„Goslar macht er erst recht zur Stadt,
das keißerhaus da gebauet hadt.
Siebenzehn jhar hersch wolgemut,
starb zu Burdtfeldt, zu Spier er ruht.“
In diesem Huldigungspoem des 16.Jahrhunderts stilisiert der Historiograph Hans Geismar
den zweiten salischen Herrscher, Heinrich III. (1017-1056), zum Begründer der Pfalz Goslar.
In der Forschung wurde lange Zeit angenommen, dass Goslar unter Heinrich III. begründet
und als ein Symbol seiner Herrschaft verstanden wurde. Jedoch hat sich die Ansicht
bezüglich der Gründung aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse – vor allem seit Beginn
des 20. Jahrhunderts – grundlegend geändert. Der Werdegang Goslars muss heute in einem
anderen Licht betrachtet werden. Das Spektrum dieser Betrachtung reicht von der
topografischen Lage, der wirtschaftlichen Bedeutung im frühen 10. Jahrhundert, den
architektonischen Besonderheiten bis hin zu den Herrscheraufenthalten und der daraus
abzuleitenden Stellung der Pfalz als wichtigstem Itinerarort des Hochmittelalters.
1913 finanzierte die Provinz Hannover Ausgrabungen, die durch den Ausbruch des Ersten
Weltkrieges alsbald beendet werden mussten. Erst in den frühen Zwanziger Jahren konnte
die wissenschaftliche Arbeit fortgesetzt werden. Zu dieser Zeit begann Uvo Hoelscher mit
einer vorwiegend bautechnischen Analyse der Goslarer Pfalz. Auf Basis der spärlichen
Zeugnisse bemerkte er jedoch, dass bereits Heinrich I. im Jahr 922 – also mehr als ein
Jahrhundert vor dem Salier Heinrich III. – als Bauherr des „vicus Goslarie“ erwähnt wird.
Daraufhin brach die Debatte um Heinrich III. als Gründungsvater erneut aus. Torsten
Memmert argumentiert in diesem Zusammenhang ganz pragmatisch, wenn er die
Lebensdaten Heinrichs mit den bevorzugten Itinerarorten dessen Vaters, König Konrad II.
(1024-1039), abgleicht. Er vermutet den ersten Besuch Heinrichs III. im Januar des Jahres
1025. Zu dieser Zeit galt der achtjährige Junge zwar schon als designierter Nachfolger
Konrads, aber er besaß schwerlich den politischen Einfluss, der zur Gründung einer Pfalz
nötig war. Wenn also nicht Heinrich III. als Gründer der Pfalz in Frage kommt, wer dann?
Die Diskussion um die Vorgeschichte der Goslarer Pfalz, die aus dieser Frage resultiert, stellt
sich in mehreren Aspekten als ein schwieriges Unterfangen dar.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Aller Anfang ist schwer – Die Debatte um die Gründung Goslars
- 1.1. Einleitung
- 2.,,Wer Goslar hatte, der hatte [...] das regnum.“13 – Die Bedeutung Goslars in der Reichspolitik des 10. Jahrhunderts
- 2.1. Silber, Kupfer, Blei – Der Bergbau am Rammelsberg als ökonomische Grundlage der salischen Lieblingspfalz
- 2.2. Politisches Kalkül in der reichsten Stadt Sachsens – Der Übergang zu den Saliern
- 3. Die Blütezeit Goslars unter den Saliern
- 3.1 Je öfter, desto besser - Die Herrschaftsaufenthalte Konrads II. in Goslar
- 3.2. Heinrich III. – Ein Garant in Goslar?
- 4. Herz, Vergangenheit und Macht – Überbleibsel des zweiten Saliers
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Bedeutung der Pfalz Goslar in der Reichspolitik des 10. Jahrhunderts. Sie untersucht die Entstehung und Entwicklung der Pfalz im Kontext der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung der Region und beleuchtet die Rolle der verschiedenen Herrscher, insbesondere Heinrich III., in der Geschichte des Ortes.
- Die Debatte um die Gründung der Pfalz Goslar
- Die wirtschaftliche Bedeutung des Bergbaus am Rammelsberg
- Die Rolle der Pfalz Goslar in der Reichspolitik
- Die Beziehungen zwischen Königtum und sächsischem Adel
- Die Bedeutung der Pfalz als Herrschaftszeichen
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 beleuchtet die Debatte um die Gründung der Pfalz Goslar und stellt die verschiedenen Theorien und Argumente der Mediävisten dar. Dabei werden die historischen Quellen und die archäologischen Befunde kritisch analysiert.
Kapitel 2 untersucht die wirtschaftliche Bedeutung des Bergbaus am Rammelsberg für die Entwicklung Goslars und die Rolle des Bergbaus in der Reichspolitik. Dabei werden die verschiedenen Herrscher und ihre Beziehungen zum Bergbau beleuchtet.
Kapitel 3 befasst sich mit der Blütezeit Goslars unter den Saliern und untersucht die Herrschaftsaufenthalte Konrads II. und Heinrich III. in der Pfalz. Dabei werden die politischen und kulturellen Auswirkungen der Herrscher auf Goslar und die Region beleuchtet.
Schlüsselwörter
Pfalz Goslar, Heinrich III., Salier, Bergbau, Rammelsberg, Reichspolitik, Herrschaftszeichen, Reisekönigtum, Ottonen, Sachsen, Itinerarort, Hochmittelalter.
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- Daniel Meyer (Author), 2008, Zwischen Bergstadt und Kaderschmiede, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144752