Der vorliegende Übungsentwurf gibt einen exegetischen Überblick über die in Mk 3,22-30 dargestellte Dämonenaustreibung von Jesus Christus.
Exegetischer Entwurf zu Mk 3,22-30
Der folgende Entwurf wird versuchen, einen exegetischen Überblick in komprimierter Form über die Perikope Markus 3,22-30 zu geben. In der benannten Perikope, welche Parallelen zu Mt 12,22-32 sowie Lk 11,14-23 bzw. Lk 12,10 aufweist, wird eine Dialogsituation zwischen Jesus Christus und den Schriftgelehrten beschrieben. Die Rollen in dem Bibelabschnitt sind auf Jesus Christus und auf die Gruppe der Schriftgelehrten verteilt. Die Schriftgelehrten waren diejenigen, welche sich in der hebräischen Bibel auskannten und sind sowohl als Theologen als auch als Juristen zu sehen. Im Kontext zu Mk 3,22-30 treten sie eher als Theologen auf. Es wird angeben, dass die Schriftgelehrten von Jerusalem herabkamen, was auf eine Redewendung zurückzuschließen ist und der geografisch gesehen höheren Lage Jerusalems. Des Weiteren ist in diesem Zusammenhang zu bemerken, dass Jerusalem in der Antike bis 70 n. Chr. das religiöse Zentrum des Judentums war. Es ist zu wissen, dass dem Dialog zwischen Jesus Christus und den Schriftgelehrten eine Dämonenaustreibung vorausgegangen ist (vgl. Mk 3,20-21). Die Dämonenaustreibung ist Anlass, dass die Schriftgelehrten den Vorwurf gegen Jesus Christus erheben, dass er von Beelzebul besessen sei. Die Schreibweise und Herkunft von Beelzebul sind unbekannt. Ein möglicher Ursprung wäre in 2. Könige 1, 2.16 vorzufinden, wonach Beelzebul als eine polemisierende Bezeichnung für Baal-Sub zu erachten wäre und “Herr der Fliegen“ bedeuten könnte. Weiterhin kann vermutet werden, dass Beelzebul eine andere Betitelung für Satan sein könnte oder für irgendeine untergeordnete böse Macht. Daher lässt sich konstatieren, dass heidnische Gottheiten verteufelt wurden im antiken Judentum und zu Dämonen diskreditiert wurden. Zudem ist lassen sich Schlüsse auf ein dämonistisches Weltbild ziehen, welches sich als latent dualistisch charakterisieren lässt. Dieser Dualismus zwischen Gott und Teufel zeichnet sich demnach im Mikrokosmos Mensch ab. Hierbei ist der Tun- Ergehen-Zusammenhang zu erwähnen, da Geisteskrankheiten im Judentum der Antike auf Dämonen zurückgeführt wurden. Es ist festzustellen, dass der Vorwurf von Seiten der Schriftgelehrten als sehr ernsthaft zu beurteilen ist und infolge von tiefem Hass sowie großer Missgunst entstand. Die Schriftgelehrten gingen sogar so weit, Jesus Christus des Bündnisses mit Satan als den Obersten der Dämonen zu bezichtigen, mit Hilfe dessen Jesus Christus Exorzismus betreiben würde. Der Satan ist als Personifikation des Bösen und Gegenspieler Gottes anzusehen. Die Schriftgelehrten haben sich vermutlich den Vorwurf nicht in direkter Anwesenheit Jesus Christi ersonnen, da Jesus Christus laut Mk 3,23 die Schriftgelehrten zu einem Auditorium zusammenführte, um Stellung zu deren Anschuldigung zu nehmen. Jesus Christus stellte den Vorwurf durch eine rhetorische Frage gekonnt in Abrede und bewies in Form sprachlicher Bilder (vgl. Mk 3,24-27) die Absurdität derartiger Beschuldigungen, dass der Satan sich nicht gegen sich selbst erheben könnte. Dafür werden zunächst die Bilder sowohl vom Königreich als auch von einer Hausgemeinschaft, welche aufgrund von Uneinigkeit keinen Bestand haben können. Demzufolge wäre es das Ende der Macht vom Satan, aber nicht das Ende seiner eigenen Existenz. Es ist jedoch eindeutig nicht der Fall, da der Satan weiterhin aktiv bleibt (Mk 3,27 bzw. 1. Petr. 5,8). Die parabolische Darlegung lässt nur noch den Schluss zu, dass die Verdächtigung der Schriftgelehrten gegen Jesus Christus widerlegt wurde. Wenn Jesus Christus schließlich verbündet mit dem Satan Sünden vergeben würde, Heilungen vollziehen sowie Exorzismus betreiben würde, kann der Satan nur gegen sich selbst agieren. Jesus hat auf jeden Fall die Macht des Bösen besiegt und zeigt sich folglich als Gegner des Bösen. Sehr interessant ist die Abstufung im bildlichen Vergleich die Abstufung: Königreich, Hausgemeinschaft und Satan. Je kleiner die Gemeinschaft ist, desto fataler ist ihre Zerstrittenheit. Ab Mk 23, 27 wird der Fall der Zerstrittenheit in Gemeinschaften auf das satanische Reich angewendet, wo “der Starke“ für den Satan steht. Das Haus des Starken steht für das Reich des Satans, wo Sündhaftigkeit, Schöpfung zerstörende Kräfte, Besessenheit wie auch der Tod vorherrschend sind. Der Hausrat symbolisiert diejenige Menschen, die den im satanischen Reich vorherrschenden Dingen erlegen sind. Die Streitkräfte des Satans sind die Dämonen, welche die teuflischen Pläne ausüben. Jesus Christus stellte definitiv durch seine betriebenen Exorzismen und seiner Versuchung (Mk 1,12-13) unter Beweis, dass er mächtiger als “der Starke“ ist wie auch im Besitz des Heiligen Geistes ist. In Mk 3,28 ist lässt ein passivum divinum feststellen, da die Rede von Gott durch den Gebrauch des Passives vermieden wird. Letztendlich zielt es auf das Handeln Gottes ab. Außerdem ist im 28. Vers die Rede von Blasphemie und Sündhaftigkeit. Als Blasphemie sind Verbalattacken gegen Gott zu verstehen und Sündhaftigkeit als ein gestörtes Verhältnis zwischen Gott sowie Menschen. In erster Linie bedeutet Sündhaftigkeit die Übertretung von göttlichen Gesetzen und Geboten wie auch Verstöße im zwischenmenschlichen Bereich. Das gestörte Verhältnis kann sich einerseits im Verhältnis zwischen Mensch und Mitmensch sowie andererseits im Verhältnis zwischen Gott und Mensch zeigen. Der bedingungslose Heilswillen Gottes kommt hier zum Ausdruck. Die Aussage von Jesus Christus in Mk 3,29, welche sich ebenfalls im apokryphen Thomasevangelium unter Spruch 44 wieder finden lässt, ist an die Schriftgelehrten gerichtet und drückt die Unverzeihlichkeit von Blasphemien gegen den Heiligen Geist aus. Es geht nicht um eine einzelne Handlung oder eine Äußerung, sondern lediglich um eine Haltung, die es verwirft das Gute zu sehen und bedingungslose Negativität vorzieht, folglich eine uneingeschränkte Bevorzugung des Bösen. Christus moniert die Schriftgelehrten, dass sie dieser Haltung sehr nahe sind, was hoffnungslose Sündhaftigkeit bedeutet. Eine verständlichere Übersetzung vom Schuldigsein wäre eher das Verstricktsein oder das Gefangensein. Die Haltung verstockten Unglaubens kann sich rapide zu einem Zustand entwickeln, in dem Buße und Vergebung vollkommen ausgeschlossen sind. Niemand hat demzufolge die Möglichkeit zur Vergebung, Besserung und Erfahrung unbeschränkter göttlicher Gnade. In diesem Zusammenhang ist noch anzumerken, dass die Furcht vor der Sündenbegehung als Zeichen für das Wirken des Heiligen Geistes sowie der Verhinderung vor totaler Verstockung zu erkennen ist. Mk 3,30 ist als Rückverweis zu Mk 3,22 anzusehen. Abschließend ist zu erwähnen, dass ein trinitarisches Gottesbild festzustellen ist, was sich vor allem in Mk 3,28-29 zeigt. In Mk 3,28 ist “Sohn“ als der einzig vorkommende christologische Hoheitstitel festzustellen, was die göttliche Bevollmächtigung bzw. die Übertragung bestimmter Aufgaben durch Gott verdeutlicht.
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- Wilhelm Weber (Autor), 2010, Exegetischer Übungsentwurf zu Mk 3,22-30, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147366