1 Einleitung
Das Charisma ist eine angenehme Eigenschaft, die, wenn sie einem Herrscher innewohnt, diesen zu grossen Taten befähigen kann. Der Charismatiker verfügt über die Gabe, Menschen zu faszinieren, zu polarisieren, zu manipulieren und besitzt somit eine immense Macht über sein Gefolge. Erwähnenswerterweise handelt es sich dabei nicht um eine institutionalisierte Macht. Der Werdegang eines Charismatikers unterscheidet sich in seinen Zügen wesentlich von einer gewöhnlichen Karriere, in der ein normaler Staatsapparat durchlaufen wird. Diese Tatsache prägt auch die spätere Herrschaftsform. Was die charismatische Herrschaftsform ausmacht und in welchen historischen Ereignissen sie eine wichtige Rolle gespielt hat, möchte ich in diesem Essay darlegen. Einsteigend und als terminologische Einführung möchte ich die fundamentalen Wesenszüge der charismatischen Herrschaft am Text „ Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss der verstehenden Soziologie. §1. Wesen und Wirkung des Charismas“ von Max Weber erklären. Darauf basierend werde ich die charismatischen Merkmale an den einzelnen historischen Persönlichkeiten aufzeigen. Im spezifischen behandle ich vertieft Moses und Johanna von Orleans und werde aus Platzgründen, trotz ihrer Brisanz, nicht auf Romulus, Caesar und Hitler eingehen. Ich stütze mich dabei auf meine persönliche Mitschrift aus der Vorlesung, wie auf die behandelten Texte von Max Weber, Friedrich Schiller, Sigmund Freud, Plutarch, Jakob Burkhardt und Joachim Fest. Als Hintergrundlektüre, die im Essay jedoch nicht explizit behandelt werden, dienen mir die Texte von Heinrich von Kleist, William Schakespear, Ian Kershaw u.a.
Das Charisma
1 Einleitung
Das Charisma ist eine angenehme Eigenschaft, die, wenn sie einem Herrscher innewohnt, diesen zu grossen Taten befähigen kann. Der Charismatiker verfügt über die Gabe, Menschen zu faszinieren, zu polarisieren, zu manipulieren und besitzt somit eine immense Macht über sein Gefolge. Erwähnenswerterweise handelt es sich dabei nicht um eine institutionalisierte Macht. Der Werdegang eines Charismatikers unterscheidet sich in seinen Zügen wesentlich von einer gewöhnlichen Karriere, in der ein normaler Staatsapparat durchlaufen wird. Diese Tatsache prägt auch die spätere Herrschaftsform. Was die charismatische Herrschaftsform ausmacht und in welchen historischen Ereignissen sie eine wichtige Rolle gespielt hat, möchte ich in diesem Essay darlegen. Einsteigend und als terminologische Einführung möchte ich die fundamentalen Wesenszüge der charismatischen Herrschaft am Text „ Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss der verstehenden Soziologie. §1. Wesen und Wirkung des Charismas“ von Max Weber erklären. Darauf basierend werde ich die charismatischen Merkmale an den einzelnen historischen Persönlichkeiten aufzeigen. Im spezifischen behandle ich vertieft Moses und Johanna von Orleans und werde aus Platzgründen, trotz ihrer Brisanz, nicht auf Romulus, Caesar und Hitler eingehen. Ich stütze mich dabei auf meine persönliche Mitschrift aus der Vorlesung, wie auf die behandelten Texte von Max Weber, Friedrich Schiller, Sigmund Freud, Plutarch, Jakob Burkhardt und Joachim Fest. Als Hintergrundlektüre, die im Essay jedoch nicht explizit behandelt werden, dienen mir die Texte von Heinrich von Kleist, William Schakespear, Ian Kershaw u.a.[1]
2 Wodurch zeichnet sich laut Max Weber ein charismatischer Herrscher aus?
In „Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss der verstehenden Soziologie“ definiert Weber den Charismatiker als einen „natürlichen Leiter in psychischer, physischer, religiöser und ethischer Not“, der über „übernatürliche Gaben des Körpers und Geistes“ verfügt. Seine Kompetenzen legitimieren sich nicht durch Ordnung, Satzung, Brauch und Tradition, wie wir es vom bürokratischen Herrschertypen her gewohnt sind. Die charismatische Herrschaft kennt nur die inneren Bestimmtheiten und Grenzen ihrer selbst. Diese Struktur ist kontrastiv zur „Antagonistisch patriarchalen Struktur“, nicht homogen stetig, sondern labil und heterogen. Das will bedeuten, dass das Beruhen auf dem alleinigen Vertrauen in die ausserordentlichen Fähigkeiten des Charismatikers nach ständiger Bestätigung derselben verlangt. Die Pflicht des Charismatikers besteht also darin, sich stets zu bewähren. Zu seinen Hauptaufgaben gehört, dass er das Wohlergehen seiner Gefolgschaft garantieren kann. Verliert der Charismatiker hingegen die notwendige Anerkennung des Volkes, verliert er auch den Anspruch auf Gehorsam und Gefolgschaft. Resultierend daraus verliert er seine Autorität und wird zum einfachen Privatmann. Eine gewisse Weltabgewandtheit und Distanz zu seiner Gefolgschaft schützt ihn vor Verletzungen, Schwächungen und Autoritätsverlust. Er befindet sich also meist ausserhalb der Alltagsbanden, ausserhalb von Familienpflichten und Alltagsberufen. Diese Distanzwahrung verleiht dem charismatischen Führer etwas Unerreichbares, Mysteriöses, gar Überlegenes. Das Volk setzt daher grosse Hoffnungen ins Individuum und seine Fähigkeiten.
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[1] Genau Bibliographie befindet sich im abschliessenden Literaturverzeichnis
- Citation du texte
- Sylvia Meier (Auteur), 2008, Der charismatische Herrschertyp - Wodurch zeichnet sich der charismatischer Herrscher aus?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143781