In der Nachkriegszeit (1945-1949) gab es in Deutschland einige Modernisierungsversuche im öffentlichen Gesundheitswesen. Als ein wesentliches Reformmodell wurden die Ansätze des amerikanischen Public Health betrachtet. Die Entwicklung des Gesundheitswesens in Deutschland nach dem verheeren-den 2. Weltkrieg gestaltete sich als sehr schwierig. Die Public Health Branch der Amerikanischen Besatzungsmacht versuchte mittels eines 3 Punkte Plans einen Problemlösungsprozess einzuleiten.
Inhaltsverzeichnis
1. Historische Entwicklung des Gesundheitswesens in Deutschland
1.1 Public Health Modell in der Nachkriegszeit
1.2 Entwicklung des Gesundheitswesens in der Nachkriegszeit
1.3 Der Einfluss der Amerikaner
1.4 Kritikpunkte am Public Health Modell in der Nachkriegszeit
1.5 Gesundheitspolitische Veränderungen
1.6 Problemlösungsprozess der amerikanischen Besatzungsmacht
2. Organisation des Gesundheitswesens in der Bundesrepublik Deutschland
2.1 Kritische Betrachtung der föderalen Struktur des Gesundheitswesens der BRD
2.2 Konflikt - und Kritikpunkte
3. Literaturverzeichnis
1. Historische Entwicklung des Gesundheitswesens in Deutschland
1.1 Public Health Modell in der Nachkriegszeit
In der Nachkriegszeit (1945-1949) gab es in Deutschland einige Modernisierungsversuche im öffentlichen Gesundheitswesen. Als ein wesentliches Reformmodell wurden die Ansätze des amerikanischen Public Health betrachtet.
1.2 Entwicklung des Gesundheitswesens in der Nachkriegszeit
Die Entwicklung des Gesundheitswesens in Deutschland nach dem verheerenden 2. Weltkrieg gestaltete sich als sehr schwierig. Teile Deutschlands waren bis zu 90 Prozent zerstört worden, so dass eine Infrastruktur kaum nutzbar war. Politisch gesehen wurde Deutschland unter den Besatzungsmächten (Siegermächte) aufgeteilt. Da ein schneller Aufbau des öffentlichen Gesundheitswesens erfolgen sollte, mussten sich die Besatzungsmächte eng mit den Resten der deutschen Verwaltung arrangieren. Somit entging ein Großteil der Ärzteschaft einer Entnazifizierung.
1.3 Der Einfluss der Amerikaner
Die Amerikaner hatten die Hoffnung, dass eine Stärkung des Gesundheitswesens durch die Übertragung von Eigenverantwortung erfolgen könnte. Im Dezember 1947 stellte die Public Health Division enttäuscht fest, das bei der Errichtung des deutschen Gesundheitswesens nur wenige Fortschritte erziel worden. Diese Entwicklung stuften die Amerikaner als langsam, konfus und instabil ein (1). Deutsche Gesundheitspolitiker verkörperten das Bild teilnahmsloser und unflexibler Beamter, die zudem auf alte Strukturen verharrend und mit sogenannte „mental constipation“ (2) (geistige Verstopfung) gekennzeichnet waren.
1.4 Kritikpunkte am Public Health Modell in der Nachkriegszeit
Die Kritik umfasste auch eine pessimistische Zukunftssicht, da der Gesundheitspolitik weder zugetraut wurde sich zu verändern noch eine Aufgeschlossenheit gegenüber Modifizierungen zu beobachten war. Die sog. „laissez faire“ (3) Einstellung genügte somit dem Anspruch der Besatzungsmacht keineswegs. Gesucht wurde ein anderer Typus von Gesundheitspolitikern. Die Probleme sollten selbstbewusst, dynamisch, lösungs- und zielorientiert bewältigt werden (4). Zusammengefasst bezogen sich die Hauptkritikpunkte der Amerikaner auf Organisation und Administration (5) des öffentlichen Gesundheitswesens zum einem und in dem Ausbildungsstand deutscher Amtsärzte zum anderen (6). Im Verhandlungsbericht der Frankfurter Medizinischen Gesellschaft äußerte Prof. Dr. Dr. F. Volhard am 5. Juni 1946 in seiner Eröffnungsansprache „…dennoch sind wir medizinisch auf vielen Gebieten eingeholt und überflügelt worden. Schwer wird die Zukunft der Forscherarbeit“ (7).
1.5 Gesundheitspolitische Veränderungen
Da es kein Gesundheitsministerium gab, wurde die „öffentliche Gesundheit“ zum politischen Spielball zwischen Innen- und Arbeitsministerium (8). Ein weiterer Konflikt schwelte in der Koordinierung der Gesundheitspolitik zwischen den einzelnen Ländern.
1.6 Problemlösungsprozess der amerikanischen Besatzungsmacht
Die Public Health Branch der Amerikanischen Besatzungsmacht versuchte mittels eines 3 Punkte Plans einen Problemlösungsprozess einzuleiten. Unter Punkt 1 sollte die Anstellung eines Mediziners als Referent des Gesundheitswesens mit Verwaltungserfahrung erfolgen. In Punkt 2 wurde die Schaffung eines Gesundheitsministeriums verfolgt. Als 3. Schwerpunkt sah man die Bedeutung von Unabhängigkeit des Gesundheitsministeriums gegenüber politischen Ränkespielen an (9). Die amerikanische Besatzungsmacht wollte für die deutsche Gesundheitspolitik nicht den Referenzpunkten in den Traditionen der Weimarer Republik folgen. Sie forderte „concepts in modern sense“ womit Konzepte des amerikanischen Public Health gemeint waren (9).
2. Organisation des Gesundheitswesens in der Bundesrepublik Deutschland
2.1 Kritische Betrachtung der föderalen Struktur des Gesundheitswesens der BRD
Die Organisation des Gesundheitswesens in der Bundesrepublik Deutschland ist durch eine Trias gekennzeichnet.
Die drei unterschiedlichen Handlungsebenen von Bund, Länder und Gemeinden (Trias) haben in der Historie der Bundesrepublik im Gesundheitswesen zu steten Konflikten geführt. Föderalistische Strukturprobleme trugen und tragen dazu bei, dass einheitliche Organisationsgesetze schwer zu realisieren sind. Nach Kriegsende wurde versucht eine Organisationsform des Gesundheitswesens zu entwickeln, die sowohl in der BRD als auch in der DDR eine Abkehr von der nationalsozialistischen Gesundheitspolitik bedeutete. Besondere Aufmerksamkeit galt dabei den unteren Verwaltungsstrukturen auf Gemeinde- und Kreisebene. Durch die personelle Besetzung mit Personen aus der Zeit des Nationalsozialismus war eine Restauration des Gesundheitswesens in Deutschland, wie z.B. an das Fürsorgekonzept der Weimarer Republik anzuknüpfen, kaum zu initiieren. Der erwünschte Bedeutungszuwachs des öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) gelang eher nicht. Der ÖGD verlor immer mehr an Einfluss und Bedeutung auch durch die Abgabe wichtiger Aufgabenfelder z.B. der Gesundheitsfürsorge an die Krankenkassen. In den drei westlichen Besatzungszonen kam es zusammengefasst zu einem Anknüpfen an das Gesundheitswesen der Vergangenheit. Beispielgebend dafür, brauchte es ein halbes Jahrhundert bis zum 14.8.2006, um das aus der Zeit des Nationalsozialismus erlassene „Gesetz über die Vereinheitlichung des Gesundheitswesens“ aufzuheben. Durch den unterschiedlichen Einfluss der Besatzungsmächte entwickelten sich auf deutschen Boden sogar zwei unterschiedliche Gesundheits- und Sozialsysteme (10).
Die förderalistische bundesstaatliche Struktur des Gesundheitswesens wird mit der festgelegten konkurrierenden Gesetzgebung beschrieben.
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- Quote paper
- Heiko Schumann (Author), 2008, Historische Entwicklung des Gesundheitswesens in Deutschland in der Nachkriegszeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146318
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