Die hier vorliegende Seminararbeit beschäftigt sich mit der großen deutschen Inflation von 1914 bis 1923, ihren Ursachen, dem Verlauf und den wirtschaftlichen Folgen.
Um den Einstieg in die Thematik zu erleichtern, wird im ersten Teil kurz auf den Inflationsbegriff und die unterschiedlichen Inflationstypen eingegangen werden.
Der Hauptteil wird sich schließlich mit dem Verlauf der Inflation beschäftigen. Dabei soll vor allem auf die volks- und privatwirtschaftlich beeinflussenden Faktoren der Inflationsentwicklung eingegangen werden. Die verschiedenen innenpolitischen Ereignisse und Krisen, sowie die oft behandelten sozialen Errungenschaften und die Arbeiterbewegungen werden dabei nur kurz erwähnt werden. Der letzte Abschnitt dieser Arbeit beschäftigt sich schließlich mit der Gruppe der Großunternehmer und ihrem agieren während der Inflationszeit. Dabei soll abschließend dargestellt werden, inwieweit das Großunternehmertum von den Auswirkungen der Inflation profitieren konnte.
Inhalt
Einleitung
1. Der Inflationsbegriff
2. Entwicklung und Verlauf der Inflation
2.1. 1914 - 1918: Die zurückgestaute Inflation
2.2. 1918 - 1922: Die offene Inflation
2.3. 1923: Die Hyperinflation
2.4. Die Währungsstabilisierung
3. Industrie und Großunternehmer während der großen deutschen Inflation
3.1. Die Kriegs- zur Übergangswirtschaft
3.2. Die Inflationsjahre
4. Resümee
Quellen- und Literaturverzeichnis
Einleitung
Bei der Betrachtung der großen deutschen Inflation während der ersten Jahre der Weimarer Republik, ist auffällig, dass besonders das Jahr 1923, die Hyperinflation der breiten Öffentlichkeit im Gedächtnis geblieben ist. Jedoch war diese nur der Höhepunkt einer Inflation, die sich über den Zeitraum von etwa zehn Jahren bereits mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges entwickelte. Bereits seit Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 vermehrte sich in Deutschland die umlaufende Geldmenge und führte zu einer kontinuierlichen Geldwertverschlechterung und sinkenden Kaufkraft. Mit der militärischen Niederlage 1918 blähte sich die Geldmenge weiter auf. Nach Bekanntgabe der im Londoner Ultimatum von 1921 festgesetzten Höhe der alliierten Reparationsforderungen beschleunigte sich die Inflation nochmals und weitete sich schließlich bis zur Hyperinflation, mit der damit verbundenen völligen Entwertung des Geldes, dem Verlust sämtlicher Sparguthaben und der fast völlig zum Erliegen kommenden Wirtschaft, aus. Vor allem die völlige Entwertung der als risikolos angesehenen Kriegsanleihen führte zu einem immensen Vertrauensverlust in den Staat und erwies sich als äußerst schweres Erbe für die Weimarer Republik.
Selbst heutzutage wird Inflation, bedingt durch die Erfahrungen der 1920er Jahre, von einem Großteil der Bevölkerung als etwas Negatives angesehen, das möglichst vermieden werden sollte. Jedoch sind sich Wirtschaftswissenschaftler einig: Eine Inflation kann nicht nur wirtschaftliche Nachteile, sondern auch Vorteile mit sich bringen. Auch zur Zeit der Deutschen Inflation können diese wirtschaftlichen Vorteile nachgewiesen werden, auch wenn sie von den großen Schäden des Krieges und den durch die Hyperinflation entstandenen Verlusten überschattet wurden.
Die hier vorliegende Seminararbeit beschäftigt sich mit eben dieser großen deutschen Inflation von 1914 bis 1923, ihren Ursachen, dem Verlauf und den wirtschaftlichen Folgen.
Um den Einstieg in die Thematik zu erleichtern, wird im ersten Teil kurz auf den Inflationsbegriff und die unterschiedlichen Inflationstypen eingegangen werden. Der Hauptteil wird sich schließlich mit dem Verlauf der Inflation beschäftigen. Dabei soll vor allem auf die volks- und privatwirtschaftlich beeinflussenden Faktoren der Inflationsentwicklung eingegangen werden. Die verschiedenen innenpolitischen Ereignisse und Krisen, sowie die oft behandelten sozialen Errungenschaften und die Arbeiterbewegungen werden dabei nur kurz erwähnt werden. Der letzte Abschnitt dieser Arbeit beschäftigt sich schließlich mit der Gruppe der Großunternehmer und ihrem agieren während der Inflationszeit. Dabei soll abschließend dargestellt werden, inwieweit das Großunternehmertum von den Auswirkungen der Inflation profitieren konnte.
1. Der Inflationsbegriff
Nach der lateinischen Übersetzung bedeutet der Begriff Inflation Aufblähung und ist ein anhaltender Prozess der Geldentwertung, der seinen Ausdruck in einem Anstieg des Preisniveaus findet. Der Grad der Inflation wird gemessen am Anstieg eines das allgemeine Preisniveau am besten widerspiegelnden Preisindex.1 Nach Erscheinungsform betrachtet werden Inflationen in offene Inflation und zurückgestaute Inflation unterschieden. Dabei existiert in beiden Fällen eine Güterlücke, das heißt ein Überhang der nominalen Nachfrage über das real existierende Angebot. Alle historisch bedeutsamen Inflationen gingen von einer Steigerung der nominalen Nachfrage aus und waren mit einer anhaltenden Steigerung der Geldmenge verbunden, welche über das Wachstum des realen Angebots hinausging.2
Bei dem Typ der zurückgestauten Inflation kommt es zu einem direkten Eingreifen des Staates auf die Preisbildung zuvor freier Märkte, wie zum Beispiel für Lebensmittel, um Preissteigerungen entsprechend den Knappheitsrelationen zu verhindern. Dagegen wird in der offenen Inflation die Güterlücke durch Preissteigerung geschlossen. Die offene Inflation zeigt sich also in einer Steigerung des Preisniveaus, die über einen längeren Zeitraum anhält.3 Als Prozentzahl ist die Inflationsrate zu unterscheiden von der absoluten Veränderung des gemessenen Preisindex. Nach dem Ausmaß des Anstiegs wird zwischen verschiedenen Inflationstypen unterschieden. Bei einem Anstieg des Preisindex von etwa fünf bis zehn Prozent wird von einer schleichenden Inflation gesprochen. Liegt der prozentuale Anstieg des Preisindex zwischen zehn und fünfzig Prozent pro Jahr wird dies als trabende Inflation, ab fünfzig Prozent pro Jahr als galoppierende Inflation bezeichnet. Kommt es zu einem monatlichen prozentualen Anstieg des Preisindex von über fünfzig Prozent, wie es 1923 in Deutschland der Fall war, so wird heute von einer Hyperinflation gesprochen.4
2. Entwicklung und Verlauf der Inflation
2.1. 1914 - 1918: Die zurückgestaute Inflation
Die Finanzierung des Ersten Weltkrieges kann als eine der Hauptursachen der Deutschen Inflation bezeichnet werden. Auf Grund der entstandenen Güterknappheit hatten alle am Krieg beteiligten Staaten mit der dadurch bedingten Teuerung zu kämpfen. Das Deutsche Reich bildete insofern eine Ausnahme, da nicht nur kriegsbedingte Knappheiten, sondern auch die Kriegsfinanzierung als Ursache für die Inflation angesehen wird.5 Die erste Phase, die schleichende Inflation, ist also bereits 1914 mit dem Ausbruch des ersten Weltkrieges eingeleitet worden.
Das Deutsche Reich stützte die Stabilität seiner Währung auf Gold, das bedeutete, dass Geld und Sparguthaben jederzeit in Gold umgetauscht werden konnten. Angesichts des gerade ausgebrochenen Krieges verabschiedete die Reichsregierung im August/September 1914, um die staatlichen Goldreserven zu erhalten, mehrere Gesetze, die den Umtausch von Banknoten und Münzen in Gold unterbanden und die Golddeckung der Mark aufhoben. Anstelle von Gold wurden nun sogenannte Darlehenskassenscheine und Schuldverschreibungen des Reiches herausgegeben.6 Die Golddeckung der Mark wurde in der Primärdeckung von drei auf ein Drittel herabgestuft und in der zwei Drittel Sekundärdeckung wurden sog. ,Schatzscheine‘ den Handelswechseln gleichgesetzt. Dadurch war einer Geldmengenausdehnung nach jeweiligem Bedarf durch die Notenpresse freier Lauf gelassen. 1916 verschärfte sich die Situation erneut, da nun auch die Handelswechsel in die Primärdeckung der Mark aufgenommen wurden. Somit ließ sich die Grundlage zur Notenausgabe uferlos ausdehnen.7 So war die Reichsbank in der Lage, durch so genannte Schatzanweisungen, dem Reich nach Bedarf Finanzierungsmittel zuzuführen.8 Dadurch vermehrte sich die umlaufende Geldmenge, jedoch besaß diese keinerlei Gegenwert.
Das deutsche Reich finanzierte seine Kriegsausgaben zu circa 70% durch inländische Kreditaufnahme. Zumeist über die, insgesamt neun, ausgegebenen Kriegsanleihen an die Bevölkerung und die Schatzanweisungen. Der Rest stammte aus Steuern und dem gestiegenen Geldvolumen.9 Der geringe Anteil der Steuereinnahmen an den Kriegskosten begründete sich auf das föderale Steuersystem des Deutschen Reiches. Danach besaß das Reich nur beschränkte Steuereinnahmequellen, wie zum Beispiel auf Tabakwaren und die später eingeführten Verbrauchssteuern, und Zölle. Jedoch brachen die Zolleinnahmen mit Beginn des Krieges zunehmend weg.10 Deutschland war auf keinen längeren Krieg vorbereitet. Bei Kriegsbeginn reichte der Kriegsschatz zur Finanzierung der Kriegskosten von zwei Tagen. Nach dem Vorbild des Kriegs von 1870/71 sollten die Kosten dem Gegner beim Friedensschluss auferlegt werden. Daher verzichtete die Reichsregierung bis 1916 auf Steuererhöhungen und nahm zur Deckung der laufenden Militärausgaben die Kriegskredite auf, die als Anleihen einen Teil des seit Kriegsbeginn vermehrten Geldumlaufs abschöpften.11
Erst 1916 begann das Reich mit der Erhöhung und Neueinführung von Steuern. Im Frühjahr wies der Voranschlag des Haushalts erstmals Defizite auf und die im Herbst desselben Jahres, im so genannten Hindenburgprogramm durchgesetzte Verstärkung der Rüstungsanstrengungen zeigten, dass die bisherigen Finanzierungsquellen für die Befriedigung des Kriegsbedarfs nicht ausreichten. Daher beschloss der Reichstag in den folgenden Jahren die verschiedenen Steuererhöhungen und Erhebungen neuer Steuern, wie beispielsweise die 1918 weiter ausgebaute Umsatzsteuer.12
Gleichzeitig zog der Staat die Goldreserven des Volkes ein und gab zum Ausgleich Papiernotgeld aus. Der Münzanteil an der Reichswährung schrumpfte von 3,7 Milliarden Mark 1914 auf 0,2 Milliarden Mark 1918, während sich die Papiergeldmenge von Kriegsbeginn bis 1918 versechsfachte.13
Die Finanzierung der Kriegsausgaben des Deutschen Reiches von insgesamt rund 150 Mrd. Mark erfolgte hauptsächlich durch die Kriegsanleihen. Sie brachten rund 100 Mrd. Mark, während die restlichen Kosten durch Schatzwechsel, Schatzanweisungen und ähnlichen Schuldverschreibungen, aber nur zu einem kleinen Teil aus Steuern und Kriegsabgaben aufgebracht wurden.14
Durch diese in den Kriegsjahren genutzten Instrumente der Geldschöpfung vergrößerte sich die umlaufende Geldmenge letztendlich von sieben Milliarden Mark im Jahr 1914 auf fast dreißig Milliarden Mark im Jahr 1918, wobei etwa zehn Milliarden Mark an Darlehenskassenscheinen eingerechnet sind.15 Während des Krieges kam die Inflation jedoch trotz der gewaltigen Geldschöpfung nicht voll zum Ausdruck, da Preissteigerungen für Rohstoffe und Lebensmittel durch Preisstopps unterhalb der Markttendenz gehalten wurden. Holtfrerich definiert die Kriegsjahre daher als eine zurückgestaute Inflation.16
Die durch das Deutsche Reich betriebene Kriegsfinanzierung kann durchaus als eine Art Fehlfinanzierung eingeschätzt werden. Anders als Kriegsanleihen und Kredite hätten Steuereinnahmen nicht zurückgezahlt werden müssen. Trotzdem wurde nur ein geringer Teil durch Steuern finanziert. Aus der betriebenen Form der Kriegsfinanzierung, welche nur funktionieren konnte, wenn der Krieg gewonnen wäre, ergab sich so eine enorme Staatsverschuldung von 164 Milliarden Mark. Da die Wirtschaft durch den staatlichen Einfluss und die Ausrichtung auf den Krieg immer weniger zivile Güter produzierte, stagnierte das Angebot an Waren und war in vielen Bereichen sogar rückläufig. Der Wert der Mark im Welthandel sank, während am Devisenmarkt der Wert des Dollars immer stärker anstieg.
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1 Meyers Lexikon-Online, http://lexikon.meyers.de/wissen/Inflation+(Sachartikel), Stand: 15.01.2009.
2 Holtfrerich, Carl-Ludwig: Die deutsche Inflation 1914 - 1923. Ursachen und Folgen in internationaler Perspektive. Berlin 1980, S. 9.
3 Vgl. ebd., S. 9f.
4 Vgl. ebd., S. 10, vgl. auch: Meyers Lexikon-Online.
5 Vgl. Specht, Agnete von: Politische und wirtschaftliche Hintergründe der deutschen Inflation 1918 -
1923. Frankfurt/Main 1982, S. 9, vgl. auch: Kerstingjohänner, Helmut: Die deutsche Inflation: 1919 - 1923. Politik und Ökonomie. Frankfurt/Main 2004, S. 27ff.
6 Vgl. Hughes, Michael L.: Econonic Interest, Social Attitudes and Creditor Ideology: Popular Responses to Inflation. In: Feldman, Gerald D.: Die deutsche Inflation - Eine Zwischenbilanz, Berlin 1982, S.
387.
7 Vgl. Roesler, Klaus: Die Finanzpolitik des Deutschen Reiches im ersten Weltkrieg, Bonn, 1967, S. 38.
8 Vgl. Kerstingjohänner, 2004, S. 30, vgl. auch Specht, 1982, S. 9.
9 Vgl. Hardach, Karl: Wirtschaftsgeschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert (1914 - 1970). 3. Aufl.,
Göttingen 1993, S. 17.
10 Vgl. Henning, Friedrich-Wilhelm: Das industrialisierte Deutschland 1914 bis 1986. 6. ergänzte Aufl., Paderborn u.a. 1988, S. 44.
11 Vgl. http://www.dhm.de/lemo/html/wk1/wirtschaft/index.html, Stand : 15.01.2009.
12 Vgl. Holtferich, 1980, 113f.
13 Vgl. Henning, 1988, S. 43f.
14 Vgl. Holtfrerich, 1980, S. 114.
15 Vgl. Henning, 1988, S.45f
16 Vgl. Holtfrerich, 1980, S. 76.
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