Narziss, das ist der schöne Jüngling eines griechischen Mythos, welcher die Liebe der anderen ablehnt und schließlich dafür bestraft wird, dass er erst beim Anblick seines eigenen Spiegelbildes in einer Quelle Liebe empfindet. Schließlich stirbt er vor Sehnsucht und an der Stelle, an der er sich eben noch befand, findet sich nur noch eine Narzisse wieder. In Ovids Metamorphosen , der wohl bekanntesten Überlieferung des Mythos, verwandelt sich Narziss in eine Narzisse, nachdem ihm prophezeit wurde, dass er ein hohes Alter erreichen würde, wenn er sich nicht selbst erkennen würde. Narzissmus als Begriff umschreibt heute allgemein hin die Selbstverliebtheit oder auch Eitelkeit eines Menschen. In der Literatur und Kunst finden sich über die Jahrhunderte zahlreiche Adaptionen des Narziss-Stoffes. Während in der Kunst immer wieder das Spiegelmotiv aufgegriffen wird finden sich in der Literatur Beispiele für die Verarbeitung des Stoffes zum Beispiel bei Louis Richers L’Ovide bouffon von 1649, Friedrich von Schlegels Lucinde von 1799, Oscar Wildes The Picture of Dorian Gray von 1890 oder Hermann Hesses Narziß und Goldmund von 1930.
Inhalt
1. Einleitung
2. Narziss und Narzissmus im Roman In einer dunklen Nacht ging ich aus meinem stillen Haus
3. Fazit
4. Bibliographie
4.1 Primärliteratur
4.2 Sekundärliteratur
1. Einleitung
Narziss, das ist der schöne Jüngling eines griechischen Mythos, welcher die Liebe der anderen ablehnt und schließlich dafür bestraft wird, dass er erst beim Anblick seines eigenen Spiegelbildes in einer Quelle Liebe empfindet. Schließlich stirbt er vor Sehnsucht und an der Stelle, an der er sich eben noch befand, findet sich nur noch eine Narzisse wieder. In Ovids Metamorphosen[1], der wohl bekanntesten Überlieferung des Mythos, verwandelt sich Narziss in eine Narzisse, nachdem ihm prophezeit wurde, dass er ein hohes Alter erreichen würde, wenn er sich nicht selbst erkennen würde.[2] Narzissmus als Begriff umschreibt heute allgemein hin die Selbstverliebtheit oder auch Eitelkeit eines Menschen. In der Literatur und Kunst finden sich über die Jahrhunderte zahlreiche Adaptionen des Narziss-Stoffes. Während in der Kunst immer wieder das Spiegelmotiv aufgegriffen wird[3] finden sich in der Literatur Beispiele für die Verarbeitung des Stoffes zum Beispiel bei Louis Richers L’Ovide bouffon von 1649, Friedrich von Schlegels Lucinde von 1799, Oscar Wildes The Picture of Dorian Gray von 1890 oder Hermann Hesses Narziß und Goldmund von 1930.
Im ausgehenden 18. Jahrhundert gewinnt der Mythos Narziss immer mehr an Interesse und stellt ein Beispiel für die Herausbildung des modernen Subjektbegriffs dar.[4] Der Künstler als Narziss wurde im 18. Jahrhundert zu einem romantischen Motiv, das zuerst bei August Wilhelm Schlegel auftaucht. Dieser meint „Dichter sind doch auch immer Narzisse.“[5], da das Kunstwerk immer auch ein Abbild der Seele darstellt, auf welches der Dichter zurückschaut.[6] Ein Beispiel für den Dichter, beziehungsweise Autor aus der Gegenwartsliteratur stellt Peter Handke dar. Der 1942 geborene Autor wurde durch die Forschung in seinem Schreiben als narzisstisch eingestuft, da in seinen Texten immer wieder die Innenwelt und das innere Erleben neben einer biographischen Zentrierung ihre Betonung findet.[7] Der Literaturwissenschaftler Manfred Durzak liest in Handkes Texten eine manische Fixiertheit auf das eigene Ich und eine damit einhergehende Erblindung der Wahrnehmungsfähigkeit für die Wirklichkeit heraus.[8] Durzak stellt Handke somit als eine Art Narziss dar. Handke selbst wirft in Bezug auf Narziss folgende Frage auf:
„Der Mythos Narziss: Ob nicht vielleicht gerade das lange, forschende Anschauen des eigenen Spiegelbildes (und im weiteren Sinn: der von einem verfertigten Sachen) die Kraft und Offenheit zu langem, unverwandtem, sich vertiefendem Anschauen andrer geben kann?“[9]
Handke kehrt also in gewisser Weise den Vorwurf Durzaks um, durch die Besinnung auf sich selbst kann man erst andere anschauen. Ähnlich geht Handke auch in seinem 1997 erschienenen Roman In einer dunklen Nacht ging ich aus meinem stillen Haus[10] mit dem Begriff des Narziss um. Im Folgenden soll hierauf näher eingegangen werden. Darüber hinaus wird die Frage behandelt, ob sich in Handkes Text Parallelen zum Mythos Narziss finden lassen und der Text folglich in doppelter Weise narzisstisch geprägt ist.
[...]
[1] Ovid: Metamorphosen. Lateinisch/Deutsch. Hrsg. u. Übers.: Michael von Albrecht. Ditzingen: Reclam 1994.
[2] Vgl.: Elisabeth Frenzel: Stoffe der Weltliteratur. Ein Lexikon dichtungsgeschichtlicher Längsschnitte. 9. überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Kröner 1998, S. 566.
[3] Siehe zum Beispiel das Titelbild "Narziss" von Caravaggio. Nach Frenzel symbolisiert die Spiegelbild-Episode Ovids ein Stadium des Irrtums und der Bewusstheit, in dem Narziss glaubt einen schönen Knaben im Wasser zu erblicken, sich in ihn verliebt und schließlich erkennt, dass er es ist. Die Liebe also nie Erfüllung finden wird.
[4] Almut-Barbara Renger (Hrsg.): Mythos Narziß. Texte von Ovid bis Jacques Lacan. 2. Auflage. Leipzig: Reclam 2005, S. 17.
[5] Frenzel (1998): Stoffe der Weltliteratur, S. 570.
[6] Vgl.: Frenzel (1998): Stoffe der Weltliteratur, S. 570.
[7] Vgl.: Wolfram Frietsch: Die Symbolik der Epiphanien in Peter Handkes Texten. Strukturmomente eines neuen Zusammenhangs. Sinzheim: Pro Universitate 1995, S. 21.
[8] Vgl.: Manfred Durzak: Peter Handke und die deutsche Gegenwartsliteratur. Narziß auf Abwegen. Stuttgart: Kohlhammer 1982, S. 27.
[9] Durzak (1982): Peter Handke und die deutsche Gegenwartsliteratur. Narziß auf Abwegen, S. 27.
[10] Peter Handke: In einer dunklen Nacht ging ich aus meinem stillen Haus. Roman. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1997.
- Citar trabajo
- Anónimo,, 2008, Narzissmus und Narziss bei Peter Handke - am Beispiel des Romans 'In einer dunklen Nacht ging ich aus meinem stillen Haus', Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146992
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