Der hier vorliegenden Essay, „Die Schlacht von Bouvines“, wird sich maßgeblich der
Seite Ottos IV. widmen, seiner Vorgeschichte insoweit sie dem Verständnis seiner Stellung
zum Zeitpunkt der Schlacht und der politischen Konstellation dient, und schließlich der
Schlacht von Bouvines selbst sowie auch deren Folgen für die teilnehmenden Parteien. Denn
diese dürfen durchaus als gewichtig bezeichnet werden. Die Schlacht wird in ihrem Verlauf
von mir kurz umrissen werden, um dem Ereignis selbst gerecht zu werden.
Auf die Vorgeschichte Otto IV. wird ein besonderes Augenmerk
gelegt werden, da er einer der Hauptakteure des Geschehens war und eine der maßgeblichen
Triebfedern der Ereignisse. Ich werde im Folgenden nachvollziehen durch welche Umstände Ottos Jugend maßgeblich
geprägt war, wie sich sein enges Verhältnis zum englischen Königshaus erklärt und welche
Widerstände sich auftaten. Das Ereignis „Bouvines“ ist eng an den Thronstreit in Deutschland
geknüpft, und stellt auch dessen Ende dar, da einer der beiden deutschen Kaiser in der
Schlacht unterliegt, und dies das Ende der Zweigeteiltheit im deutschen Reich herbeiführen
wird.
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Inhalt
1. Einleitung
2. Herleitung der Machtverhältnisse
2.1 Der Werdegang Ottos IV. und seine Verbindung zu England
2.2 Die politischen Konstellationen und Pläne 1214
3. Die Schlacht von Bouvines am 27. Juli 1214
3.1 Verlauf und Folgen der Schlacht
4. Resümee
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Im hier vorliegenden Essay, „Die Schlacht von Bouvines“, werde ich mich maßgeblich der Seite Ottos IV. widmen, seiner Vorgeschichte insoweit sie dem Verständnis seiner Stellung zum Zeitpunkt der Schlacht und der politischen Konstellation dient, und schließlich der Schlacht von Bouvines selbst sowie auch deren Folgen für die teilnehmenden Parteien. Denn diese dürfen durchaus als gewichtig bezeichnet werden. Die Schlacht wird in ihrem Verlauf von mir kurz umrissen werden, um dem Ereignis selbst gerecht zu werden. Vornehmlich wird über die gesamte Arbeit Bezug genommen werden auf „Cartellieri, Alexander, Die Schlacht bei Bouvines im Rahmen der europäischen Politik, Leipzig 1914“, „Duby, Georges, Der Sonntag von Bouvines 27. Juli 1214, Der Tag an dem Frankreich entstand, Berlin 1988“ und „Hucker, Bernd Ulrich, Kaiser Otto IV. „MGH, Schriften 34“, Hannover 1990“, in welchen sich bereits in umfassenden Ausarbeitungen zum Thema mit der Schlacht von Bouvines auseinandergesetzt wurde. Auf die Vorgeschichte Otto IV. wird ein besonderes Augenmerk gelegt werden, da er einer der Hauptakteure des Geschehens war und eine der maßgeblichen Triebfedern der Ereignisse. Zwar lässt sich das, und durchaus mit Recht, natürlich auch von Philipp II. August und Johann Ohneland behaupten, doch sprengte es den Rahmen, wollte man sich jeder dieser Personen annehmen.
Ich werde im Folgenden nachvollziehen durch welche Umstände Ottos Jugend maßgeblich geprägt war, wie sich sein enges Verhältnis zum englischen Königshaus erklärt und welche Widerstände sich auftaten. Das Ereignis „Bouvines“ ist eng an den Thronstreit in Deutschland geknüpft, und stellt auch dessen Ende dar, da einer der beiden deutschen Kaiser in der Schlacht unterliegt, und dies das Ende der Zweigeteiltheit im deutschen Reich herbeiführen wird.
2. Herleitung der Machtverhältnisse
Die starke Bindung Ottos an das englische Königshaus ist Grundvoraussetzung seiner Allianz mit Johann Ohneland gegen Philipp II. August von Frankreich. Daneben spielt selbstverständlich auch die Komponente der finanziellen Hilfe von Johann und Richard für Otto eine Rolle, doch um das Verhältnis zum Bündnispartner verständlicher zu machen, muss ein Blick auf die Vergangenheit geworfen werden.
2.1 Der Werdegang Ottos IV. und seine Verbindung zu England
Otto IV. wurde zwischen 1175 und 1176 in Braunschweig als dritter Sohn von Heinrich dem Löwen, dem Herzog von Sachsen und Bayern, und Mathilde, der englischen Königstochter, geboren.[1] Über das genaue Datum seiner Geburt sind keine eindeutigen Erkenntnisse zu finden. Die Verurteilung seines Vaters, Heinrichs des Löwen, 1180 und der damit einhergehende Verlust der meisten Besitzungen im Reich war der Anlass für Ottos, Familie ins Exil an den englischen Hof zu gehen. Über seinen Vater war 1180 die Reichsacht, bzw. ein wenig später die Oberacht, verhängt worden, da er dem staufischen Kaiser Friedrich I. die Teilnahme an dessen Italienfeldzug verweigerte, oder zumindest unannehmbare Forderungen dafür stellte, wie zum Beispiel die durch Silber sehr reiche Stadt Goslar. Da der Vater Ottos sein Urteil nicht akzeptierte begann 1180 auch noch ein Reichskrieg gegen ihn, und 1182 wurde er schließlich verbannt.
Bei seinen anglonormannischen Verwandten ließ man Otto IV. eine erstrangige Erziehung zuteil werden, und dort ist auch der intensivere Kontakt zu seinem Onkel Richard Löwenherz hergestellt worden, welchem bei der Ausbildung des jungen Otto eine große Rolle zukommt.[2] Er wird mit der Zeit als beinahe vollwertiges Familienmitglied in die englische Königsfamilie aufgenommen und die Beziehung zu seinem Oheim Richard Löwenherz intensiviert sich zunehmend. Die prinzengleiche Stellung Ottos bei Hofe und das ihm entgegengebrachte Wohlwollen zeigen sich beispielsweise durch seine Belehnung mit der Grafschaft York. Ab 1190 war Otto IV. also Graf von York, oder sollte es zumindest sein. Dass es nicht der Fall war, lag daran, dass viele seiner neuen Vasallen bis dahin direkt der Krone unterstanden und sich nun weigerten, als „Afterlehensträger“ ihre Lehen von Otto entgegenzunehmen anstatt vom König selbst.[3] Also wurde er wohl nicht Graf von York, doch schien er im Ausgleich ein anderes Lehen erhalten zu haben. Dieses könnte die festländische Besitzung „La Marche“ gewesen sein, obgleich das zumindest von Hucker bezweifelt wird.[4]
Darüber hinaus bemühte sich Richard Löwenherz, Otto die Nachfolge als König Schottlands zu sichern, beziehungsweise, als sich Widerstand seitens anderer erbberechtigter Brüder des schottischen Königs und einiger Barone zeigte, ihm zumindest die Herrschaft über eine Art „Pufferstaat“ zu sichern, der zwischen England und Schottland liegen sollte.[5] Doch auch dieser Plan schlug fehl, da sich König Wilhelm von Schottland Weihnachten 1195, kurz vor der Vertragsunterzeichnung, entschied dies nicht zu unterstützen. Ein weiterer bedeutender Hinweis auf die innige Beziehung zwischen Otto und Richard war der Ritterschlag Ottos 1196, den er von Richard empfing. Dazu wurde Otto mit der Grafschaft Poitou belehnt, was ihn praktisch zum Herren über den gesamten englischen Besitz im südwestfranzösischen Raum zwischen Loire, Allier und den Pyrenäen machte. Des weiteren erhielt er somit die Herrschaft über die Bistümer Portiers, Limoges und Périgueux.[6]
Die Belehnung mit Poitou darf insofern als etwas Besonderes betrachtet werden, da es das Kernland des Herzogtums Aquitaniens war, und sich mit dem Besitz von Poitou auch der Titel des Herzogs von Aquitanien verband. Die so übertragene Würde scheint um so höher zu sein, da Poitou vorher Richard selbst gehörte, welcher es wiederum erhalten hatte von König Heinrich II. und dessen Gemahlin Eleonore. Das Richard sich alle Mühe gab Otto fürstlich auszustatten ist Zeugnis der großen Sympathie die er für ihn empfunden haben muss. Ein weiteres Zeugnis dieser Sympathie liefert die Braunschweigische Reimchronik, die von Richard in Bezug auf Otto schreibt: „…dher in hatte uzer mazen leyph“[7]
Ein weiterer Gunstbeweis war, dass Richard wohl so große Stücke auf seinen Neffen hielt, dass er ihn sogar zum Heerführer seines Frankreichzuges machte. Mit der Wahl Ottos IV. zum römisch-deutschen König 1198 trat er allerdings notgedrungen alle Lehensverpflichtungen gegenüber der englischen Krone wieder ab.
[...]
[1] Hucker, Otto IV, S 4.
[2] Ebd., S 9.
[3] Ebd., S 10.
[4] Ebd., S 10 Hucker bezieht sich auf Winkelmann(Winkelmann, Philipp 1 S. 506) der die Vermutung äußerte es könne sich um La Marche handeln, spricht sich aber dagegen aus.
Der Grund für diesen Zweifel ist, dass Otto zwar zwischen 1190 und 1191 durchaus vom Bischof von Poitou die Kirchenlehen erhielt, die ansonsten ein Graf von La Marche innegehabt hätte, Otto jedoch ansonsten nirgendwo namentlich erwähnt wird. Des weiteren führt Hucker an, dass ein gewisser „Vicomte de Marchia“ wohl kaum 1192 die Güter von Richard Löwenherz verwüstet hätte, wäre Otto der Graf von La Marche gewesen. Hucker verweist in dieser Beziehung auch auf Ahlers (Welfen, S. 170), der sich ebenfalls dagegen ausspricht.
[5] Ebd., S 13.
[6] Ebd., S 14.
[7] Ebd., S 12 Hucker verweist hier seinerseits auf: „Braunschweigische Reimchronik V. 4774 (S.519)
- Citation du texte
- Thomas Marx (Auteur), 2006, Die Schlacht von Bouvines 1214 und ihre Folgen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146442
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