Bei der Betrachtung der Punischen Kriege steht die Geschichtswissenschaft vor dem Problem, dass einzig griechische (Pictor/Polybios) und römische (z.B. Livius) Quellen Auskunft über die damaligen Umstände und Geschehnisse geben können, weil durch die Zerstörung Karthagos im Jahre 146 v. Chr. keine karthagischen Zeugnisse überliefert sind. Deshalb muss die Objektivität der überlieferten Darstellungen stets hinterfragt werden, weil die Geschichtsschreiber unter Beobachtung der römischen Senatoren und unter dem Eindruck eines fast verlorenen Krieges wirkten. In den antiken Quellen lassen sich daher Tendenzen zur Verklärung des römischen Handelns unter dem Banner des gerechten Krieges auffinden, sowie die Zuschreibung an Karthago, als aggressive Macht die alleinige Schuld am Krieg inne zu haben.
Diese Hausarbeit soll den Wahrheitsgehalt der Überlieferungen bezüglich der Geschehnisse im Vorfeld des zweiten Punischen Krieges kritisch hinterfragen. Aus diesem Zusammenhang lautet meine Arbeitshypothese: Die römische Geschichtsschreibung versucht ihre Hände in Unschuld zu waschen und verdreht bewusst historische Tatsachen, um die alleinige Kriegsschuld auf die Karthager abzuwälzen.
Von zentraler Bedeutung wird die Untersuchung über den Gesprächsinhalt zweier vor Kriegsausbruch stattgefundener Unterredungen zwischen Hannibal bzw. dem karthagischem Rat und den Römern sein. Für das vollständige Verständnis der beidseitigen Argumentationen ist allerdings die Kenntnis der Vorgeschichte des zweiten Punischen Krieges unentbehrlich. Des-halb sollen im ersten Themenschwerpunkt zunächst thematische Grundlagen, von der Quellenlage über den historischen Abriss, bis hin zu den Bestimmungen der im Vorfeld getroffenen Verträge im Mittelpunkt der Betrachtung stehen. Meine Vorgehensweise in der Ursachenforschung kann dann als vergleichende Betrachtung von antiker Quellenschilderung und moderner Geschichtsforschung beschrieben werden. Hierfür stelle ich die Ausführungen von Polybios in den Vordergrund, um sie darauf mit den Meinungen anderer Historiker bezüglich des Wahrheitsgehalts vergleichen zu können. Im dritten Schwerpunkt sollen zur Vollständigkeit die Anlässe des Krieges zur Sprache kommen und im abschließenden Fazit die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst und auf meine Arbeitshypothese zurückgekommen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vorgeschichte und thematische Grundlagen
- Zur annalistischen Tradition
- Historischer Abriss
- Vertragsgrundlagen
- Lutatius-Vertrag
- Ebro-Vertrag
- Ursachenforschung
- Vertragsbrüche
- Im Zusammenhang mit dem Lutatius-Vertrag
- Im Zusammenhang mit dem Ebro-Vertrag
- Römerhass der Barkiden
- Hegemoniebestreben und Expansionismus
- karthagische Motive
- Römische Motive
- Verhältnis zwischen Rom und Sagunt
- Vertragsbrüche
- Anlässe des zweiten Punischen Krieges
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht kritisch die Ursachen und Anlässe des Zweiten Punischen Krieges, insbesondere die Darstellung dieser Ereignisse in römischen und griechischen Quellen. Die Arbeit hinterfragt die Objektivität der antiken Geschichtsschreibung und prüft die Hypothese, dass die römische Geschichtsschreibung die alleinige Kriegsschuld auf Karthago abwälzt.
- Analyse der annalistischen Tradition und der damit verbundenen Herausforderungen für die historische Forschung.
- Vergleichende Betrachtung römischer und (indirekt) karthagischer Perspektiven auf die Ereignisse vor dem Krieg.
- Untersuchung der Vertragsbrüche als mögliche Ursache des Krieges.
- Analyse der hegemonialen Bestrebungen Roms und Karthagos.
- Bewertung der Rolle des Verhältnisses zwischen Rom und Sagunt.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Ursachen- und Anlässeforschung von Kriegen ein und betont die Herausforderungen bei der Objektivierung aufgrund der einseitigen Quellenlage (fehlende karthagische Quellen). Sie formuliert die Arbeitshypothese, dass die römische Geschichtsschreibung die Schuld am Zweiten Punischen Krieg bewusst auf Karthago abwälzt und kündigt den methodischen Ansatz der Arbeit an: vergleichende Betrachtung antiker und moderner Geschichtsforschung mit Fokus auf Polybios.
Vorgeschichte und thematische Grundlagen: Dieses Kapitel behandelt die annalistische Tradition der römischen Geschichtsschreibung, insbesondere die Werke von Fabius Pictor und Polybios. Es analysiert die Herausforderungen, die sich aus der einseitigen Quellenlage ergeben, und betont die Notwendigkeit, die Objektivität der römischen Darstellungen kritisch zu hinterfragen. Das Kapitel legt den Schwerpunkt auf Polybios als Hauptquelle und beleuchtet dessen Bemühungen um eine unparteiische Darstellung. Die Bedeutung der im Vorfeld geschlossenen Verträge (Lutatius- und Ebro-Vertrag) wird hervorgehoben, um das historische Kontextverständnis zu gewährleisten.
Ursachenforschung: Dieses Kapitel befasst sich eingehend mit den Ursachen des Zweiten Punischen Krieges. Es analysiert Vertragsbrüche sowohl im Zusammenhang mit dem Lutatius- als auch dem Ebro-Vertrag als potentielle Auslöser. Der Römerhass der Barkiden, die hegemonialen Bestrebungen beider Seiten (römische und karthagische Motive) und das Spannungsverhältnis zwischen Rom und Sagunt werden detailliert untersucht und im Kontext der damaligen politischen und wirtschaftlichen Situation interpretiert. Die Kapitel synthetisiert die verschiedenen Faktoren, welche möglicherweise zum Ausbruch des Krieges geführt haben und beleuchtet die unterschiedlichen Interpretationen aus heutiger und antiker Perspektive.
Schlüsselwörter
Zweiter Punischer Krieg, Ursachenforschung, Anlässe, römische Geschichtsschreibung, karthagische Quellen, Polybios, Fabius Pictor, Annalistik, Vertragsbrüche, Hegemonie, Expansionismus, Rom, Karthago, Sagunt.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Hausarbeit: Ursachen und Anlässe des Zweiten Punischen Krieges
Was ist der Inhalt dieser Hausarbeit?
Die Hausarbeit untersucht kritisch die Ursachen und Anlässe des Zweiten Punischen Krieges. Sie analysiert die Darstellung dieser Ereignisse in römischen und griechischen Quellen, hinterfragt die Objektivität der antiken Geschichtsschreibung und prüft die Hypothese, dass die römische Geschichtsschreibung die alleinige Kriegsschuld auf Karthago abwälzt. Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, eine Auseinandersetzung mit der Vorgeschichte und den thematischen Grundlagen, eine Ursachenforschung, eine Zusammenfassung der Kapitel und eine Liste der Schlüsselwörter.
Welche Themen werden in der Hausarbeit behandelt?
Die Hausarbeit behandelt folgende Themen: die annalistische Tradition der römischen Geschichtsschreibung, die Verträge von Lutatius und Ebro, Vertragsbrüche als Kriegsursache, den Römerhass der Barkiden, die hegemonialen Bestrebungen Roms und Karthagos, das Verhältnis zwischen Rom und Sagunt, sowie einen Vergleich römischer und (indirekt) karthagischer Perspektiven.
Welche Quellen werden in der Hausarbeit verwendet?
Die Hauptquelle ist Polybios, dessen Bemühungen um eine unparteiische Darstellung hervorgehoben werden. Die Arbeit bezieht sich außerdem auf die Werke von Fabius Pictor und berücksichtigt die Herausforderungen, die sich aus der einseitigen Quellenlage (fehlende karthagische Quellen) ergeben.
Welche Methode wird in der Hausarbeit angewendet?
Die Hausarbeit verwendet eine vergleichende Betrachtung antiker und moderner Geschichtsforschung mit Fokus auf Polybios. Sie hinterfragt kritisch die Objektivität der römischen Darstellungen und analysiert verschiedene Faktoren, die möglicherweise zum Ausbruch des Krieges geführt haben.
Welche Schlussfolgerung zieht die Hausarbeit?
Die Hausarbeit prüft die Hypothese, dass die römische Geschichtsschreibung die Schuld am Zweiten Punischen Krieg bewusst auf Karthago abwälzt. Die detaillierte Analyse der verschiedenen Faktoren und Perspektiven ermöglicht eine differenzierte Betrachtung der Ursachen und Anlässe des Krieges.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Hausarbeit?
Die Schlüsselwörter sind: Zweiter Punischer Krieg, Ursachenforschung, Anlässe, römische Geschichtsschreibung, karthagische Quellen, Polybios, Fabius Pictor, Annalistik, Vertragsbrüche, Hegemonie, Expansionismus, Rom, Karthago, Sagunt.
Wie ist die Hausarbeit aufgebaut?
Die Hausarbeit ist gegliedert in eine Einleitung, ein Kapitel zur Vorgeschichte und thematischen Grundlagen (einschließlich der Analyse der Verträge von Lutatius und Ebro), ein Kapitel zur Ursachenforschung (mit den Schwerpunkten Vertragsbrüche, Römerhass der Barkiden und hegemoniale Bestrebungen), und ein Fazit. Zusätzlich beinhaltet sie ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte sowie eine Zusammenfassung der Kapitel.
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- Erik Neumann (Autor), 2008, Ursachen und Anlässe des Zweiten Punischen Krieges, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144704