Vorbereitung, Unterricht, Korrekturen – Lehrerinnen und Lehrer arbeiten fast ausschließlich
allein. Auch die beruflichen Probleme und Belastungen müssen sie meist mit sich selbst
ausmachen. Schwierige Situationen im Unterricht, Leistungsdruck, Erwartungen von Eltern,
eigene Ansprüche, Konkurrenz, mangelnde Unterstützung durch Kolleg/Innen oder
Schulleitung münden nicht selten in Angst- und Ohnmachtsgefühlen oder in Resignation.
Hinzu kommt der Druck von außen: das sich wandelnde Image des Lehrers im
gesellschaftlichen Umfeld, der beklagte Bildungsnotstand in Deutschland, der auf dem
Rücken der Lehrer ausgetragen wird. Stress, Burn out, Unzufriedenheit und gesundheitliche
Mängel sind die Folgen, die wiederum zu Lasten der Unterrichtsqualität gehen – ein
Teufelskreis, aus dem es kein Entrinnen gibt?
Vor dem Hintergrund dieser Problematik hat sich das Arbeitsfeld Schule in den letzten Jahren
notwendigerweise geöffnet und Hilfe in außerschulischen Bereichen wie zum Beispiel der
Kommunikationstheorie oder Psychotherapie geholt. Dabei sind zahlreiche Modelle der
Konfliktlösung, Entlastung und Beratung entstanden. „Supervision“ ist eine solcher
Beratungsformen, die ursprünglich aus dem außerschulischen Bereich stammt, sich jedoch –
mehr oder weniger willkommen – zunehmend im Arbeitsfeld Schule und in der beruflichen
Weiterbildung von Lehrern etabliert.
„Ich habe Supervision als ein effektives, vielleicht unabkömmliches Mittel erlebt,
um als Lehrerin professionell und reflektiert zu arbeiten. Meine in die Supervision
eingebrachten Fälle erschienen in einem reflektierten, vielfarbigeren Licht, und ich
bin in der Lage, die Facetten, die jedes Problem hat, klarer zu sehen und damit
Konflikten kompetenter zu begegnen.“ 1 ,
so berichtet eine Lehrerin von ihrer Supervisionserfahrung.
In dieser Arbeit soll der Frage nachgegangen werden, was Supervision für ein
„(Wunder)Mittel“ ist und wie sie im Arbeitsfeld Schule eingesetzt wird. Dabei soll zunächst
mit Hilfe einer Begriffsdefinition gezeigt werden, was Supervision allgemein ist und wie sie
ihren Weg in die Schule gefunden hat. Es folgt dann eine Betrachtung dreier unterschiedlichen
Formen von Supervision, unterstützt durch Fallbeispiele aus dem Arbeitsfeld Schule [...]
INHALTSVERZEICHNIS
I. Einleitung
II. Was ist Supervision? - Begriff, Entwicklung, Definition
III. Supervision in der Schule - Formen, Inhalte, Ziele
1. Supervisionsformen
2. Professionelle Hilfe von auBen: Der Supervisor
3. Individuelle Beratung: Die Einzelsupervision
4. Miteinander statt gegeneinander: Die Gruppensupervision
4.1. Die Phasen der Supervision
4.2. Hilfe durch einen „Klarungskatalysator“: Die angeleitete Gruppensupervision
4.2. Intervision statt Supervision: Die Kollegiale Supervision
IV. Resumee
V. Literatur
I. Einleitung
Vorbereitung, Unterricht, Korrekturen - Lehrerinnen und Lehrer arbeiten fast ausschlieBlich allein. Auch die beruflichen Probleme und Belastungen mussen sie meist mit sich selbst ausmachen. Schwierige Situationen im Unterricht, Leistungsdruck, Erwartungen von Eltern, eigene Anspruche, Konkurrenz, mangelnde Unterstutzung durch Kolleg/Innen oder Schulleitung munden nicht selten in Angst- und Ohnmachtsgefuhlen oder in Resignation. Hinzu kommt der Druck von auBen: das sich wandelnde Image des Lehrers im gesellschaftlichen Umfeld, der beklagte Bildungsnotstand in Deutschland, der auf dem Rucken der Lehrer ausgetragen wird. Stress, Burn out, Unzufriedenheit und gesundheitliche Mangel sind die Folgen, die wiederum zu Lasten der Unterrichtsqualitat gehen - ein Teufelskreis, aus dem es kein Entrinnen gibt?
Vor dem Hintergrund dieser Problematik hat sich das Arbeitsfeld Schule in den letzten Jahren notwendigerweise geoffnet und Hilfe in auBerschulischen Bereichen wie zum Beispiel der Kommunikationstheorie oder Psychotherapie geholt. Dabei sind zahlreiche Modelle der Konfliktlosung, Entlastung und Beratung entstanden. „Supervision“ ist eine solcher Beratungsformen, die ursprunglich aus dem auBerschulischen Bereich stammt, sich jedoch - mehr oder weniger willkommen - zunehmend im Arbeitsfeld Schule und in der beruflichen Weiterbildung von Lehrern etabliert.
„Ich habe Supervision als ein effektives, vielleicht unabkommliches Mittel erlebt, um als Lehrerin professionell und reflektiert zu arbeiten. Meine in die Supervision eingebrachten Falle erschienen in einem reflektierten, vielfarbigeren Licht, und ich bin in der Lage, die Facetten, die jedes Problem hat, klarer zu sehen und damit Konflikten kompetenter zu begegnen.“[1],
so berichtet eine Lehrerin von ihrer Supervisionserfahrung.
In dieser Arbeit soll der Frage nachgegangen werden, was Supervision fur ein „(Wunder)Mittel“ ist und wie sie im Arbeitsfeld Schule eingesetzt wird. Dabei soll zunachst mit Hilfe einer Begriffsdefinition gezeigt werden, was Supervision allgemein ist und wie sie ihren Weg in die Schule gefunden hat. Es folgt dann eine Betrachtung dreier unterschiedlichen Formen von Supervision, unterstutzt durch Fallbeispiele aus dem Arbeitsfeld Schule. Die mit Fallbeispielen ausgeschmuckten Modelle stellen die Hauptformen von Supervision dar, die jeweils noch weitere Variationen erfahren konnen, deren Prasentation hier zu weit fuhren wurde. AuBerdem werden die Verlaufsphasen einer Supervision kurz vorgestellt und erlautert. Am Schluss soll resumierend Bilanz gezogen und kurz auf die Moglichkeiten und Grenzen eingegangen werden, die Supervision im Kontext von Schule mit sich bringt. Diese Ausarbeitung versteht sich nur als erster Impuls zum Thema „Supervision und Schule“ und betrachtet Supervision vor allem im Bereich der Lehrerweiterbildung[2]. Fur weitere Informationen sind die im Literaturverzeichnis angegebenen und zum Teil hier verwendeten Internetlinks empfehlenswert. Besonders die Homepage der Deutschen Gesellschaft fur Supervision (www.dgsv.de) bietet zahlreiche Informationsangebote fur Interessierte.
II. Was ist Supervision? - Begriff, Entwicklung, Definition
Der Begriff „Supervision“ stammt ursprunglich vom lateinischen Verb „supervidere“, was ubersetzt „von oben sehen“ bedeutet. Im Englischen bedeutet „supervision“ - „Inspektion“, „Kontrolle“, „Leitung“ oder „Aufsicht“ und hat sich dort zunachst im Kontext der amerikanischen Sozialarbeit etabliert im Sinne von Beratung und Bewertung der praktischen Arbeit der Sozialarbeiter. Mit dem Aufkommen der Psychotherapie zu Beginn des 20.Jh. wurde der Begriff zunehmend psychologisiert und bezog sich auf das Gesprach von
Psychotherapeut und Patient[3]. Supervision steht heute in einem engen Wechselverhaltnis mit benachbarten Disziplinen, zu denen nicht nur die Psychotherapie und die humanistische Psychologie, sondern auch Bereiche wie Kommunikationstheorie, Verhaltensforschung, Lerntheorie oder Gruppendynamik zahlen.[4] Sie dehnt sich auf immer mehr Arbeitsbereiche aus und ist nicht mehr nur im Bereich der Psychologie und Psychotherapie angesiedelt, sondern findet sich auch auf medizinischen, industriellen, sozialpadagogischen und padagogischen Arbeitsfeldern.
Eine einheitliche Definition von „Supervision“ liegt aufgrund ihrer vielfaltigen Verwendung und Zusammensetzung nicht vor[5]. Pallasch spricht von einem „Supervisionsdschungel“[6].
GemaB der deutschen Gesellschaft fur Supervision definiert sich „Supervision“ wie folgt:
Supervision ist ein Beratungskonzept, das zur Sicherung und Verbesserung der Qualitat beruflicher Arbeit eingesetzt wird. Sie bezieht sich dabei auf psychische, soziale und institutionelle Faktoren.
Supervision basiert auf Kenntnissen und Theorien aus Soziologie, Sozialer Arbeit,
Psychologie, sowie aus Management- und Institutionstheorien und Kommunikationswissenschaften.
In der Supervision werden Fragen, Problemfelder, Konflikte und Fallbeispiele aus dem beruflichen Alltag thematisiert und selbstreflexiv bearbeitet. Supervision fordert in gemeinsamer Suchbewegung das Lernen von Einzelpersonen, Gruppen, Teams und Organisationen.“[7]
Pragnanter und zugespitzt auf das padagogische Arbeitsfeld definiert Pallasch (1993):
„Unter padagogischer Supervision verstehen wir die vorurteilsfreie und wertoffene Reflexion uber das berufliche Tun auf der Basis symmetrischer Kommunikation.
Wir verstehen Supervision als eine berufsbegleitende Arbeitsform, in der bereits Ausgebildeten der Raum und die Moglichkeit geschaffen wird, uber das berufliche Tun mit einem fachlichen Experten zu reflektieren.“ [8]
Stark schematisiert meint Supervision im (padagogischen) Kontext die Reflexion uber das eigene berufliche Handeln unter Zuhilfenahme von Kommunikation mit anderen, die einen Erkenntnis- und Verstehensprozess auslost, der zu Veranderungsmoglichkeiten und damit gegebenenfalls zu Losung von Problemen und neuen Ideen fuhrt.
Joswig (2001) stellt dies in einer Skizze dar[9]:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
III. Supervision in der Schule - Formen, Inhalt, Ziele
1. Die Supervisionsformen
Supervision ist nicht gleich Supervision. Je nach Problemlage und Bedarf bietet sich eine andere Form der Supervision an, die jeweils unterschiedliche Inhalte und Ziele verfolgt. So wird zunachst grob zwischen Einzel- und Gruppensupervision unterschieden. Der Bereich der Gruppensupervision findet noch weitere Differenzierungen.
[...]
[1] So berichtet die Sonderschullehrerin Ursula Steuter auf der Homepage der Deutschen Gesellschaft fur Supervision e.V.: www.dgsv.de.
[2] Daruber hinaus ist Supervision auch anderweitig in der Schule einsetzbar, zum Beispiel im Kontext des Unterrichts, auf methodisch-didaktischer Ebene. Vgl. hierzu: Pallasch, Waldemar: Supervision. Neue Formen padagogischer Praxisbegleitung in padagogischen Arbeitsfeldern, Munchen 1993, S.66ff.
[3] Zur historischen Entwicklung der Supervision vgl. Pallasch , 1993, S.20.
[4] Vgl. Pallasch, 1993, S.21ff.
[5] Zur Problematik der Begriffsdefinition siehe Pallasch, W. / Mutzeck, W. / Reimers, H. (Hg.): Beratung - Training - Supervision, Munchen, 2.Aufl., 1996, S.20.
[6] Pallasch, 1993, S.3.
[7] www.dgsv.de.
[8] Pallasch, 1993, S.120.
[9] Joswig, Klaus Dieter: Supervision und Schule. Probleme und Entwicklungsperspektiven, Munster 2001, S.61.
- Citation du texte
- Katharina Tiemeyer (Auteur), 2004, Supervision in der Schule: Der Rettungsanker für den gestressten Lehrer?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148237
-
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X.