Thema und somit Schwerpunkt dieser Arbeit soll es sein, diese Zentralposition des Prologs und Schlussteils des Romans offenzulegen im Anschluss einer ersten Kontextualisierung Sorokins konzeptualistischen Schaffens. In den darauffolgenden Kapiteln soll der Einzelanalyse besonderer Charakteristika des Prologs und Schlussteils Raum gegeben werden, um dann sowohl auf das starke Kontrastverhältnis zwischen jenen, wie auch auf dessen Verweischarakter auf die Gattung des Romans und dessen Tod eingehen zu können, was in einer Anknüpfung an den literarhistorischen Kontext des Moskauer Konzeptualismus mündet.
Befindet man sich in der Rezeption der Literatur eines Vladimir Georgijewitsch Sorokins, changiert man als Leser unvermeidlich zwischen Irritation und Desorientierung, wenn nicht sogar Resignation. Desgleichen gilt für seinen vierten Roman „Roman“, denn dem ersten Gefühl, in dem vertrauten literarischen Terrain der russischen Klassiker des 19 Jahrhunderts gut aufgehoben zu sein, folgt ein desillusionierendes Moment, das das zuvor Gelesene in den Abgrund scheinbar absoluter Kohärenzlosigkeit trägt.
Sorokin spielt in seinem Roman „Roman“ mit Grenzen, die er in der Zeit der allmählichen Loslösung von der staatlichen Literaturdoktrin in der Bearbeitung während der Jahre 1985 bis 1989 literarisch erprobte. Dabei erweist sich die Rezeption des Romans als äußerst schwierig, stellt man ihn nicht in den literarhistorischen Kontext seiner Entstehung; denn Sorokin schreibt in der Tradition des Moskauer Konzeptualismus, der einhergehend mit der verzögerten Veröffentlichung seines Romans gerade für den westlichen Leser von ihm isoliert scheint. Doch in diesem Kontext entwickelt der Roman sein eigentliches Potential; dabei treten dessen Prolog – die Schilderung einer harmonischen Friedhofslandschaft in Anwesenheit eines Wanderers – und der Schlussteil als Konglomerat manischer Gewalt, Tot, Orgie und mechanischer Wiederholung besonders hervor. Sie scheinen eine Schlüsselrolle in dem Versuch einer näheren Analyse des Romans einzunehmen, indem sie sich von dem Romanzwischenteil als einem musealen Akt des literarischen Durchschreitens scheinbar traditioneller Stile von Turgenjew über Dostojewski bis Tolstoi und Puškin abheben, so dass der periphere Rahmen des Romans in den Vordergrund jeglicher Betrachtung gerät.
- Citation du texte
- Susanne von Pappritz (Auteur), 2010, Die Peripherie als Zentrum. Zur Zentralposition des Prologs und Schlussteils in Vladimir Sorokins "Roman", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1453801
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