„Die Mundart ist von jeher die Sprache der einfachen, arbeitenden Menschen gewesen. Durch die Jahrhunderte fort ist sie uns — freilich nicht ohne gewisse Veränderungen — von unseren Vorfahren vererbt worden. Sie ist lebendiges Zeugnis der Vergangenheit, sie gibt Aufschluß über die gesprochene Sprache längst verflossener Zeiten und ist deshalb zu Recht einer der wesentlichsten Forschungsgegenstände der Sprachwissenschaft geworden.“ (Becker/Bergmann 1969, 17) So schreibt Horst Becker in dem von Gunter Bergman neu bearbeiteten Buch „Sächsische Mundartenkunde“ und misst damit dem Dialekt als Forschungsgegenstand eine große Bedeutung zu. Dialekt ist nichts, was einfach so entsteht wie etwa eine sprunghafte Metamorphose in der Biologie. Dialekt bedeutet Geschichte, Tradition und auch Identität. Die Sprecher in einer bestimmten Region sind oftmals stolz auf Ihre Mundart und möchten sie nur ungern und bestenfalls zu öffentlichen Anlässen ablegen. ‚Zu Hause spricht man so, wie einem der Schnabel gewachsen ist’, so heißt es oftmals im Volksmund, und so weist jede Region andere, jedoch besondere Merkmale auf, die es sich zu untersuchen lohnt. In der vorliegenden Arbeit möchte ich mich nun mit den Besonderheiten der obersächsischen Mundart befassen, wobei Phänomene im Vokalismus und im Konsonatismus Erwähnung finden werden. Die wesentliche Frage wird dabei sein: „Was ist bei der Aussprache bestimmter Vokale und Konsonanten im obersächsischen und teilweise auch erzgebirgischen Dialekt anders, als in standarddeutscher Realisierung?“ Ein Hauptaugenmerk wird dabei auf der Art und Weise der Artikulation liegen. Im zweiten Teil werden die aufgeführten dialektalen Phänomene anhand einiger Sprachbeispiele überprüft und damit auch hinterfragt. Eine Charakterisierung des Textkorpus der Sprachaufnahmen erfolgt zu Beginn des dritten Kapitels, wobei etwas über Alter, Beruf und Bildung der Sprecher und Sprecherinnen gesagt wird. Ziel der Arbeit soll es sein, besonders auffällige Merkmale des obersächsischen Dialektes herauszustellen und zu untersuchen, nicht aber alle Phänomene detailliert zu beschreiben.
Inhalt
1. Vorwort
2. Theoretisch-begriffliche Grundlagen
2.1. Der obersächsische Dialekt
2.1.1. Eingrenzung des Untersuchungsgebietes
2.1.2. Besonderheiten Im Vokalismus und Konsonatismus
2.1.2.1. Der Vokal a
2.1.2.2. Der Vokal e
2.1.2.3. Die Vokale ö und ü
2.1.2.4. Die Vokale o und u
2.1.2.5. Die Diphthonge ai und au
2.1.2.6. Kürzungen
2.1.2.7. Spirans-Realisierung von g
2.1.2.8. Die Konsonanten p und t
2.1.3. Zusammenfassung
3. Empirische Untersuchungen und Ergebnisse
3.1. Charakterisierung des Textkorpus
3.2. Auswertung der Sprachaufnahmen
3.2.1. Der Vokal a
3.2.2. Der Vokal e
3.2.3. Die Vokale ö und ü
3.2.4. Die Vokale o und u
3.2.5. Die Diphthonge ai und au
3.2.6. Kürzungen
3.2.7. Spirans-Realisierung von g
3.2.8. Die Konsonanten p und t
3.3. Zusammenfassung
4. Literaturverzeichnis
5. Textkorpus
1. Vorwort
„Die Mundart ist von jeher die Sprache der einfachen, arbeitenden Menschen gewesen. Durch die Jahrhunderte fort ist sie uns — freilich nicht ohne gewisse Veränderungen — von unseren Vorfahren vererbt worden. Sie ist lebendiges Zeugnis der Vergangenheit, sie gibt Aufschluss über die gesprochene Sprache längst verflossener Zeiten und ist deshalb zu Recht einer der wesentlichsten Forschungsgegenstände der Sprachwissenschaft geworden.“ (Becker/Bergmann 1969, 17)
So schreibt Horst Becker in dem von Gunter Bergman neu bearbeiteten Buch „Sächsische Mundartenkunde“ und misst damit dem Dialekt als Forschungsgegenstand eine große Bedeutung zu. Dialekt ist nichts, was einfach so entsteht wie etwa eine sprunghafte Metamorphose in der Biologie. Dialekt bedeutet Geschichte, Tradition und auch Identität. Die Sprecher in einer bestimmten Region sind oftmals stolz auf Ihre Mundart und möchten sie nur ungern und bestenfalls zu öffentlichen Anlässen ablegen. ‚Zu Hause spricht man so, wie einem der Schnabel gewachsen ist’, so heißt es oftmals im Volksmund, und so weist jede Region andere, jedoch besondere Merkmale auf, die es sich zu untersuchen lohnt.
In der vorliegenden Arbeit möchte ich mich nun mit den Besonderheiten der obersächsischen Mundart befassen, wobei Phänomene im Vokalismus und im Konsonatismus Erwähnung finden werden. Die wesentliche Frage wird dabei sein: „Was ist bei der Aussprache bestimmter Vokale und Konsonanten im obersächsischen und teilweise auch erzgebirgischen Dialekt anders, als in standarddeutscher Realisierung?“ Ein Hauptaugenmerk wird dabei auf der Art und Weise der Artikulation liegen. Im zweiten Teil werden die aufgeführten dialektalen Phänomene anhand einiger Sprachbeispiele überprüft und damit auch hinterfragt. Eine Charakterisierung des Textkorpus der Sprachaufnahmen erfolgt zu Beginn des dritten Kapitels, wobei etwas über Alter, Beruf und Bildung der Sprecher und Sprecherinnen gesagt wird.
Ziel der Arbeit soll es sein, besonders auffällige Merkmale des obersächsischen Dialektes herauszustellen und zu untersuchen, nicht aber alle Phänomene detailliert zu beschreiben.
2. Theoretisch-begriffliche Grundlagen
2.1. Der obersächsische Dialekt
2.1.1. Eingrenzung des Untersuchungsgebietes
Wenn man versuchen möchte, die Besonderheiten eines bestimmten Dialektes genauer herauszustellen, so ist es zu allererst einmal von Nöten, das Gebiet, in dem es sprachliche Abweichungen vom Standard gibt, genauer einzugrenzen. Für die Analyse des obersächsischen Dialektes sollen in dieser Arbeit folgende Grenzen gelten:
„Der obersächsische Dialektraum erstreckt sich in weitester Auslegung von Plauen im Süden bis Wittenberg im Norden, er umschließt noch Halle an seiner westlichen Grenze und geht bis zur polnischen Grenze im Osten.“ (Barden/Großkopf 1998, 43)
Nach Birgit Barden und Beate Großkopf ist dieses Gebiet allerdings dialektal sehr uneinheitlich und zeichnet sich außerdem noch durch eine starke Staffelung von Nord nach Süd aus. Trotzdem konnten sie charakteristische Merkmale erarbeiten, die später im Detail beschrieben werden sollen.
2.1.2. Besonderheiten im Vokalismus und Konsonatismus
Die Unterschiede in phonetisch-phonologischen Merkmalen zwischen dem obersächsischen Dialekt und der Hochsprache sind gering und weniger auffällig, als zum Beispiel jene des bairischen Dialektes. Jedoch geben die einzelnen Merkmale zusammen dem Obersächsischen seine typische Lautung.
Auf folgende Merkmale wird im Bereich des Vokalismus näher eingegangen: die offene Realisierung des langen e, sowie die „Verdumpfung“ des standartdeutschem langen und kurzen a, die velare Realisierung der Labiopalatalvokale ü und ö, die monophthongische Realisierung von ai und au und die Neigung zur Klitisierung im obersächsischen Dialekt.
Die Spirans-Realisierung des stimmhaften Plosivs g sowie die Lenis-Realisierung anlautender standarddeutscher stimmloser Plosive werden im Bereich des Konsonatismus ebenfalls näher betrachtet. Im gesamten Kapitel beziehe ich mich dazu auf die Seiten 46 bis 126 des Buches „Sprachliche Akkommodation und soziale Integration“ von Birgit Barden und Beate Großkopf, erschienen 1998 im Niemeyer-Verlag.
2.1.2.1. Der Vokal a
Als ein sehr markantes Merkmal des obersächsischen Dialektes wird die Verdunklung des langen a angesehen. Der Vokal klingt nach Becker/Bergmann „nicht ganz rein“ (s 48) und kann bis zum [ (׃) ] verdumpft werden. Eine helle und unverdumpfte Realisierung wird von den Sachsen eher selten genutzt. Ebenso verhält es sich mit dem kurzen a, jedoch in einem erheblich geringeren Maße.
In den Untersuchungen von Barden und Großkopf zeigte sich, dass a in Wörtern mit phonologischer Kürze auffällig oft gedehnt wird. Entscheidend dabei war allerdings, dass a vor r auftritt, wie etwa in den Lexemen Arbeit, Park und Mark. Es kann also festgehalten werden, dass a vor r überdurchschnittlich häufig dialektal realisiert wird und damit zu den charakteristischen Merkmalen des obersächsischen Dialektes zählt.
Der Einfluss von offener und geschlossener Silbe ist in sofern relevant, als dass a in geschlossenen Silben, wie im Wort Amt, meist normal jedoch in offenen Silben etwas mehr dialektal realisiert wird. Ein Beispiel hierfür ist das Lexem Sache, bei dem es wieder zur Verdunklung kommt. Das bei der Lautschrift verwendete Symbol wäre [ ].
2.1.2.2. Der Vokal e
Ein weiteres Merkmal des obersächsischen Dialektes ist die offene Realisierung von e. Das lange e wird dabei oft bist zum [æ:] geöffnet, was sich besonders häufig beim Wort eben zeigt: der Sachse sagt dann [æ:m]. Vergleicht man den standarddeutschen e-Laut und den des Dialektes, so kann man feststellen, dass das e in der Hochsprache im Gegensatz zum [ε:] in stark dialektaler Realisierung, wesentlich mehr Spannung in der Artikulation erfordert und geschlossener ausgesprochen wird. Diese offene Realisierung des e ist in städtischen Gebieten allerdings sehr verpönt und zeigt sich daher auch nur noch bei starken Dialektsprechern.
Studien zeigen außerdem, dass es einen signifikanten Unterschied zwischen der Aussprache in Leipzig, in Dresden und in Chemnitz gibt. Dabei nutzen Personen aus Dresden wesentlich häufiger die dialektale Form als Personen aus Leipzig oder Chemnitz. Man nahm zuerst an, dass eine Korrelation zwischen Wohnort und Alter besteht, wonach es in Dresden mehr ältere Menschen geben müsste als in den anderen beiden Städten, da mit zunehmenden Alter von einem stärkeren Dialektgebrauch ausgegangen werden kann. Jedoch bestätigte sich diese Annahme nicht, denn es wurde festgestellt, dass die Altersverteilung in allen Städten annähernd gleich war. Daraufhin untersuchte man das Wort eben genauer, weil es anscheinend einer sehr starken Öffnung des e unterliegt. Man konnte feststellen, dass dieses Lexem nur in der Stadt Dresden stark dialektal artikuliert wurde, was für eine Lexikalisierung spricht und damit nicht mehr phonologischen Regeln unterliegt. (Vgl. Barden/Großkopf 1998, 61-63)
2.1.2.3. Die Vokale ö und ü
Die Labiopalatalvokale kurzes und langes ö und ü können im Obersächsischen völlig entrundet werden, dass heißt, dass sie ohne Vorstülpung und Rundung der Lippen gesprochen werden. Aus [ø(:)] wird dann [e(:)] und aus [y(:)] wird [ı(:)]. Diese Tendenz trifft sowohl bei den Längen als auch bei den Kürzen zu. Beispielwörter wären Küche und Möbel. Diese Art der Realisierung in der obersächsischen Umgangssprache wurde laut Barden und Großkopf aus den obersächsischen Mundarten entnommen. Sehr deutlich kann man diese Merkmale noch im erzgebirgischen Dialekt feststellen, wo sich zum Beispiel die sonst im obersächsischen selten gewordene vollkommene Entrundung des ö noch deutlich zeigt, wie etwa im Wort [ble:d] (blöd) und [∫e:n] (schön).
Aber welche Faktoren begünstigen nun die entrundete Realisierung des Buchstabens ü ? Hierzu ist es zunächst wichtig, zwischen langem und kurzem ü zu unterscheiden. Beim langen ü kommt es eher zur Entrundung, wenn ü vor oder nach einem Bilabial steht (drüber oder gemütlich) oder wenn ü vor ch oder vor einem Velar steht (Bücher oder Züge). Genau wie beim langen ü wirkt es sich positiv auf die Entrundung aus, wenn vor oder nach dem kurzen ü ein Bilabial steht (Bürger und hübsch) oder nach dem ü ein Velar oder ch steht (Glück und Kühe). Außerdem zeigt sich eine Entrundung, wenn ein Velar vor ü steht, wie bei den Lexemen Küche oder günstig. Allerdings wird hier auch eine teilweise Lexikalisierung vermutet, da es innerhalb der verschiedenen Gruppen Wörter gibt, die besonders häufig dialektal realisiert werden. So etwa bei den Lexemen Bücher, gemütlich, natürlich und Mühe im Bereich des langen ü und Glück, günstig, Küche, Müll, müssen und Stück im Bereich des kurzen ü.
2.1.2.4. Die Vokale o und u
O und u werden im Obersächsischen sehr häufig zentral realisiert. Dies zeichnet sich durch eine Vor- bzw. Rückverlagerung der Artikulationsstelle aus, wobei gleichzeitig eine geringe Änderung der Lippenhaltung stattfindet. Dadurch wird dem obersächsischen Dialekt ihr typischer Klang verliehen. Von einigen Sprechern aus anderen Regionen wird dieses Merkmal oftmals noch als unästhetisch und dumpf empfunden.
Bei der Artikulation des o findet eine schwache bis starke Palatovelarität statt. Die Artikulationsstelle wird leicht vorverlagert und die Lippen immer mehr entrundet, bis hin zu einer Öffnung. (vgl. Barden/Großkopf 1998, 70) Der geschlossene und gespannte o-Laut der standarddeutschen Sprache [o:] verändert sich über den leicht zentralisierten, schwach dialektalen Laut [ö:] bis hin zum stark zentralisierten und dialektalen [Λ:]. Häufig findet sich diese Zentralisierung vor Nasalen oder Plosiven. Vokale werden vor Plosiven meist etwas nasalisiert. Dies ist zwar in der Regel kaum hörbar, beeinflusst aber die akustische Struktur der Vokale. Durch die akustische Phonetik lässt sich unter anderem auch feststellen, dass nasalierte Vokale für gewöhnlich offener ausgesprochen werden als orale Vokale und dies begünstigt wiederum die Zentralisierung.
Bei der zentralen Realisierung von o vor Plosiven vermutet man eine Lexikalisierung. Besonders gut zeigt sich dies bei den Wörtern oben, Gebot, Opa, Boden und gehoben. Andere Wörter, wie rot, Verbot, Oktober oder Probe werden dagegen eher standarddeutsch artikuliert. Auch bei auslautendem o wie beim Lexem Büro zeigt sich eine starke Zentralisierung.
Die zentrale Realisierung von u verläuft ebenso wie bei o über eine Vorverlegung der Artikulationsstelle und einer Lippenentrundung bis hin zur Öffnung, allerdings tritt dieses Merkmal wesentlich seltener auf. Vor Nasalen und Plosiven kommt es zu einer verstärkten Zentralisierung und bei u vor Frikativen, wie ch und f scheint es sich eher um eine Lexikalisierung als um eine phonologische Regel zu handeln.
2.1.2.5. Die Diphthonge ai und au
Durch Anhebung des Anglitts können die beiden Diphthonge ai und au im Obersächsischen assimiliert und in bestimmten lexikalischen Umgebungen sogar vollständig monophthongisch realisiert werden. In allen Mundarten des obersächsischen Gebietes, außer im Südvogtländischen, trifft diese Realisierungsform zu. Au und ai werden, besonders auch im Erzgebirgischen, zu [α:], es heißt also [bα:m] (Baum) und [glα:d] (Kleid). Allerdings sind in vielen Gebieten auch Mischformen zu finden, bei denen au mehr zu o hin realisiert wird: [bo:m] und ai eher als e realisiert wird: [gle:d].
Betrachtet man den Diphthong ai genauer, so zeigt sich, dass viele Lexeme mit dieser Variable eindeutig lexikalisiert sind, da sich diese auch unter längerem Einwirken der Standartsprache nur sehr schwer zum standarddeutschen hin verändern (vgl. Barden/ Großkopf 1998, 87). Besonders häufig treten dabei die Wörter allein, heiß, ein und kein auf, die besonders oft dialektal, also mit [e:] realisiert werden. Die dialektale Realisierung des Diphthongs ai in kurzen, hochfrequenten Wörtern, zeigt sich übrigens auch in anderen Mundarten, wie zum Beispiel im Berlinischen [e:] und im Bairischen [oa].
Eine Besonderheit zeigt sich bei au im Wort auch: Barden und Großkopf stellen fest, dass der Diphthong au in diesem Wort häufig als [o:] oder [oυ] artikuliert wird. Allerdings lässt sich die Form ah [α:] im Obersächsischen, speziell aber im Erzgebirgischen, wesentlich häufiger feststellen.
2.1.2.6. Kürzungen
Auffällig erscheint ebenfalls die Tatsache, dass es im obersächsischen, und speziell auch im erzgebirgischen Dialekt häufig zu Kürzungen kommt, oder mehrere Wörter regelrecht „zusammengeschweißt“ werden.
Nicht dürfte im Bereich der Kürzung oder Tilgung von Buchstaben wohl das bekannteste und auch zugleich häufigste Wort sein. Selten wird das t im Auslaut wirklich realisiert und oft kommt es sogar zur Tilgung des ch, sodass der Sachse nur noch nich oder ni sagt. Interessant zu beobachten ist außerdem, dass es neben diesen kurzen Formen auch die Form net gibt, die häufig im Vogtländischen aber auch im Erzgebirgischen gebraucht wird und die durch Vokalwechsel gebildet wird.
Wenn ein Verb im Satz gefolgt von dem Wort du auftritt, so werden diese zwei Lexeme häufig zusammen gezogen. Zum Beispiel wird weißt du zu weißte, oder hast du zu haste usw. So gibt es im Obersächsischen viele Kürzungen und Tilgungen, die in diesem Rahmen jedoch nicht alle Erwähnung finden können.
2.1.2.7. Spirans-Realisierung des inlautenden und auslautenden g
Die Untersuchungen von Barden und Großkopf zeigen, dass das inlautende g entweder als [Ç] nach Vorderzungenvokalen und Sonoranten, oder als [x] nach Hinter- und Flachzungenvokalen artikuliert wird. Der häufige Gebrauch des als Spiranten realisierten intervokalischen g zeichnet den starken Dialektsprecher aus. So sagt man zum Beispiel [flıÇən] (fliegen) und [fo:xl] (Vogel).
Bei den Hinter- und Flachzungenvokalen fiel besonders das a auf, nach welchem g häufig als Spirant artikuliert wird. Das Wort sagen wird neben fragen und Tage am häufigsten dialektal ausgesprochen; es ist allerdings auch ein hoch frequentes Wort in der gesprochenen Sprache. Daran zeigt sich, dass häufig gesprochene Wörter eher dialektal realisiert werden als weniger frequente (vgl. Barden/Großkopf 1998, 106).
Bei den Sonoranten und Vorderzungenvokalen erfolgt ein Großteil der Spirans-Realisierungen nach dem i, welches eine flektierte ig -Endung einleitet, wie bei richtiger, gültig und notwendig. Außerdem neigen starke Dialektsprecher dazu, den palatal-dorsalen Frikativ als Koronallaut zu realisieren. Kollegen [kolæ∫ən] und fliegen [flı:∫ən] sind dabei nur zwei auffällige Beispiele. Wenn dabei nun zusätzlich ein interkonsonantisches Schwa getilgt wird, kommt es zu einer Lautkombination, die als typisch sächsisch bezeichnet wird. Dies ist zum Beispiel im Wort richtiges [ьı∫əs] der Fall.
2.1.2.8. Die Konsonanten p und t
Kommen wir nun zur Lenis-Realisierung der beiden Konsonanten p und t. „Die weichen und harten Buchstaben“ (Barden/Großkopf 1998, 108) werden von den Sachsen nur schwer unterschieden und Goethe beschwerte sich einst darüber, dass die Mangelnde Differenzierung zwischen den sächsischen stimmhaften und stimmlosen Plosiven oft zu sprachlichen Missverständnissen führt (vgl. Barden/Großkopf 1998, 108). Wenn die Sachsen parodiert werden, so wird gerade auf dieses Merkmal großen Wert gelegt.
Der standarddeutsche Fortis-Plosiv [p] wird bei stark dialektaler Realisierung zu [b], wobei wieder zu beobachten ist, dass sich die Spannung verringert. Gleiches kann man auch beim hochdeutschen [t], welches zu [d] wird, feststellen. P wird eher dialektal realisiert, wenn es wortmedial ist, wie bei kaputt. In wortinitialer, also anlautender, Stellung kommt dies nicht ganz so häufig vor. Außerdem ist es auch betonungsabhängig, ob p lenisiert wird. So zeigt sich, dass p in betonter Stellung eher standarddeutsch ausgesprochen wird als in unbetonter Stellung.
Das anlautende t wird insgesamt häufiger dialektal realisiert als anlautendes p. Vor allem in kürzeren Wörtern zeigt sich eine starke Lenisierung.
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- Arbeit zitieren
- Katrin Schubert (Autor:in), 2006, Die Besonderheiten des obersächsischen Dialektes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146091
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