die Straße“ ist NPD-Jargon und meint Demonstrationen.3 Der
Verfassungsschutzesbericht für das Jahr 1999 spricht von einer Zunahme
der von Rechtsextremisten verübten Gewalttaten um 5,4% im Vergleich zu
1998. Außerdem soll der „als gewaltbereit eingeschätzte `harte Kern´ der
Szene“ im gleichen Bezugsraum um ca. 10% zugenommen haben.4 [...]
1 HAZ vom 25.07.02, Seite 2
HAZ steht für Hannoversche Allgemeine Zeitung, im folgenden wird die
Abkürzung HAZ verwendet.
2 Verfassungsschutzbericht 2001, Seite 24
3 Vgl. Verfassungsschutzbericht 2001, Seite 24 f
4 Vgl. HAZ vom 05.04.00, Seite 2
Gliederung/Inhalt
2 Einleitung
2.1 Relevanz des Themas
2.2 Ziel der Arbeit
3 Definition und Klärung zentraler Begriffe
3.1 Rechtsextremismus
3.2 Faschismus
4 Der theoretische Rahmen der Arbeit
4.1 Pierre Bourdieu
4.1.1 Der Habitus
4.1.2 Die sozialen Klassen
4.1.3 Der soziale Raum
4.1.3.1 Der Raum der sozialen Positionen
4.1.3.2 Der Raum der Lebensstile
4.1.3.3 Die Homologie der Räume
4.1.3.4 Das soziale Feld
4.1.4 Die Kapitalarten
4.1.4.1 Das ökonomische Kapital
4.1.4.2 Das kulturelle Kapital
4.1.4.3 Das soziale Kapital
4.1.4.4 Das symbolische Kapital
4.2 Die sozialen Milieus
4.2.1 Milieu, ein Begriff mit Tradition
4.2.2 Der Milieuforschungsansatz von Vester u.a
5 Der Stand in der Rechtsextremismusforschung
5.1 Darstellung der verschiedenen Forschungsrichtungen
5.1.1 Sozialisationsbezogene Erklärungsansätze
5.1.2 Modernisierungstheoretische Erklärungsansätze
5.1.3 Geschlechtsbezogene Erklärungsansätze
5.1.4 Konflikttheoretische Erklärungsansätze
5.1.5 Entwicklungsdynamische Erklärungsansätze
5.2 Zusammenfassung der Forschungsrichtungen
5.2.1 Wie werden die Jugendlichen verortet, bzw. beschrieben?
5.2.2 Was wird für die rechtsextreme Karriere als förderlich dargestellt?
6 Hypothesen
7 Methode der Erhebung und der Auswertung
7.1 Das narrative lebensgeschichtliche Interview
7.2 Die `habitushermeneutische´ Interpretation
8 Die Erhebung
8.1 Der Interviewleitfaden
8.2 Scouting-/Interview-Situationsbeschreibung
8.2.1 Situationsbeschreibung der `Scouting-Phase´
8.2.2 Situation während des Interviews mit `Pascal´
8.2.3 Situation während des Interviews mit `Timm´
9 Die Auswertung der Interviews
9.1 Darstellen der Interviews
9.1.1 Das Interview mit `Pascal´
9.1.1.1 Herkunftsfamilie
9.1.1.2 Kindheit und schulische Laufbahn
9.1.1.3 Ausbildung und Beruf
9.1.1.4 Partnerschaft
9.1.1.5 Freizeit und Lebensstil
9.1.1.6 Politikverständnis
9.1.1.7 Zukunftspläne
9.1.2 Das Interview mit `Timm´
9.1.2.1 Herkunftsfamilie
9.1.2.2 Kindheit und schulische Laufbahn
9.1.2.3 Ausbildung und Beruf
9.1.2.4 Partnerschaft
9.1.2.5 Freizeit und Lebensstil
9.1.2.6 Politikverständnis
9.1.2.7 Zukunftspläne
9.2 Auswerten/Nachzeichen der entscheidenden Elemente der rechtsextremen Karrieren
9.2.1 Stationen der rechtsextremen Karriere bei `Pascal´
9.2.2 Stationen der rechtsextremen Karriere bei `Timm´
9.3 Habitusbeschreibung
9.3.1 Habitusbeschreibung von `Pascal´
9.3.2 Habitusbeschreibung von `Timm´
9.4 Milieuzugehörigkeit
9.4.1 Milieuzugehörigkeit von `Pascal´
9.4.2 Milieuzugehörigkeit von `Timm´
10 Schlussbetrachtung
10.1 Vergleich der Interviews
10.2 Resümee
11 Literaturverzeichnis
Der Anhang befindet sich in einem gesonderten Materialband
12 Anhang:
12.1 Interview `Pascal´
12.1.1 Sozialdatenbogen
12.1.2 Beobachtungs- und Interviewprotokoll
12.1.3 Transkript
12.2 Interview `Timm´
12.2.1 Sozialdatenbogen
12.2.2 Beobachtungs- und Interviewprotokoll
12.2.3 Transkript
12.3 Übersicht über die gängigen Theorien zum Deutschen Faschismus
12.4 Sammlung der Zeitungsartikel
2 Einleitung
2.1 Relevanz des Themas
Das Thema Rechtsextremismus löst eine Vielzahl von unterschiedlichen Gefühlen bei dem jeweiligen Rezipienten aus. Eines davon ist sicherlich die Ohnmacht dem wachsenden Ausmaß des Rechtsextremismus in der Alltagswelt gegenüber. Immer wieder lassen Zeitungsmeldungen, wie die folgende, den Leser aufhorchen:
„ Mehr rechte Straftaten
Die Zahl rechtsextremer und antisemitischer Straftaten hat im zweiten Quartal deutlich zugenommen. [...]“[1]
Wobei der alltagsweltliche Kontakt des `Normalbürgers´ zu `den Rechtesextremen´ zumeist über die Berichterstattung der Medien geschieht, schon da jugendliche Rechtsextreme in den letzten Jahren immer wieder für Schlagzeilen sorgten. So spielt für mich und meine Arbeit das Ausmaß des Rechtsextremismus eine entscheidende Rolle bei der Bearbeitung, da es die Aktualität und den Bezug zur Gesellschaft widerspiegelt. Um das Ausmaß des Rechtsextremismus zu beschreiben, möchte ich mich an dieser Stelle zunächst an die Verfassungsschutzberichte der letzten Jahre halten:
Gerade im vergangenen Jahr hat das Thema Rechtsextremismus erheblich an Umfang und Prägnanz in den Verfassungsschutzberichten gewonnen. Im Verfassungsschutzbericht des Jahres 2001 beginnt das Kapitel zur Entwicklung des Rechtsextremismus mit folgenden Worten: „Die Zahl rechtsextremistischer Gewalttaten ist im monatlichen Vergleich 2001 rückläufig. Trotz Rückgangs des gesamten rechtsextremistischen Personenpotentials war ein Anstieg im gewaltbereiten und neonazistischen Spektrum zu verzeichnen [...].“[2] Dieses ist ein Trend, der sich beständig seit den 90er Jahren fortsetzt (s.u.). Das neonazistische Personenpotential steigt 2001 erstmals seit 1996 wieder an. Insgesamt zeigte die Neonazi-Szene 2001 stärkere Präsenz durch den „Kampf um die Straße“. „Kampf um die Straße“ ist NPD-Jargon und meint Demonstrationen.[3] Der Verfassungsschutzesbericht für das Jahr 1999 spricht von einer Zunahme der von Rechtsextremisten verübten Gewalttaten um 5,4% im Vergleich zu 1998. Außerdem soll der „als gewaltbereit eingeschätzte `harte Kern´ der Szene“ im gleichen Bezugsraum um ca. 10% zugenommen haben.[4] Dieser „harte Kern“ wächst beständig: von 1999 zu 2000 um fast 8%[5] und von 2000 zu 2001 nochmals um über 7%.[6] Für das Jahr 2000 wurde vom Bundesinnenministerium Anfang 2001 ein neuer Höchststand gemeldet. So ist die Zahl der rechtsextremistischen Straftaten im Jahre 2000 um 58,9% und die der Gewalttaten um 33,8% gegenüber 1999 gestiegen. In absoluten Zahlen bedeutet dies, dass die registrierten Straftaten mit erwiesenem oder zu vermutendem rechtsextremistischen Hintergrund von 10.037 auf 15.951 gestiegen sind. Die Zahl der Gewalttaten stieg von 746 auf 998 an.[7] Im Jahre 2001 wurde wieder das Niveau von 1999 erreicht. Im Jahr 2000 fällt Niedersachsen mit einem Anstieg um 73% besonders auf, jedoch wurde insgesamt fast die Hälfte der Gewalttaten in Ostdeutschland begangen. Dies ist, wenn man sich vor Augen hält, dass der ostdeutsche Bevölkerungsanteil nur 21% beträgt, besonders bemerkenswert.[8] So lag die Zahl der Gewalttaten mit erwiesenem oder zu vermutendem rechtsextremistischen Hintergrund je 100.000 Einwohner im Jahre 2000 in Ostdeutschland bei 2,21 und in Westdeutschland bei 0,95.[9]
Gewalttaten mit erwiesenem oder vermutetem
rechtsextremistischen Hintergrund
je 100.000 Einwohner in den Ländern[10]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die rechtsextremen Gewalttaten, über die in den Sommermonaten 2000 fast täglich und in den Jahren 2001 und 2002 immer noch mit einer Beständigkeit in der Presse – und nicht nur in der deutschen – berichtet wurde, geben doch immer ein besonderes Gefühl des Unverständnisses. Erklärungsansätze fallen dem Bürger jedoch spontan ein, wenn er genauer hinsieht, wo und von wem diese Taten begangen wurden – die strukturschwachen ostdeutschen Regionen belegen in der Statistik die obersten Ränge, wenn es um rechtsextreme Gewalttaten geht. Die jeweiligen Presseartikel geben zum Teil eigene Erklärungsansätze, die einfach und einprägsam sind, denn dieses Phänomen, „...zu ``erklären´´, indem ad hoc Ursachen von Rechtsextremismus eingeführt werden...“ ist weit verbreitet.[11] So soll möglichst schnell eine Ursache-Wirkung-Beziehung hergestellt werden, die zum Verständnis beitragen soll. Da aber Erklärungsansätze auch immer einer Prognose dienen sollten, also in weitester Form soziale Regelmäßigkeiten der Vergangenheit und Gegenwart auf die Zukunft projizieren, sollten sie näher auf ihre Anwendbarkeit als Vorhersageinstrument geprüft werden.[12]
2.2 Ziel der Arbeit
Die Erklärungsansätze, die einem während der Lektüre der Zeitungen durch den Kopf schießen und welche dort eben auch schon z.T. preisgegeben werden, möchte ich verständlicher machen bzw. hinterfragen, indem ich zu den objektiven Gegebenheiten auch das Subjekt dieser Taten als solches betrachten möchte.
Zur Verwirklichung dieses Ziels scheint mir das narrative biographische Interview ein geeignetes Mittel zu sein. In dieser Interviewform setzt der Interviewte eigene Akzente und muss sein Handeln z.T. vor dem eigenen biographischen Hintergrund erklären. Diese Erklärungen sind nicht immer offenbar, sondern bedingen zumeist einer Interpretation. Auf diese Weise wird der Interviewte in seiner komplexen Persönlichkeit dargestellt und z.T. erklärt. Hiermit wird zunächst unverständliches Handeln des Interviewten (z.B. eine rechtsextreme Straftat) zumindest nachvollziehbar. So soll diese Arbeit nicht eine Theorie des Rechtsextremismus im Allgemeinen zum Ziel haben, sondern eher empirisch Wirkungszusammenhänge im „Kleinen“ darstellen, um bestimmte Ursache-Wirkung-Beziehungen zu stützen bzw. sie auf ein gewisses Fundament zu stellen.[13] Auf diese Weise können nicht nur Darstellungs- oder Erklärungsmittel erarbeitet werden, sondern es könnte evtl. sogar ein `validiertes´ Vorhersagemittel geschaffen werden. Mit einem solchen Vorhersagemittel könnten Ansätze zur aktiven Prävention des Rechtsextremismus und seiner Entstehungsbedingungen einhergehen. Ein solches Vorhersagemittel kann jedoch leider aufgrund des bescheideneren Umfangs kein Ziel dieser Arbeit darstellen. Es soll hier lediglich angedacht bleiben, und im weiteren wird auf die Studie von Wilhelm Heitmeyer in Bielefeld verwiesen werden, der mit `problemzentrierten Interviews´ eine ganz ähnliche Erhebungsmethode gewählt hat. Heitmeyer koppelt seine qualitativen Resultate sogar eng an die Ergebnisse einer quantitativen Querschnittstudie.[14]
Eine Fragestellung dieser Arbeit ist die nach der sozialen Herkunft der Jugendlichen. In diesem Zusammenhang wird auch der Habitus der `Rechtsextremen´ geklärt, und es wird der Frage nachgegangen, in wiefern man von einer Transmission (siehe auch Kapitel 4.2.2) seitens der Elterngeneration sprechen kann. Es ist ein persönliches Interesse zu ergründen, über welche Wege Jugendliche zu `Rechtsextremen´ werden. Ich möchte mit meinen Interviews so in gewisser Weise Transparenz schaffen. Es sollen der Habitus und die Herkunftsmilieus der Interviewten offen gelegt werden. Mit der `habitushermeneutischen´ Interpretation (siehe auch Kapitel 7.2) werden die Handlungsspielräume, -muster und persönliche Grenzen der Interviewten erkannt und erklärt. Ein besonderes Augenmerk soll hierbei auf die Primärsozialisation gelegt werden. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass gerade in diesem Stadium die Schienen für den weiteren Verlauf der Biographie eines Menschen gelegt werden. Zu diesem Zeitpunkt der Sozialisation werden die Prinzipien zur Konstruktion und Bewertung der Sozialwelt im Individuum angelegt. Erik H. Erikson sagt sogar, „daß ein Kind und selbst ein Säugling – vielleicht sogar schon der Foetus – auf höchst sensible Weise das Milieu `reflektiert´, in welchem sie aufwachsen.“[15] Bis zum fünften Lebensjahr entwickeln sich nach Erikson beim heranwachsendem Kind die drei Komponenten seiner Persönlichkeit: das Urvertrauen, die Autonomie und die Initiative.[16] Die Empfänglichkeit für rechtextremes Gedankengut ist so auch durch die Primässozialisation vorbestimmt. Ob und wie sich diese Empfänglichkeit auswirkt wird durch andere Ereignisse (z.B. peer-group) in einen Lebenslauf bestimmt. Diese Ereignisse sollen anhand der Darstellung der `rechtsextremen Karrieren´ gezeigt werden. An dieser Stelle der Arbeit sollen die gewonnenen Ergebnisse mit anderen Ergebnissen aus dem aktuellen Forschungsstand verglichen werden. Hier wird geklärt, in wieweit sich die Herkunftsmilieus der verschiedenen Täter gleichen, evtl. sogar die selben sind. Ich möchte durch diese Vorgehensweise sehen, ob meine dritte Hypothese, – dass es bestimmte Milieus gibt, deren Mitglieder empfänglicher für rechte Themen und Gewalt zu sein scheinen, – zutrifft. So findet meiner Meinung nach in diesen Milieus schon eine, wenn auch nur diffuse, `rechte´ Sozialisation statt. Ich gehe davon aus, dass es eine milieuspezifische Disposition zum Rechtsextremismus gibt, bzw. dass es milieuspezifische Lösungsansätze gibt, wenn es um die Bewältigung von bestimmten Problemen (des Alltags) geht. Ich gehe jedoch nicht davon aus, dass die rechtsextreme Gesinnung dieser Personen im weitesten Sinne eine zwingende `Wirkung´ des Habitus ist, es also keine anderen Strategien und Handlungsmöglichkeiten für den jeweiligen sozialen Akteur gibt. Der `rechtsextreme Ausdruck´ ist nur eine der Möglichkeiten, die diesen Milieus zur Bewältigung ihrer Problem nahe steht. Nach meiner ersten Hypothese, die anhand der Interviews erprobt werden soll, stellt die `rechtsextreme Gesinnung´ eher ein Mittel zur Realitätsbewältigung dar. Sie dient also der Suche nach Sinn, Selbstbestätigung und Geborgenheit. Diese Jugendlichen erfahren solches zumeist dann durch die Gruppenzugehörigkeit. Die rechtsextreme Gesinnung hat also eine Orientierungsfunktion im Identitätsfindungsprozess während der Adoleszenzphase, oder wie Erikson es nennt, zu Zeiten der Identitätsdiffusion.[17] Diese vermittelt sich oft über die einfache Tatsache, dass Feindseligkeiten gegen Dritte immer die eigene Gruppe und somit auch die eigene Position stärken.[18]
Der Verfassungsschutzbericht 2000 sagt über die rechts-extremistische Skinhead-Szene folgendes: „Die Szene setzt sich überwiegend aus Jugendlichen und Heranwachsenden zusammen. In ihren Cliquen verbinden sich Aggressivität und Gewaltbereitschaft mit einem meist nicht programmatisch-ideologisch geprägten, sondern eher diffusen rechtsextremistischen Weltbild, dass von fremdenfeindlichen, nationalistischen, antisemitischen und den Nationalsozialismus verherrlichenden Einstellungen beherrscht wird.“[19]
Natürlich gibt es aber auch in der rechtsextremen Szene einen Kern, der fest hinter dem rechtsextremen Gedankengut steht. Nur erscheint mir dieser Kern der ideologisch standfesten Nationalsozialisten zahlenmäßig eher gering und im fortgeschrittenen Alter zu sein. Dieses muss leider eine Annahme bleiben, die zur Diskussion offen steht, da ich sie mit dieser Arbeit weder belegen noch widerlegen kann.
Zusammenfassend soll diese Arbeit also zeigen, welche Erfahrungen die Interviewten in ihrer Vergangenheit dementsprechend geprägt haben, dass sie die Lösung ihrer Probleme im Rechtsextremismus `sehen´. D.h. wann, wo und wie wurden die Weichen in ihrer Sozialisation in Richtung des Rechtsextremismus gestellt? Wie verläuft eine solche rechtsextreme Karriere? Kann man ihre Einstellungen und ihre Handlungsweisen im Kontext ihrer sozialen Umwelt (persönlichen Vergangenheit; Herkunftsmilieu) evtl. verstehen (bzw. erklären)?
Es sollen also persönliche situative Handlungsmuster dargestellt und erklärt werden, der soziale Sinn der Akteure dargestellt werden (siehe Kapitel 4.1.1). Auch soll es hierbei um die Frage gehen, ob die rechtsextreme Gesinnung schon als ein System von Grenzen, das andere Lösungsstrategien ausschließt, fest im Habitus der interviewten Jugendlichen `verankert´ ist, oder ob sie sich in einem Stadium des Identitätsfindungsprozess befinden; und in dieser Situation, eben auch in Verbindung mit den erworbenen Dispositionen des Herkunftsmilieus, besonders anfällig für rechtsextreme Gesinnung, Handlungen und evtl. auch Gewalt sind. So ist V erstehen im Sinne von wertfrei nachvollziehen – nicht aber gutheißen – gemeint: „Sich gedanklich an den Ort zu versetzen, den der Befragte im Sozialraum einnimmt, um ihn von diesem Punkt aus zu fordern und von dort aus sozusagen Partei für ihn zu ergreifen [...], heißt eben nicht, das Selbst auf den anderen zu projizieren [...]. Vielmehr geht es darum, ein generelles und genetisches Verständnis der Existenz des anderen anzustreben, das auf der praktischen und theoretischen Einsicht in die sozialen Bedingungen basiert, deren Produkt er ist“.[20]
Ich möchte so die Handlungen und Einstellungen aus dem Blickwinkel der Betroffenen nachzeichnen um zu verstehen, um nachzuvollziehen, um evtl. andere Handlungsalternativen zu entwickeln, die Gegenmaßnahmen und ein Gegenlenken denkbar machen. Damit geht meine Arbeit über eine bloße Objektbeschreibung hinaus, indem ich die Akteure von innen, also von ihrem persönlichen Standpunkt aus, interpretiere und zeige, welchen subjektiven Nutzen sich die Jugendlichen aus ihren rechtsextremen Denk- und Handlungsweisen vor dem Hintergrund ihrer Lebensbedingungen versprechen.
Ein Vergleich mit verschiedenen Theorien zur Entstehung des deutschen Faschismus (nach Reich, Kühnl, etc.) ist in diesem Zusammenhang durchaus sinnvoll, da mit ihnen der qualitative Unterschied des heutigen Rechtsextremismus zum Dritten Reich gezeigt werden kann. Die psychologischen Theorien (besonders Wilhelm Reich und Erich Fromm) des Faschismus lassen sich mit dem Habitus-Konzept Bourdieus gut in Beziehung setzen. Ich möchte jedoch nur darauf hinweisen und verweise den Leser auf den Anhang 12.3, in dem sich eine kurze Beschreibung der verschiedenen Erklärungsversuche des deutschen Faschismus befindet.
3 Definition und Klärung zentraler Begriffe
3.1 Rechtsextremismus
Die in dieser Arbeit vorgestellten Jugendlichen werden als rechtsextrem bezeichnet werden. So wird, wie schon der Titel dieser Arbeit aussagt, mit dem Begriff des Rechtsextremismus gearbeitet. Bei der vorbereitenden Sichtung verschiedenster Literatur, die sich mit dem rechten Spektrum allgemein beschäftigt, habe ich feststellen müssen, dass der Begriff jedoch nicht einheitlich verwendet wird. Mal wird der Begriff zur Beschreibung einer politischen Grundeinstellung verwendet; mal liegt in ihm ein Aktionismus zugrunde, der sich zu meist in Form von Gewalt äußert. Am häufigsten wird er jedoch als eine Art Symbiose beider Dimensionen verstanden und trägt so auch zu falschen Schlussfolgerungen bei, indem die Dimensionen verwischt und z.B. falsche Aspekt zu rechtsextremen Mustern hinzugezählt werden. Es werden jedoch ebenso Menschen als rechtsextrem bezeichnet, die sich zu der Wählerschaft einer rechten Partei zählen. Auch ist seine Trennschärfe zu anderen Begriffen nicht klar. Es existiert eine Vielzahl von Begriffen, die das rechte Spektrum beschreiben sollen (Rechtsextremismus, Rechtsradikalismus, Rechtspopulismus, Rechts-Fundamentalismus, Faschismus, Nationalsozialismus, Neonazismus, Neofaschismus, ...). Der Begriff des Rechtsextremismus wird jedoch in der Mehrzahl der Arbeiten verwendet. Er scheint viele Facetten des rechten Spektrums affektiv abzudecken, da er allgemein sprachlich am weitesten verbreitet ist. Er kann somit als eine Art Überbegriff/Sammelbegriff verstanden werden, der aber nicht undiskutiert verwendet werden sollte, da es zurzeit selbst in der wissenschaftlich Auseinandersetzung noch keinen einheitlichen Gebrauch und kein übereinstimmendes Verständnis im Umgang mit dem Begriff gibt.[21] Der Begriff des Rechtsextremismus zeigt auch besonders deutlich, dass hier von bestimmten gesellschaftlichen Gruppen anerkannte „Haltungen ins Extreme gezogen werden.“[22] Vor diesem Hintergrund halte ich es nicht nur für sinnvoll, sondern auch für dringend notwendig, den Begriff des Rechtsextremismus vor jeder sich damit befassender Arbeit zu klären, bzw. die in ihm steckenden Deutungsmuster offen zulegen.
Als eine Grundebene des Rechtsextremismus ist der „politische Extremismus“ allgemein anzusehen. Er definiert sich im Groben durch seinen normativen Gegenbegriff dem „demokratischen Verfassungsstaat“. So wendet sich der „politische Extremismus“ in erster Linie gegen den „demokratischen Verfassungsstaat“, bzw. gegen seine Werte und Normen. Zu den fundamentalen Werten des „demokratischen Verfassungsstaates“ zählen unter anderem die Gewaltenteilung, der Schutz der persönlichen Freiheitssphäre, die Verhinderung von Machtmissbrauch und Willkürherrschaft, der Pluralismus, der Minderheitenschutz, etc.[23] Sowohl der Links- als auch der Rechtsextremismus zeichnen sich durch Intoleranz gegenüber abweichenden Meinungen und zum Teil auch gegenüber bestimmten Minderheiten aus. Beiden wird eine „Bereitschaft zur gewaltsamen Durchsetzung ihrer Ziele.“[24] zugerechnet. Linksextremisten gehen jedoch von einer absoluten Gleichheit aller Menschen aus, wobei es für Rechtsextremisten gerade um die „naturgegebene Ungleichheit der Menschen“[25] geht. Diese Ideologie der Ungleichheit umfasst zwei Dimensionen. Die erste zielt auf individuelle Abwertung ab. Sie umfasst rassistische und sozialdarwinistische Einordnungen und eine eugenetische Einteilung von Leben in wertvolles und unwertes Leben. Die zweite Dimension baut auf diese persönliche Abwertung auf und zielt so auf eine Ausgrenzung der Personen, bzw. Gruppen. Die Ausgrenzung soll hierbei lebenslang auf der sozialen, ökonomischen, kulturellen, rechtlichen und politischen Ebene geschehen.[26] Dementsprechend lässt sich auch der Begriff des Rassismus als Sammlung von Unterschieden zur Konstruktion von einheitlichen Gruppen, die es – auch mit Durchsetzung von Gewalt – auszugrenzen gilt, verstehen.[27]
Auf eine weitere Unterscheidung zwischen Links- und Rechtsextremismus möchte ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen. Der Rechtsextremismus mit seinen vielfältigen Definitionen soll weiter in den Fokus dieses Kapitels rücken.
Wodurch zeichnet sich also gerade der Rechtsextremismus aus? Es gibt verschiedene Ansätze, den Begriff des Rechtsextremismus zu definieren. Allen ist jedoch mehr oder weniger gemeinsam, dass sie dem Rechtsextremisten einen besonderen Hang zur Gewalt bescheinigen. Diese Gewalt äußert sich in der Regel durch fremdenfeindliche Übergriffe/Gewalttaten. In diesem Zusammenhang bleibt zu klären, was denn genau mit fremdenfeindlich gemeint ist. Ich möchte mich an die Definition des nordrhein-westfälischen Innenministeriums halten, welche in dessen Verfassungsschutzbericht 1993 veröffentlicht wurde:
„Fremdenfeindliche Straftaten werden als Delikte definiert, die in ihrer Zielrichtung gegen Personen begangen werden, denen Täter (aus intoleranter Haltung heraus) aufgrund ihrer tatsächlichen oder vermeintlichen Nationalität, Volkszugehörigkeit, Rasse, Hautfarbe, Religion, Weltanschauung, Herkunft oder aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes ein Bleibe- oder Aufenthaltsrecht in seiner Wohnumgebung oder in der gesamten Bundesrepublik Deutschland bestreiten oder gegen sonstige Personen oder Institutionen/ Objekte/ Sachen begangen werden, bei denen Täter aus fremdenfeindlichen Motiven heraus handeln.“
Ich denke, diese Definition ist allumfassend und ihr ist so in diesem Rahmen nichts hinzuzufügen.
Die Gewalt ist ein tragendes Moment für die meist jungen Rechtsextremisten. Diese Jugendlichen sind schon durch ihre Biographie oft an Gewalt gewöhnt. Sie haben in ihrer Sozialisation Gewalt als „Mittel“ zur Lösung von Konflikten kennen gelernt, und so scheiden andere Lösungsalternativen für sie oft aus. „Deshalb ist Gewalt für manchen dieser Jugendlichen eher etwas Positives: Sie schafft eindeutige Situationen. Wer bei einer Prügelei gewinnt, hat Recht.“[28] So haben sie in ihrem täglichen Kampf ums Dasein früh gelernt, dass Gewalt `Recht und Gerechtigkeit´ schaffen kann. Für sie gibt es selten eine Alternative, wenn sie in ihrer Umwelt bestehen wollen. Mit der rechtsextremen Gesinnung ist also zumindest eine Gewaltakzeptanz eng verbunden. Gewalt dient auch als Mittel, die eigenen Ideologien, die dieser Gesinnung zugrunde liegen, zu verteidigen bzw. zu rechtfertigen.
Nach Wilhelm Heitmeyer, der sich ausführlich mit rechtsextremen Jugendlichen beschäftigt hat, führt sogar ein direkter Weg aus der Ideologie der Ungleichheit der Menschen über die Gewaltakzeptanz zur Gewaltausübung. Er geht davon aus, dass die Ideologie der Ungleichheit der Menschen für die jeweiligen Verfechter eine derart starke „sinnhafte Überzeugung“ darstellt, „die (unbedingt) der Durchsetzung bedarf“. So führt für Heitmeyer der Weg zur Durchsetzung aufgrund der „strukturellen gewalthaltigen `Aufladung´“ dieser Ideologie direkt zur Gewaltakzeptanz und zum Aktivwerden mittels Gewalt.[29]
Ich habe bisher also drei zentrale Eigenheiten des Rechtsextremismus erläutert: die Ablehnung des Verfassungsstaates (es wird ein autoritäres Staatsbild verfolgt), die (zumindest) Gewaltakzeptanz und die Ideologie der Ungleichheit. Diese drei Punkte finden sich in fast allen Definitionen des Rechtsextremismus wieder. Diese unterscheiden sich jedoch in ihre jeweiligen Gewichtung.
3.2 Faschismus
Kurze Klärung des Begriffs des Faschismus:
1) Laut Duden: Eine nach dem Führerprinzip organisierte, nationalistische, antiliberale und antikommunistische Bewegung.
2) Faschismus kommt von dem lateinischen Wort fascio = Bund, Verein daraus folgt: Faschisten = Bündler
3) Symptomatisch für faschistische Systeme:
- prokapitalistische Funktionen
- Symbiose zwischen faschistischer Partei und Wirtschaft,
Bürokratie und Armee
- Verselbständigung der Exekutiven mit allgemeinen Zielsetzungen
und propagandistischen Rechtfertigungen
„Faschismus bedeutet in den Worten des Politologen Reinhard Kühnl `die radikale Negation jeglicher Humanität´.“[30] Der Faschismus strebt die Vernichtung der politischen Rechte, also des Rechtsstaats an. Er hat gerade in Deutschland enge historische Bezugspunkte und vertritt Ansichten, die auch das Thema Rechtextremismus beinhaltet. Der deutsche Faschismus muss als besondere (und besonders grausame) Variante angesehen werden. Heutige Rechtsextremisten verteidigen oft Geschehnisse und Praktiken des deutschen Faschismus (Neonazis). Es findet eine oberflächliche Identifikation statt. Oft ohne fundiertes historisches Wissen, was sich auch bei den vorliegenden Interviews deutlich zeigt. Als Neofaschist werden Akteure verstanden, die eine Staatsrevolution zur „Wiederherstellung faschistischer Herrschaft fordern.“[31] Die Neofaschisten stehen für das faschistische (Werte-) System ein, lehnen aber in der Regel den geschichtlichen deutschen Sonderweg mit seinem Antisemitismus weitgehend ab.
4 Der theoretische Rahmen der Arbeit
Im folgendem werde ich mich der Theorie von Pierre Bourdieu widmen, und anschließend werde ich die sozialen Milieus Deutschlands darstellen, wobei ich mich hierbei auf das Milieu-Konzept von Vester u.a. stützen möchte.[32] Die Theorie Pierre Bourdieus ist elementar zum Verständnis meiner Arbeit, da sich meine Interpretationen, Darstellungen und Zuordnungen der interviewten Personen auf das Habituskonzept und den sozialen Raum, so wie Bourdieu beides versteht, beziehen. Vorweg möchte ich jedoch ganz kurz den Lebensweg von Pierre Bourdieu anhand der wesentlichen Stationen nachzeichnen.
4.1 Pierre Bourdieu
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Am 01. August 1930 wird Pierre Bourdieu in Denguin, Pyrénées Atlantiques, geboren. Seine intel-lektuelle Laufbahn lässt ihn konti-nuierlich nach oben steigen. Sie beginnt 1948 an der Lycée Louis-le-Grand in Paris, danach besucht er die Eliteschule École Normale Supérieure. In den Jahren von 1958 bis 1960 lebt Bourdieu in Algier und ist dort als Assistent an der Faculté des lettres tätig. 1964 wird er Professor an der École Pratique des Hautes Études en Sciences Soziales. Dann kommt 1982 die Berufung an das Collège de France und 11 Jahre später die höchste französische akademische Auszeichnung, die Médaille d’or des Centre National de Recherche Scientifique. Zu seinen berühmtesten Werken gehören die Bücher „La distinction“ von 1979 und „Le sens pratique“ von 1980.
Bourdieus politisches Engagement der 90ger Jahre zielt darauf ab, mit der „Internationalen der Intellektuellen“ einen Gegenpol zur Globalisierung und zur Macht der Finanzmärkte zu gründen. Außerdem möchte er mit der Versammlung der „Sozialstände in Europa“ den europäische Einigungsprozess kontrollieren und begleiten.
Am 23. Januar 2002 stirbt Pierre Bourdieu in Paris.[33]
4.1.1 Der Habitus
Da der Habitus „das zentrale Konzept“[34] innerhalb der Soziologie Bourdieus ist, habe ich die Beschreibung der Habitustheorie vorangestellt. Weitere „theoretische Begriffe und Modelle der Bourdieuschen Soziologie“[35] (soziale Klasse, sozialer Raum und die Kapitalsorten) werden der Anschaulichkeit halber je einzeln im Folgenden erläutert. Das diese Teilaspekte der Bourdieuschen Theorie sich wechselseitig bedingen, ergänzen und bei der Betrachtung eines sozialen Akteurs immer im ganzen gedacht werden sollten, wird im praktischen Teil (Kapitel 9) der Arbeit deutlich werden.
Der Begriff des Habitus von Bourdieu war in der Soziologie nicht neu, auch Hegel, Husserl Weber, Maus, Geiger und Durkheim haben schon damit gearbeitet. Und neben Bourdieu hat auch Elias ein Habitus-Konzept entwickelt. Doch bei Bourdieu spielt dieses Konzept eine besonders zentrale Rolle, da er damit im Wesentlichen seine „Theorie der Praxis“ begründet. Die `Theorie der Praxis´ soll den Dualismus zwischen Subjektivismus und Objektivismus überwinden helfen. Der Habitus als zentraler Punkt der `Theorie der Praxis´ „nimmt gleichsam eine Mittel-Position zwischen der individualpsychologischen Tiefenstruktur einerseits und dem kognitivistischen-universalistischen Ideensystem andererseits ein“.[36] So kommt Bourdieu mit dem Habitus zu einer praxeologischen Erkenntnisweise, die, wie Geigers Mentalitätsbegriff auch, die „geistig-seelische Disposition und unmittelbare Prägung des Menschen durch seine soziale Lebenswelt und die von ihr ausstrahlenden, an ihr gemachten Lebenserfahrungen und [...] Lebens- und Weltdeutungen oder auch Gedankengefüge“[37] zusammenfasst. Bourdieu will hiermit den, seiner Meinung nach, „künstlich(en) [... ,] „grundlegendste(n) und verderblichste(n)“[38] Gegensatz zwischen Subjektivismus und Objektivismus überwinden und das Nützliche beider Erkenntnisweisen zur Erklärung der Praxisformen sozialer Akteure heranziehen. Somit begründet der Habitus eine „Theorie des Erzeugungsmodus der Praxisformen“.[39]
Bourdieu verbindet sein Habitus-Konzept „mit dem Modell des sozialen Raums“[40]. Durch empirische Forschung hat er drei wesendliche Grundtypen des Habitus gefunden, die sich im Modell des sozialen Raums (s.u.) von einander trennen lassen: Im unterem Sektor des Raumes findet er den Habitus der Notwendigkeit, im mittlerem Sektor den Habitus der Prätention und im oberem Sektor den elitären Habitus der Distinktion. Anhand dieses Modells kann man sozialen Milieus (s.u.) bestimmte Habitus zuweisen, bzw. diese empirisch ermitteln.
Nun möchte ich erklären, was Bourdieu unter dem Begriff des Habitus versteht und wie der Habitus entsteht. Der Habitus ist ein Dispositionssystem sozialer Akteure.[41] Dieses System ist ein dauerhaftes, welches zum einen als strukturierte Struktur, zum anderen aber auch als strukturierende Struktur wirkt. Es ist also ein „Erzeugungs- und Strukturierungsprinzip von Praxisformen“[42] sozialer Akteure. Mit strukturierter Struktur meint Bourdieu, dass jeder soziale Akteur „gesellschaftlich prädeterminiert ist“.[43] Der eigene Wille lenkt den Akteur also nicht einzig, sondern seine persönliche (vergessene) Geschichte nimmt auch Einfluss auf seine Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsschemata. Somit ist der „Habitus [...] also gesellschaftlich – und damit zugleich historisch – begingt, d.h., er ist nicht angeboren, sonder beruht auf (individuellen und kollektiven) Erfahrungen“.[44] Der Habitus bietet dem sozialen Akteur ein Orientierungswerkzeug innerhalb er sich in der sozialen Welt sicher bewegen kann. Dieses Orientierungswerkzeug hilft dem sozialen Akteur, Situationen einzuschätzen und sich entsprechend zu verhalten. Dieses kann als eine Art Instinkt verstanden werden, den „Bourdieu als den sozialen Sinn („le sens pratique“) bezeichnet“[45] (s.u.).
Der Habitus ist, da er, wie oben dargestellt, als vergessene Geschichte anzusehen ist, klassenspezifischen Faktoren unterworfen. In seiner Genese ist der Habitus von der jeweils vorgefundenen Sozialstruktur, bzw. Stellung im sozialen Raum, determiniert. Bourdieu spricht in diesem Zusammenhang von einer sozialen Konditionierung durch die Klassenlage.[46] „Die Konditionierung, die mit einer bestimmten Klasse von Existenzbedingungen verknüpft sind, erzeugen die Habitusformen als System dauerhafter und übertragbaren Dispositionen [...].“[47] Somit ist der Habitus also ein Produkt der Geschichte und immer geprägt durch die Umstände seiner Entstehung. Die vom Habitus produzierten Praktiken sind so eng an die jeweilige Klassenlage der Familie in seiner frühen Genese gebunden. Durch die Inkorporierung der materiellen, kulturellen und sozialen Existenzbedingung seiner frühen Genese ist der Habitus aber auch durch ein System von Grenzen bestimmt; „[...], d.h. kontingente soziokulturelle Verhältnisse werden im Zuge der habituellen Inkorporation zu etwas Selbstverständlichem“.[48] Diese Grenzen wirken als „aktive Präsenz früherer Erfahrungen“[49] und bestimmen „die Art und Weise der Ausführung von Praktiken“[50] durch den sozialen Akteur. Die Inkorporation ist eine „Verinnerlichung der Äußerlichkeit“[51] der Vergangenheit, wobei die spezifische Logik der einverleibten `Organismen´ weiter existiert und „dauerhaft, systematisch und nicht mechanisch“[52] auf den Habitus wirkt (ihn auch verändern kann). So sind die Praxisformen durch die Entstehungsgeschichte des Habitus bestimmt, nicht aber die Praktiken an sich. Der soziale Akteur kann innerhalb seiner Grenzen durchaus erfinderisch tätig sein und individuelle Praxisformen ausbilden, die nicht vorhersehbar sind. Es öffnet sich also innerhalb der Grenzen ein Feld von Möglichkeiten für den Akteur. Man kann hierbei vom eigenen Stil sprechen.
Trotzdem ist in jeder Klasse eine bestimmte Homogenität der Habitusformen anzutreffen: „In Wirklichkeit jedoch werden die besonderen Habitusformen der verschiedenen Mitglieder derselben Klasse durch ein Verhältnis der Homologie vereinheitlicht [...].“[53] Bourdieu nennt dieses auch „die Homologie der Räume“ (siehe auch Kapitel 4.1.3.3) und meint damit, dass es klassenspezifische Praktiken gibt, die auch schon durch die unterschiedliche Kapitalstruktur im sozialen Raum gegeben sind.[54] Ein Ergebnis ist auch der durch die Art der Reproduktion geschaffene Stabilisierung der sozialen Strukturen. Es ist wahrscheinlicher, dass Mitglieder der selben Klasse ähnliche Erfahrungen machen, die den Habitus prägen. Auf diese Weise konditioniert der Habitus den sozialen Akteur auf die eigene Klasse. Diese äußert sich auch durch ein unbewusstes „Meidungsverhalten“, welches den „Habitus alle Erfahrungen zu bevorzugen sucht, die dazu taugen, ihn zu verstärken“[55] und andere eben meidet.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Habitusform eines sozialen Akteurs in seinem „roten Faden“ einer Art Idealtyp seiner zugehörigen Klasse gleicht. Diese Homologie der Habitusformen innerhalb der Klassen lässt sich durch die in ihr ähnlichen Lageressourcen (Kapitalsorte und -verteilung s.u.) und durch ähnliche Lageerfahrungen (soziale Laufbahn) erklären. So bildet sich auch über die klassenspezifische Verteilung der Ressourcen und sozialen Erfahrungen der klassenspezifische Habitus aus, der wiederum klassenspezifische Geschmacksformen und Arten der Lebensführung hervorbringt (Raum der Lebensstile, siehe auch Kapitel „Der soziale Raum“ 4.1.3).[56] Hierbei spielt der Hysteresis-Effekt, der Verharrungseffekt, des Habitus auch eine Rolle. Der Habitus ist immer konditioniert von einen frühen Entstehungsbedingungen, er kann sich so schlecht neuen Bedingungen, geschaffen z.B. durch einen sozialen Aufstieg, anpassen. Dem Habitus haftet in der neuen Umgebung, repräsentiert durch die anderen sozialen Akteure, die in der neuen sozialen Position schon länger beheimatet sind, immer etwas fremdes an, womit der Träger immer wieder an seine Herkunft erinnert.
Dennoch ist der Habitus nicht starr, sondern „in unaufhörlichem Wandel begriffen“[57], da die sich täglich vollziehende Sozialisation des Akteurs immer wieder auf den Habitus wirkt.
Anschließend möchte ich noch kurz auf den sprachlichen Ursprung des Wortes Habitus eingehen. Der Begriff Habitus kommt aus dem Lateinischem und bedeutet laut Duden: Erscheinung, Haltung [...], Besonderheiten im Erscheinungsbild eines Menschen. Auch der Begriff Habitus, wie ihn Bourdieu verwendet, ist auf die körperliche Hexis (Beschaffenheit) bezogen, da, nach Bourdieu, der Habitus auf die Körperhaltung Einfluss nimmt und selbst die Art zu sprechen beeinflusst.[58]
Die Habitustheorie kann uns später, wenn es um Aussagen zu den interviewten Jugendlichen geht, helfen, da sie den Schematismus des sozialen Sinns der Jugendlichen offen legen kann. Ihr sozialer Sinn ist praktisch ihr `Instinkt´, der es ihnen ermöglicht, auch auf ungewisse Situationen und Mehrdeutigkeiten in der Praxis sicher reagieren zu können.[59] So können wir später den allgemeinen Orientierungssinn der Jugendlichen in ihrer eigenen sozialen Umwelt und damit auch ihren moralischen Sinn verstehen lernen. Mit dem moralischem Sinn meine ich die Art und Weise, mit der sie ihr eigenes Handeln von sich selber vertreten, also ihre eigene moralische Instanz, vor der sie sich bewähren müssen.
4.1.2 Die sozialen Klassen
Bourdieus Klassenkonzept steht in der Tradition „der theoretischen Konzeptualisierung und empirischen Analyse sozialer Ungleichheits-Verhältnisse.“[60] Er verbindet allerdings zwei unterschiedliche Theorietraditionen. Zum einen greift Bourdieu auf die Klassentheorie von Karl Marx zurück, die die Klassen über den Zugang zu den Produktionsmitteln definiert. Zum anderen greift er die Schichtungstheorie von Max Weber auf, die zusätzlich den Stand einführt. Die unterschiedlichen Stände zeichnen sich durch die für sie eigenen Formen der Lebensführung aus. Die beiden Theorien kann man in dieser Reihenfolge dem Objektivismus und dem Subjektivismus zuordnen. Bourdieu versucht auch (s.o.) hierbei, den inhärenten Dualismus beider Strömungen zu überwinden, indem er die jeweiligen Vorteile in seiner Konstruktion des sozialen Raums verbindet (siehe hierzu auch Kapitel „Der soziale Raum“ 4.1.3).
Als ein Ergebnis der empirischen Forschung zu den „feinen Unterschieden“[61] ist Bourdieus mehrdimensionales Klassenkonzept anzusehen. Die beschriebenen Theorien von Marx und Weber sind eindimensionale vertikale Systeme. Auch Bourdieu begreift die Klassen durch eine vertikale Hierarchie, doch spaltet er die gefundenen drei großen sozialen Klassen zu Klassenfraktionen auf, die sich wiederum horizontal verteilen. Die horizontale Verteilung innerhalb dieser Klassen ist durch die Verteilung der verschiedenen Kapitalsorten (s.u.) bestimmt.
Für Bourdieu sind die Klassen horizontal heterogen: „Eine soziale Klasse ist definiert weder durch ein Merkmal (nicht einmal das am stärksten determinierende wie Umfang und Struktur des Kapitals), noch durch eine Summe von Merkmalen (Geschlecht, Alter, soziale und ethnische Herkunft – z.B. Anteil von Weißen und Schwarzen, von Einheimischen und Immigranten, etc. – Einkommen, Ausbildungsniveau, etc.), noch auch durch eine Kette von Merkmalen, welche von einem Hauptmerkmal (der Stellung innerhalb der Produktionsverhältnisse) kausal abgeleitet sind. Eine soziale Klasse ist vielmehr definiert durch die Struktur der Beziehungen zwischen allen relevanten Merkmalen [...].“[62] Hier wird deutlich, dass die Klassen, wie Bourdieu sie versteht, vielschichtiger sind. Sie bilden sich nicht allein durch ein Merkmal, wie z.B. das Kapitalvolumen. Das Kapitalvolumen und die Struktur des Kapitals zählt Bourdieu jedoch zu den einflussreichsten Merkmalen, und spricht diesem Faktor das größte funktionale Gewicht zu.[63] „Umfang und Struktur des Kapitals verleihen in diesem Sinne den von den übrigen Faktoren (Alter, Geschlecht, Wohnort etc.) abhängigen Praktiken erst ihre spezifische Form und Geltung.“[64] Dieses wird deutlich, wenn man sich die Bildungsbeflissenheit von Teilen der Mittelschicht ansieht und erkennt, dass sie aus dem Gefühl eines Mangels entsteht. Die Bildungsbeflissenheit ist hier eine Strategie, um ein Gefühl der Unterlegenheit gegenüber der Oberklasse im kulturellem Kapital auszugleichen.
Obwohl die Klassen für Bourdieu also durch eine interne Heterogenität bestimmt sind, wirken sie nach außen jedoch weitgehend geschlossen, da sie sich relational zu anderen Klassen unterscheiden. Eine soziale Klasse ist auch in ihrer Abgrenzung zu anderen Klassen erkennbar; sie definiert sich durch das, was sie darstellt und durch das, was sie ablehnt, was ihr also fremd ist. Es gibt objektive Unterscheidungsmerkmale und inkorporierte Klassifikationsschemata, die in der alltäglichen Praxis die sozialen Akteure spalten.
Bourdieu hat in seiner empirischen Untersuchung zu den „feinen Unterschieden“[65] drei große soziale Klassen unterschieden. Er nennt zu erst die Oberklasse mit ihrem Sinn für Distinktion, als Zweites die Mittelklasse, die sich durch Bildungsbeflissenheit auszeichnet und zu letzt die Unterklasse mit dem Habitus der Notwendigkeit. So sind wesentliche Züge des Klassenhabitus genannt; Bourdieu unterscheidet die Klassen aber auch nach jeweils unterschiedlichem Geschmack und verschiedenen Strategien, die sich aus der unterschiedlichen Verteilung der Kapitalsorten und dem jeweils verschiedenen Kapitalvolumen ergeben.
Wie schon erwähnt sind die Klassen nicht homogen. Sie unterscheiden sich innerhalb durch eine unterschiedliche Kapitalverteilung und durch unterschiedliche Lebensstile. Bourdieu unterteilt deswegen die drei großen Klassen in weitere Klassenfraktionen.
Die Oberklasse trennt Bourdieu in die herrschende und die beherrschte Fraktion. Die herrschende Fraktion zeichnet sich durch ein `Mehr´ an ökonomischem Kapital in Relation zum kulturellem Kapital aus (s. auch Kapitel „Die Kapitalarten“). Zu dieser Fraktion zählt Bourdieu z.B. die Unternehmer. Die relationale Verteilung der Kapitalsorten ist bei der beherrschten Fraktion der Oberklasse genau umgekehrt. Zu dieser Fraktion zählt Bourdieu auch sich als Intellektuellen.
Der Mittelklasse (Kleinbürgertum) spricht Bourdieu die größte Mobilität im sozialen Raum zu. Die Mobilität kann man auch als ein Art Unbestimmtheit begreifen, denn die Mittelklasse ist sowohl Attraktions- (Aufstieg) als auch Repulsionskräften (Abstieg) ausgesetzt. Bourdieu unterteilt die Mittelklasse dementsprechend auch in drei Fraktionen, die der Bewegung im sozialem Raum entsprechen: absteigendes Kleinbürgertum (z.B. Handwerker und kleine Händler), exekutives Kleinbürgertum (z.B. Angestellte) und neues Kleinbürgertum (meist neue Berufsfelder z.B. in Mode, Werbung und Handel).
Die Unterklasse (Volksklasse) wird von Bourdieu in keine weiteren Fraktionen aufgeteilt. Bezeichnend ist, dass der Habitus und der Geschmack dieser Klasse nach Bourdieu zu einem großen Teil aus dem Mangel am Notwendigen des Lebens entsteht.
4.1.3 Der soziale Raum
Das Modell des sozialen Raums ist ein Ergebnis der empirischen Untersuchung Bourdieus der Nachkriegsgesellschaft (60er - 70er Jahre) in Frankreich. Es ist der Versuch, die soziale Welt einer modernen Klassengesellschaft bzw. die Klassenverhältnisse analytisch darzustellen. Diese Analyse ist detailliert in seinem Buch „Die feinen Unterschiede“, erschienen als deutsche Übersetzung bei Suhrkamp 1982, dargestellt. Auch wenn sich die Analyse der französischen Gesellschaft widmet, hat sie „in strukturtheoretischer Hinsicht Gültigkeit für alle Klassengesellschaften“.[66]
Bourdieu will den vorherrschenden Dualismus innerhalb der empirischen Sozialforschung zwischen Objektivismus und Subjektivismus überwinden. Seiner Meinung nach „sind die meisten empirischen Sozialforscher häufig explizit oder implizit bereit, eine Theorie zu akzeptieren, in der die Klassen auf bloß hierarchisch gestaffelte, nicht aber antagonistische `Schichten´ reduziert sind [...].[67] Den Gegensatz bildet der Subjektivismus (Schichttheorie), welchen er eher dem Theoretiker als dem praktischen Forscher (Empiriker) zu spricht. Bourdieu hat nun aber ein Modell des sozialen Raumes geschaffen, welches „eine integrierende Analyse der unterschiedlichen, von Klassen- und Schichtungstheorien thematisierten Formen sozialer Ungleichheit ermöglichen soll.“[68]
Der soziale Raum besteht aus zwei Sub-Räumen, die sich homolog zu einander verhalten, dem der sozialen Positionen und dem der Lebensstile. Im folgendem werde ich die beiden Räume darlegen und anschließend die Homologie zwischen ihnen erklären.
4.1.3.1 Der Raum der sozialen Positionen
Der Raum der sozialen Positionen ist konstruiert durch das Kapitalvolumen, die Kapitalstruktur und die soziale Laufbahn. Der Raum ist wie ein Koordinatensystem aufgespannt, wobei das Kapitalvolumen die y-Achse und die Kapitalstruktur die x-Achse bilden. Die soziale Laufbahn muss man sich als Vektor vorstellen. Hiermit soll ein sozialer Auf- oder Abstieg einer sozialen Klasse oder einer Klassenfraktion dargestellt werden. Das Kapitalvolumen setzt sich aus der Menge des ökonomischen, des kulturellen und des sozialen Kapitals (s.u.) zusammen. Es ist so eine einfache Summe der in der Untersuchung festgestellten Kapitalsorten. Die Kapitalstruktur berücksichtigt das relationale Verhältnis der gewichtigsten Kapitalsorten. Es zeichnet auf der x-Achse die Verteilung von ökonomischem zu kulturellem Kapital auf. Das soziale Kapital spielt hierbei eine eher untergeordnete Rolle. Es ergibt sich so folgendes Koordinatensystem:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Dementsprechend findet man z.B. einen Hochschullehrer in diesem Raum eher im oberen, linken Quadranten, einen Unternehmer eher im oberen, rechten und einen Arbeiter eher im unteren, rechten Quadranten. Bei dieser Einordnung wird schon deutlich, warum man die vertikale Achse (y) auch als Herrschaftsachse bezeichnet, wobei die herrschende Fraktion der Oberklasse (s.o.) im oberen, rechten Quadranten anzufinden ist. Diese Positionierung ergibt sich daraus, dass in den heutigen Klassen-gesellschaften immer noch das ökonomische Kapital das bedeutendere Machtmittel ist. Somit zeigt die Herrschaftsachse auch die unterschiedlichen Chancen der jeweiligen sozialen Akteure an, da mit zunehmendem Kapitalvolumen die Summe der sozial anerkannten Machtmittel ebenfalls steigt. Hier ist eine `Chancen-Ungleichheit´ manifestiert, welche sich bei Bildungsaufsteigern laut Bourdieu immer wieder zeigt.[69]
Die soziale Position ist sozialstatistisch erfassbar, da sie sich aus den jeweiligen objektiven ökonomischen, kulturellen und sozialen Bedingungslagen einer Gruppe oder eines sozialen Akteurs zusammensetzt. Sie ähnelt einer Momentaufnahme, die, durch die soziale Laufbahn ergänzt, etwas an Dynamik gewinnt. Diesen Teil des sozialen Raums könnte man dem Objektivismus (Strukturalismus) zuordnen.
4.1.3.2 Der Raum der Lebensstile
Der Raum der Lebensstile ist für Bourdieu „die repräsentierte soziale Welt“[70], denn hier werden die „klassifizierbaren Formen der Praxis und Produkte“[71] sichtbar. Dieser Teil des sozialen Raums liegt dem eher subjektivistischen Begriff des Standes, wie Max Weber (s.o.) ihn beschrieb, näher. Denn der „Begriff des Lebensstils [...] zielt auf [...] die symbolischen Merkmale der Lebensführung, die sich nicht allein aus der objektiven Verfügung ökonomischen und kulturelle Ressourcen [...], sondern aus [...] `subjektiven´ – Wahrnehmungen, ästhetischen Wertschätzungen und Wahlpräferenzen erklären.“[72] Hier werden „bevorzugte Nahrungsmittel, Musik, Automobile, Literatur, Wohnverhältnisse, Sportarten usw.“[73] statistisch und qualitativ gesammelt und sozialen Akteuren und damit Positionen im sozialen Raum zugeordnet. Hierbei wird deutlich, dass zu bestimmte sozialen Positionen auch bestimmte Lebensstile passen. Hier spricht man von der Homologie der beiden Räume.
4.1.3.3 Die Homologie der Räume
Die beiden beschriebenen Räume kann man sich auch als zwei Folien vorstellen, die nahezu deckungsgleich übereinander passen. Dieses ist die oben genannte Homologie der beiden Räume. So kann man einer bestimmten sozialen Position einen bestimmten Geschmack zuordnen. Dieses ist durch den Habitus vermittelt, der durch bestimmte frühe Lageerfahrungen bestimmte Dispositionen ausbildet hat, die in ihrer Ausprägung eben eng an die jeweilige Lage gebunden sind. „Die Dispositionen entsprechen einer je spezifischen Klassenlage als ein Ensemble von Möglichkeiten und Unmöglichkeiten, zugleich auch einer rational definierten Position, einem Rang innerhalb der Klassenstruktur [...].“[74] Der Habitus bildet der sozialen Lage entsprechende inkorporierte, also unbewusste, ästhetische Klassifikations- Bewertungs- und Handlungsschemata (s.o.) aus, die in ihrer Gesamtheit einen Lebensstil ausprägen. Diese Gesamtheit nennt Bourdieu auch den Geschmack. Der Geschmack, der also vom Habitus bestimmt ist, ist so an eine bestimmte soziale Lage gebunden. So kann man den Habitus auch als „einheitsstiftendes Erzeugungsprinzip der Praxis“[75] verstehen. Einheitsstiftend ist der Habitus innerhalb einer Klasse; auf diese Weise bilden sich Praktiken und Objekte des kulturellen Konsums innerhalb der unterschiedlichen Klassen aus, die passend, bzw. `natürlich standesgemäß´ empfunden werden. Die theoretische Erklärung der Homologie der Räume hat Bourdieu in dem Buch „Die feinen Unterschiede“ auch empirisch belegt.[76]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Diese Abbildung[77] stellt die Homologie der Räume graphisch dar.
4.1.3.4 Das soziale Feld
Wie schon erwähnt erscheint das Raum-Modell Bourdieus etwas starr, es ist eine Art „photografische Aufnahme einer Billard- oder Pokerpartie [...], die den jeweiligen Stand der Aktiva – Billardkugeln oder Chips – festhält, fixiert [... und das von dem] Akteur [...] in frühen Phasen erworbene“[78] Kapital und seine Chancen zeigt. Die Dynamiken innerhalb des Raumes werden durch die verschiedenen Felder, aus denen sich der gesamte Raum zusammensetzt, bestimmt. Diese Felder sind „Ding gewordene Geschichte“[79], also z.T. vom Habitus bestimmt. Auf der anderen Seite ist jedoch das soziale Handeln eines Akteurs im Feld auch immer durch seinen Habitus bestimmt. So bedingen Habitus und Feld sich gegenseitig, indem das Feld dem Habitus im Kampf (Spiel) Lektionen erteilt, der Habitus jedoch auch wiederum das Feld strukturiert. Jedes soziale Feld hat seine spezifischen Spielregelen, die sich der soziale Akteur im Laufe seiner Sozialisation aneignet. Jeder Akteur agiert je nach Praxislage in mehreren Feldern.
Die sozialen Felder sind Praxisfelder oder auch Spielfelder, die sich durch eine bestimmte Verteilung der Kapitalsorten ergeben. Hier finden die Kämpfe um soziale Anerkennung, um sozialen Auf- oder Abstieg statt. Die Art und Weise der Kämpfe ist durch den Habitus bestimmt, wobei jedoch gerade hier die von Bourdieu so genannte `Erfindungskunst´ des Habitus zum Tragen kommt. Bourdieu sagt, dass die Spielzüge nicht durch Regeln bestimmt sind, sondern „sie liegen vielmehr im strategischen Ermessen der Spieler.“[80] Die Strategie, von der der Spieler sich eine Gewinnmaximierung verspricht, ist abhängig vom jeweiligen Feld und von der Verfügung über Machtmittel, die im jeweiligen Feld anerkannt sind. Machtmittel sind die Kapitalausstattung des Spielers, also seine persönlichen Ressourcen. Die jeweilige Bedeutung der verschiedenen Kapitalarten kann zwischen verschiedenen sozialen Feldern variieren: „Gleich Trümpfen in einem Kartenspiel, determiniert eine bestimmte Kapitalsorte die Profitchancen im entsprechenden Feld“.[81]
Ich möchte die Feldtheorie Bourdieus nicht weiter erklären. An dieser Stelle soll sie in erster Linie dazu dienen darzustellen, dass das Raum-Modell Bourdieus nicht starr ist, sondern über die soziale Laufbahn und eben besonders mit der inhärenten Feldtheorie sehr wohl soziale Dynamiken abbilden kann. Denn Bourdieu richtet sich gerade mit der oben beschriebenen Dialektik von Habitus und Feld gegen den `orthodoxen´ Strukturalismus und misst der „Ausführung von individuellen oder kollektiven Praktiken“[82] eine starke Bedeutung zu. Ohne den leiblichen Akteur gibt es keine Praxis, ohne die keine objektiven Strukturen entstehen könnten. „Dieses Credo zeichnet den Bourdieuschen Strukturalismus als einen genetischen Strukturalismus aus“[83], innerhalb dessen die Genese des Habitus als strukturierte Struktur und strukturierende Struktur die wichtigste Rolle spielt.
4.1.4 Die Kapitalarten
Pierre Bourdieu hat den Begriff des Kapitals um weitere Dimensionen erweitert, da Kapital für ihn „akkumulierte Arbeit, entweder in Form von Materie oder in verinnerlichter, `inkorporierter´ Form“[84] ist. Es sind im Wesendlichen die Dimensionen des Kulturellen und des Sozialen. Hiermit hat Bourdieu den Kapitalbegriff in die schon oben erwähnten drei grundlegenden Kapitalarten aufgeteilt: in das ökonomische, in das kulturelle und in das soziale Kapital. Diese Aufteilung ist für Bourdieu notwendig, um die soziale Praxis eine Akteurs umfassend zu erklären, da die „zu einem bestimmten Zeitpunkt gegebene Verteilungsstruktur verschiedener Arten und Unterarten von Kapital [...] der immanenten Struktur der gesellschaftlichen Welt“[85] entspricht. Seiner Meinung nach muss sich eine „allgemeine ökonomische Praxiswissenschaft [...] bemühen, das Kapital und den Profit in allen ihren Erscheinungsformen zu erfassen und die Gesetze zu bestimmen, nach denen die verschiedenen Arten von Kapital [...] gegenseitig ineinander transformiert werde.“[86] Für Bourdieu ist der direkte Austausch von Waren, bzw. ökonomischem Kapital, nur eine soziale Praktik, bei der aber das Nutzenkalkül der sozialen Akteure besonders deutlich wird. Doch es existieren auch andere nach dem Kalkül des (eigenen) Nutzen ausgerichtete Praktiken, die Bourdieu nun mit seinem differenzierten Kapitalbegriff offenlegen kann.
Im folgenden Diagramm ist die Differenzierung des Kapitalbegriffs dargestellt, wobei zu erwähnen ist, dass das symbolische Kapital in der Darstellung fehlt, da dieses meist im Zusammenhang mit einer der unten genannten Kapitalarten gesehen werden muss (s.u.).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
4.1.4.1 Das ökonomische Kapital
Das ökonomische Kapital ist ”unmittelbar und direkt in Geld konvertierbar“.[87] Es beinhaltet materielle Werte und ist somit ein quantifizierbarer Besitz des sozialen Akteurs. Da es eine ”tendenzielle Dominanz des ökonomischen Feldes”[88] gibt, ist es ”die bedeutendste Form des Kapitals”[89].
4.1.4.2 Das kulturelle Kapital
Wie schon oben im Diagramm zu sehen ist, differenziert sich das kulturelle Kapital in drei weitere Formen, die ich nun der Reihefolge nach erklären werde:
1. Das objektivierte kulturelle Kapital
Das in objektivierter Form vorliegende kulturelle Kapital ist dem ökonomischen Kapital sehr ähnlich. Es besteht aus Maschinen, Büchern, Gemälden, Kunstgegenständen, Instrumenten etc.; man kann es sich also mit ökonomischem Kapital aneignen, da es materiell übertragbar (auch vererbbar) ist. Um jedoch den maximalen Nutzungsgrad des objektivierten kulturellen Kapitals zu erlangen, bedarf es bestimmter Fähigkeiten. Diese kulturellen Fähigkeiten können z.B. in dem Wissen über einen Maler, dessen Epoche usw. bestehen, mit denen sich dem Besitzer eines Gemäldes erst der gesamte Genuss erschließt. Diese kulturellen Fähigkeiten sind dem jeweiligen Inhaber eigen, und sie sind nicht übertrag- oder delegierbar.[90] Die „objektivierten Formen des Kulturkapitals [sind so] letztlich von den leiblichen kulturellen Kompetenzen sozialer Akteure abhängig“[91].
2. Das inkorporierte kulturelle Kapital
Die oben beschriebenen kulturellen Fähigkeiten nennt Bourdieu das inkorporierte kulturelle Kapital. Inkorporiertes kulturelles Kapital ist also nötig, um, über den juristischen Besitzanspruch hinaus, sich kulturelle Güter symbolisch anzueignen.
Wie schon oben gesagt, ist das inkorporierte kulturelle Kapital an einen sozialen Akteur gebunden, es ist „grundsätzlich körpergebunden [...] und [setzt] Verinnerlichung voraus(-).“[92] Es handelt sich um Bildung, die der soziale Akteur durch persönliche Investition erlangen kann. Diese Investition kann man auch als Bildungsarbeit ansehen, die durch den Faktor Zeit geprägt ist. Es ist die Zeit der Verinnerlichung, der Inkorporierung des kulturellen Kapital. Durch die Inkorporierung des kulturellen Kapitals werden die erlernten kulturellen Fähigkeiten zu einem Besitztum des Akteurs, „das zu einem festen Bestandteil der `Person´, zum Habitus“[93] wird; so wird „aus `Haben´ `Sein´. Durch die Primärerziehung in der Familie kann hierbei ein Vorsprung oder Rückstand schon in zeitlicher Form erreicht werden. In der Familie durch die „Umstände(n) seiner ersten Aneignung geprägt“[94], liegt dem sozialen Akteur die Aneignung von bestimmtem inkorporierten kulturellen Kapital eher näher oder ferner, bzw. ist die Aneignung zeitintensiver oder fällt dem sozialen Akteur leichter. So kann inkorporiertes kulturelles Kapital „– ohne ausdrücklich geplante Erziehungsmaßnahmen, also völlig unbewusst“[95] vererbt werden. Dieses kulturelle Kapital wird im Verborgenen sozial vererbt und kann den Besitzer als etwas Besonderes erscheinen lassen, so dass er in seiner Position in der Verteilungsstruktur aufsteigt. Es kommt hierbei besonders die Konkurrenzsituation der Inhaber von kulturellem Kapital zum Tragen, wenn sie sich z.B. auf dem Arbeitsmarkt vor einem Inhaber von ökonomischem Kapital beweisen müssen.
3. Das institutionalisierte kulturelle Kapital
Das institutionalisierte kulturelle Kapital setzt sich aus objektiviertem inkorporierten kulturellen Kapital zusammen, z.B. durch die Institutionalisierung von inkorporiertem kulturellen Kapital in der Form von akademischen Titeln. Der ökonomische Nutzen oder Wert des institutionalisierten kulturellen Kapitals hängt von der jeweiligen Seltenheit ab, da z.B. eine Schwemme von bestimmten akademischen Titeln aufgrund ihrer Vergleichbarkeit und Austauschbarkeit eine Inflation nach sich ziehen müsste. Es existiert also ein bestimmter „Wechselkurs zwischen kulturellem und ökonomischem Kapital“[96]. Mit dem institutionalisierten kulturellen Kapital kann inkorporiertes kulturelles Kapital z.B. durch „ein finanzielles Einkommen [...] in ökonomisches Kapital“[97] umgewandelt werden.
Durch das institutionalisierte kulturelle Kapital ist das inkorporierte kulturelle Kapital des jeweiligen sozialen Akteurs in einer Art sichtbar ausgezeichnet; er muss sein Können, anders als der Autodidakt, nicht unter Beweis stellen, da es verbrieft ist. „Der schulische [der akademische oder auch allgemein der Berufs-] Titel ist ein Zeugnis für kulturelle Kompetenz, das seinem Inhaber einen dauerhaften und rechtlich garantierten konventionellen Wert überträgt.“[98] Legitimes, anerkanntes kulturelles Kapital wird auf diese Weise von illegitimen getrennt.
[...]
[1] HAZ vom 25.07.02, Seite 2 (alle in der Arbeit genannt Zeitungsartikel befinden sich im Anhang 12.4), HAZ steht für Hannoversche Allgemeine Zeitung, im folgenden wird die Abkürzung HAZ verwendet.
[2] Verfassungsschutzbericht 2001, Seite 24
[3] Vgl. Verfassungsschutzbericht 2001, Seite 24 f
[4] Vgl.HAZvom05.04.00, Seite 2
[5] Vgl.Verfassungsschutzbericht 2000, Seite21.
[6] Vgl.Verfassungsschutzbericht 2001, Seite 31
[7] Vgl.Verfassungsschutzbericht 2000, Seite23 ff.
[8] Vgl. HAZvom08.02.01, Seite 2 und Seite 5
[9] Vgl. Verfassungsschutzbericht 2000, Seite29
[10] Vgl. Verfassungsschutzbericht 2000, Seite31
[11] Vgl. Winkler1996, Seite27 f
[12] Vgl. Winkler1996, Seite27 Vgl. Winkler, R. Jürgen, in: Politische Vierteljahresschrift, Sonderheft 27/1996, S. 27 f
[13] Es gibt auch andere Arbeiten, die einen ähnlichen Themenkomplex wie den meinigen behandeln; zu Unterschieden und Gemeinsamkeiten der jeweiligen Betrachtungen soll das Kapitel 5 (Der Forschungsstand) Aufschluss geben. Hier sei nur darauf hingewiesen, dass die `üblichen´ Arbeiten keine `habitushermeneutische´ Interpretation (siehe Kapitel 7.2) und Milieu-Zuordnung in dem Sinne leisten, wie es in dieser Arbeit gemacht wird (hinausgehen über eine, auch ausführliche, Subjektbeschreibung).
[14] Vgl. Heitmeyer 1993, Seite49 ff
[15] Erikson 1971, Seite 120
[16] Vgl. Erikson 1971, Seite 57 ff
[17] Vgl. Erikson 1971, Seite 106 ff
[18] Vgl. Hartmann 1985, Seite 106 f
[19] Verfassungsschutzbericht 2000, Seite34
[20] Bourdieu 1997, Seite 786
[21] Vgl. Kowalsky/ Schroeder 1994, Seite 9f.
[22] Leiprecht 1992, Seite 9
[23] Vgl. Frindte 1995, Seite 28f.
[24] Frindte 1995, Seite 29
[25] Frindte 1995, Seite 29
[26] Vgl. Heitmeyer 1993, Seite 13
[27] Vgl. Frindte 1995, Seite 31ff
[28] Schröder 1992, Seite 42
[29] Vgl. Heitmeyer 1993, Seite 14
[30] Leiprecht 1992, Seite 10
[31] DGB-Bundesvorstand Abteilung Jugend (1982) zitiert in Leiprecht 1992, Seite 11
[32] Vgl. Vester 1993
[33] Vgl.: http://www.suhrkamp.de/autoren/bourdieu/bourdieubio.htm
[34] Schwingel 1995, Seite 56
[35] Schwingel 1995, Seite 15
[36] Vester 1993, Seite 193
[37] Vester 1993, Seite 191
[38] Schwingel 1995, Seite 35
[39] Schwingel 1995, Seite 54
[40] Vester 1993, Seite 193
[41] Vgl. Schwingel 1995, Seite 53
[42] Schwingel 1995, Seite 55
[43] Schwingel 1995, Seite 55
[44] Schwingel 1995, Seite 56
[45] Schwingel 1995, Seite 57
[46] Vgl. Bourdieu 1982, Seite 174 f
[47] Bourdieu 1987, Seite 98
[48] Schwingel 1995, Seite 62
[49] Bourdieu 1987, Seite 101
[50] Schwingel 1995, Seite 65
[51] Bourdieu 1987, Seite 102
[52] Bourdieu 1987, Seite 102
[53] Bourdieu 1987, Seite 113
[54] Vgl. Bourdieu 1982, Seite 286 ff
[55] Bourdieu 1987, Seite 114
[56] Vgl. Bourdieu 1982, Seite 277 ff und Bourdieu 1987, Seite 97 ff
[57] Schwingel 1995, Seite 60
[58] Vgl. Schwingel 1995, Seite 58
[59] Vgl. Bourdieu 1987, Seite 190 f
[60] Schwingel 1995, Seite 100
[61] Vgl. Bourdieu 1982
[62] Bourdieu 1982, Seite 182
[63] Vgl. Bourdieu 1982, Seite 184 f
[64] Bourdieu 1982, Seite 185
[65] Bourdieu 1982
[66] Schwingel 1995, Seite 102
[67] Bourdieu 1982, Seite 380
[68] Schwingel 1995, Seite 102
[69] Diese soll an dieser Stelle nur kurz angesprochen sein. Weiteres dazu findet sich bei Bourdieu in „Die feinen Unterschiede“ im Kapitel 6. Hier beschreibt Bourdieu die Bildungsbeflissenheit mancher Teile der Mittelschicht und zeigt auf, warum sie trotz des Akkumulierens von kulturellen Kapitals nie wirklich ganz (von oben anerkannt) aufsteigen können.
[70] Bourdieu 1982, Seite 278
[71] Bourdieu 1982, Seite 278
[72] Schwingel 1995, Seite 107
[73] Schwingel 1995, Seite 107 f
[74] Bourdieu 1982, Seite 382
[75] Bourdieu 1982, Seite 175
[76] Vgl. Schwingel 1995, Seite 109 f
[77] Bourdieu 1982, Seiten 212 + 213
[78] Bourdieu 1982, Seite 381
[79] Schwingel 1995, Seite 77
[80] Schwingel 1995, Seite 78 f
[81] Bourdieu 1985, Seite 10
[82] Schwingel 1995, Seite 71
[83] Schwingel 1995, Seite 71
[84] Bourdieu 1983, Seite 183
[85] Bourdieu 1983, Seite 183
[86] Bourdieu 1983, Seite 184
[87] Bourdieu 1983, Seite 185
[88] Schwingel 1995, Seite 81
[89] Schwingel 1995, Seite 81
[90] Anzumerken sei jedoch der Fall z.B. eines Fabrikbesitzers, der persönlich keine seiner Maschinen zur Produktion einsetzen kann. Er kann jedoch andere Menschen dafür bezahlen, dieses für ihn zu tun. Hier nutzt ein Besitzer objektiviertem kulturellen Kapitals das inkorporierte kulturelle Kapital eine zweiten für seine Zwecke. Hieraus kann man auch eine Verfügungsgewalt ableiten, mit der ökonomisches Kapital kulturelles Kapital benutzen kann. Über diesen Weg lässt sich auch die Dominanz des ökonomischen Kapitals verdeutlichen.
[91] Schwingel 1995, Seite 85
[92] Bourdieu 1983, Seite 186
[93] Bourdieu 1983, Seite 187
[94] Bourdieu 1983, Seite 187
[95] Bourdieu 1983, Seite 187
[96] Bourdieu 1983, Seite 190
[97] Schwingel 1995, Seite 86
[98] Bourdieu 1983, Seite 190
- Citation du texte
- Christoph Hagen (Auteur), 2002, Gemeinschaftlicher Tabubruch und Provokation, als Mittel um Anerkennung zu gewinnen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14836
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