Die „Two Treatises of Government“ gelten als ein einflussreiches Werk der liberalen
politischen Theorie. Vor allem auf Lockes „Second Treatise“ beriefen sich die
Autoren der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, Liberale und auch die
Theoretiker der französischen Revolution. In der Geschichte des Naturrechts und der
Ökonomie gilt Locke als der Begründer der Arbeitstheorie, denn zum ersten Mal
wurde im Naturrecht ein Besitzanspruch durch Arbeit begründet. Die bisherigen
Ergebnisse der Forschung zu Lockes Eigentumstheorie gestalten sich jedoch sehr
kontrovers. Nach Strauß steuert Locke in seiner Abhandlung den „spirit of capitalism“
verbunden mit einem uneingeschränkten Eigentumsrecht1 an und versucht diesen
theoretisch zu untermauern. Macpherson sieht Locke als Verfechter eines bürgerlichen
Klassenstaates mit dem Ziel des Eigentumsschutzes.2 Im Gegensatz zu Macpherson
interpretiert Tully Locke als einen Verfechter von Volkssouveränität, in dessen
Theorie Eigentum konventional3 und damit Gegenstand eines Gesellschaftsvertrages
bleibt.4
Aufgrund dieser kontroversen Meinungen zu Lockes politischer Philosophie, ist es
mein Ziel, die neuen Ansätze Lockes in der Eigentumstheorie herauszuarbeiten und
diese mit den traditionellen Annahmen der Naturrechtslehre zu kontrastieren. In der
Betrachtung der „Two Treatises of Government“ konzentriere ich mich auf die
Verknüpfung der zentralen Begriffe Arbeit und Eigentum und die von Locke
entwickelte Arbeitstheorie. Die Entwicklung der Appropriationstheorie vollzieht sich
hauptsächlich im V. Kapitel „Of Property“, dem ich daher besondere Aufmerksamkeit
schenke. Berücksichtigung bei der Untersuchung der Eigentumstheorie Lockes finden
auch die Entstehungsumstände und die zeitgeschichtliche Einordnung der
Abhandlungen, da Locke als politischer Philosoph und pragmatisch orientierter
Politiker auch auf die konkreten gesellschaftlichen Probleme in England zu seiner Zeit
Bezug nimmt.
Diese Arbeit möchte die Argumentationsschritte Lockes nachzeichnen und dabei
besonders auf Begriff und Funktion des Eigentums sowie dessen Stellenwert in der
politischen Philosophie Lockes eingehen.[...]
1 Vgl.: Strauss, Leo: Natural Right and History, Chicago 1953, S.246.
2 Vgl.: Macpherson, Crawford B: Die politische Theorie des Besitzindividualismus von Hobbes bis
Locke, Frankfurt/M. 1990, S.249f.
3 ebenso Strauß
4 Vgl.: Tully, James: A Discourse on Property: John Locke and his Adversaries, Cambridge 1979.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Leben und Wirken John Lockes
- 3. Die Entstehungsumstände der „Two Treatises of Government“
- 4. Die Abwehr der Thesen Filmers
- 5. Die Kontroverse zur Begriffsdefinition von Property in der Literatur
- 6. Der Property Begriff in den „Two Treatises of Government“
- 6.1. Die weite Definition von Property
- 6.2. Die Trias von Leib, Seele und äußeren Gütern
- 6.3. Die enge Definition von Property
- 6.4. Die doppeldeutige Besetzung von Property
- 7. Die Herleitung des Rechts auf Eigentum
- 8. Die klassische Theorie von Privateigentum
- 9. Die Verknüpfung von Arbeit und Eigentum
- 10. Die Aneignungsschranken
- 11. Die Einführung des Geldes
- 12. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, die neuen Ansätze Lockes in der Eigentumstheorie herauszuarbeiten und diese mit den traditionellen Annahmen der Naturrechtslehre zu kontrastieren. Die Arbeit konzentriert sich dabei auf die Verknüpfung der zentralen Begriffe Arbeit und Eigentum sowie die von Locke entwickelte Arbeitstheorie. Besonderes Augenmerk liegt auf dem V. Kapitel „Of Property“, das die Entwicklung der Appropriationstheorie beleuchtet.
- Die Entstehungsumstände und die zeitgeschichtliche Einordnung der „Two Treatises of Government“
- Die Argumentationsschritte Lockes und die Rolle des Eigentums in seiner politischen Philosophie
- Die Bedeutung des Eigentums in der Arbeitstheorie Lockes
- Die Frage, ob Locke als Verfechter der kapitalistischen Gesellschaft interpretiert werden kann
- Der Einfluss von Lockes Eigentumstheorie auf den Liberalismus
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung der „Two Treatises of Government“ für die liberale politische Theorie und die kontroversen Interpretationen von Lockes Eigentumstheorie. Es wird die Zielsetzung der Arbeit und der Fokus auf die Verknüpfung von Arbeit und Eigentum sowie die von Locke entwickelte Arbeitstheorie erläutert.
Kapitel 2 stellt John Locke und seine Herkunft aus einer fortschrittlichen englischen Bourgeoisie vor. Es wird der Einfluss des Landadligen Lord Shaftesbury auf den politischen und wissenschaftlichen Werdegang Lockes hervorgehoben, der Locke zu einigen einflussreichen Ämtern verhalf.
Kapitel 3 beschreibt die Entstehungsumstände der „Two Treatises of Government“.
Kapitel 4 thematisiert Lockes Abwehr der Thesen Filmers.
Kapitel 5 beleuchtet die Kontroverse zur Begriffsdefinition von Property in der Literatur.
Kapitel 6 analysiert den Property Begriff in den „Two Treatises of Government“, wobei verschiedene Definitionen und ihre Bedeutung im Werk hervorgehoben werden.
Kapitel 7 widmet sich der Herleitung des Rechts auf Eigentum.
Kapitel 8 untersucht die klassische Theorie von Privateigentum.
Kapitel 9 befasst sich mit der Verknüpfung von Arbeit und Eigentum.
Kapitel 10 behandelt die Aneignungsschranken.
Kapitel 11 beschreibt die Einführung des Geldes.
Kapitel 12 bietet eine Zusammenfassung der Arbeit.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die zentralen Begriffe Arbeit und Eigentum sowie auf Lockes „Two Treatises of Government“, die „spirit of capitalism“, die Arbeitstheorie, die Appropriationstheorie, das Naturrecht, die liberale politische Theorie, die politische Philosophie Lockes und die Kapitalismusdebatte. Weitere wichtige Themen sind die Entstehungsumstände, die zeitgeschichtliche Einordnung und die Bedeutung von Eigentum für den Liberalismus.
- Arbeit zitieren
- Anne-Katrin Maser (Autor:in), 2003, Von der Gleichheit zum Kapitalismus?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14394