Soziale Gruppenarbeit gehört neben der Einzelfallhilfe und der Gemeinwesenarbeit (GWA) zu den klassischen Methoden der Sozialarbeit/Sozialpädagogik. Es handelt sich dabei um einen Arbeitsansatz, der zwischen Selbsthilfe und professionellem Handeln (Professionalisierung) liegt.
Soziale Gruppenarbeit zielt auf eine Gruppe von Menschen, die mit individuellen und sozial bedingten Beschädigungen leben müssen. Festgestellte Defizite oder subjektive Unzulänglichkeiten, die der Alltagsbewältigung hinderlich sind, sollen durch das Angebot einer Gruppenarbeit kompensiert werden. Ziel der sozialen Gruppenarbeit ist es, den einzelnen Menschen in der Gruppe Hilfestellungen zu geben, die sie befähigen, alltägliche Lebenssituationen und Beziehungen in Familie, Kindergarten, Schule und Beruf so zu meistern, dass sie keine außengerichteten Hilfen mehr benötigen, dass also die gesellschaftliche Funktionalität des einzelnen Individuums wiederhergestellt wird.
Inhaltsverzeichnis
1. Begriffserklärung
2. Historische Entwicklung
2.1 Phase 1: Vorprofessionelle Gruppenarbeit
2.2 Phase 2: Etablierung der Arbeit mit Gruppen
2.3 Phase 3: kritische Infragestellung
2.4 Phase 4: Therapeutisierung
3. Theoretische Grundlagen
3.1 Primärgruppe
3.2 Sekundärgruppe
3.3 formelle Gruppen
3.4 informelle Gruppen
3.5 Ingroup (Eigengruppen)
3.6 Outgroup (Fremdgruppe)
4. Zielsetzung
5. Rechtliche Grundlagen
6. Methodische Besonderheiten
6.1. Gruppenphasen
6.2 Gruppenrollen
7. Anwendungsbereiche/Zielgruppen
8. Kritische Positionen
9. Eigene Bewertung
10. Literaturverzeichnis
1. Begriffserklärung
Soziale Gruppenarbeit gehört neben der Einzelfallhilfe und der Gemeinwesenarbeit (GWA) zu den klassischen Methoden der Sozialarbeit/Sozialpädagogik. Es handelt sich dabei um einen Arbeitsansatz, der zwischen Selbsthilfe und professionellem Handeln (Professionalisierung) liegt.[1]
Soziale Gruppenarbeit zielt auf eine Gruppe von Menschen, die mit individuellen und sozial bedingten Beschädigungen leben müssen. Festgestellte Defizite oder subjektive Unzulänglichkeiten, die der Alltagsbewältigung hinderlich sind, sollen durch das Angebot einer Gruppenarbeit kompensiert werden. Ziel der sozialen Gruppenarbeit ist es, den einzelnen Menschen in der Gruppe Hilfestellungen zu geben, die sie befähigen, alltägliche Lebenssituationen und Beziehungen in Familie, Kindergarten, Schule und Beruf so zu meistern, dass sie keine außengerichteten Hilfen mehr benötigen, dass also die gesellschaftliche Funktionalität des einzelnen Individuums wiederhergestellt wird. [2]
Mit Einführung des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (SGB VIII) 1990 gehört die Soziale Gruppenarbeit (§29 SGB VIII) zu den Hilfen zur Erziehung (§27 SGB VIII). Die Teilnahme soll Kindern und Jugendlichen bei der Überwindung von Entwicklungsschwierigkeiten und Verhaltensproblemen helfen.
Soziale Gruppenarbeit ist ein Angebot zum sozialen Lernen in Gruppen, das auf der Freiwilligkeit der Inanspruchnahme beruht und neben Jugendlichen auch zunehmend Kinder einbezieht.[3]
2. Historische Entwicklung
Die Soziale Gruppenarbeit hat, wie die Soziale Arbeit auch, ihren Ursprung in den USA. Obwohl es Gruppen und somit gruppendynamische Prozesse unter den Menschen schon immer gab, entwickelte sich die professionelle Arbeit in und mit Gruppen erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Mit der Industrialisierung kam auch die Armut in die USA. Es entstanden Slums durch die Abwanderung der bäuerlichen Bevölkerung in die Städte und durch Masseneinwanderung in die Vereinigten Staaten. Während die älteren sozialen Dienste damals noch scharf zwischen dem Hilfegebenden und dem Hilfeempfänger unterschieden, begann in der neuen Sozialarbeit eine neue Idee Wirklichkeit zu werden: Selbsthilfe aus der Gruppe heraus. Es wurde anfangs weder eine bestimmte Methode, noch eine Theorie dafür festgelegt. Die Gruppenarbeit stützte sich lediglich auf die Mitgestaltung und Einmischung der Betroffenen.[4]
Obwohl schon Anfang des 20. Jahrhunderts erste methodische Impulse für eine Arbeit mit Gruppen aus den USA nach Europa kamen, konnte die Soziale Arbeit und damit auch die Arbeit in und mit Gruppen erst ab 1949 in der neu gegründeten Bundesrepublik eigenständige wissenschaftliche und methodische Konturen entwickeln. Die Arbeit mit sozialen Gruppen konnte 1945, nach einem Entwicklungsstopp durch das Dritte Reich, wieder aufgenommen und weitergeführt werden. Die Entwicklung der Gruppenarbeit von 1945 bis heute lässt sich laut Schmidt-Grunert (1997) in fünf Phasen aufteilen und beschreiben:[5]
1. Phase (1945 bis 1965): vorprofessionelle Gruppenarbeit
2. Phase (bis Ende der sechziger Jahre): Etablierung der Arbeit mit Gruppen
3. Phase (Anfang der siebziger Jahre): kritische Infragestellung
4. Phase (Mitte der siebziger Jahre bis heute): Therapeutisierung
5. Phase (Mitte der achtziger Jahre bis heute): Verwissenschaft- lichung
Nachfolgend möchte ich die einzelnen Phasen kurz erläutern:
2.1 Phase 1: Vorprofessionelle Gruppenarbeit
1949 wurde das „Haus Schwalbach - Heim für Volksbildung und Jugendpflege“ in der Nähe von Bad Schwalbach im Taunus mit der pädagogischen Leiterin Magda Kelber, eröffnet, die die weitere Entwicklung und die Verbreitung gruppenpädagogischer Konzepte in den Mittelpunkt ihres Wirkens stellte.
Die gruppenpädagogische Konzeption, die Magda Kelber vertrat wurzelte in amerikanischer „social group work“, einem gruppenmethodischen Ansatz aus dem Bereich der Sozialarbeit. Allerdings lag es nicht in der Absicht von Magda Kelber, sozialpsychologische Theorien zu entwickeln oder dataillierte Wirkungsforschung zu betreiben.
Somit kann diese Phase als eine vorprofessionelle Gruppenarbeit charakterisiert werden da es ihr an wissenschaftstheoretischen Fundierung für ein professionellen Einsatz gruppenbezogener Handlungsstrategien in der sozialen Ausbildung und in den unterschiedlichen sozialpädagogischen Tätigkeitsfeldern mangelt.
2.2 Phase 2: Etablierung der Arbeit mit Gruppen
Soziale Gruppenarbeit oder aber auch „social group work“ etablierte sich als eine eigenständige Methode. Die Ausbildungsbereiche der Erzieherinnen wurden ergänzt.
Heinrich Schiller, damaliger Rektor der Evangelischen Höheren Fachschule nahm die Gruppenpädagogik als eigenständiges Ausbildungsfach im Bereich der Methodenlehre auf. Bis heute hat sich die soziale Gruppenarbeit als eigenständige Methode einen Platz gesichert und ist nicht mehr wegzudenken und hat seit Ende der sechziger Jahre ihren festen Platz in sozialen Ausbildungsstätten.
2.3 Phase 3: kritische Infragestellung
Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre wurde die soziale Gruppenarbeit von zwei Seiten her hinterfragt. Es wurden die Inhalte kritisiert sowie die soziale Gruppenarbeit im Kontext gesellschaftlicher Fragen diskutiert.
Siehe Punkt: 7.8 Kritische Positionen
2.4 Phase 4: Therapeutisierung
Auch zu Beginn der siebziger Jahre war die Entwicklung in den USA Vorbild, indem die Tiefenpsychologie Eingang fand. Sogenannte „Sensitivity-Trainings“ wurden von Studenten eingefordert. Diese beschränkten sich auf die Auseinandersetzung mit der einzelnen studentischen Persönlichkeit. Es wurde modern in der Gruppe Schwierigkeiten und Probleme mit sich selbst vorzustellen.
Individualistische Gruppentheorien wie die Gestalttherapie, Verhaltenstherapie und Themenzentrierte Interaktion und weitere gewannen an Stellenwert.
Die Studierenden erhielten ihr sozialpädagogisches Selbstbewusstsein nicht aus dem Studium sondern aus ihrem Bestreben als Sozialpädagoginnen zu „Minipsychologinnen- oder therapeutinnen“ zu avancieren.
2.5 Phase 5: Verwissenschaftlichung
Unter anderem auch als Reaktion auf die therapeutische Ausrichtung und damit Psychologisierung Sozialer Arbeit findet seit Mitte der achtziger Jahre ein Nachdenken über die Konstitution einer Sozialarbeitswissenschaft statt. Seit Beginn der neunziger Jahre wird ein Perspektivwechsel in der Sozialen Arbeit gefordert.
Die Methodenentwicklung wird als Forschungsaufgabe diskutiert, verbunden mit dem Nachdenken über ein methodisches Instrumentarium, das einer Sozialarbeit als Wissenschaft adäquat ist, das die bisherigen Methoden in der Sozialarbeit nicht ablösen soll, sondern wissenschafts- und forschungsbezogen ergänzen muss. Hierunter fällt auch die Weiterentwicklung sozialer Gruppenarbeit.[6]
3. Theoretische Grundlagen
Gruppen können nach verschiedenen Kriterien unterteilt werden, hierbei spielen die Größe der Gruppen, die Stabilität, die Intimität und die wechselseitige Abhängigkeit eine große Rolle. Die wichtigsten Gruppenarten ergeben sich aus der Unterscheidung in:
3.1 Primärgruppe
Die Primärgruppe ist organisch gewachsen. Sie ist eine stabile, überdauernde Kleingruppe und hat eine starke emotionale Bindung. Beispiel: Familie. [7]
3.2 Sekundärgruppe
Die Sekundärgruppe ist bewusst geplant und rational organisiert. In ihr gelten klare Regeln, damit die speziellen Aufgabenstellungen gelöst werden können. Ihre Struktur ist formal. Beispiel: Schul-klassen, Arbeitsgruppen etc.
3.3 formelle Gruppen
Formelle Gruppen sind rational organisiert, bewusst geplant und eingesetzt. Ihre Verhaltensweisen sind normiert und extern vorgegeben. Der Zeitraum des Bestehens der Gruppe erstreckt sich über eine längere Zeit oder ist befristet. Beispiele: Abteilungen, Stäbe, Projektgruppen
3.4 informelle Gruppen
Informelle Gruppen sind meist spontane, ungeplante Beziehungen. Sie entstehen innerhalb oder neben formellen Gruppen. Die Ziele, Normen, Rollen und der Status weichen von der formellen Gruppe ab. Die Gruppenbildung geht auf die einzelnen Bedürfnisse der Mitglieder zurück. Beispiele: Fahrgemeinschaften, Hobbies usw.
[...]
[1] Vgl. http://www.sign-lang.uni-hamburg.de/projekte/slex/seitendvd/konzepte/l53/l5381.htm
[2] Vgl. Schmidt-Grunert Marianne; Soziale Arbeit mit Gruppen; 1997; S. 62
[3] Vgl. Wikipedia (2009)
[4] Vgl. Schmidt-Grunert Marianne; Soziale Arbeit mit Gruppen, S. 23
[5] Vgl. Schmidt-Grunert Marianne; Soziale Arbeit mit Gruppen, S. 26ff
[6] Vgl. Schmidt-Grunert Marianne; Soziale Arbeit mit Gruppen, S. 38
[7] Vgl. Schütz Klaus-Volker, Gruppenforschung und Gruppenarbeit, S. 14ff
- Quote paper
- Sylvia Mertes (Author), 2009, Soziale Gruppenarbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145988
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