In der folgenden Arbeit soll die (Trink-) Wasserversorgung in Deutschland unter den Aspekten „Umweltpolitik als Herausforderung“ nach dem niedersächsischen Kerncurriculum der Hauptschule 5-10 im Fach Politik betrachtet werden (vgl. Niedersächsisches Kerncurriculum 2008).
Dafür wird im ersten Teil dieser Ausarbeitung fachwissenschaftlich auf das Verwaltungssystem der Trinkwasserversorgung in Deutschland eingegangen. Anschließend erfolgt eine kritische Betrachtung der deutschen Wasserqualität sowie eine Untersuchung bereits bestehender Nachhaltigkeitskonzepte.
Im zweiten Teil der Hausarbeit wird anschließend eine didaktische Aufbereitung der vorher erarbeiteten Inhalte vorgenommen. Nach der Verankerung der Thematik in den Lehrplan und nach Festlegung der Rahmenbedingungen erfolgt der Aufbau einer Unterrichtseinheit. Diese wird durch mögliche didaktische Zugangsweisen und methodische Umsetzungsvorschläge anschließend präzisiert. Am Ende der Arbeit wird ein ausführliches Unterrichtsbeispiel präsentiert.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen der deutschen Wasserversorgung werden aufgrund der didaktischen Relevanz und der vorgegebenen Seitenzahlbeschränkung im fachwissenschaftlichen Teil nicht weiter behandelt. Eine Kurzzusammenfassung kann jedoch für ein besseres Verständnis im Anhang eingesehen werden.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Fachwissenschaftlicher Bereich
2.1. Nutzung der Ressource Wasser in Deutschland
2.1.1. Verwaltungsrechtliche Aufgabenverteilung der deutschen Wasserwirtschaft
2.1.2. Differenzierung und Abgrenzung von Wasserarten in Deutschland
2.1.3. Öffentliche Wasserversorgung in Deutschland
2.2. Anthropogene Belastungen des Grundwassers in Deutschland
2.3. Nachhaltige Wasserwirtschaft in Deutschland
3. Didaktischer Bereich
3.1. Umweltpolitik als Aufgabe der Schule
3.2. Lehrplanverankerung der Unterrichtseinheit
3.3. Aufbau der Unterrichtseinheit
3.3.1. Didaktische Zugangsweise und methodische Umsetzungsvorschläge zur Unterrichtseinheit
3.3.2. Unterrichtsbeispiel
Glossar
Anhang:
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
Wasser ist der bedeutendste Rohstoff der Erde. Ohne Wasser ist kein organisches Leben auf dieser Erde möglich. Aber es bildet nicht nur die Basis für die menschliche Gesundheit, sondern ist auch Fundament für die wirtschaftliche Entwicklung und den Wohlstand unserer heutigen Gesellschaft.
Mit einer zunehmenden globalen Urbanisierung und Industrialisierung hat sich jedoch ein immer größerer Wassermangel eingestellt. Damit rückt sauberes Trinkwasser in der Welt immer mehr unter dem sozialen und politischen Blickfeld in den Mittelpunkt. Denn Süßwasser ist nicht nur als eigentliches Nahrungsmittel für Flora und Fauna überlebenswichtig, sondern spielt ebenfalls in der Erzeugung von Nahrungsmitteln eine wichtige Rolle und ist ein wesentlicher Bestandteil in der Industrie (vgl. Hopp 2004, S. xix).
Dennoch ist in Deutschland seit den letzten Jahrzehnten eine flächendeckende Verschlechterung der Grundwasserqualität festzustellen. Dies ist vor allem auf Schadstoffbelastungen durch Pestizide und Düngemitteln in der Landwirtschaft zurückzuführen. Daher wird der Ruf nach mehr Nachhaltigkeit auch in den gemäßigten Klimazonen wie Deutschland immer lauter.
Auf diese Entwicklung muss auch das Fach Politik reagieren, welches die Aufgabe hat, die Schüler und Schülerinnen (im Folgenden SuS) zu befähigen, relevante ökonomische Entwicklungen zu analysieren, zu beurteilen und gegebenenfalls aktiv für seine Interessen einzutreten (vgl. Niedersächsisches Kerncurriculum 2008). Die Legitimation des Themas im schulischen Kontext ist damit im Fach Politik, durch die Aktualität und wachsende Zukunftsbedeutung, mehr als gegeben.
In der folgenden Arbeit soll daher die (Trink-) Wasserversorgung in Deutschland unter den Aspekten „Umweltpolitik als Herausforderung“ nach dem niedersächsischen Kerncurriculum der Hauptschule 5-10 im Fach Politik betrachtet werden (vgl. Niedersächsisches Kerncurriculum 2008).
Dafür wird im ersten Teil dieser Ausarbeitung fachwissenschaftlich auf das Verwaltungssystem der Trinkwasserversorgung in Deutschland eingegangen. Anschließend erfolgt eine kritische Betrachtung der deutschen Wasserqualität sowie eine Untersuchung bereits bestehender Nachhaltigkeitskonzepte.
Im zweiten Teil der Hausarbeit wird anschließend eine didaktische Aufbereitung der vorher erarbeiteten Inhalte vorgenommen. Nach der Verankerung der Thematik in den Lehrplan und nach Festlegung der Rahmenbedingungen erfolgt der Aufbau einer Unterrichtseinheit. Diese wird durch mögliche didaktische Zugangsweisen und methodische Umsetzungsvorschläge anschließend präzisiert. Am Ende der Arbeit wird ein ausführliches Unterrichtsbeispiel präsentiert.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen der deutschen Wasserversorgung werden aufgrund der didaktischen Relevanz und der vorgegebenen Seitenzahlbeschränkung im fachwissenschaftlichen Teil nicht weiter behandelt. Eine Kurzzusammenfassung kann jedoch für ein besseres Verständnis im Anhang eingesehen werden.
2. Fachwissenschaftlicher Bereich
2.1. Nutzung der Ressource Wasser in Deutschland
2.1.1. Verwaltungsrechtliche Aufgabenverteilung der deutschen W asserwirtschaft
Wie die meisten gemeinwohlorientierten Leistungen wirtschaftlicher und nichtwirtschaftlicher Art fällt in Deutschland auch die öffentliche Versorgung mit Trinkwasser unter die Daseinsvorsorge und stellt damit eine verwaltungsrechtliche Aufgabe des Staates dar (vgl. Mombaur 2009, S. 2). Dadurch ist die Wasserwirtschaft in Deutschland der letzte klassische Infrastrukturbereich, in dem kein direkter Wettbewerb zugelassen ist (vgl. Grobosch 2003, S. 3 f.).
Damit nimmt die] deutsche Wasser- und Abwasserversorgung im europäischen Kontext einen besonderen Stellenwert ein. Denn im Gegensatz zu anderen Ländern der europäischen Union erfolgt die deutsche Wasserverwaltung durch eher kleinere, zumeist öffentliche Unternehmen, die sich im kommunalen Besitz befinden und dezentral organisiert sind. Zudem kommt der kommunalen Wasserversorgung eine Art Monopolstellung zu, da Einzugsgebiete sowie Anschluss- und Benutzungszwänge staatlich verwaltet werden. Aufgrund des § 28 Abs. 2 GG, welcher die deutsche Trinkwasserversorgung den Gemeinden zuschreibt, finden ebenfalls Gesetze wie das allgemeine Kartellverbot (§ 1 GWB), das Preisbindungsverbot (§ 15 GWB) oder das Verbot von Ausschließlichkeitsbindungen (§ 18 GWB) bisher keine Anwendung (vgl. Wackerbaucher 2007, S. 14 f.).
2.1.2. Differenzierung und Abgrenzung von Wasserarten in Deutschland
In Deutschland wird nach der öffentlichen Wasserversorgung zwischen drei Wasserarten unterschieden. Die Kategorisierung erfolgt in Grund- und Quellwasser, Uferfiltrat und angereichertem Grundwasser sowie Oberflächenwasser. Die deutsche Trinkwasserversorgung basiert dabei primär auf Grund- und Quellwasser (vgl. BMU 2007), wobei bundesländerspezifische Abweichungen existieren (vgl. BMU 2008, S. 25).
Eine weitere Kategorisierung kann zwischen Trink- und Brauchwasser vorgenommen werden. Brauchwasser besitzt keine Trinkwasserqualität (vgl. Mosig, Böhlau 2004, S. 1) und genügt damit nicht der Trinkwasserverordnung (TrinkwV 2001) (siehe Anhang), welche 1998 im nationalen Recht verankert wurde. Trinkwasser in Deutschland muss unter anderem den Kriterien der Reinheit und „Genusstauglichkeit“ entsprechen, als auch frei von Krankheitserregern oder Giftstoffen sein (vgl. Bundesministerium für Gesundheit 2009).
Brauchwasser hingegen besitzt keine Trinkwasserqualität und findet Anwendung vorzugsweise in der Industrie und der Landwirtschaft. Eine chemische Reinigung von Brauchwasser erfolgt im Normalfall nicht vor der Verwendung. Vielmehr resultiert eine natürliche Filterung des Wassers bei der Rückführung in den Wasserkreislauf durch die Erdschichten (vgl. Mosig, Böhlau 2004, S. 2).
2.1.3. Öffentliche Wasserversorgung in Deutschland
Aktuell wird die öffentliche Wasserversorgung von ca. 6.211 Unternehmen getragen, welche überwiegend direkt oder indirekt staatlich geführt werden (vgl. Umweltbundesamt 2009). Hauptaufgabe der öffentlichen Wasserversorgung stellt dabei die Versorgung aller Haushalte in Deutschland mit Trinkwasser dar sowie kommunaler Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäuser oder kleinere Unternehmen (vgl. BMU 2008, S. 24).
Das benötigte Trinkwasser in Deutschland wird größtenteils aus Grund- und Quellwasser bezogen (ca. 69,8 Prozent) und zu ca. einem Drittel aus Oberflächenwasser und Uferfiltrat gedeckt (vgl. Umweltbundesamt 2009). Der genaue Anteil der unterschiedlichen Wasserarten kann von Bundesland zu Bundesland abweichen (siehe Anhang, Abb. 1) (vgl. BMU 2008, S. 25).
Insgesamt ist die Wasserentnahme aus der Natur seit Anfang der 1990 Jahre rückläufig. Dies liegt vor allem an einer effizienteren Nutzung der Ressource Wasser begründet, vorwiegend durch Einsatz von Wasser sparenden Produktionsverfahren (Industrie) und Haushaltsgeräten (private Haushalte) (vgl. Statistisches Bundesamt Wiesbaden 2008, S. 35). So ging der Wasserverbrauch im Zeitraum von 1991 - 2007 um ca. 21 Prozent zurück (vgl. Umweltbundesamt 2009). Über 60 Prozent des Trinkwasserverbrauchs im deutschen Haushalt ist dabei immer noch auf die Körperpflege (Duschen, Baden) und die Toilettenspülung zurückzuführen (siehe Abb. 2) (vgl. Umweltbundesamt 2009a).
2.2. Anthropogene Belastungen des Grundwassers in Deutschland
Wie aufgezeigt wurde, wird in Deutschland Trinkwasser primär aus Grundwasser gewonnen (siehe 2.1.3). Die Trinkwasserverordnung (TrinkwV 2001) und die EG- Wasserrahmenrichtlinen (siehe Anhang) sollen dabei eine möglichst hohe Qualität des gespeisten Wassers in der öffentlichen Wasserversorgung garantieren. Es zeigt sich jedoch, dass es in Deutschland bereits heute kaum noch Grundwasser gibt, welches seine ursprüngliche natürliche Beschaffenheit aufweist (vgl. Grobosch 2003, S. 53).
Als besonders problematisch werden in der BRD eine hohe Nitratbelastung sowie Wirkstoffe von Pflanzenschutzmitteln gesehen (vgl. BMU 2008, S. 32).
Eine Bestandsaufnahme im Jahr 2004 ergab, dass bis zum Jahr 2015 schätzungsweise 60 Prozent des Oberflächenwassers und 50 Prozent des Grundwassers in Deutschland nicht mehr den EG-Wasserrahmenrichtlinen entsprechen könnten (vgl. ebenda, S. 32). Hauptverantwortlich für diese Entwicklung sind anthropogene Nährstoffeinträge, welche vorwiegend in der Landwirtschaft durch die Abgabe von Gülle, Dünge- und Pflanzenschutzmitteln in das Grundwasser eingespeist werden (vgl. Grobosch 2003, S. 53 f.).
Eine erhebliche Rolle spielt dabei die Verunreinigung durch Nitrat. Ein Nitratgehalt von über 50 mg/l ist nach der deutschen Trinkwasserverordnung nicht zulässig, um in die öffentliche Wasserversorgung eingespeist zu werden. Dieser Höchstwert wird in Deutschland bereits heute häufig überschritten und kann nur durch kostenintensive Aufbereitung oder Beimischung von unbelastetem Wasser eingehalten werden. Die Nitratbelastung ist vor allem auf eine intensive Nutzung von stickstoffreichen Düngemitteln und konzentrierter Viehhaltung bis Ende der achtziger Jahre zurückzuführen. Auch Pflanzenschutzmittel lassen sich bereits in bedenklich hohem Maße im Grundwasser nachweisen. Fachleute gehen davon aus, dass sich das volle Ausmaß der Grundwasserbelastung noch nicht abschätzten lässt, da durch lange Fließzeiten Belastungsveränderungen teilweise erst 30 Jahren später sichtbar werden (vgl. BMU 2008, S. 32 ff.). Trotz der 1996 erlassenen Düngemittelverordnung und der Eindämmung der Intensivviehhaltung ist der Gebrauch von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln in der deutschen Agrarwirtschaft weiter steigend. Der Grund ist der expandierende Anbau von Biomasse. Dieser „Boom“ treibt die intensive Nutzung von Stickstoff und Pestiziden weiter voran und verstärkt damit die Entwicklung der Grundwasserverschmutzung (vgl. Bundesregierung 2008, S. 62).
Eine weitere Belastung, überwiegend des Oberflächenwassers, ist durch Arzneimittel in Deutschland, durch die privaten Haushalte und der Landwirtschaft festzustellen. Jährlich werden mehrere tausend Tonnen von medizinischen Präparaten in der Human- und Veterinärmedizin eingesetzt und anschließend von Mensch und Tier durch Kot und Urin wieder ausgeschieden. Die menschlichen Ausscheidungsreste finden sich anschließend im Klärschlamm wieder, wo sie nur teilweise abgebaut werden und in das Oberflächenwasser gelangen können. Tierische Exkremente werden hingegen häufig als Dünger wiederverwendet und können so direkt in das Grundwasser eindringen (vgl. ebenda, S. 40 f.). Welche Wirkung der kontinuierliche Eintrag von Pharmaka auf das Trinkwasser und damit auf den menschlichen Organismus hat, ist nicht nachgewiesen. Jedoch wird vermutet, dass im Extremfall Resistenzbildungen gegen Antibiotika die Folge sein könnten (vgl. Adler/Rönnefahrt/Rechenberg 2007).
Weitere Schadstoffbelastungen können durch starke Bodenversiegelung entstehen, welche aufgrund flächendeckender Infrastruktur und dichten Siedlungsbau hervorgerufen wird. Durch Risse in der versiegelten Oberfläche können Nähr- und Schadstoffe punktuell in den Boden eindringen und so in hoher Konzentration in das Grundwasser eindringen, da die Filterungsfunktion des Bodens nicht ausreicht (BMU 2008, S. 43).
Auch die deutsche Industrie trägt zur Grundwasserverschmutzung bei. Die größte Schadstoffquelle stellt dabei die Einleitung von Abwasser in naheliegende Flussgebiete oder direkt in den Boden dar. Ein weiterer Faktor ist die Entsorgung von Abfallstoffen in illegalen Deponien (vgl. Kommission der Europäischen Gemeinschaft 2003, S. 2 f.) oder stillgelegte Industriestandorte (Altlasten) (vgl. BMU 2008, S. 34).
2.3. Nachhaltige Wasserwirtschaft in Deutschland
Wie sich gezeigt hat, besteht im wasserreichen Deutschland vor allem die Gefahr einer langjährigen Schadstoffanreicherung im Wasserkreislauf. Daher sollte vor allem der ökologische Wasserschutz in der BRD ein primäres Ziel darstellen (vgl. Grunwald, Kopfmüller 2006, S. 87). Dennoch findet das Thema Wasser in der Politik und der Wirtschaft unter dem Aspekt Nachhaltigkeit bisher wenig Anklang (vgl. Umweltbundesamtes 2008).
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- Arbeit zitieren
- Hauke Tongers (Autor:in), 2009, Die Ressource Wasser im Politikunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148341
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