Ist das Gehirn eines Mehrsprachigen anders gebaut als das Gehirn eines Einsprachigen? Kann das Gehirn durch frühen Zweitspracherwerb überlastet werden? Gib es Altersschwellen für den Zweitspracherwerb? Und welches ist die optimale Spracherwerbsmethode? Diese und ähnliche Fragen tauchen auf, wenn das Thema „Mehrsprachigkeit“ diskutiert wird. Einerseits wird von einer Seite her postuliert, dass das Gehirn eines Kindes durch zu viele Sprachen überlastet wird, während die andere Seite ins Feld rührt, dass nur das Gehirn von Kleinkindern noch plastisch genug ist, um Sprachen leicht zu lernen. Die Ausarbeitung dieser Fragen mit Bezugnahme zum Konzept „Fremdsprache in der Grundschule“ soll Gegenstand dieser Arbeit sein.
Inhaltsangabe
Einleitung
Hauptteil
1. Sprachzentren im Gehirn
1.1 Muttersprache
1.2 Wie ist Mehrsprachigkeit definiert?
1.3 Ein Gehirn - mehrere Sprachen
1.4 Wie hält das Gehirn mehrere Fremdsprachen auseinander?
1.5 Altersgrenze
2. Fremdsprache im Kindergarten
Schluss
Quellenangabe
Einleitung
Vor nicht all zu langer Zeit dachte man noch, dass Zweisprachigkeit im Kindesalter die Kinder verwirrt, sie überfordert, die Entwicklung der Intelligenz behindert oder sogar dass zweisprachige Kinder eher zu Stottern neigen als einsprachige.
Diese Vorstellung scheint sich zu ändern.
Bilinguale Kinder scheinen ihre Aufmerksamkeit sogar besser auf mehrere Aufgaben verteilen zu können als monolinguale. Auch ältere Menschen, die früh zwei Sprachen gelernt haben und diese beiden regelmäßig gebrauchen schneiden in Aufmerksamkeitstests besser ab wie monolinguale und erkranken viel seltener an Alzheimer als der Bevölkerungsdurchschnitt.
Inzwischen hat auch das Dogma „Wer von klein auf mehrere Sprachen lernt, lernt keine richtig“ ausgedient. Erlernt nämlich ein kleines Kind eine zweite Sprache, so werden in seinem Gehirn, wenn er diese Sprache spricht, die gleichen Areale wie bei seiner Muttersprache aktiviert. Beim späteren Erwerben der zweiten Sprache muss das Gehirn erhebliche Anstrengung aufbringen, da unterschiedliche Areale aktiviert werden. Das kindliche Lernen beruht zudem auf ein Lernen durch Kommunikation und Intuition, hingegen ist das spätere Lernen durch Regeln strukturiert und deshalb anstrengender.
Frühe Bilinguale erlernen also beide Sprachen müheloser.
Mehrere Sprachen zu beherrschen, ist zudem eine wertvolle Fähigkeit in einem politisch, wirtschaftlich und sozial immer schneller zusammenwachsenden Europa. Die mehrsprachige Erziehung im frühen Kindesalter bietet Eltern die Chance, diese Fähigkeit ihren Kindern effektiv und schnell zu vermitteln. Doch in den Schulen und Kindergärten dominiert die Einsprachigkeit - es fehlen bilinguale Bildungsangebote. Aus diesem Grund setzten sich über 20 Städte und Gemeinden am Oberrhein im Juli 1999 das Ziel, in ihren Kindergärten die Sprache des Nachbarn - Französisch - einzuführen. Ab 2001 wird diese Entwicklung mit der Einführung einer Fremdsprache in den Grundschulen Baden Württembergs zusätzlich gefördert.
Das Sprichwort „Was Hänschen nicht lernt, das lernt Hans nimmer mehr“ hat insbesondere beim Fremdsprachenerwerb seine Richtigkeit, wie durch zahlreiche Studien nachgewiesen werden konnte.
Ist das Gehirn eines Mehrsprachigen anders gebaut als das Gehirn eines Einsprachigen? Kann das Gehirn durch frühen Zweitspracherwerb überlastet werden? Gib es Altersschwellen für den Zweitspracherwerb? Und welches ist die optimale Spracherwerbsmethode? Diese und ähnliche Fragen tauchen auf, wenn das Thema „Mehrsprachigkeit“ diskutiert wird.
Einerseits wird von einer Seite her postuliert, dass das Gehirn eines Kindes durch zu viele Sprachen überlastet wird, während die andere Seite ins Feld rührt, dass nur das Gehirn von Kleinkindern noch plastisch genug ist, um Sprachen leicht zu lernen. Die Ausarbeitung dieser Fragen mit Bezugnahme zum Konzept „Fremdsprache in der Grundschule“ soll Gegenstand dieserArbeit sein.
Hauptteil
1. Sprachzentren im Gehirn
Der Pariser Neurologe Pierre Paul Broca und der Leipziger Psychiater Claus Wernicke identifizierten durch Untersuchungen Rindenareale von Hirnverletzten, deren Schädigung zu schweren Beeinträchtigungen des Sprachvermögens führen, bei intakten sensorischen und motorischen Fähigkeiten. Es konnten zu den folgenden zwei Spracharealen folgende Funktionen zugeordnet werden:
Das Brocazentrum befindet sich im seitlichen Stirnlappen (frontales Operculum) und ist für die Sprachmotorik, Lautbildung, Lautanalyse, Lautartikulation und die Bildung abstrakter Wörter, also für die Sprachproduktion, verantwortlich.
Das Wernicke Sprachzentrum befindet sich im hinteren Schläfenlappen (Planum temporale) und hat die Funktion der logischen Verarbeitung der Sprache (Sprachverständnis).
Das Verstehen und die Produktion der Sprache findet nicht nur innerhalb dieser zwei Areale statt, diese sind nämlich durch den interhemisphärischen Balken auch mit der rechten Gehirnhälfte verbunden, welche unter anderem auch für Musik und prosodische Sprachelemente verantwortlich ist. Jedoch ist das System der Sprachareale überwiegend in der linken Hirnhälfte lokalisiert (dominante Hemisphäre).
Das System der Sprachareale steht allen Sprachen offen. Welche Sprache es erwirbt und wie viele Sprachen es erwirbt, ergibt sich aus dem Umfeld, in welches das Kind hineingeboren wird und der Unterstützung, die es beim Spracherwerb durch Familie und Freunde erhält. Der Erwerb von Sprachen ist also stark von soziokulturellen Einflüssen geprägt.
Moderne bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT, fMRT)[1] oder die Positronenemissionstomographie (PET) [2] ermöglichen heutzutage die Gehirnfunktionen während der Ausführung einer kognitiven Aufgabe durch Sichtbarmachung der Stoffwechselvorgänge (non-invasiv) genaustens zu beobachten. Dabei hat sich gezeigt, dass neben diesen erwähnten klassischen Spracharealen weitere Hirngebiete aktiviert sind. Es wurde festgestellt, dass Ort und Intensität der zusätzlichen Aktivierung von verschiedenen Faktoren abhängen. Man hat beispielsweise Unterschiede bei der Aktivierung im Gehirn festgestellt, wenn Wörter durch Schrift, Mikrofon oder bildlich dargestellt wurden oder wenn ihnen verschiedene Bedeutungen zukommen (Tätigkeitswörter, visuelle Wörter) etc. .
Diese unterschiedliche Aktivierung zeigt, dass Sprache ein höchst komplexer Prozess ist, bei dem das Gehirn verschiedenste Bereiche aktiviert, um Informationen zu extrahieren und eine Antwort zu formen.
[...]
[1] MRT: Nutzung magnetischer Eigenheiten des Blutes.
Änderungen der regionalen Hirndurchblutung werden erfasst, ausgehend von der Beobachtung, dass sich neuronale Aktivität in einer Steigerung der lokalen Hirndurchblutung widerspiegelt. MRT ist eine nichtinvasive, hochauflösende, anatomisch detailgetreue Technik, die es erlaubt, dem Gehirn sozusagen bei der Arbeit zuzusehen.
[2] PET: Injektion radioaktiver Isotope
- Arbeit zitieren
- Ferda Cav (Autor:in), 2008, Mehrsprachigkeit - als Chance?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147284
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