Beim vorliegenden Text handelt es sich um eine Textanalyse der „Vorrede zur ersten Auflage“ zu Leopold von Rankes „Geschichte Wallensteins“, welche um 1895 in Leipzig erschienen war. Es ist also das Vorwort zu einer längeren Abhandlung über die Persönlichkeit Wallensteins und soll vor dem persönlichen historistischen Hintergrund Rankes in das Thema einführen.
Ranke gilt als einer der prominentesten Vertreter des Historismus im allgemeinen und desselben in Deutschland im speziellen. Er wurde am 21.12.1795 in Thüringen geboren und gilt als wegweisender Vordenker der Geschichtswissenschaft und hier vor allem des Historismus. Beim Historismus handelt es sich um eine vor allem im 19. und 20. Jahrhundert in Deutschland sehr populäre und einflußreiche geschichtswissenschaftliche Strömung, welche auch philosophische Denkweisen integrierte.
Textanalyse
Beim vorliegenden Text handelt es sich um eine „Vorrede zur ersten Auflage“ zu Leopold von Rankes „Geschichte Wallensteins“, welche um 1895 in Leipzig erschienen war. Es ist also das Vorwort zu einer längeren Abhandlung über die Persönlichkeit Wallensteins und soll vor dem persönlichen historistischen Hintergrund Rankes in das Thema einführen.
Ranke gilt als einer der prominentesten Vertreter des Historismus im allgemeinen und desselben in Deutschland im speziellen. Er wurde am 21.12.1795 in Thüringen geboren und gilt als wegweisender Vordenker der Geschichtswissenschaft und hier vor allem des Historismus. Beim Historismus handelt es sich um eine vor allem im 19. und 20. Jahrhundert in Deutschland sehr populäre und einflußreiche geschichtswissenschaftliche Strömung, welche auch philosophische Denkweisen integrierte.
Prägend war vor allem die Vorstellung, daß die Geschichtlichkeit des Menschen insofern bedeutend sei und er somit diese auch gestalte, inwieweit er von der Vergangenheit in Form von Tradition und des Bewußtseins hierüber beeinflußt wird und dies für ihn begreifbar ist. Die Betrachtung geschichtlicher Prozesse wird somit auf eine individualistische Ebene projiziert, welche den „Staat“ oder die „Nation“ nicht als rationale Ergebnisse gesellschaftlicher (geschichts- metaphysischer) Prozesse begreift, sondern als eine organisch und geschichtlich hervorgebrachte Wesenhaftigkeit. Auf diese Weise sollte zu einer explizit objektiven und empirisch fundierten Betrachtungsweise geschichtlicher Ereignisse und Phasen beigetragen und die hermeneutische Wissenschaft als solche gestärkt werden.
Nicht zu verwechseln ist der Historimus mit dem Historizismus, welcher andere Schwerpunkte in der Betrachtung geschichtlicher Sachverhalte setzt, allerdings häufig von Kritikern des Historismus als Argument gegen diesen angeführt wurde und wird.
Ranke hatte im Laufe seines Lebens hohe Positionen im öffentlich- akademischen Bereich inne, war über diese sehr einflußreich und besaß damit durchaus auch eine gewisse Deutungshoheit Begrifflichkeiten und Verständnisweisen betreffend. So wurde er 1858 Erster Vorsitzender der Historischen Kommission bei der Bayrischen Akademie der Wissenschaften.
Ranke starb 1886 in Berlin.
Das vorliegende Textdokument erschien also weit nach dem Tod des Historikers. Das bedeutet, daß es zwar sehr wohl von Ranke stammen konnte, es aber nicht nachvollziehbar ist, inwieweit es eventuell verändert bzw. ob das Vorwort vollständig und ausschließlich von Ranke geschrieben wurde. Im Rahmen der damaligen geschichtswissenschaftlichen Debatten ist dieses Buch sowie das Vorwort als historistisches Dokument also durchaus aktuell und plausibel. Es ist dies weniger als Zeitdokument Rankes, obwohl wahrscheinlich eine erheblicher Teil dieser Schriften von ihm persönlich angefertigt wurde. Die für die objektive Bewertung dieses Sachverhaltes notwendigen Informationen stehen für diese Textanalyse allerdings nicht zur Verfügung und können somit nicht in die Betrachtungen mit einbezogen werden.
Das von ihm bearbeitete Thema betrifft General Wallenstein, welcher zwischen 1625 und 1634 zweimal Oberbefehlshaber der kaiserlichen Streitkräfte im 30-Jährigen Krieg war. Er kämpfte auf Seiten des Kaisers und der Katholischen Liga gegen die protestantischen Mächte Deutschlands sowie gegen Dänemark und Schweden, fiel jedoch später in Ungnade und wurde von kaisertreuen Offizieren ermordet.
Wallenstein, eigentlich Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein, starb am 25. Februar 1634 in Eger (Böhmen).
Der 30-Jährige oder Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 war ein Konflikt um Hegemonie zwischen den Mächten Europas und zugleich ein Religionskrieg zwischen Katholiken und Protestanten.
Der Text gliedert sich inhaltlich in drei Hauptteile, wobei sich der erste Teil aus einer Einleitung in das Thema und einem hypothesierenden Teil zusammensetzt. Die Begründung einer Hypothese zu Beginn des Textes ist jedoch nicht einer formulierten Hypothese im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie gleich oder ähnlich, da die von Ranke gemachten Annahmen im Konstrukt seiner Vorstellungen, welche im Historismus begründet liegen und selbst hypothetischen Charakter haben, ihre Ursache haben. Insofern sind sie subjektivistisch und leiten keine wissenschaftliche Untersuchung oder Auseinandersetzung mit Wallenstein in diesem Dokument ein, sondern begründen die vorgenommene Argumentationskette Rankes in dieser Vorrede zur ersten Auflage unter dem Eindruck des Historismus.
Insofern wird der Blick des Lesers bereits vor der eigentlichen Abhandlung in eine bestimmte Richtung beeinflußt. Nach der der entsprechenden Denkweise innewohnenden typischen Vorgehensweise im Rahmen der Vorstellungen historistischer Entwicklungen, wird zunächst eine Verortung des zu behandelnden Prozesses und des entsprechenden Subjektes in der Geschichte vorgenommen. Dies soll die Plausibilität des Vorgehens unterstreichen und die geschichtlichen Ereignisse in eine organisch begründbare Zwangsläufigkeit einordnen.
Aus diesem Grund erfolgt zu Beginn des Textes ein Rückgriff auf Griechenland und vor allem auf Plutarch. Die Ausführungen Plutarchs zu Geschichte und Biographie dienen als theoretischer Unterbau der Ranke eigenen Ausführungen. Auf dieser Grundlage fußt seine im nächsten Abschnitt formulierte Theorie:
„Die Entschlüsse der Menschen gehen von den Möglichkeiten aus, welche die allgemeinen Zustände darbieten; bedeutende Erfolge werden nur unter Mitwirkung der homogenen Weltelemente erzielt; ein Jeder erscheint beinahe nur als eine Geburt seiner Zeit, als der Ausdruck einer auch außer ihm vorhandenen allgemeinen Tendenz; […]“.
Diese Hypothese unterstreicht er mit einer teilweisen, und somit den Ausführungen vorweggenommenen, Beantwortung:
„Indem sie, wie man zu sagen liebt, ihre Zeit repräsentieren, greifen sie doch wieder durch eingeborenen inneren Antrieb bestimmend in dieselbe ein“.
[...]
- Citar trabajo
- Christina Herzog (Autor), 2010, Textanalyse zur "Vorrede zur ersten Auflage" der "Geschichte Wallensteins" von Leopold von Ranke (1895), Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144553
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