Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der Methodik des Korankommentars von Abū Ğaʿfar Muḥammad b. Ğarīr aṭ-Ṭabarī. Dieses besonders umfangreiche Werk wurde erstmals 1903 in 30 Teilen herausgegeben und entwickelte sich zu einem der Standardwerke des klassischen Korankommentars. Damit erfüllte sich der ehrgeizige Anspruch aṭ-Ṭabarīs, einen Kommentar zu verfassen, der alles Wissenswürdige enthalten und somit übrige Bücher zu diesem Gegenstand überflüssig machen sollte.
Als Hauptteil dieser Arbeit zur Untersuchung seiner Methodik wurden zwei Verse herausgegriffen und aṭ-Ṭabarīs Kommentar zu ihnen übersetzt. Die Verse 21 und 22 der zweiten Sure sollen als Grundlage für die folgende Analyse seines Vorgehens dienen. Inhaltlich werden hier zwei religiöse Kernthemen berührt: Zum einen die Schöpfung des Menschen und seiner Umgebung, zum anderen der zentrale Punkt des Eingottglaubens. Gerade bei Versen dieser Art, deren Inhalt im Vergleich zu anderen, zum Beispiel Vers 4:34 („Die Männer stehen über den Frauen…“), auf den ersten Blick weniger brisant erscheint, werden aṭ-Ṭabarīs Qualitäten besonders deutlich, nämlich nicht nur vorrangig den Inhalt zu kommentieren und zu interpretieren, sondern sich besonders lexikografischen Eigenheiten zu widmen, den äußeren Wortsinn zu ergründen und den arabischen Sprachgebrauch als zuverlässige Instanz zur Klärung zweifelhafter Ausdrücke zu nutzen. Ebenfalls besonders wertvoll an aṭ-Ṭabarīs Kommentar ist, dass auch Beiträge anderer Exegeten zu den jeweils zu betrachtenden Passagen herangezogen werden. Viele Quellen, die im Original nicht mehr erhalten sind, wurden dadurch in aṭ-Ṭabarīs Kommentar bewahrt. Ebenso wird durch die Wiedergabe auch sich widersprechender Auslegungen die Komplexität der Koranexegese und die Vielfältigkeit der Sichtweisen verschiedener Exegeten deutlich gemacht, was den Leser auf breitem Wege an die (aus aṭ-Ṭabarīs Sicht) wahrscheinlichste und beste Interpretation heranführt.
Es soll außerdem gezeigt werden, dass Kommentare wie der von aṭ-Ṭabarī als Grundlage für den Vergleich von Versübersetzungen genutzt werden können. Bei der Erklärung unterschiedlicher Versionen direkter Übersetzungen stellen aṭ-Ṭabarīs sorgfältige, detaillierten Ausführungen eine Art Bindeglied dar, das den Ausgangspunkt verschiedener Wortübersetzungen sichtbar macht und somit unverzichtbar ist für das inhaltliche und sprachliche Verständnis des Korans.
- Arbeit zitieren
- M.A. Britta Werner (Autor:in), 2008, Die Methodik aṭ-Ṭabarīs, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144066
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