In meiner Hausarbeit zu dem Thema „Politische Weltbilder Jugendlicher“ möchte
ich einen Einblick in diesen viel diskutierten Bereich geben. Die heutige Jugend wird häufig als „politikverdrossen“ und „spaßorientiert“ beschrieben, als desinteressiert und nicht bereit sich in politischen Feldern zu engagieren. Da die Ausei-nandersetzung mit dem Verhältnis von Jugendlichen und Politik insbesondere in der Jugendforschung schon immer einen wichtigen Stellenwert genossen hat, werde ich im späteren Verlauf noch auf einige Ergebnisse aus der „Shell-Jugendstudie“ sowie des „DJI-Jugendsurveys“ näher eingehen. Bei den Befra-gungsergebnissen ist zu beachten, dass zwischen angegebener Zustimmung und tatsächlicher Aktivität immer eine Differenz festzustellen ist. Um den hier angesprochenen Bereich der Politik hier erst einmal zu definieren, gehe ich auf die sogenannte „Entgrenzung der Politik“ als erweitertes Verständnis von Politik ein und die seitdem veränderten Formen politischer Partizipationsmöglichkeiten, die über die Mitgliedschaft in Parteien hinaus weite Felder abdecken und somit den Eindruck einer allgemein an politischen Bereichen uninteressierten Jugend revidieren können.
Inhalt
1 Einleitung
2 Zeitgemäßes Verständnis des Begriffs „Politik“
2.1 Entgrenzung der Politik
2.2 Formen politischer Aktivität in der institutionalisierten
und informellen Politik
3 Interesse und Engagement der Jugend am politischen System
3.1 Einblick in den Wandel der politischen Teilnahme seit den 60er Jahren
3.2 Allgemeines politisches Interesse und politische Positionierung
3.3 Politikverdrossenheit und Demokratiezufriedenheit
4 Partizipationsformen der heutigen Jugend
4.1 Mögliche Ursachen des veränderten Verhältnisses der Jugend zur Politik und das Vertrauen in Institutionen
4.2 Aktion statt Organisation, was die Jugend mobilisiert
5 Schluss
6 Literaturverzeichnis:
1 Einleitung
In meiner Hausarbeit zu dem Thema „Politische Weltbilder Jugendlicher“ möchte ich einen Einblick in diesen viel diskutierten Bereich geben. Die heutige Jugend wird häufig als „politikverdrossen“ und „spaßorientiert“ beschrieben, als desinteressiert und nicht bereit sich in politischen Feldern zu engagieren. Da die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Jugendlichen und Politik insbesondere in der Jugendforschung schon immer einen wichtigen Stellenwert genossen hat, werde ich im späteren Verlauf noch auf einige Ergebnisse aus der „Shell-Jugendstudie“[1] sowie des „DJI-Jugendsurveys“[2] näher eingehen. Bei den Befragungsergebnissen ist zu beachten, dass zwischen angegebener Zustimmung und tatsächlicher Aktivität immer eine Differenz festzustellen ist. Um den hier ange-sprochenen Bereich der Politik hier erst einmal zu definieren, gehe ich auf die sogenannte „Entgrenzung der Politik“ als erweitertes Verständnis von Politik ein und die seitdem veränderten Formen politischer Partizipationsmöglichkeiten, die über die Mitgliedschaft in Parteien hinaus weite Felder abdecken und somit den Eindruck einer allgemein an politischen Bereichen uninteressierten Jugend revidieren können.
2 Zeitgemäßes Verständnis des Begriffs „Politik“
2.1 Entgrenzung der Politik
Um einen Einblick zu gewähren, um welches Feld es sich handelt, wenn die Autoren der Literaturquellen von Politik sprechen, ist es wichtig zu definieren, welche Bereiche im heutigen Verständnis zur Politik zugehörig sind. Laut den Autoren der 14. Shell-Studie handelt es sich bei Politik nicht nur um einen statischen Gegenstand, für den die Jugend sich interessieren kann, sondern den sie durch ihre Beteiligung auch verändern kann.[3] So ist der Begriff der Politik als sehr weitläufig zu betrachten, er umfasst nicht nur die auf den Staat ausgerichtete „Parteipolitik“ im Sinne der Mitgliedschaft in einer Partei oder auch in einer Gewerkschaft, sondern ebenso zivilgesellschaftliches Engagement, das durchaus von Jugendlichen praktiziert wird. Darauf wird in Kapitel Vier näher eingegangen. Die Globalisierung hat auch dazu beigetragen, dass Politik internationale Belange betrifft. Laut Christian Palentien verstehen Jugendliche Politik ganzheitlich und sehen in ihr eine Chance, ihre Bedürfnisse, Interessen, Neigungen und Emotionen einbringen können.[4] Dazu gehören die sogenannten neuen sozialen Bewegungen wie z.B. Frauen- und Friedensbewegungen oder Umweltschutzgruppen sowie Gruppen der Globalisierungsgegner. Die Grenzen der Politik verschwimmen in dem Sinn, dass die Politik als öffentliche Domäne zu anderen gesellschaftlichen Bereichen übergeht und nicht mehr als exklusiv auf den Staat ausgerichtet gilt.[5] Diese neuen Formen bieten durch ihre gesellschaftliche Vielfalt und Erneuerungsfähigkeit neue Möglichkeiten der Selbstverwirklichung politischer Interessen der Jugendlichen sowie auch der älteren Bevölkerung. Sie dienen auch als Hinweise für die Parteien und andere „offizielle“ Politikbereiche, sich neuen Dingen zu öffnen und sich weiterzuentwickeln, um nicht den Anschluss zu verlieren.[6]
2.2 Formen politischer Aktivität in der institutionalisierten und informellen Politik
Politische Aktivität umfasst, abgesehen von der Teilnahme an Wahlen, viele Tätigkeitsfelder, wie z.B. die Mitgliedschaft in traditionellen Verbänden wie beispielsweise Gewerkschaften, politischen Parteien, Berufsverbänden oder auch Sportverbänden. Die Mitgliedschaft und Zugehörigkeit hat die Funktion der Systemintegration auf gesellschaftlicher Ebene und kann auch für die Identitätsentwicklung und soziale Netzwerke wichtig sein.[7] So können drei Formen der Beteiligung unterschieden werden: zum einen die Beteiligung im institutionellen Bereich, in den großen Organisationen und Verbänden. Diese bündeln Interessen und verstehen sich als Mitgliederorganisationen. Dadurch ist die Mitarbeit darin eher langfristig eingeplant und die instrumentellen Bindungen sind eher stark ausgeprägt. Das größte Feld des institutionellen Raumes besetzen die Vereine (z.B. Sport-, Musikverein) mit 40% Aktivität unter den 12-25-Jährigen. Parteien erreichen mit 2% nur einen sehr geringen Anteil[8]. Die zweite Beteiligungsform an informellen Gruppierungen, Initiativen und alternativen Organisationen wie z.B. Umweltgruppen (Greenpeace), Gruppen der Friedensbewegung, Bürgerinitiativen oder Selbsthilfegruppen, unterscheidet sich davon durch die Thematisierung spezifischer sozialer Probleme, die aktionsorientierte Beteiligung fordert. Diese wurden als „ Neue Soziale Bewegungen “ zusammengefasst. Sie wenden sich gegen erstarrte Organisationen und wollen neue Formen von Gemeinschaft ermöglichen, die sich von klassischen Mustern wie z.B. langer Bindung in Parteien o.ä. unterscheidet. Die Aktivität in informellen Gruppierungen hat ein konstantes Niveau und zeugt von der Sympathie vor allem der Jugendlichen für flexible und unkonventionelle Aktionsformen. Etwa 1/5 der 16-29-Jährigen sind in wenigstens einer dieser Gruppierungen aktiv.[9] Als dritte Möglichkeit stehen die punktuellen, themenbezogenen Aktionen, die nur temporär politischen Zielen dienen, ohne längerfristiges Engagement oder Bindung. Diese werden besonders häufig z.B. bei Unterschriftensammlungen, genehmigten Demonstrationen und Teilnahme an öffentlichen Diskussionen genutzt, um Unmut und Unzufriedenheit zu äußern.[10] So haben sich laut dem DJI-Jugendsurvey aus dem Jahre 1997 bereits 60% der 16-29-Jährigen an Unterschriftenaktionen, ca. 33% an genehmigten Demonstrationen oder öffentlichen Diskussionsveranstaltungen beteiligt. Insgesamt sind ca. 90% der Jugendlichen sehr pragmatisch und konstruktiv. Die Mehrzahl will in die Gesellschaft integriert sein, will etwas erreichen, nur 10% sind gefrustet, erfolglos, unmotiviert, werden aggressiv, gewalttätig, kriminell und fallen somit stark auf.[11] Auf die heutzutage von Jugendlichen bevorzugten Formen der politischen Aktivität und die Gründe für die Entwicklung, weg von festen Strukturen und hin zu flexibleren Strukturen, wird im weiteren Verlauf noch eingegangen.
3 Interesse und Engagement der Jugend am politischen System
3.1 Einblick in den Wandel der politischen Teilnahme seit den 60er Jahren
Seit dem Ende der 60er Jahre mit den studentischen, links geprägten Protesten, die neue Partizipationsformen wie z.B. nicht genehmigte Demonstrationen, Gebäudebesetzungen („partizipatorische Revolution“[12] ) in das Blick- und Aktionsfeld der Jugendlichen rückte, hat sich zwischen Jugendlichen und Politik viel verändert. Die Leitkategorie der „68er“ hieß Emanzipation, verstanden als Befreiung aus Abhängigkeiten und den verstärkten Möglichkeiten zur Mitbestimmung in der Gesellschaft.[13] Die Rheinische Post schrieb aktuell „Die 68er Bewegung entstand aus dem unbehaglichen Gefühl einer Generation, in der BRD nicht genügend gehört zu werden, und manchmal auch aus der Wut darüber, dass Fragen über die NS-Vergangenheit nicht beantwortet oder gar nicht erst gestellt wurden“[14]. Die stark intellektuell geprägten, politisierten Jugendbewegungen trugen neue Politik-, Wert- und Lebensvorstellungen in oftmals heftigen Auseinandersetzungen mit Vertretern traditioneller Auffassungen aus. Eine Identifikationsfigur der damaligen Zeit ist der Studentenführer Rudi Dutschke, der durch seine mitreißenden Reden sogar seine Professoren begeistert. Der Historiker Karl Erdmann beschrieb ihn nach Dutschkes Rede 1967 als „jungen Luther“[15]. Es galt die Befreiung aus dem autoritären Zwang, sogar Mitarbeiter/-innen der politischen Bildungsarbeit hatten dies verinnerlicht und lehrten politisches Engagement nicht nur, sondern sie lebten es auch und beeindruckten damit sogar die „unpolitische“ Jugend.[16] In den 80er Jahren ging die Bedeutung dieser unkonventionellen Partizipationsformen für Jugendliche langsam wieder etwas zurück, es herrschte unter vielen Heranwachsenden eine "No Future"-Stimmung, trotzdem gehörte das politische Interesse noch zum guten Ton.[17] Dies wird als eine Folge von „Achtundsechzig“ als „allgemeine Politisierung der jüngeren Generation“[18] beschrieben. Zum Ende des Jahrzehnts überragt die Euphorie der Wiedervereinigung alle Missstände, um dann in den 90er Jahren ein Wechselbad der Gefühle zu bringen: Dem Optimismus der ersten Jahre folgt Ernüchterung und seit 1991 sank die Zahl der politisch Interessierten kontinuierlich, teilweise um 20% (siehe Tabelle 1). Hurrelmann beschreibt diese Entwicklung von der Jugend in politischen Bewegungen hin zu „unpolitischer“ oder auch „anders“ politischer Jugend als „Abschied vom Leitbild der politischen Jugendbewegung als identitätsstiftendem Moment für eine sich kollektiv ausprägende typische Generationenlage“[19]. Er zeigt sich beeindruckt, dass die Jugendlichen, selbst bei schwierigen Zukunftsperspektiven, den Fragen von Bildungschancen und sozialer Gerechtigkeit, Folgen des demographischen Wandels und anderer schwieriger Umstände, nicht wie die 68er Generation damals mit großflächigen Protesten und Infragestellung der gesellschaftlichen Leitbilder reagieren, sondern trotzdem weiter in gewohnten Bahnen verfährt.[20] Klaus Hurrelmann ist sich aber sicher: „Der große Knall wird kommen“, die Forschung habe beobachtet, dass sich die Bevölkerung alle sieben Jahre gegen herrschende Zustände aufbäume. Allerding macht er kaum Hoffnung auf längerfristiges Engagement der Jugend, da Politik nie ein Massenthema war und sein wird.[21] Das Kapitel 4.1 wird für das gewandelte Verhalten einige Erklärungsansätze für diesen Wandel im politischen Verhalten Jugendlicher aufgreifen und auch die heutigen Prioritäten und Aktivitätsformen der Jugend ansprechen.
3.2 Allgemeines politisches Interesse und politische Positionierung
Der Punkt „Politisches Interesse und politische Positionierung“ wird darauf eingehen, wie groß der Anteil der Jugendlichen Bevölkerung ist, die sich (laut eigenen Aussagen) für Politik interessieren und wie sie sich anhand der Begrifflichkeiten „links“ und „rechts“ als politische Standortbestimmung und Weltanschauung positionieren. Des Weiteren werden Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht, Bildung und Unterschiede zwischen ost- und westdeutschen Jugendlichen in Bezug auf vorhandenes politisches Interesse angesprochen. Wie unter Punkt 3.1 bereits angesprochen, sank der Anteil der politisch Interessierten seit Beginn der 90er Jahre kontinuierlich, erst seit der letzten Shell-Studie aus dem Jahr 2002 ist ein leichter Anstieg um 5% zu verzeichnen (vgl. Tabelle 1). Hierbei wird aber in der Shell-Studie von 2006 darauf hingewiesen, dass es verfrüht ist, dies als Trendwende zu interpretieren, da sich seit dem Tiefpunkt 2002 ein „Normalisierungsprozess“ vollzogen habe, dessen weiterer Verlauf jedoch noch nicht abzusehen sei.[22] Die europäische Integration wird mit dem Frieden in Europa in Verbindung gebracht[23] und genießt auch weiterhin hohes Ansehen und Vertrauen, die Jugendlichen werden von den Autoren der 15. Shell-Studie gar „überzeugte Europäer“ genannt.[24] Die Globalisierung wird von der Jugend mit Skepsis betrachtet. Zwar verbinden sie sie mit positiven Attributen wie die Freiheit, in der ganzen Welt studieren, reisen und arbeiten zu können sowie mit kultureller Vielfalt, jedoch werden auch die Arbeitslosigkeit, Umweltzerstörung und Armut mit der Globalisierung verbunden. Dennoch scheint durch fehlende schulische Aufklärung ein großes Informationsdefizit hinsichtlich dieses Themas vorhanden zu sein.[25]
Tab.1 Politisches Interesse in % (Jugendliche 15-24 Jahre)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Aus: Deutsche Shell: Jugend 2006, 2006, S.105
In den neuen Bundesländern hatte das politische Interesse nach der Wiedervereinigung stark zugenommen, zurückgeführt wurde dies auf eine besondere politische Sensibilisierung und Mobilisierung durch die Wende.[26] Sie brachte weitreichende Veränderungen mit sich, gewohnte Zusammenhänge brachen auf, erworbene Qualitäten verloren ihre Bedeutung, die den Alltag strukturierenden Ange-
bote und Verpflichtungen verschwanden plötzlich. Trotz der entstandenen großen Verunsicherung schien auf einmal alles möglich, was der Bevölkerung der DDR mit seiner „sozialistischen Kultur“ vorher verwehrt blieb: Beschränkungen fielen weg, Konsumwünsche und Fernreisen wurden realisierbar. Dies alles waren Optionen auf neue, persönliche und biografische Ziele und Lebensplanungen.[27] Obwohl das Interesse an der Politik schon in den 80er Jahren vor der Wende teilweise bei vielen ostdeutschen Jugendlichen durch die implizite Doppelmoral und Repressalien gesunken war, war das Politikinteresse nach der Wende bis 1991 deutlich stärker als in den alten Bundesländer. Allerdings sank die Beteiligung ab 1992 dann um 5%.[28] Auch das Alter spielt eine Rolle: Jugendliche im Alter von 12-17 Jahren zeigen sich mit ca. 21% stark interessiert oder interessiert an Politik, die 18-25-Jährigen schon mit ca. 44%.[29] Bei den Bundestagswahlen 2004 waren die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland generell minimal. Ostdeutsche Frauen gingen allerdings im Vergleich zu ostdeutschen Männern etwas häufiger zur Wahl. In den westlichen Bundesländern beteiligten sich Männer etwas stärker an Wahlen. Die Prozentsatzunterschiede betragen jedoch jeweils weniger als ein Prozent.[30] Auch das Geschlecht spielt eine Rolle für die Teilhabe am politischen Geschehen. Es ergeben sich daraus unterschiedliche Chancen zur Teilhabe an gesellschaftlicher Macht, insbesondere im Bereich der etablierten Politik.[31] Zwar zeigten sich seit den 70er Jahren im politischen Bereich manche Angleichungs- oder Aufholprozesse z.B. hinsichtlich der Wahlbereitschaft oder auch der verstärkten Präsenz von Frauen in etablierten politischen Institutionen. Dennoch stellen empirische Studien immer wieder eine Distanz zum konventionellen Politikbereich fest. So äußern sie ein geringeres politisches Interesse als Männer (politisches Interesse der weiblichen Bevölkerung von 12-25 Jahren: 30%, der männlichen Bevölkerung: 40%)[32] und sind in politischen Parteien deutlich unterrepräsentiert[33] ; in Parteien kommen auf eine junge Frau zwei junge Männer.[34] Dies wird der „männlichen Codierung“[35] des öffentlichen Raumes zugeschrieben. Allerdings übernehmen Frauen seit dem Aufkommen der „neuen sozialen Bewegungen" in einigen Bereichen sogar eine Initiativrolle, teilweise haben sie sogar die Männer in diesen Bereichen überholt[36]. Deutlich wird dies z.B. im Bereich des Ehrenamts in der Kinder- und Jugendarbeit, ca. 50-60% sind dort weiblichen Geschlechts[37]. In „alternativen“ Partizipationsformen (z.B. Greenpeace, Attac) und unkonventionellen Partizipationsformen (z.B. Demonstrationen, Streik, Unterschriftensammlungen) können Frauen sozial und politisch aktiv werden, da diese weniger durch traditionelle Rollenmuster geprägt sind. Diese Tätigkeitsbereiche gelten in der klassischen Politikwissenschaft und auch in der Selbstwahrnehmung des weiblichen Geschlechts oft nicht als Politikfelder[38], obwohl sie laut Birgit Meyer[39] „sehr wohl politisch sind im Sinne von gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen“[40]. Männliche Jugendliche bekunden zwar ein größeres politisches Interesse als weibliche, dennoch sind sie unentschlossener in ihren Einstellungen und auch passiver bezüglich der aktiven Mitarbeit.[41] Außerdem spielt das Bildungsniveau eine große Rolle bei der politischen Einstellung und Aktivität. In unserer Gesellschaft fungiert die erworbene Bildung als „Platzanweiser“, die erreichten Bildungsabschlüsse sind Zugangsvoraussetzungen für weitere Ausbildungen und die Grundlage für Berufs- und Einkommenschancen und den damit verbundenen Status. Somit ist das Bildungsniveau auch wichtig für die Teilhabe am politischen Leben. So erklären sich z.B. fast 60% der Studierenden im Jahre 2006 als politisch interessiert, jedoch nur 14% der Haupt- und Realschüler.[42] Allerdings hat 2009 eine Umfrage der Uni Konstanz im Auftrag des Bundesbildungsministeriums unter 8350 Studenten an 25 Hochschulen zu ihrer politischen Einstellung ergeben, dass sich nur noch 37% überhaupt für Politik interessieren. Laut Studienleiter Tino Bargel haben Studenten den Eindruck, als könnten sie weder ihre berufliche Karriere noch politische Entscheidungen wirklich beeinflussen. Was bislang nur für Jugendliche ohne berufliche Qualifikation gegolten habe, treffe nun auf mehr und mehr Studierende zu.[43] Ganz im Gegenteil zu der links geprägten 68er Studentenbewegung zeigen sich immer weniger Studenten als politisch links oder rechts orientiert. Gleichzeitig wächst die Zahl der Studenten, die sich der politischen Mitte oder gar keinem Lager zuordnen wollen. Die Linken propagieren eher egalitäre Vorstellungen und die Verurteilung sozialer Ungleichheit, die Rechten vertreten explizite Ungleichheitsvorstellungen, die oftmals ausländerfeindliche Haltungen und rechtsextreme Gewalt mit sich bringen.[44] Als Gründe für die nicht erfolgte Selbsteinstufung wurden von den befragten Jugendlichen angegeben, dass man seine politische Meinung nicht offenlegen wollte oder konnte. Jedoch konnte nur ein geringer Anteil die Begriffe „rechts-links“ nicht definieren. Ohne Positionierung bei der „links-rechts“-Einordnung sind leicht überproportional Schüler/-innen aus der Haupt- und Realschule und Personen mit geringerem Politikinteresse. Im Durchschnitt ordnen sich die Jugendlichen ein wenig links von der Mitte ein, insgesamt 38% eher links von der Mitte, Mittig 29% und nur 19% rechts oder eher rechts. Ein möglicher Grund für die für das niedrige Einordnungsverhalten in „rechts“ und „links“ ist möglicherweise darin zu sehen, dass sich eindeutige politische Haltungen erst allmählich im Laufe des Erwachsenwerdens herausbilden.[45] Positiv ist, dass die Zahl der Jugendlichen, die sich nicht einordnen kann oder will, gesunken ist und somit eher wieder zu einer bestimmten Richtung Stellung bezogen wird.[46] Extremere Positionen am rechten oder linken Skalenrand nehmen aber nur die Minderheit der befragten Jugendlichen ein.
[...]
[1] Uni Bielefeld im Auftrag des Energiekonzerns Shell, repräsentative Stichprobe über Jugendliche von 12-25 Jahren, Daten über politische Einstellungen & Engagement, im Turnus von 4 Jahren
[2] Deutsches Jugendinstitut, repräsentative Studie (Wiederholungsbefragungen) über deutsche Jugendliche und junge Erwachsene von 16-29 Jahren, Daten über gesellschaftliche & politische Grundorientierungen, im Turnus von etwa 5 Jahren
[3] Vgl. Shell Deutschland Holding: Jugend 2002, 2002, S. 49
[4] Vgl. Palentien/ Hurrelmann, 1998, S.292
[5] Vgl. Shell Deutschland Holding, 2002, S.49 f.
[6] Vgl. Shell Deutschland Holding, 2002, S. 51
[7] Vgl. Eith./ Rosenzweig, 2005, S. 36 f.
[8] Vgl. Shell Deutschland Holding, 2006, S. 127
[9] http://www.dji.de/cgi-bin/projekte/output.php?projekt=483&Jump1=LINKS&Jump2=20#js, 2003, o.O., Zugriff am: 03.04.09
[10] Vgl. Eith./ Rosenzweig, 2005, S. 38-41
[11] http://www.welt.de/wams_print/article1027744/Deutschlands_Jugend_will_wieder_
etwas_erreichen.html
[12] Vgl. Kaase, 1982, S.173-189
[13] Vgl. Hafenegger, 1997, S.326
[14] Vgl. Vollmer, 2009, Heft 55, S.A8
[15] Vgl. Vollmer, 2009, Heft 55, S. A8
[16] Vgl. Hafenegger, 1997, S.326-332
[17] Vgl. Shell Deutschland Holding, 2006, S. 105
[18] Vgl. Vollmer, 2009, Heft 55, S. A8
[19] Vgl. Shell Deutschland Holding, 2006, S. 104
[20] Vgl. Shell Deutschland Holding, 2006, S. 450f.
[21] Vgl. Rietzschel, 2009, Ausgabe 3-4, S. 1
[22] Vgl. Shell Deutschland Holding, 2006, S. 105
[23] Vgl. Shell Deutschland Holding, 2006, S. 449
[24] Vgl. Shell Deutschland Holding, 2006, S. 450
[25] Vgl. Shell Deutschland Holding, 2006, S. 450
[26] Vgl. Gille./Krüger, 2000, S.211f.
[27] Vgl. Hafenegger, 1997, S. 84
[28] Vgl. Gille./Krüger, 2000, S.211
[29] Vgl. Shell Deutschland Holding, 2006, S. 107
[30] Vgl. http://www.bmfsfj.de/bmfsfj/generator/Publikationen/genderreport/6-Politische-partizipation-und-buergerschaftliches-engagement/6-4-Frauen-und-maenner-in-der-institutionalisierten-interessenvertretung/6-4-1-wahlbeteiligung.html, 2004
[31] Vgl. Gille./Krüger, 2000, S.19
[32] Vgl. Hurrelmann./ Albert, 2006, S.107
[33] Vgl. Gille./Krüger, 2000, S.18
[34] Vgl. http://www.bpb.de/publikationen/AH4ZRD.html ,2003
[35] Vgl. Gille./Krüger, 2000, S.19
[36] Vgl. Gille./Krüger, 2000, S.18
[37] Vgl. Hafenegger, 1997, S.112
[38] Vgl. Hafenegger, 1997, S.114
[39] Schwerpunkte: Familien- und Frauenpolitik; Gleichstellungsbeauftragte
[40] Vgl. Meyer, 1993, S.154
[41] Vgl. Gille./Krüger, 2000, S.291
[42] Vgl. Shell Deutschland Holding, 2006, S. 107
[43] Vgl. http://www.focus.de/wissen/wissenschaft/forschung-studie-studenten-sind-labil-und-teilnahmslos_aid_376030.html, 2009
[44] Vgl. Gille./Krüger, 2000, S.111
[45] Vgl. Gille./Krüger, 2000, S.115
[46] Vgl. Shell Deutschland Holding, 2006, S. 108 f.
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