Fremdheit charakterisiert unseren Alltag. In allen Bereichen sind wir mit ihr konfrontiert. Ob als fremde Sprache, fremde Person oder, auf der körperlichen Ebene, als Entfremdung vom Körper. Darüber hinaus beschreiben wir unsere Erfahrungswelt auf Grund von, wie auch immer begründeten, Vorstellungen. So zählen wir bestimmte Orte zu unserer Heimat hinzu, wogegen andere außen vor bleiben. Dieses, meist unterbewusste, Kategorisieren bedarf einer Abgrenzung zwischen Heimat und Fremdheit und einer Differenz von beiden. Doch wie kommt die Fremdheit zustande und wie wird sie abgegrenzt? Der Philosoph Bernhard Waldenfels reflektiert die Begriffe Heimat und Fremdheit und diskutiert die Frage der Abgrenzung.
In der folgenden Hausarbeit soll geklärt werden, wie sich die Begriffe in der Geographie verorten, sich gegenseitig definieren und abgrenzen. Zudem soll der Nutzen einer Abgrenzung und die Relevanz für die Geographie diskutiert werden.
1. Einleitung
Fremdheit charakterisiert unseren Alltag. In allen Bereichen sind wir mit ihr konfrontiert. O b als fremde Sprache, fremde Person oder, auf der körperlichen E bene, als Entfremdung vom Körper. Daril ber hinaus beschrei ben wir unsere Erfahrungswelt auf Grund von, wie auch immer begrilndeten, Vorstellungen. So zählen wir bestimmte Orte zu unserer Heimat hinzu, wogegen andere augen vor blei ben. Dieses, meist unter bewusste, Kategorisieren bedarf einer Abgrenzung zwischen Heimat und Fremdheit und einer Differenz von beiden. Doch wie kommt die Fremdheit zustande und wie wird sie abgegrenzt? Der Philosoph Bernhard Waldenfels reflektiert die Begriffe Heimat und Fremdheit und diskutiert die Frage der Abgrenzung.
In der folgenden Hausar beit soll geklärt werden, wie sich die Begriffe in der Geographie verorten, sich gegenseitig definieren und abgrenzen. Zudem soll der Nutzen einer Abgrenzung und die Relevanz filr die Geographie diskutiert werden.
2.Bernhard Waldenfels – Zur Person
Der 1934 in Essen ge borene Bernhard Waldenfels studierte Philosophie, Psychologie, klassische Philologie und Geschichte in Bonn, Innsbruck und Milnchen. Gefördert durch die Studienstiftung des deutschen Volkes promovierte er 1959 in Milnchen und legte zudem 1960/1961 das Staatsexamen in Griechisch, Latein und Geschichte ab. Nach einem Studienaufenthalt in Paris und einer Lehrtätigkeit an einem Privatgymnasium lehrte er von 1968 - 1976 an der Milnchner Universität. Von 1976 bis 1999 hatte er den Lehrstuhl filr Philosophie an der Ruhr-Universität Bochum inne. Seine Forschungsschwerpunkte lagen im Bereich der Phänomenologischen Arbeit an bevorzugten Sachthemen wie Lei blichkeit, Le benswelt, Fremdheit, Interkulturalität und Aufmerksamkeit. Zudem im Bereich der Grenzfragen der Phänomenologie und hier ins besondere der Bioethik, der Normalität und Normalisierung (RUHR-UNIVERSITAT BOCHUM, 2008).
Der heute emeritierte Philosoph ist einer der Mitbegrilnder der modernen Phänomenologie, welche unter Edmund Husserl Anfang des 20. Jahrhunderts postuliert wurde. Er beschrei bt sich sel bst und seine Neigung zur Phänomenologie so: „Filr mich war Phänomenologie immer attraktiv, weil es eine Art war zu philosophieren mit offenen Tilren zur Kunst, zur Politik und zum anderen eine Möglichkeit auch in der Philosophie nicht nur historisch an Texten zu arbeiten oder blog Methoden zu analysieren, sondern il ber Sachfragen zu sprechen." (SCHWEIZER FERNSEHEN, 2007, 1 Min. 55 sec.). Unter seinen Werken finden sich zahlreiche Pu blikationen zu den Fragestellungen einer Phänomenologie des Fremden. Darunter die hier behandelten „WALDENFELS, B. (1985): In den Netzen der Le benswelt. Frankfurt a.M." und „WALDENFELS, B. (1997): Topographie des Fremden. Frankfurt a.M.".
3. Die „beschreibende Wissenschaft“ – Gegenstand und Ziel der Phänomenologie
Grundlage einer Betrachtung von Heimat und Fremdheit bei Bernhard Waldenfels ist die Phanomenologie. Ihr Anfange liegen im Ubergang zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert. Eine Phase in der man philosophisch versuchte den Dingen und ihrem Ursprung auf den Grund zu gehen, in dem man bei der Betrachtung die Gefilhle des Betrachters als ausschlagge bend ansah. Edmund Husserl versuchte in dieser Zeit die Betrachtung ins Zentrum des Interesses zu bringen und an ihr den Gegenstand festzumachen. „Er [Husserl] hat begonnen (...) [zu sagen] was ich mache ist deskriptive Psychologie (...). Er hat sich bezogen auf Wissenschaftler (...) die von der Phanomenologie sprachen auf der ersten Stufe einer Deskription von Tatbestanden (...) Man beschrei bt bevor man Theorien bildet. Theorien erst mal zurilckhalten. (...) Erst mal beschrei ben was uns vor Augen steht. Das ist der Anfangspunkt." (SCHWEIZER FERNSEHEN 2007, 3 Min. 03 sec.). Waldenfels beschrei bt die Phanomenologie als eine Methode des „Staunen" und „sich il berraschen lassen".
Ein Zusammenspiel von verschiedenen Vorgehensweisen in der phanomenologischen Betrachtung bildet ein Methode. Als eine dieser Vorgehensweisen beschrei bt Waldenfels die phänomenologische Reduktion. Er meint hiermit nicht, dass das Phänomen, also die Erscheinung, reduziert werden soll, sondern die Zurtickftihrung, auf die Art und Weise wie es erscheint. Also eine Art Konzentration auf die Art des Betrachtens. Man sieht in jedem Ding die gesamte Geschichte bzw. die uns dazu in den Sinn kommende Geschichte. Man soll versuchen die Betrachtung des Gegenstandes befreit vorzunehmen. Eng damit verbunden ist die Epoche. Hier meint Waldenfels die Urteilsenthaltung bei einer Betrachtung. „Epoche heigt eigentlich Urteilsenthaltung. Die Idee die dahinter steht (...) die Dinge beo bachten bevor man ein Urteil fällt. Man sollte nicht das was man schon weig wiederholen, sondern die Wirklichkeit verfremden." (SCHWEIZER FERNSEHEN 2007, 14 Min. 00 sec.). Somit kann gesagt werden, dass das Anliegen des Phänomenologen ist, den Dingen auf den Grund zu gehen und all das was sie vermeintlich beschrei bt, so zu sagen der historische Ballast, den die Dinge mitftihren, abzulegen.
Man muss sich jedoch bewusst machen, dass die Su bjektivität der Betrachtung nicht a bzulegen ist. Der Betrachter ist immer beteiligt durch sein Betrachten. „Die Sachen sel bst verweisen immer auf eine gewisse Zugangsweise. Zum Beispiel der andere Mensch als Fremder setzt mich voraus als jemand dem er fremd ist. Es gi bt nicht an sich einen anderen, einen fremden Menschen." (SCHWEIZER FERNSEHEN 2007, 16 Min. 40 sec.).
Als letzten Bestandteil der phänomenologischen Betrachtung spielt die Intentionalität eine entscheidende Rolle. Waldenfels sagt hierzu: „Das ist eigentlich der Grundbegriff. Ohne ihn kommt man in die Phänomenologie nicht hinein. [Es gi bt] die Seite der Empirie (...) und die Seite der Seele (...). Ein Beispiel: Pegasus! Pegasus gi bt es ja nicht. Es gi bt keine fliegenden Pferde. (...) also wo ist es? In der Seele! Was nattirlich ein reiner Unsinn ist. Wenn ich Pegasus sage, wissen sie genau was ich meine. Eine mythische Figur (...). Also gi bt es eine Intension, wenn wir Pegasus sagen." (SCHWEIZER FERNSEHEN 2007, 18 Min. 33 sec.). Diese Beispiel verdeutlicht die wohl wichtigste Tatsache bei einer phänomenologischen Betrachtung. Der Betrachter muss sich der Intensionen bewusst sein, welche durch die Betrachtung sel bst hervorgerufen werden und in ihm wirken. So kann uns ein Gegenstand in verschiedenen Kontexten erscheinen. Doch die Erscheinung sel bst ist die eigentliche Thematik.
4. Begriffsklärung
4.1. Heimat
Eine Begriffsklärung ist in diesem Falle, genau wie bei dem Begriff der Fremdheit, nur schwer moglich. Dies liegt zum einen an der Tatsache, dass sich der Begriff il ber die Jahrhunderte sehr stark gewandelt hat. Er entwickelte sich von einer mehr oder weniger neutralen Bezeichnung filr den Boden auf dem man le bte, zu einem emotionalen besetzten Begriff in der Romantik, der viele Gefilhle beinhaltete (WALDENFELS, 1985, 194). Zum anderen bedingen und erschaffen sich Heimat und Fremdheit gegenseitig. Denn nur wenn es eine Heimat gi bt kann es auch eine Fremdheit ge ben. Sie produzieren sich also gegenseitig. „(...) und dies ist kein vorläufiger Mangel, weil die Aus bildung einer Heimwelt zugleich eine Fremdwelt mitproduziert." (WALDENFELS, 1997, 62).
Heimat kann daril ber hinaus auf den verschiedenen E benen in der Geographie betrachtet werden. Auf der räumlichen E bene ver binden wir mit Heimat meist die Region in der wir aufgewachsen sind, das Elternhaus, eine Stadt oder ein Land. Im Grunde ist es immer eine Frage des Magstabs und der Entfernung mit der wir unsere „Welt" betrachten. So erscheint beispielsweise filr einen Astronauten der gesamte Planet aus dem Weltall als Heimat, wogegen jemand der noch nie aus seinem Heimatdorf herausgekommen ist einen vollig anderen Blickwinkel besitzt und sein Dorf als Heimat bezeichnen wilrde.
Auf einer a bstrakteren E bene, wie zum Beispiel der kulturellen E bene, bezeichnet man landläufig eher diverse Ausdrucksformen und kulturell geprägte Handlungen als Heimat bzw. als heimisch. So sind die verschiedenen Dialekte oft konkretes Wiedererkennungsmerkmal filr Menschen. Andere Ausdrucksformen können auch die regionale Architektur oder Verhaltensweisen sein.
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