Wie sehen Menschen Zeit und wie ordnen sie sie in ihren Alltag ein? Welche kulturellen Unterschiede gibt es in der Zeitwahrnehmung? Das sind Fragen, mit denen sich diese Arbeit beschäftigt. Sie wurde im Rahmen eines fächerübergreifenden Seminars der Psychologie und Ethnologie mit dem Titel „Raum und Zeit“ erstellt.
Es soll eine Übersicht über die Zeitkognition und damit zusammenhängende Phänomene gegeben werden. Diese werden anhand von Beispielen aus verschiedenen Kulturen verdeutlicht.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Wahrnehmung von Zeit
2.1. Physikalische Zeit versus psychische Zeit
2.2. Die Psychische Uhr
2.3. Wahrnehmung und Gegenwart
2.4. Wann geschieht etwas gleichzeitig, wann als eine Folge von Ereignissen?
2.5. 5 Einflüsse auf das Zeitempfinden
2.6. Zeiträume „voller Nichts“
3. Zeit erklären
3.1. Welche Art von Vergleichen gibt es?
3.2. Räumliche Vergleiche
3.3. Das “moving time”- und das “moving ego”- Modell
3.4. Vergleiche mit Bewegungen
3.5. Bezeichnungen für Dauer und Wiederholung
3.6. Einordnen von Zeitpunkten
3.7. Weitere Möglichkeiten der Zeitdarstellung
4. Wie sieht Zeit aus?
5. Fazit
Literatur
Anhang
1. Einleitung
Der Blick auf die Uhr gibt uns Anhaltspunkte, um die Zeit zu benennen, doch er hilft uns nicht, die Zeit zu verstehen.
Was antworten Menschen auf die Frage, wie lange „unendlich“ ist? Wie beschreibt man, wie lange eine Minute ist? Was wird als eine lange, was als eine kurze Zeit empfunden? Woran kann man Zeit messen?
Im Seminar „Raum und Zeit“ wurden diese Fragen in kleinen Gruppen erarbeitet und die Ergebnisse zusammengetragen. An den Ergebnissen ließ sich feststellen, dass man sich im Alltag sehr viel mit dem Thema „Zeit“ auseinandersetzt und die Messung jener von allerlei Alltagserlebnissen abhängig macht. Äußere Anhaltspunkte helfen bei der Orientierung im Raum sowie in der Zeit. Von welchen Faktoren hängen sie jedoch genau ab?
2. Wahrnehmung von Zeit
2.1. Physikalische Zeit versus psychische Zeit
Unser Verständnis von Zeit hat eine physikalische und eine psychologische Komponente.
Die physikalische Zeit ist in bestimmte Abschnitte (Minuten, Sekunden, Tage) eingeteilt, damit man sie berechnen kann. Ein Tag (24 Stunden) beginnt an einem bestimmten Punkt und endet unmittelbar vor dessen wiederholtem Auftreten (z.B. Sonnenaufgang). Man kann diese Zeitkomponente mit verschiedensten Mitteln messen. Es wurden Sonnen- Sand- und Wasseruhren entwickelt, bevor man die technischen Uhrwerke erfand. Inzwischen kann man die genauste Zeit an der Atomuhr ablesen.
Ganz anders ist es mit dem Empfinden der Zeit, der psychologischen Komponente. An den verschiedenen Orten der Welt gehen Menschen ganz unterschiedlich mit Zeit um und sie wird von jedem Menschen etwas anders wahrgenommen. Wie Ernst Pöppel schreibt, ist Zeit eine „mentale Konstruktion“ (Pöppel 1997: 56). Deshalb unterscheidet man zwischen der physikalischen und der psychologischen Zeit. Also genauer gesagt zwischen der berechenbaren und mithilfe technischer Mittel festgelegten Zeit gegenüber der von Menschen empfundenen und wiedergegebenen Zeit.
Wie kommt es aber dazu, dass ein bestimmter physikalischer Zeitabschnitt von Personen einmal als schnell und ein anderes mal als langsam empfunden wird?
2.2. Die Psychische Uhr
In einer Studie von Macleod (1936) verbrachten 2 Personen 48 Stunden in den Isolationszellen eines psychologischen Instituts. Testperson Nr.1 verlor das Gefühl für die Zeit schon am nächsten Morgen, Testperson Nr.2 (Macleod selbst) im Laufe des nächsten Nachmittags. Er beschrieb, dass er die Zeit nur noch erraten konnte, nicht jedoch in irgendeiner Form messen (Levine 1998: 58).
Um diese Schwierigkeit zu verdeutlichen, wurde im Seminar ein kleinen Versuch durchgeführt; die Aufgabe für 2 freiwillige Studentinnen war folgende: sie sollten Rücken an Rücken an jeweils einem Tisch sitzen und bekamen die (willkürlich ausgewählte) Anweisung, einen Hund zu malen, der nach seinem Spielzeug sucht. Nach einer Minute sollten sie aufhören und ihre Hand heben.
Die Freiwillige Nummer 1 benötigte etwa 45 Sekunden, die Freiwillige Nummer 2 etwas mehr als 1 Minute. Man konnte auch hier beobachten, dass es im Zeitempfinden große Unterschiede gibt, wenn zwei Personen keine technischen Hilfsmittel dazu benutzen können.
Die Ergebnisse zeigen, dass der Mensch ohne äußere Anhaltspunkte wie Uhren, Sonne, Mond, Umwelt und bestimmte Tagesabläufe schon nach „kurzer Zeit“ jegliches Gefühl für die physikalische Zeit verliert. Doch noch einmal zurück zu den physikalischen, bzw. physischen Abläufen der Zeitwahrnehmung.
2.3. Wahrnehmung und Gegenwart
Man fand heraus, dass die zeitliche Diskrepanz zwischen einem Ereignis und dessen Wahrnehmung als solches bei 3 Sekunden liegt. Alle Ereignisse innerhalb dieses Zeitraum fügen sich zusammen und ergeben unsere zeitliche Gegenwart. Was man also als Gegenwart wahrnimmt, ist in Wirklichkeit eine Zeitspanne von 3 Sekunden, die vom Gehirn zur aktuellen subjektiven Gegenwart verknüpft wird. Dies ist in allen Kulturen so, da es sich um einen physischen Wahrnehmungsprozess handelt. Unsere Gegenwart ist also kein Punkt, sondern sie besitzt eine Ausdehnung, die durch die Verarbeitung entsteht. „Methaphorically, the brain asks every 3 seconds „what is new?“ and with unusual stimuli like the ambiguous material the temporal eigen-operations of the brain are unmasked.” (Pöppel 1999:841; Beier 2000:34).
Ist ein Ereignis innerhalb weniger Millisekunden vorbei, so wird es als Moment ohne Dauer wahrgenommen, beansprucht es jedoch mehr Zeit, so unterliegt es der bewussten Wahrnehmung und Erinnerung (Levine 1998:61).
Kann man einen Stimulus aus zwei Perspektiven betrachten (wie beispielsweise optische Täuschungen oder sogenannte „Wackelbilder“, dann vollzieht sich der Wechsel nach den oben genannten 3 Sekunden (Pöppel 1999:842).
Offensichtlich ist Zeit ein abstrakter und dehnbarer Begriff.
2.4. Wann geschieht etwas gleichzeitig, wann als eine Folge von Ereignissen?
Unser Gehirn braucht etwa 30 Millisekunden, um zwei Reize getrennt wahrzunehmen. Ist der Zeitabschnitt zwischen zwei Impulsen kleiner, werden sie als gleichzeitig wahrgenommen. Ab 30 Millisekunden (je nach Reiz auch etwas weniger) entsteht ein „Nacheinander“ und man nimmt die Reize zeitlich getrennt wahr. „If the temporal order of two stimuli has to be indicated, independent of sensory modality, a threshold of 30 ms is observed. Data picked up within 30 ms are treated as co-temporal, that is, a relationship between separate stimuli with respect to the before-after dimension cannot be established.” (Pöppel 1997:57).
Im Filmschaffen macht man sich das zunutze, indem man die Bilder in geringeren Abständen anordnet und zu „einer Bewegung verschwimmen“ lässt. Da sie nicht als einzelne Bilder wahrgenommen werden, entsteht ein fließender Übergang von einem visuellen Reiz zum nächsten. Würde man ein einzelnes Bild für weniger als 30 Millisekunden in einen Film einfügen, so wäre es dem Rezipienten nicht möglich, es bewusst wahrzunehmen. Es würde in den anderen Bildern untergehen und wäre davon nicht trennbar.
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