Als Edgar Ellen Poe seineMadame L’Espanaye, wohnhaft in der Rue Morgue Paris, von einem Affen auf bestialische Weise umbringen ließ und daraufhin den ebenso genialen wie exzentrischen Auguste Dupin auf den Fall ansetzte kreierte der englische Autor im Jahre 1841 ein Genre, das bis heute nichts an seiner Faszination eingebüßt hat – den Detektivroman.
Alle klassischen Elemente waren Vorhanden: Das locked Room Puzzle, der Watson, die versteckten Clues.
Das Rätsel um Die Morde in der Rue Morgue ist somit Vorbild für jede weitere Erzählung in der langen Geschichte der Detektivromane.
Auch Poes Zeitgenosse Charles Dickens schrieb Romane, deren zentrales Element ein Mord ist, die sich jedoch stark vom etablierten Schema des Detektivromans abgrenzen: Nicht das Rätsel um die Tat und deren anschließende Aufklärung steht im Vordergrund, sondern die Geschichten der Personen, die (oft nur am Rande) mit dem eigentlichen Mord zu tun haben.
Oft erstreckt sich die Handlung über Monate, wenn nicht Jahre. Die Figuren sind verstrickt in ein kompliziertes Netz aus Beziehungen, das sich laufend verändert. Es geht um ihre Biographien und ihre Entwicklung. Der Mord wird zur Randerscheinung. Und immer befinden sich unter den wichtigsten Gestalten auch Frauen.
Genau diese Frauen sollen im Folgenden durchleuchtet werden. Speziell betrachtet werden Rosa Bud aus Der Fall Edwin Drood sowie Esther Summerson und Lady Dedlock aus Bleak House.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Das Viktorianische Zeitalter und die Rolle der Frau
3. Charles Dickens – Eine Biographie
4. Das Frauenbild des Charles Dickens
5. Dickens Frauengestalten
5.1 Esther Summerson
5.2 Lady Dedlock
5.3 Rosa Bud
6. Eine abschließende Bemerkung
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Als Edgar Ellen Poe seineMadame L’Espanaye, wohnhaft in der Rue Morgue - Paris, von einem Affen auf bestialische Weise umbringen ließ und daraufhin den ebenso genialen wie exzentrischen Auguste Dupin auf den Fall ansetzte kreierte der englische Autor im Jahre 1841 ein Genre, das bis heute nichts an seiner Faszination eingebüßt hat – den Detektivroman.
Alle klassischen Elemente waren Vorhanden: Das Locked-Room-Puzzle, der Watson, die versteckten Clues.
Das Rätsel um Die Morde in der Rue Morgue ist somit Vorbild für jede weitere Erzählung in der langen Geschichte der Detektivromane.
Auch Poes Zeitgenosse Charles Dickens schrieb Romane, deren zentrales Element ein Mord ist, die sich jedoch stark vom etablierten Schema des Detektivromans abgrenzen: Nicht das Rätsel um die Tat und deren anschließende Aufklärung steht im Vordergrund, sondern die Geschichten der Personen, die (oft nur am Rande) mit dem eigentlichen Mord zu tun haben.
Oft erstreckt sich die Handlung über Monate, wenn nicht Jahre. Die Figuren sind verstrickt in ein kompliziertes Netz aus Beziehungen, das sich laufend verändert. Es geht um ihre Biographien und ihre Entwicklung. Der Mord wird zur Randerscheinung. Und immer befinden sich unter den wichtigsten Gestalten auch Frauen.
Genau diese Frauen sollen im Folgenden durchleuchtet werden. Speziell betrachtet werden Rosa Bud aus Der Fall Edwin Drood sowie Esther Summerson und Lady Dedlock aus Bleak House.
2. Das Viktorianische Zeitalter und die Rolle der Frau
Die Bühne, auf der sich die Romane von Dickens abspielen ist das London (in weiteren Kreisen das südliche England) des Viktorianischen Zeitalters.
Als das Viktorianische Zeitalter bezeichnet man die Regierungszeit von Königin Victoria von 1837 bis 1901.
Hervorstechendstes Merkmal dieser Zeit ist die Industrialisierung Europas, speziell Englands.
Durch den Einsatz von Dampfmaschinen und später Motoren erfuhr die Gesellschaft einen nie gekannten Wandel.
Waren konnten in Mengen produziert und mit Geschwindigkeiten transportiert werden, die wenige Jahre zuvor unvorstellbar waren.
In England eröffneten hunderte neue Bergwerke, zahllose Fabriken und Veredelungsbetriebe. Innerhalb weniger Jahre war die Insel durchzogen von einem Eisenbahnnetz. Der Bedarf an Arbeitskräften war gewaltig. Menschen aus ganz Europa wie auch aus den Kolonien des Empire zogen nach England in der Hoffnung auf ein besseres Leben.
Die Einwohnerzahl des Vereinigten Königreiches verdoppelte sich innerhalb von fünfzig Jahren. London wurde zur ersten echten Metropole der Welt mit über einer Millionen Einwohnern.
Doch nur wenige fanden ihr Glück. Vielmehr führte die Industrialisierung zu einer neuen Dreiklassengesellschaft, deren Grenzen stark gezogen waren. Ganz oben standen neben dem alten Adel die wenige Menschen, die mit der Industrialisierung reich geworden waren: Fabrik- und Bergwerkbesitzer, Reeder und erfolgreiche Geschäftsleute. Man sprach zum ersten Mal vom Geldadel.
Darunter kam eine gebildete Mittelschicht, hauptsächlich bestehend aus Beamten und Verwaltungsangestellten in den zahlreichen neuen Betrieben. Auch kleine Geschäftsleutezählten hierzu. Diese Menschen hatten in der Regel eine gute Schulbildung genossen, die es ihnen ermöglichte, Berufe in mittleren Positionen zu ergreifen.
Ganz unten stand der gemeine Arbeiter. Er war tätig in den Fabriken, in Bergwerken oder an den Docks. Zwei Drittel der Bevölkerung gehörten dieser Unterschicht an
Die Bedingungen unter denen diese Menschen arbeiten mussten waren in der Regel menschenunwürdig. Arbeitstage von zehn Stunden waren die Regel; man arbeitete sechs Tage die Woche. Schulbildung war die Ausnahme, meist besuchten die armenMenschen wenige Jahre eine öffentliche oder kirchliche Schule um zumindest die Grundlagen des Lesens und Rechnens zu lernen. So fingen viele Kinder bereits im Alter von zehn oder zwölf Jahren an zu arbeiten; meist unter schlimmeren Bedingungen als die Erwachsenen. Aufgrund ihrer geringen Körpergröße wurden sie oft benutzt für den Einsatz in Bergwerken wo sie gezwungen waren in nur wenigen Zentimeter hohen Stollen ohne Schutzkleidung zu kriechen um Erz und Kohle abzubauen. Die Arbeiterfamilien lebten in der Regel in unmittelbarer Nähe der Fabriken und Bergwerke und sahen sich ständig den von diesen produzierten Giftstoffen ausgesetzt.
Hinzu kam der von ihnen selbst produzierte Unrat.
Wenige Menschen der Unterschicht erlebten ihren vierzigsten Geburtstag.
Erst gegen Ende der Ära stellte sich Besserung ein.
Die großen Städte, zu allererst London, erhielten eine eigene Kanalisation.
Es entstanden Arbeitersiedlungen, die abseits der Fabriken lagen. Dazu kam es zu Reformen im Gesundheitswesen und Arbeitsrecht. Auch das Bildungswesen wurde reformiert.
Dennoch schien die Aufteilung der Gesellschaft in drei Klassen zu Dickens Lebzeiten in Stein gemeißelt zu sein.
Dies zeichnete sich auch in der Ausgestaltung der Freizeit ab.
Adel und Oberschicht bevorzugten Beschäftigungen, die ähnlich luxuriös waren wie ihr sonstiger Lebenswandel: Es wurden rauschende Feste gefeiert auf denen viel gegessen und noch mehr getrunken wurde. Man ging zu Modenschauen und kaufte Kleider deren Preis das Jahresgehalt eines Fabrikarbeiters bei weitem überstieg. Teure Hobbies wir die Pferdezucht waren ebenso beliebt.
Die Unterschicht verbrachte ihre wenige Freizeit dagegen vor allem damit, ihre Sorgen in Alkohol zu ertränken. Man besuchte Kneipen und frönte dem Glückspiel.
Angehörige der Mittelschicht dagegen versuchten sich von der ‚unzivilisierten‘ Unterschicht und den Ausschweifungen des Adels abzugrenzen.
Alkohol und Glücksspiel waren verpönt, ebenso wie der übermäßige Exzess, dem sich die Oberschicht gerne hingab.Man führte ein religiöses Leben und hielt moralische Werte hoch.
Als akzeptierte Freizeitbeschäftigungen galten vor allem der Besuch von Theater, Oper, Konzerten oder anderen kulturellen Veranstaltungen.
Auch Hobbies mit naturwissenschaftlichem Hintergrund waren beliebt. Es gab zahlreiche Freizeitornithologen, Mineralien- oder Schmetterlingssammler.
Insgesamt ist das Viktorianische Zeitalter also eine Ära des Wandels und des Aufbruchs.
Die Gesellschaft erlebte einen Umbruch, der in der Geschichte der Menschheit ohne Gleichen ist.
Doch vor allem soziale Unterschiede, ihre Nöte, Moralvorstellungen und ihr Lebenswandel sind charakteristisch für das Viktorianische Zeitalter und stets ein zentrales Motiv in den Romanen von Charles Dickens.
Das Bild und die Rolle der Frau im Viktorianischen Zeitalter sind direkt zurückzuführen auf die Lehren der Kirche, deren Einfluss vor allem auf das Leben der Menschen der Mittelschicht besonders stark war.
Laut dieser hat sich „nach den biblischen Texten des heiligen Paulus die Frau dem Mann zu unterwerfen und als religiöse und moralische Leitfigur in der Familie zu dienen“.[1]
Dies führte zu einer ambivalenten Position der Frauen in der Gesellschaft. Innerhalb der Familie hatten sie eine starke Stellung. Ihr Wort war Gesetz in Fragen von Ethik, Moral und Erziehung.
Außerhalb der Familie jedoch war ihre Stellung umso schwächer.
Zurückführend auf ihre von der Kirche definierte Rolle kamen ihnen innerhalb der Gesellschaft keine anderen Aufgaben zu. So war es nicht üblich, dass Frauen einen Beruf erlernten, politische Ämter bekleideten oder auf sonstige Art gesellschaftlichen Einfluss ausüben konnten.
[...]
[1] Levine 1987, S. 11-12
- Arbeit zitieren
- Florian Stary (Autor:in), 2010, Frauengestalten in Detektivromanen von Charles Dickens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146408
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