Beschäftigt man sich unter ideengeschichtlichen Gesichtspunkten mit
politischer Anthropologie wird man wohl nicht an Aristoteles und Thomas
Hobbes vorbeikommen. Aristoteles’ und Hobbes’ Theorien bilden durch ihre
extreme Gegensätzlichkeit schon beinahe den Rahmen jeder
politikanthropologischen Auseinandersetzung. Ist der Mensch ein „Herdentier“
oder ein „Einzelgänger“? Ist er in der Lage, sein Leben selbst zu bestimmen
oder braucht er dazu die Hilfe der Gemeinschaft? Wie viel Freiheit kann dem
Mensch zugemutet werden und wie viel muss ihm zugestanden werden? Kann
der Mensch allein glücklich werden oder kann er es nur im gemeinsamen
Zusammenleben mit Seinesgleichen? Und worin besteht überhaupt das Glück
für den Menschen? Etliche Fragen tun sich auf wenn man die beiden
Philosophen vergleichen will. In dieser Arbeit soll das Menschenbild der
beiden Theorien beleuchtet werden, wobei die Politik von Aristoteles als
Ausgangspunkt gilt. Vor herein werde ich kurz den historischen Aristoteles
vorstellen und darauf den politischen Aristotelismus in kurzen Punkten
darstellen. Im weiteren Teil werden dann die beiden Menschenbilder analysiert
und das Menschenbild Hobbes in Abgrenzung zu dem von dem
Aristotelischen Menschenbild betrachtet.
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
2. Aristoteles und der politischer Aristotelismus
2.1. Über Aristoteles
2.2. Politischer Aristotelismus
3. Politische Anthropologie bei Aristoteles
4. Politische Anthropologie bei Hobbes in Abgrenzung zu Aristoteles
4.1. Der Mensch als Maschine
4.2. Die Auswirkung von Vernunft, Macht und Glück bei Hobbes
5. Quintessenz
6. Literaturangaben
1. Einführung
Beschäftigt man sich unter ideengeschichtlichen Gesichtspunkten mit politischer Anthropologie wird man wohl nicht an Aristoteles und Thomas Hobbes vorbeikommen. Aristoteles’ und Hobbes’ Theorien bilden durch ihre extreme Gegensätzlichkeit schon beinahe den Rahmen jeder politikanthropologischen Auseinandersetzung. Ist der Mensch ein „Herdentier“ oder ein „Einzelgänger“? Ist er in der Lage, sein Leben selbst zu bestimmen oder braucht er dazu die Hilfe der Gemeinschaft? Wie viel Freiheit kann dem Mensch zugemutet werden und wie viel muss ihm zugestanden werden? Kann der Mensch allein glücklich werden oder kann er es nur im gemeinsamen Zusammenleben mit Seinesgleichen? Und worin besteht überhaupt das Glück für den Menschen? Etliche Fragen tun sich auf wenn man die beiden Philosophen vergleichen will. In dieser Arbeit soll das Menschenbild der beiden Theorien beleuchtet werden, wobei die Politik von Aristoteles als Ausgangspunkt gilt. Vor herein werde ich kurz den historischen Aristoteles vorstellen und darauf den politischen Aristotelismus in kurzen Punkten darstellen. Im weiteren Teil werden dann die beiden Menschenbilder analysiert und das Menschenbild Hobbes in Abgrenzung zu dem von dem Aristotelischen Menschenbild betrachtet.
2. Aristoteles und der politischer Aristotelismus
2.1. Über Aristoteles
Der 384 v. Chr. in Stageira geborene Aristoteles kam 367 v. Chr. als Siebzehnjähriger nach Athen und trat in die Akademie seines Lehrmeisters Platon ein. Erst mit dessen Tod 347 verlies Aristoteles Athen und begab sich nach Lesbos, wo er mit seinem Schüler Theophrast zusammenarbeitete, welcher später den Peripatos, die aristotelische Schule in Athen, gründete. Zwischen 335 / 334 und 323 / 322 lebte Aristoteles noch einmal bis kurz vor seinem Tod 322 in Athen, wo er als Lehrmeister Alexanders des Großen tätig war.
Seine Werke galten bis in das späte Mittelalter als verschollen als diese mittels arabischer Quellen ins Lateinische übersetzt wurden. Seit dem gelten seine Schriften als die Basis des europäischen Politikdenkens.1
2.2. Politischer Aristotelismus
Aristoteles hat mit seiner Schrift „Politik“ einen Grundstein für das philosophische Denken von der Antike bis zur Neuzeit geliefert. Seine Schrift war in dieser Hinsicht nicht nur Leitfaden oder Denkanstoß für die Philosophen, sondern auch - wie etwa bei Hobbes - ein Stein des Anstoßes, welchen es zu wiederlegen galt. Der politische Aristotelismus bezieht sich also nicht nur auf solche Philosophen welche sich an die Aristotelische Tradition halten, eine gewisse Grundüberzeugung im Denken genügt.
Für die Frage, was als charakteristisch für eine aristotelische Position in der politischen Philosophie gilt, können mehrere Kriterien genannt werden. Die fünf wesentlichen sollen hier erläutert werden:
1. Die Staatlegitimation bei Aristoteles liegt auf der Basis einer Theorie des guten Lebens (Eudämonismus). Er definiert das Ziel der Polis als das gute Leben seiner Bürger und er unterstellt, dass das gute Leben ohne Polis für den Menschen faktisch nicht erreichbar ist. Diese Verknüpfung erreicht er dadurch das er behauptet, die Polis sei das Gebilde, was den menschlichen Anlagen am besten entspricht, da es als einziges dazu in der Lage ist, artgerechte Lebensbedingungen zu versichern.2
2. Aristoteles legt Wert auf eine Differenzierung der unterschiedlichen Herrschaftsformen. Eine politische Herrschaft sollte nicht mit Machtbeziehungen wie etwa dem Verhältnis Herr - Sklave, Mann - Frau oder Eltern - Kind verwechselt werden. Die absolute Machtausübung eines Despoten über Abhängige oder Unmündige entspricht nicht gleich einer politischen Herrschaft. Ebenso deckt sie sich nicht mit einem fürsorglichen Paternalismus wie er in der Beziehung Männer über Frauen oder Eltern über Kinder besteht.3 Mit einer politischen Herrschaft versteht Aristoteles vielmehr, dass „ die Regierung des Staatsmannes […] eine Herrschaftüber Freie und Gleichgestellte“4 ist. Er orientiert sich dabei weiterhin an seiner eudämonistischen Ausgangsthese, dass der Staat den Zweck des möglichst besten Lebens aller Bürger beinhaltet und dabei eine Gemeinschaft von gleichen ist.5 Es handelt sich also bei der Polis also um eine Gemeinschaft, welche von Ihresgleichen zum Wohle Aller geführt wird.
3. Die Diskussion verschiedener Verfassungsformen, wie bei Platon, hat auch bei Aristoteles Tradition. Daher kategorisiert er ein Verfassungsschema, in das die Verfassungen anhand der drei Staatsformen der Einzelherrschaft, Gruppenherrschaft und Volksherrschaft zu den Grundsätzen der Gesetzmäßigkeit oder Gesetzlosigkeit eingeordnet werden. Hierbei kommt es zu folgender Aufführung:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Grundsätzlich ist bei Aristoteles festzuhalten, dass er die gesetzmäßigen Verfassungsformen bevorzugt. Denn diese unterstützen das Regieren zugunsten der Regierten und nicht wie bei den gesetzlosen Verfassungsformen das Regieren zugunsten der Regierenden.
4. Ansatzweise ist bei Aristoteles eine Theorie der Mischverfassung zu erkennen. Dies wird zwar nicht explizit erwähnt, jedoch beschreibt er, dass die Politie aus Teilen der Oligarchie und Demokratie hervor geht. Bei dieser Entstehung bringt die Politie zum Teil die Vorzüge von Oligarchie und Demokratie in Einklang.
Durch die Konstellation des Egalitätsprinzips der Demokratie und des Proportionalitätsprinzips der Oligarchie in einer Verfassung beseitigt Aristoteles die Nachteile der einzelnen Verfassungen mit ihrer jeweiligen Klassenbevorzugung. Mit der Schaffung von Kooperation der beiden Machtfaktoren in einer Politie erzeugt Aristoteles so ein erstes Modell der Gewaltenteilung.6
5. Als Basis der Polis sieht Aristoteles die Politische Freundschaft dies stellt keine enge persönliche Bindung dar, sondern ein wechselseitiges bürgerliches Anerkennungsverhältnis. Dieses Anerkennungsverhältnis mündet in einer Kooperationsgemeinschaft, aus der sich die Polis gründet.7 In dieser Gemeinschaft entwickeln sich dann die politischen Verhältnisse in denen die Bürger leben und nach denen sie sich richten.
Teile dieser Eckpunkte tauchen regelmäßig bei späteren Philosophen wieder auf, was die prägende Kraft der Texte Aristoteles bis heute spürbar macht.
[...]
1 Roth, Klaus; S. 40;
2 Horn, Christoph; S.4;
3 Horn, Christoph; S.7;
4 Aristoteles; Politik I 7, 1255b 20;
5 Aristoteles; Politik VII 8, 1328a 36-38;
6 Horn, Christoph; S.10;
7 Horn, Christoph; S.13 f.;
- Arbeit zitieren
- Stefan Herden (Autor:in), 2009, Politische Anthropologie bei Aristoteles und Hobbes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147439
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